Mütter- und Schwangerenforum

Marie zwischen Kind, Ehe, Beruf und Haushalt

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21.07.2022 08:39
Zitat von Nuya:

Zitat von Blaumeise:

Ich finde das echt krass, einem Menschen der akut Suizidgefährdet ist den Klinikplatz zu verweisen.
In meinen Augen ist das unterlassene Hilfeleistung. Was wenn die Person ernst macht?
Sowas wird dann (wortspiel) Totgeschwiegen?

Ich kann sowas einfach nicht verstehen. Mir tut das so unfassbar leid alles nur.

Sie verweigern ihr ja nicht einen grundsätzlichen Klinikplatz. Sie verweigern einen bestimmten Klinikplatz. Es gibt geschlossene Akutstationen/Aufnahmestationen, die müssen aufnehmen, und wenn sie ein/mehrere Bett/en auf den Flur stellen. Eine solche Station würde/müsste sie bei akuter Suizidgefährdung aufnehmen. Da hat man dann aber halt eben leider keine Wahl, welche Station/Klinik das ist. Da geht es dann nur um "Verwahrung", darum, dass verhindert wird, dass sich jemand das Leben nimmt/sich oder andere ernsthaft gefährdet dadurch, dass er dort überwacht ist, und i.d.R. alles abgenommen bekommt, was offensichtlich und einfach verwendet werden könnte, um sich das Leben zu nehmen/sich oder anderen Verletzungen zuzufügen, so wie ich es kenne, sogar das Handy, Duschzeug (muss man sich bei Bedarf raus geben lassen), usw.


Achso. Hm, hab es nämlich so verstanden das Marie ja wegen suizdgefährung quasi vor der Tür stand. Dann großes Sorry wenn ich das falsch aufgefasst/verstanden habe.
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 08:40
Zitat von NobodyMitBaby:

Ich lese nur still mit und hätte auch keine sensible nachricht parat. Nur eins: kümmert euch unbedingt um eine betreuung bzw therapie für deine tochter. Es gibt extra einrichtungen für kinder psychisch kranker eltern (KiPE), denn deine tochter ist die nächste, die daran kaputt geht. Sie MUSS professionell aufgefangen werden!


Das ist mir bewusst und das wird auch passieren.
Christen
25087 Beiträge
21.07.2022 08:58
Zitat von Marie2010:

Zitat von DieW:

Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

...
das arme Kind,tut mir weh beim Lesen ich weiß,dass du nichts dafür kannst und keine Schuld trägst, geschweige denn,das gerade ändern kannst. Aber wäre ich dein Mann, wären diese Zuhause-Versuche spätestens beendet,wenn mein Kind darunter leidet. Da hätte ich die Reißleine gezogen und dich eigenhändig in die Klinik gebracht....tut mir leid für die Härte,ich meine es wirklich nicht böse. Aber das ist der Punkt,wo einfach Schluss ist.


Huhu Christen!
Das Fatale ist,dass die Plätze so rar sind.
Ambulant,wie akut ist es schwer da unter zukommen.
Man sollte denken,dass die Notwendigkeit genau so ist,wie bei einem gebrochenen Bein oder einem akuten Blinddarm. ABER nein,da werden Unterschiede gemacht .
Leider!


Eben!
Mein Mann hatte mich ja zur Klinik gefahren und wir haben gebettelt, dass sie mich aufnehmen. Antwort:"Ich sehe, wie akut es ist aber es tut mir leid. Wir haben keinen Platz. Ich setze sie auf die Warteliste. Mit Glück ist in fünf bis sechs Wochen was frei." und dann hat sie mich nichtmal auf die Liste gesetzt, wie wir jetzt ja wissen.
In einer anderen Klinik vor ein paar Wochen ebenso:"Ja, sie müssen dringend stationär aufgenommen werden. Aber wir haben keinen Platz.". Vier Wochen später haben die sich gemeldet. Da war ich gerade in der anderen Klinik.
Die Klinik, die mich sofort aufnehmen muss, ist die schlechteste hier im Umkreis. Da war ich ja nun und wenn ich schon monatelang weg von meiner Familie und den Horror nochmal durchleben muss, dann bitte in einer Klinik, die fähigere Leute beschäftigt.

