Mütter- und Schwangerenforum

.:.:.:Mya´s Familienglück:.:.:.

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-M-Y-A-
23409 Beiträge
31.03.2020 13:47


-M-Y-A-
23409 Beiträge
09.04.2020 12:06
Tagchen.

Ich hoffe, ihr seid alle gesund und munter.

Ich möchte hier an dieser Stelle mal mein innerstes nach außen kehren.
Vermutlich werde ich es sogar direkt nach dem abschicken bereuen, aber so what.

An anderer Stelle dieses Forums schrieben Alaska sowie Skorpi, verständlicherweise, ich könne ruhig mit den Kindern spazieren, es passiert nichts und das stimmt. Die Wahrscheinlichkeit, sich dabei anzustecken ist mehr als gering.

Wo ist also das Problem?

Meine Depression ist es. Sie ist es, die mich seit 20 Jahren, wenn nicht sogar länger, hindert.

95 % der Dinge, die ich tue, tue ich aus Pflichtbewusstsein und nicht, weil ich es will.

Arbeit, Haushalt, rausgehen, Einkaufen, Liste beliebig fortführbar. Nichts davon tue ich, weil ich es will, sondern weil ich muss. Ich erinnere mich an keinen Tag, andem ich morgens wach wurde und mich gefreut habe, dass irgendwas ansteht. Vielleicht als Kind bei Freizeitpakbesuchen, oder so.

Und es ist auch nicht so, dass ich mit langgezogener miene irgendwo sitze und allen um mich herum die Stimmung vermiese, ganz im Gegenteil. Ich unterhalte mich, ich mache Scherze und lache. So wie ich auch hier bin, bin ich im realen Leben auch. Das alles gibt mir aber keine Kraft. Das alles gibt mir keine Lebensfreude. Die habe ich nicht und hatte ich Gefühlt noch nie.

Ich hatte Ende letzten Jahres ein Gespräch mit jemandem, den ich über instagram kennengelernt habe. Diese Person erzählte, was sie alles so tut, was die Pläne nächstes Jahr sind usw. Das hat mich richtig hart fertig gemacht. Weil ich sowas einfach nicht habe und nie haben werde. Nicht in diesem Ausmaße zumindest. Aber, ich hatte mir vorgenommen, kleine Schritte zu machen. Und ich wusste, wenn ich im Januar wieder arbeite, wird die Depression erträglicher.

Ich musste allerdings den kompletten Februar und sogar bis in den März Urlaub nehmen. Wieder ein Rückschlag, aber ich hatte Zeit, denn ich wollte den Führerschein machen und hab auch tatsächlich die kompletten Theoriestunden absolviert. Ich hab es aber nicht geschafft, zum erste Hilfe Kurs zu fahren. Dementsprechend war ich auch noch nicht zur Führerscheinstele, um mich dort anzumelden, damit ich die theoretische Prüfung machen kann.

Lange Rede, kurzer Sinn. Wenn ich etwas NICHT tue, dann nicht, weil ich nicht will, sondern weil die Kraft fehlt. Das Licht ist aus. Die Kerze ist runtergebrannt.

Es gibt diese 5 %. Da ist der funke kurz aufgeblitzt. Es ist kurz Licht an. Da ist dann dieser innere drang, etwas zu tun und dann muss ich es auch sofort tun, sonst ist die Kerze wieder aus.

Aber, ich komme klar. Wir kommen klar. Ich habe mich damit abgefunden und es ist ok. Schlimm ist es nur, wenn ich darüber nachdenke, was andere tun und mir das alltägliche Leben schon schwerfällt. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich immer kämpfen muss, für Aufgaben, die für andere eine Kleinigkeit sind. Wenn ich darüber nachdenke, was ich auch alles gerne tun würde und es nie soweit kommen wird.

LG
Darwin27
10550 Beiträge
09.04.2020 21:57
Ich finde es schön, dass du dich hier öffnest und Tacheles sprichst. Das gibt Unwissenden die Möglichkeit, Einblicke zu bekommen, Verständnis aufzubauen und hilft dir vielleicht auch. Manches wird einem ja erst richtig bewusst, nachdem man es selbst (aus Versehen) ausgesprochen hat.
Du klingst sehr reflektiert, aber sagst auch, du hättest dich damit abgefunden. Das klingt furchtbar traurig.