Und was mein Kind betrifft: Glaubt ihr nicht, dass es mir, als ihrer Mutter, auch weh tut? Ich verzweifel jeden Tag, weil ich nicht mehr die Mutter bin, die ich immer sein wollte.
Und zu akzeptieren, dass das auch nicht wiederkommt, sondern immer anders bleiben wird, macht mich völlig fertig.
Meine Tochter denkt noch, dass das bald alles wieder ok ist und es tut mir weh, zu wissen, dass sie irgendwann erkennen muss, dass das nicht klappt.
du bist noch die Mutter,die du immer sein wolltest und die Liebe ist auch immer noch da. Sie ist nur gerade verschüttet unter einem riesen Berg Scheiße, der sich Depression nennt. Ich vergleiche das jetzt einfach mal mit dem Berg Scheiße,der bei uns Autismus heißt. Es ist wahnsinnig schwer und manchmal immer noch schmerzhaft,weil manche Dinge eben einfach nie möglich sind....ABER, jetzt mal wieder bildlich gesprochen: Mein Sohn gräbt sich jeden Tag auf's Neue ein Loch von unten frei aus dem Berg und wir von oben und wir treffen uns täglich in der Mitte,um das pure Glück miteinander zu erleben es IST möglich, glaube bitte dran
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:14
Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

Zitat von DieW:

Zitat von Christen:

...


Huhu Christen!
Das Fatale ist,dass die Plätze so rar sind.
Ambulant,wie akut ist es schwer da unter zukommen.
Man sollte denken,dass die Notwendigkeit genau so ist,wie bei einem gebrochenen Bein oder einem akuten Blinddarm. ABER nein,da werden Unterschiede gemacht .
Leider!


Eben!
Mein Mann hatte mich ja zur Klinik gefahren und wir haben gebettelt, dass sie mich aufnehmen. Antwort:"Ich sehe, wie akut es ist aber es tut mir leid. Wir haben keinen Platz. Ich setze sie auf die Warteliste. Mit Glück ist in fünf bis sechs Wochen was frei." und dann hat sie mich nichtmal auf die Liste gesetzt, wie wir jetzt ja wissen.
In einer anderen Klinik vor ein paar Wochen ebenso:"Ja, sie müssen dringend stationär aufgenommen werden. Aber wir haben keinen Platz.". Vier Wochen später haben die sich gemeldet. Da war ich gerade in der anderen Klinik.
Die Klinik, die mich sofort aufnehmen muss, ist die schlechteste hier im Umkreis. Da war ich ja nun und wenn ich schon monatelang weg von meiner Familie und den Horror nochmal durchleben muss, dann bitte in einer Klinik, die fähigere Leute beschäftigt.

Und was mein Kind betrifft: Glaubt ihr nicht, dass es mir, als ihrer Mutter, auch weh tut? Ich verzweifel jeden Tag, weil ich nicht mehr die Mutter bin, die ich immer sein wollte.
Und zu akzeptieren, dass das auch nicht wiederkommt, sondern immer anders bleiben wird, macht mich völlig fertig.
Meine Tochter denkt noch, dass das bald alles wieder ok ist und es tut mir weh, zu wissen, dass sie irgendwann erkennen muss, dass das nicht klappt.
du bist noch die Mutter,die du immer sein wolltest und die Liebe ist auch immer noch da. Sie ist nur gerade verschüttet unter einem riesen Berg Scheiße, der sich Depression nennt. Ich vergleiche das jetzt einfach mal mit dem Berg Scheiße,der bei uns Autismus heißt. Es ist wahnsinnig schwer und manchmal immer noch schmerzhaft,weil manche Dinge eben einfach nie möglich sind....ABER, jetzt mal wieder bildlich gesprochen: Mein Sohn gräbt sich jeden Tag auf's Neue ein Loch von unten frei aus dem Berg und wir von oben und wir treffen uns täglich in der Mitte,um das pure Glück miteinander zu erleben es IST möglich, glaube bitte dran


Ich bewunder euch als Familie, wie ihr das meistert!

Weisst du, bei mir ist das ein ständiger Wechsel.
Entweder ich bin depressiv, weil ich nichts mehr fühle oder ich fühle zwischendurch mal wieder was, dann kommt sofort die Angst, dass das wieder vorbei geht.
Ich war 2004 schonmal depressiv. Damals aber ohne Angstattacken. Da war ich in der Klinik und nach acht Wochen wieder arbeitsfähig. Alles recht easy.
Aber jetzt ist es völlig anders. Und ich mache mir jeden Tag bittere Vorwürfe...

Gerade sitze ich unruhig auf dem Sofa und kann nicht glauben, dass es soweit gekommen ist.
Wir haben alles getan, um unserer Tochter ein gutes Leben ermöglichen zu können und jetzt das: Eine psychisch kranke Mutter! Es macht mich so fassungslos!
Ich wollte noch so viel mit ihr erleben und jetzt macht mir alles Angst. Andere Leute kümmern sich, lenken sie ab und sorgen dafür, dass sie mal abgelenkt wird.
ICH sollte die sein, die immer für sie da ist.
Nuya
10572 Beiträge
21.07.2022 09:17
Zitat von Marie2010:

Zitat von Nuya:

Zitat von Blaumeise:

Ich finde das echt krass, einem Menschen der akut Suizidgefährdet ist den Klinikplatz zu verweisen.
In meinen Augen ist das unterlassene Hilfeleistung. Was wenn die Person ernst macht?
Sowas wird dann (wortspiel) Totgeschwiegen?

Ich kann sowas einfach nicht verstehen. Mir tut das so unfassbar leid alles nur.

Sie verweigern ihr ja nicht einen grundsätzlichen Klinikplatz. Sie verweigern einen bestimmten Klinikplatz. Es gibt geschlossene Akutstationen/Aufnahmestationen, die müssen aufnehmen, und wenn sie ein/mehrere Bett/en auf den Flur stellen. Eine solche Station würde/müsste sie bei akuter Suizidgefährdung aufnehmen. Da hat man dann aber halt eben keine Wahl, welche Station/Klinik das ist. Da geht es dann nur um "Verwahrung", darum, dass verhindert wird, dass sich jemand das Leben nimmt/sich oder andere ernsthaft gefährdet dadurch, dass er dort überwacht ist, und i.d.R. alles abgenommen bekommt, was offensichtlich und einfach verwendet werden könnte, um sich das Leben zu nehmen/sich und anderen Verletzungen zuzufügen, so wie ich es kenne, sogar das Handy, Duschzeug (muss man sich bei Bedarf raus geben lassen), usw.


Die erste Klinik, wo wir vor Wochen waren, hat die Aufnahme in die Geschlossene abgelehnt. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, was ich tue wenn sie mich wegschicken und die Ärztin hat gesagt, dass sie mich nicht in die Geschlossene aufnimmt, weil das der Horror für mich wäre. Mir wurden Beruhigungspillen aufgeschrieben, für die ich mir ein Rezept beim Hausarzt holen musste.
Wie gesagt, "unsere" Klinik müsste mich aufnehmen aber da war ich ja acht Wochen ohne Erfolg. Es macht doch keinen Sinn, da jetzt nochmal hinzugehen.

Ja, so funktioniert das Prinzip. Es gibt eine Klinik, die ist für dich zuständig. Die muss dich aufnehmen. Eine andere (auch eine andere geschlossene), muss dich nicht aufnehmen.
Das ist wie mit den Einzugsgebieten bei Schulen. Es gibt eine Schule, die MUSS das Kind aufnehmen. Wenn alle anderen Schulen überrannt und voll sind, dann bleibt dem Kind unmittelbar nur diese eine Einzugsschule.

Das sind nur Fakten, das ist nicht meine Meinung, dass das so spitzenmäßig läuft. Weiß Gott, ich bin selbst durchs System gedreht worden...

Zum Fettmarkierten: Da ist eben die Frage, wie man Erfolg definiert. Du lebst noch. Und das ist im Wesentlichen die Funktion solcher Auffangstationen: Verwahrung und ggf. Medikamente. Dass da keine großartige Therapiearbeit geleistet wird/werden kann ist leider Tatsache. Gerade bei allem was Gesprächstherapie (und nicht hauptsächlich Medis) oder so erfordert. Die meisten Leute werden von dort aus dann auf andere Stationen/Kliniken/(Dauer/Langzeit)einrichtungen (je nachdem, was für denjenigen passt) umverteilt, oder eben von dort aus wieder entlassen. Das Umverteilen kann mitunter seeehr lange dauern. Entweder man muss die gesamte Zeit in der geschlossenen bleiben, bis man woanders einen Platz bekommt, oder man kann zwischendrin nach Hause, weil zum Beispiel die medikamentöse Einstellung so weit erfolgreich war, dass man keine Gefahr mehr für sich oder andere ist.