Hast du das therapeutische Angebot schon ausgeschöpft?
-M-Y-A-
23409 Beiträge
09.04.2020 22:34
Es hat viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ich nicht falsch bin. Es ist nie jemand auf die Idee gekommen, dass ich krank bin. Ich war immer die faule, die der man den arsch nachtragen muss.

Das hat mich sehr sehr fertig gemacht und ich hab selbst lange geglaubt, dass alle recht haben.
Erst als ich vor einigen Jahren ziemlich offensichtlich und ziemlich harte psychische Probleme bekommen habe (Psychose mit panikattacken über 2 Jahre), hab ich angefangen, nur noch auf mich zu achten. Ich hab mich mit mir und meinen Problemen beschäftigt und hab angefangen zu kämpfen.
Ich hab die schlimmsten Teile hinter mir gelassen. Die Psychose ist weg, ganz ohne Hilfe, ganz ohne medikamente. Die panikattacken ebenso.
Die Depression ist geblieben, aber nicht mehr so hart. Keine suizidalen Gedanken mehr, keine selbstverletzung mehr, kein selbstmitleid mehr.

Ja, ich hab mich mit der Krankheit abgefunden bzw akzeptiert, dass sie zu mir gehört. Ich gehe damit sehr offen um, ich will mich auch gar nicht verstecken. Ich will dass die Menschen sehen, dass dieses Klischee einer Depression nicht stimmt, man sei immer traurig und weint. Das gehört phasenweise dazu, aber nicht jeder durchlebt das.

Es ist die Kraft, die fehlt. Die Kraft, für mich. Nicht für andere, für andere ist die Kraft sofort da, wenn sie gebraucht wird. Ich kann sie aber nicht selbst aus mir holen. Je mehr Struktur der Tag hat, desto besser geht es mir aber. Grade die Arbeit hat mich da wirklich einen riesen Schritt weiter gebracht.

Vielleicht finde ich irgendwann, irgendwo, irgendwas, dass mich weiterbringt. Ein neuer ansporn, eine Idee, ein Plan. Aber ich suche nicht danach, weil mich das nur unter Druck setzt und mich 3 Schritte zurück wirft.
09.04.2020 22:42
Oje, Mya... Ich hatte deine Depression gar nicht mehr auf dem Schirm. Mir tut es schrecklich leid, dass du durch meine Worte nun offensichtlich den ganzen Tag damit zu kämpfen hattest... Ein ganz, ganz großes Sorry, ganz wirklich!

Ich ging einfach nur davon aus, dass du wirklich der Meinung bist, dass das zuhause "eingesperrt" sein, das einzig Richtige in der aktuellen Situation ist. Keine Spaziergänge, weil du der Überzeugung bist, nur diese strengen Maßnahmen helfen. Dass der Grund aber deine Erkrankung ist, hatte ich echt nicht auf dem Schirm, so weit habe ich nicht gedacht.

-M-Y-A-
23409 Beiträge
09.04.2020 22:49
Zitat von Skorpi:

Oje, Mya... Ich hatte deine Depression gar nicht mehr auf dem Schirm. Mir tut es schrecklich leid, dass du durch meine Worte nun offensichtlich den ganzen Tag damit zu kämpfen hattest... Ein ganz, ganz großes Sorry, ganz wirklich!

Ich ging einfach nur davon aus, dass du wirklich der Meinung bist, dass das zuhause "eingesperrt" sein, das einzig Richtige in der aktuellen Situation ist. Keine Spaziergänge, weil du der Überzeugung bist, nur diese strengen Maßnahmen helfen. Dass der Grund aber deine Erkrankung ist, hatte ich echt nicht auf dem Schirm, so weit habe ich nicht gedacht.
alles gut
Darwin27
10550 Beiträge
10.04.2020 08:37
Zitat von -M-Y-A-:

Es hat viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ich nicht falsch bin. Es ist nie jemand auf die Idee gekommen, dass ich krank bin. Ich war immer die faule, die der man den arsch nachtragen muss.