Wie gesagt, ich kenne nur die Perspektive mit richterlichem Beschluss. Ich habe nie freiwillig versucht, in die Klinik zu kommen. Aber das war, je nach Wohnort, immer die jeweils selbe "Auffangstation". Eben die, die für mich zuständig war. Wählen konnte man da nix. Bei mir war eher das Problem, wieder raus zu kommen, als rein zu kommen. Wegen der Beschlüsse. Und ich war oft nur da, teilweise sehr lange, habe alles weitere stationäre abgelehnt und wurde von dort aus wieder entlassen (ein Beschluss kann einen ja nicht zur stationären Therapie zwingen, sondern nur zur akuten Gefahrenabwehr der Freiheit berauben, daher nur in die geschlossene einweisen) , wenn ich glaubhaft machen konnte, keine akute Gefahr mehr darzustellen, bis ich dann etwas später wieder mit richterlichem Beschluss dort aufgeschlagen bin... Drehtür...
DieW
3635 Beiträge
21.07.2022 09:23
Du bist keine schlechte Mutter!
Solange man sich um sich selbst kümmert und offen und ehrlich zu seinem Kind ist,ist das die halbe Miete und alles Andere als schlecht.
Meine Kinder haben keine Begleitung,weil ich psychisch krank bin.
Auch der Große damals nicht.Weil wir ihm ganz genau und ehrlich gesagt haben was los ist.
Natürlich müssen meine Kinder manchmal auf Dinge verzichten-ich kann z.B.nicht mit ihnen Fliegen. Ich kann manchmal (heute es so,ich habe schlimme Angst)nicht mit ihnen zum Sport.Das macht dann mein Mann ,heute zum Schwimmkurs meine Mutter.
Natürlich hat mein Sohn mich gefragt und ich habe ihm altersgerecht erklärt,dass meine Gedanken heute etwas verrückt sind und es mir besser ginge,wenn ich Zuhause bleiben könnte.

Bis jetzt war das immer alles okay so.
Allerdings würde ich,wenn ich merke dass es den Kinder auch schlecht geht,auch Hilfe für sie holen.Gut dass es da Möglichkeiten gibt.
21.07.2022 09:24
Zitat von Marie2010:

Zitat von DieW:

Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

...
das arme Kind,tut mir weh beim Lesen ich weiß,dass du nichts dafür kannst und keine Schuld trägst, geschweige denn,das gerade ändern kannst. Aber wäre ich dein Mann, wären diese Zuhause-Versuche spätestens beendet,wenn mein Kind darunter leidet. Da hätte ich die Reißleine gezogen und dich eigenhändig in die Klinik gebracht....tut mir leid für die Härte,ich meine es wirklich nicht böse. Aber das ist der Punkt,wo einfach Schluss ist.


Huhu Christen!
Das Fatale ist,dass die Plätze so rar sind.
Ambulant,wie akut ist es schwer da unter zukommen.
Man sollte denken,dass die Notwendigkeit genau so ist,wie bei einem gebrochenen Bein oder einem akuten Blinddarm. ABER nein,da werden Unterschiede gemacht .
Leider!


Eben!
Mein Mann hatte mich ja zur Klinik gefahren und wir haben gebettelt, dass sie mich aufnehmen. Antwort:"Ich sehe, wie akut es ist aber es tut mir leid. Wir haben keinen Platz. Ich setze sie auf die Warteliste. Mit Glück ist in fünf bis sechs Wochen was frei." und dann hat sie mich nichtmal auf die Liste gesetzt, wie wir jetzt ja wissen.
In einer anderen Klinik vor ein paar Wochen ebenso:"Ja, sie müssen dringend stationär aufgenommen werden. Aber wir haben keinen Platz.". Vier Wochen später haben die sich gemeldet. Da war ich gerade in der anderen Klinik.
Die Klinik, die mich sofort aufnehmen muss, ist die schlechteste hier im Umkreis. Da war ich ja nun und wenn ich schon monatelang weg von meiner Familie und den Horror nochmal durchleben muss, dann bitte in einer Klinik, die fähigere Leute beschäftigt.

Und was mein Kind betrifft: Glaubt ihr nicht, dass es mir, als ihrer Mutter, auch weh tut? Ich verzweifel jeden Tag, weil ich nicht mehr die Mutter bin, die ich immer sein wollte.
Und zu akzeptieren, dass das auch nicht wiederkommt, sondern immer anders bleiben wird, macht mich völlig fertig.
Meine Tochter denkt noch, dass das bald alles wieder ok ist und es tut mir weh, zu wissen, dass sie irgendwann erkennen muss, dass das nicht klappt.


Könnte man dann nicht wechseln? Das wäre doch eine Option vielleicht.

Ich lese übrigens oft hier mit, weiß aber nicht, was das Richtige wäre zu schreiben und ich will nichts Falsches schreiben. Mir tut sehr leid, was du und ihr als Familie durchmachen müsst.
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:25
Zitat von Nuya:

Zitat von Marie2010:

Zitat von Nuya:

Zitat von Blaumeise:

Ich finde das echt krass, einem Menschen der akut Suizidgefährdet ist den Klinikplatz zu verweisen.
In meinen Augen ist das unterlassene Hilfeleistung. Was wenn die Person ernst macht?
Sowas wird dann (wortspiel) Totgeschwiegen?

Ich kann sowas einfach nicht verstehen. Mir tut das so unfassbar leid alles nur.

Sie verweigern ihr ja nicht einen grundsätzlichen Klinikplatz. Sie verweigern einen bestimmten Klinikplatz. Es gibt geschlossene Akutstationen/Aufnahmestationen, die müssen aufnehmen, und wenn sie ein/mehrere Bett/en auf den Flur stellen. Eine solche Station würde/müsste sie bei akuter Suizidgefährdung aufnehmen. Da hat man dann aber halt eben keine Wahl, welche Station/Klinik das ist. Da geht es dann nur um "Verwahrung", darum, dass verhindert wird, dass sich jemand das Leben nimmt/sich oder andere ernsthaft gefährdet dadurch, dass er dort überwacht ist, und i.d.R. alles abgenommen bekommt, was offensichtlich und einfach verwendet werden könnte, um sich das Leben zu nehmen/sich und anderen Verletzungen zuzufügen, so wie ich es kenne, sogar das Handy, Duschzeug (muss man sich bei Bedarf raus geben lassen), usw.


Die erste Klinik, wo wir vor Wochen waren, hat die Aufnahme in die Geschlossene abgelehnt. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, was ich tue wenn sie mich wegschicken und die Ärztin hat gesagt, dass sie mich nicht in die Geschlossene aufnimmt, weil das der Horror für mich wäre. Mir wurden Beruhigungspillen aufgeschrieben, für die ich mir ein Rezept beim Hausarzt holen musste.
Wie gesagt, "unsere" Klinik müsste mich aufnehmen aber da war ich ja acht Wochen ohne Erfolg. Es macht doch keinen Sinn, da jetzt nochmal hinzugehen.

Ja, so funktioniert das Prinzip. Es gibt eine Klinik, die ist für dich zuständig. Die muss dich aufnehmen. Eine andere (auch eine andere geschlossene), muss dich nicht aufnehmen.
Das ist wie mit den Einzugsgebieten bei Schulen. Es gibt eine Schule, die MUSS das Kind aufnehmen. Wenn alle anderen Schulen überrannt und voll sind, dann bleibt dem Kind unmittelbar nur diese eine Einzugsschule.

Das sind nur Fakten, das ist nicht meine Meinung, dass das so spitzenmäßig läuft. Weiß Gott, ich bin selbst durchs System gedreht worden...

Zum Fettmarkierten: Da ist eben die Frage, wie man Erfolg definiert. Du lebst noch. Und das ist im Wesentlichen die Funktion solcher Auffangstationen: Verwahrung und ggf. Medikamente. Dass da keine großartige Therapiearbeit geleistet wird/werden kann ist leider Tatsache. Gerade bei allem was Gesprächstherapie (und nicht hauptsächlich Medis) oder so erfordert. Die meisten Leute werden von dort aus dann auf andere Stationen/Kliniken/(Dauer/Langzeit)einrichtungen (je nachdem, was für denjenigen passt) umverteilt. Das kann mitunter seeehr lange dauern. Entweder man muss die gesamte Zeit in der geschlossenen bleiben, bis man woanders einen Platz bekommt, oder man kann zwischendrin nach Hause, weil zum Beispiel die medikamentöse Einstellung so weit erfolgreich war, dass man keine Gefahr mehr für dich oder andere ist.