Das hat mich sehr sehr fertig gemacht und ich hab selbst lange geglaubt, dass alle recht haben.
Erst als ich vor einigen Jahren ziemlich offensichtlich und ziemlich harte psychische Probleme bekommen habe (Psychose mit panikattacken über 2 Jahre), hab ich angefangen, nur noch auf mich zu achten. Ich hab mich mit mir und meinen Problemen beschäftigt und hab angefangen zu kämpfen.
Ich hab die schlimmsten Teile hinter mir gelassen. Die Psychose ist weg, ganz ohne Hilfe, ganz ohne medikamente. Die panikattacken ebenso.
Die Depression ist geblieben, aber nicht mehr so hart. Keine suizidalen Gedanken mehr, keine selbstverletzung mehr, kein selbstmitleid mehr.

Ja, ich hab mich mit der Krankheit abgefunden bzw akzeptiert, dass sie zu mir gehört. Ich gehe damit sehr offen um, ich will mich auch gar nicht verstecken. Ich will dass die Menschen sehen, dass dieses Klischee einer Depression nicht stimmt, man sei immer traurig und weint. Das gehört phasenweise dazu, aber nicht jeder durchlebt das.

Es ist die Kraft, die fehlt. Die Kraft, für mich. Nicht für andere, für andere ist die Kraft sofort da, wenn sie gebraucht wird. Ich kann sie aber nicht selbst aus mir holen. Je mehr Struktur der Tag hat, desto besser geht es mir aber. Grade die Arbeit hat mich da wirklich einen riesen Schritt weiter gebracht.

Vielleicht finde ich irgendwann, irgendwo, irgendwas, dass mich weiterbringt. Ein neuer ansporn, eine Idee, ein Plan. Aber ich suche nicht danach, weil mich das nur unter Druck setzt und mich 3 Schritte zurück wirft.


Da hast du ja schon einen harten aber sehr erfolgreichen Weg hinter dir! Ich dachte an eine medikamentöse Therapie, um dir vielleicht das letzte Fünkchen Kraft zu geben, das dir ein etwas unbeschwerteres Leben ermöglicht.

Ich hatte vor Jahren mal eine depressive Verstimmung und wurde mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern behandelt. Das Ganze hat nur ein Jahr gedauert und mir aus einer sehr schweren Zeit geholfen, die sicherlich nicht mal annähernd das beschreibt, was du erlebt hast. Aber diese winzige Medikation hat mir so viel geholfen. Ich glaube, dass viele Menschen aus Scham oder anderen Gründen medikamentöse Therapien ablehnen. Weil sie bei mir aber so gut geholfen hat, stehe ich dem Ganzen anders gegenüber.

Mit dem bisschen mehr Gelassenheit, das die Medikamente mir verschafft haben, habe ich es geschafft Stereotypien abzulegen, große Schritte zu gehen und mein Leben dadurch zu ändern.
-M-Y-A-
23409 Beiträge
10.04.2020 11:59
Danke für deinen Erfahrungsbericht.
-M-Y-A-
23409 Beiträge
14.04.2020 18:06
Ich möchte mal kurz meine Gedanken in meinen Thread kotzen.

Ich hab mich zuerst mal eben bei meinem Mann bedankt, dafür dass er die Person ist, die er ist und es bei uns keine so grundlegenden Einstellungsunterschiede gibt und wir uns nicht aufgrund dieser Krise trennen müssen

Zum anderen schwirrt mir seit Tagen nur eines im Kopf herum. Deutschland jammert auf hohem Niveau.

Wir haben ein Dach über dem. Kopf, wir haben genug zu essen und zu trinken, wir haben Kleidung, ein warmes Bett und Hygieneartikel.

Ja, uns fehlen soziale Kontakte, aber stellen wir uns einfach mal vor, dieser Virus hätte uns vor 20 Jahren getroffen und wir hätten all diese Einschränkungen. Das wäre wirklich problematisch geworden.
Wir haben, grade um in sozialem Kontakt zu bleiben das Internet. Vor 20 Jahren gab's was auf die Fresse, wenn die telefonrechnung zu hoch war, heute hat sogut wie jeder eine Flatrate. Es gibt Foren, WhatsApp, generell social Media, videocalls und und und.
Wir haben die breite Palette an filmen, Serien, Dokus. Jeder kann sich das neueste Buch aus dem Internet laden oder neue Hobbies für sich entdecken, weil es für alles lehrstunden auf Youtube gibt. Wir können alles, jederzeit im Internet bestellen.