Wie gesagt, ich kenne nur die Perspektive mit richterlichem Beschluss. Ich habe nie freiwillig versucht, in die Klinik zu kommen. Aber das war, je nach Wohnort, immer die jeweils selbe "Auffangstation". Eben die, die für mich zuständig war. Wählen konnte man da nix. Bei mir war eher das Problem, wieder raus zu kommen, als rein zu kommen. Wegen der Beschlüsse. Und ich war oft nur da, teilweise sehr lange, habe alles weitere stationäre abgelehnt und wurde von dort aus wieder entlassen (ein Beschluss kann einen ja nicht zur stationären Therapie zwingen, sondern nur zur akuten Gefahrenabwehr der Freiheit berauben, daher nur in die geschlossene einweisen) , wenn ich glaubhaft machen konnte, keine akute Gefahr mehr darzustellen, bis ich dann etwas später wieder mit richterlichem Beschluss dort aufgeschlagen bin... Drehtür...


Genau, ich habe überlebt...aber leben ist das nicht mehr.

Ich glaube, es ist auch ein großer Unterschied, ob man schon früh "krank" wird und sich dann da rauskämpft ohne vielleicht eine genaue Vorstellung zu haben, wie sich das Leben anfühlen sollte. Da freut man sich, denke ich, viel mehr wenn es dann irgendwann besser wird und man plötzlich Dinge fühlt, die man vorher nicht kannte.
Wenn man mit 47 urplötzlich aus dem Leben, in dem man sich glücklich und entspannt fühlte, katapultiert wird und quasi über nacht nichts mehr ist, wie es war, dann weiß man leider viel genauer, was man so vermisst.
Christen
25087 Beiträge
21.07.2022 09:25
Zitat von Marie2010:

Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

Zitat von DieW:

...


Eben!
Mein Mann hatte mich ja zur Klinik gefahren und wir haben gebettelt, dass sie mich aufnehmen. Antwort:"Ich sehe, wie akut es ist aber es tut mir leid. Wir haben keinen Platz. Ich setze sie auf die Warteliste. Mit Glück ist in fünf bis sechs Wochen was frei." und dann hat sie mich nichtmal auf die Liste gesetzt, wie wir jetzt ja wissen.
In einer anderen Klinik vor ein paar Wochen ebenso:"Ja, sie müssen dringend stationär aufgenommen werden. Aber wir haben keinen Platz.". Vier Wochen später haben die sich gemeldet. Da war ich gerade in der anderen Klinik.
Die Klinik, die mich sofort aufnehmen muss, ist die schlechteste hier im Umkreis. Da war ich ja nun und wenn ich schon monatelang weg von meiner Familie und den Horror nochmal durchleben muss, dann bitte in einer Klinik, die fähigere Leute beschäftigt.

Und was mein Kind betrifft: Glaubt ihr nicht, dass es mir, als ihrer Mutter, auch weh tut? Ich verzweifel jeden Tag, weil ich nicht mehr die Mutter bin, die ich immer sein wollte.
Und zu akzeptieren, dass das auch nicht wiederkommt, sondern immer anders bleiben wird, macht mich völlig fertig.
Meine Tochter denkt noch, dass das bald alles wieder ok ist und es tut mir weh, zu wissen, dass sie irgendwann erkennen muss, dass das nicht klappt.
du bist noch die Mutter,die du immer sein wolltest und die Liebe ist auch immer noch da. Sie ist nur gerade verschüttet unter einem riesen Berg Scheiße, der sich Depression nennt. Ich vergleiche das jetzt einfach mal mit dem Berg Scheiße,der bei uns Autismus heißt. Es ist wahnsinnig schwer und manchmal immer noch schmerzhaft,weil manche Dinge eben einfach nie möglich sind....ABER, jetzt mal wieder bildlich gesprochen: Mein Sohn gräbt sich jeden Tag auf's Neue ein Loch von unten frei aus dem Berg und wir von oben und wir treffen uns täglich in der Mitte,um das pure Glück miteinander zu erleben es IST möglich, glaube bitte dran


Ich bewunder euch als Familie, wie ihr das meistert!

Weisst du, bei mir ist das ein ständiger Wechsel.
Entweder ich bin depressiv, weil ich nichts mehr fühle oder ich fühle zwischendurch mal wieder was, dann kommt sofort die Angst, dass das wieder vorbei geht.
Ich war 2004 schonmal depressiv. Damals aber ohne Angstattacken. Da war ich in der Klinik und nach acht Wochen wieder arbeitsfähig. Alles recht easy.
Aber jetzt ist es völlig anders. Und ich mache mir jeden Tag bittere Vorwürfe...