Vor 20 Jahren war das nur den wenigsten vorbehalten, wir wären wirklich vereinsamt. Hätten viel mehr Gründe gehabt, uns heimlich mit anderen zu treffen.

Ich bin ein sehr genügsamer Mensch. Materielles bedeutet mir nichts. Für mich ist Gesundheit das höchste Gut und ich bin froh um jeden, der sich ebenso mehr um die Gesundheit anderer sorgt, als um volle Taschen.

Dafür mal ein fettes danke
Alaska
18925 Beiträge
14.04.2020 18:38
Der Text spricht mir aus der Seele. Sehr gut geschrieben. Dabei bin ich sogar durchaus auch ein materieller Mensch.

Zu deinem oberen Text, den ich jetzt grad nur zufällig noch gelesen habe, muss ich sagen, dass es tatsächlich zu keiner Zeit eine böse Absicht war. Aber dass dein Satz so einen Hintergrund hat hab ich tatsächlich nicht rausgelesen. Ich ging wirklich von Angst vor Corona aus. Später mehr (via PN).
-M-Y-A-
23409 Beiträge
14.04.2020 18:42
Kein Ding Alaska. Ich denke, ich weiß bei wem ich hier von bösartigkeit ausgehen kann und bei wem nicht. Und du zählst definitiv nicht zu ersteren. Ebenso Skorpi.

Ich schätze eure Ehrlichkeit, selbst wenn sie für mich unbequem wäre, was in dem Fall aber nicht so gewesen ist
Marf
28656 Beiträge
14.04.2020 18:51
Zitat von -M-Y-A-:

Ich möchte mal kurz meine Gedanken in meinen Thread kotzen.

Ich hab mich zuerst mal eben bei meinem Mann bedankt, dafür dass er die Person ist, die er ist und es bei uns keine so grundlegenden Einstellungsunterschiede gibt und wir uns nicht aufgrund dieser Krise trennen müssen

Zum anderen schwirrt mir seit Tagen nur eines im Kopf herum. Deutschland jammert auf hohem Niveau.

Wir haben ein Dach über dem. Kopf, wir haben genug zu essen und zu trinken, wir haben Kleidung, ein warmes Bett und Hygieneartikel.

Ja, uns fehlen soziale Kontakte, aber stellen wir uns einfach mal vor, dieser Virus hätte uns vor 20 Jahren getroffen und wir hätten all diese Einschränkungen. Das wäre wirklich problematisch geworden.
Wir haben, grade um in sozialem Kontakt zu bleiben das Internet. Vor 20 Jahren gab's was auf die Fresse, wenn die telefonrechnung zu hoch war, heute hat sogut wie jeder eine Flatrate. Es gibt Foren, WhatsApp, generell social Media, videocalls und und und.
Wir haben die breite Palette an filmen, Serien, Dokus. Jeder kann sich das neueste Buch aus dem Internet laden oder neue Hobbies für sich entdecken, weil es für alles lehrstunden auf Youtube gibt. Wir können alles, jederzeit im Internet bestellen.

Vor 20 Jahren war das nur den wenigsten vorbehalten, wir wären wirklich vereinsamt. Hätten viel mehr Gründe gehabt, uns heimlich mit anderen zu treffen.

Ich bin ein sehr genügsamer Mensch. Materielles bedeutet mir nichts. Für mich ist Gesundheit das höchste Gut und ich bin froh um jeden, der sich ebenso mehr um die Gesundheit anderer sorgt, als um volle Taschen.

Dafür mal ein fettes danke

Ohja!
Darpber hab ich am WE mit Marfmann geredet.Wie es 'früher' gewesen wäre....
-M-Y-A-
23409 Beiträge
28.04.2020 09:40
Oh gott Mädels.

Ich habe gestern Rotz und Wasser geheult und wollte das mal mit euch teilen





BayernMadl
1689 Beiträge
12.05.2020 20:15
-M-Y-A-
23409 Beiträge
12.05.2020 21:35
Zitat von BayernMadl:


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