Gerade sitze ich unruhig auf dem Sofa und kann nicht glauben, dass es soweit gekommen ist.
Wir haben alles getan, um unserer Tochter ein gutes Leben ermöglichen zu können und jetzt das: Eine psychisch kranke Mutter! Es macht mich so fassungslos!
Ich wollte noch so viel mit ihr erleben und jetzt macht mir alles Angst. Andere Leute kümmern sich, lenken sie ab und sorgen dafür, dass sie mal abgelenkt wird.
ICH sollte die sein, die immer für sie da ist.
bitte mach dir keine Vorwürfe. Bitte! Das,was dir gerade passiert,kann uns allen jeden Tag passieren. Wir alle müssen ständig wie Maschinen bis zum Limit funktionieren. Das ist unmöglich. In deinem Thread lese ich ja schon länger mit und denke mir: Job,Familie,Haus, Schwiegereltern....wie packt die das? es ist zuviel. Und irgendwann tut es einen Rumms und der Körper zieht die Notbremse und legt dich lahm. Was eigentlich ziemlich gesund ist ich selbst merke auch, dass ich gerade am Anschlag bin und rechne fast täglich damit,dass mein Körper auch die Notbremse zieht momentan versuche ich noch gegen zu steuern mit kleinen Entspannungsinseln,wie lange das gut geht....keine Ahnung
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:28
Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

Zitat von Christen:

Zitat von Marie2010:

...
du bist noch die Mutter,die du immer sein wolltest und die Liebe ist auch immer noch da. Sie ist nur gerade verschüttet unter einem riesen Berg Scheiße, der sich Depression nennt. Ich vergleiche das jetzt einfach mal mit dem Berg Scheiße,der bei uns Autismus heißt. Es ist wahnsinnig schwer und manchmal immer noch schmerzhaft,weil manche Dinge eben einfach nie möglich sind....ABER, jetzt mal wieder bildlich gesprochen: Mein Sohn gräbt sich jeden Tag auf's Neue ein Loch von unten frei aus dem Berg und wir von oben und wir treffen uns täglich in der Mitte,um das pure Glück miteinander zu erleben es IST möglich, glaube bitte dran


Ich bewunder euch als Familie, wie ihr das meistert!

Weisst du, bei mir ist das ein ständiger Wechsel.
Entweder ich bin depressiv, weil ich nichts mehr fühle oder ich fühle zwischendurch mal wieder was, dann kommt sofort die Angst, dass das wieder vorbei geht.
Ich war 2004 schonmal depressiv. Damals aber ohne Angstattacken. Da war ich in der Klinik und nach acht Wochen wieder arbeitsfähig. Alles recht easy.
Aber jetzt ist es völlig anders. Und ich mache mir jeden Tag bittere Vorwürfe...

Gerade sitze ich unruhig auf dem Sofa und kann nicht glauben, dass es soweit gekommen ist.
Wir haben alles getan, um unserer Tochter ein gutes Leben ermöglichen zu können und jetzt das: Eine psychisch kranke Mutter! Es macht mich so fassungslos!
Ich wollte noch so viel mit ihr erleben und jetzt macht mir alles Angst. Andere Leute kümmern sich, lenken sie ab und sorgen dafür, dass sie mal abgelenkt wird.
ICH sollte die sein, die immer für sie da ist.
bitte mach dir keine Vorwürfe. Bitte! Das,was dir gerade passiert,kann uns allen jeden Tag passieren. Wir alle müssen ständig wie Maschinen bis zum Limit funktionieren. Das ist unmöglich. In deinem Thread lese ich ja schon länger mit und denke mir: Job,Familie,Haus, Schwiegereltern....wie packt die das? es ist zuviel. Und irgendwann tut es einen Rumms und der Körper zieht die Notbremse und legt dich lahm. Was eigentlich ziemlich gesund ist ich selbst merke auch, dass ich gerade am Anschlag bin und rechne fast täglich damit,dass mein Körper auch die Notbremse zieht momentan versuche ich noch gegen zu steuern mit kleinen Entspannungsinseln,wie lange das gut geht....keine Ahnung


Weisst du, es war trotzdem immer entspannt. Ich habe nie Streß empfunden, sondern konnte immer super abschalten zwischendurch.
Ausgeschaltet habe ich mich, als ich mich in den Krieg reingesteigert habe und DAS werfe ich mir vor. Fernseher aus, Zeitung weg, Leben geniessen...DAS hätte der Weg sein müssen und das wusste ich theoretisch auch.
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:30
Zitat von Irgendjemand:

Zitat von Marie2010:

Zitat von DieW:

Zitat von Christen:

...


Huhu Christen!
Das Fatale ist,dass die Plätze so rar sind.
Ambulant,wie akut ist es schwer da unter zukommen.
Man sollte denken,dass die Notwendigkeit genau so ist,wie bei einem gebrochenen Bein oder einem akuten Blinddarm. ABER nein,da werden Unterschiede gemacht .
Leider!


Eben!
Mein Mann hatte mich ja zur Klinik gefahren und wir haben gebettelt, dass sie mich aufnehmen. Antwort:"Ich sehe, wie akut es ist aber es tut mir leid. Wir haben keinen Platz. Ich setze sie auf die Warteliste. Mit Glück ist in fünf bis sechs Wochen was frei." und dann hat sie mich nichtmal auf die Liste gesetzt, wie wir jetzt ja wissen.
In einer anderen Klinik vor ein paar Wochen ebenso:"Ja, sie müssen dringend stationär aufgenommen werden. Aber wir haben keinen Platz.". Vier Wochen später haben die sich gemeldet. Da war ich gerade in der anderen Klinik.
Die Klinik, die mich sofort aufnehmen muss, ist die schlechteste hier im Umkreis. Da war ich ja nun und wenn ich schon monatelang weg von meiner Familie und den Horror nochmal durchleben muss, dann bitte in einer Klinik, die fähigere Leute beschäftigt.

Und was mein Kind betrifft: Glaubt ihr nicht, dass es mir, als ihrer Mutter, auch weh tut? Ich verzweifel jeden Tag, weil ich nicht mehr die Mutter bin, die ich immer sein wollte.
Und zu akzeptieren, dass das auch nicht wiederkommt, sondern immer anders bleiben wird, macht mich völlig fertig.
Meine Tochter denkt noch, dass das bald alles wieder ok ist und es tut mir weh, zu wissen, dass sie irgendwann erkennen muss, dass das nicht klappt.


Könnte man dann nicht wechseln? Das wäre doch eine Option vielleicht.

Ich lese übrigens oft hier mit, weiß aber nicht, was das Richtige wäre zu schreiben und ich will nichts Falsches schreiben. Mir tut sehr leid, was du und ihr als Familie durchmachen müsst.


Nein, man kann nicht von einer Klinik direkt in die andere wechseln.
Dann müsste man sich entlassen lassen und ein paar Tage zuhause sein.
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:35
Ich sitze hier und denke:"Es kann nicht wahr sein...du solltest gerade mit deiner Familie im Urlaub sein. Stattdessen schreibst du hier über Antidepressiva, Klinik, Ängste, Suizid." und zack könnte ich vor Verzweiflung schreien.
Tue ich aber nicht. Meine Tochter ist zuhause.

Auch was, was mir unsagbar leid tut. Ich werde nie wieder mit meiner Familie in den Urlaub fahren. Das Risiko, da vor Angst durchzudrehen, ist viel zu groß. Und wieder möchte ich heulen.

Es ist einfach alles kaputt...
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:42
Ich bin wahnsinnig müde...früher hätte ich jetzt einfach 20 Minuten geschlafen. Das hat immer geholfen.
Jetzt geht nichts...mein Kopf feuert und feuert und feuert.
Am liebsten würde ich einfach loslaufen...
Aber mein Mann ist einkaufen und ich habe versprochen nicht allein raus zu gehen.
Bevor jetzt jemand aufschreit: Ich würde mir nichts antun, während meine Tochter zuhause ist.
Ich will mir ja auch eigentlich nichts antun. Ich will nur wieder ein Leben haben...und das ist gerade so unfassbar weit weg.
Marie2010
4741 Beiträge
21.07.2022 09:45
Noch Anfang des Jahres hätte ich übrigens auch fassungslos da gesessen, wenn jemand anders so geschrieben hätte und hätte getönt:"Geh in die Klinik, die helfen dir und alles wird gut!". Da war ich auch noch naiv und von meinen Erfahrungen von 2004 geblendet.

DieW
3635 Beiträge
21.07.2022 09:47
Genauso ging es meiner Mutter!
"Nie mehr Urlaub "
"Nie mehr mit den Enkelkindern auf den Jahrmarkt"
"Nie mehr irgendwelche schönen Dinge".
Meine Mutter war älter als Du und heute lebt sie ohne Medis,ohne Therapie und erlebt jeden Tag schöne Dinge.

Ich weiss,dass ist in der Phase für Dich nicht glaubhaft,aber es wird wieder.
Meine Mam ist das beste Beispiel!
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