Mütter- und Schwangerenforum

Schwieriges Pflegekind

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Laura-Mutter
24 Beiträge
26.03.2013 11:23
Hallo,

mein geliebter Mann und ich haben uns vor ca. 1-2 Monaten dazu entschieden ein Mädchen namens Luna in unsere Familie aufzunehmen. Sie wurde von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht und auch sonst sehr schlecht behandelt. Ihre Mutter tat dagegen nichts.
Mein Sohn geht in dieselbe Klasse wie sie und deshalb hat sie ihm erzählt, was bei ihr Zuhause so los war. Anschließend waren wir bei der Polizei und jetzt wohnt sie eben bei uns.
Soweit ist alles gut. Sie ist auch voll die Liebe, aber eben auch sehr sehr sehr sehr sehr sehr... anstrengend!!!

Als ich mich auf das alles eingelassen habe, habe ich nicht geahnt, dass sie so viele Probleme mit sich bringt. Man muss bei allem, was man ihr sagt, wahnsinnig aufpassen, weil sie es falsch verstehen könnte und dann ritzt sie sich wieder oder betrinkt sich.
Ich selber habe 2 Kinder. Meinen Sohn, der wie sie 13 ist und meine kleine Tochter, die gerade einmal 6 ist. Luna mag meine Kleine überhaupt nicht, weil sie glaub eifersüchtig ist. Meine Kleine kuschelt gerne und oft und redet auch gerne mal viel. Also sitzen wir oft mit einander auf dem Sofa und sie kuschelt sich an mich während sie mit mir redet. So... Das geht so lange bis Luna langweilig wird und sie Aufmerksamkeit will. Das führt dazu, dass sie auch ins Wohnzimmer kommt und so lange herum zickt bis die Kleine auch anfängt zu zicken und sie sich dann streiten. Meistens endet es so, dass die Kleine weinend weg rennt oder mein Mann dazu kommt und sich mit Luna streitet.
Mit ihr ist auch das familiäre Leben schwierig, weil sie so etwas gar nicht kennt. Normal reden ist oft auch schwierig, weil sie gerne Schimpfwörter benutzt wenn ihr etwas nicht passt. Inzwischen konnte ich ihr das mit den Schimpfwörtern mehr oder weniger abgewöhnen.
Ihren Alkoholkonsum und die Ritzerei hat sie, jedoch noch nicht abgestellt.
Meinen Mann meidet sie sehr, weil er ein Mann ist und vor Männern hat sie Angst, wegen ihr Vorgeschichte.
Sie mag auch alle Jungs überhaupt nicht bis auf meinen Sohn. Sie macht wirklich alles, was er ihr sagt. Wenn er ihr sagt sie soll mit meiner Kleinen spielen, macht sie das ohne wenn und aber. Wenn ich ihr so etwas sage, meckert sie herum.
Das ist nur eins der vielen Beispiele, die mir spontan dazu einfallen. Sie hat meinen Sohn auch noch nie beleidigt oder ihm widersprochen.
Den Rest meiner Familie beleidigt sie dagegen oft. In letzter Zeit zwar nicht mehr so, aber sie tut es trotzdem noch.
Ich muss jetzt mit dem Kochen anfangen.
Ich schreibe euch nachher noch den Rest.

Was sollte ich tun? Wie sollte ich mich ihr gegenüber verhalten?

Lg Laura
Palo
3635 Beiträge
26.03.2013 11:29
erstmal frage ich mich ob du eine pädagogische ausbildung hast ? Nicht böse gemeint ich kenne mich damit nicht aus, aber der eine sohn von meiner Cousine sollte auch erst zu einer Pflegefamilie und bei ihm kam nur eine in Frage , wo einer von beiden Pflegeelerten ein Pädagoge ist der sich mit solchen schwierigen Kindern auskennt.

Und bei dem was du schreibst hat Luna nen Haufen Sch**** mitgemacht.Kann mir vorstellen das sie schwierig ist.

Das andere wäre....hast du beim Jugendamt keinen Ansprechpartner mit dem du eben über genau solche sachen reden kannst ?

Würde ich beim JA einfach mal nachfragen.

Alles gute und viel Kraft wünsche ich dir.

lg
kati
Sternsammlerin
12 Beiträge
26.03.2013 11:32
Ritzen und so starker Alkoholkonsum sind definitiv ein Fall für professionelle Hilfe! Wenn sie sich nicht aus "Modegründen" ritzt, wie es leider immer wieder vorkommt, dann ist das definitiv ein Zeichen für eine tiefere Störung, bei der es professioneller Hilfe bedarf.
Ist sie euer "offizielles" Pflegekind mittlerweile oder wohnt sie nur übergangsweise bei euch?
Ist echt eine schwierige Situation, hast du schon mal versucht mit ihr zu reden? Über ihre Ängste und Sorgen und wie sie sich das Leben bei euch vorstellt?
Alles Liebe euch!!
26.03.2013 11:35
Das mag zwar jetz sehr egoistisch klingen, aber für mich würden die eigenen Kinder definitiv vorgehen.
Natürlich ist 13 auch ein sehr schweres Alter...

Ich hab echt Respekt vor deinem Mann, dass er das alles so mitmacht.

Kenn mich mit Pflegekindern nicht aus, denke aber auch, dass es beim JA einen Ansprechpartner für euch gibt.

Ist sie in psychologischer Behandlung?
26.03.2013 11:58
erstmal muss ich dir sagen, dass ich echt tiefen respekt habe vor dem, was ihr da tut!

natürlich ist es schwierig, vor allem, ein pubertierendes mädchen zu betreuen/pflegen.

ohne hilfe werdet ihr es aber kaum schaffen, nehme ich an, so leid mir das tut. aber die vorgeschichte ist schon sehr gravierend, wie du schreibst.

sie braucht dringend einen therapeuten, ihr unterstützung vom jugendamt. und sie braucht bei euch klare grenzen und regeln.

sie kann nicht erwarten, dass sie aufgenommen wird ohne auch etwas dazubeizutragen, so schwer ihr das auch fallen wird.
13 ist natürlich auch ein echt doofes alter. sie ist auch ERST 13 jahre alt, aber sie ist eben auch SCHON 13 jahre alt.
und sie versteht schon einiges, auch wenn sie es oft nicht verstehen WILL.

ich würde evtl nach einer familienhilfe schauen, mit der ihr in eurem rahmen klare regeln aufstellt, die auch jeder so unterschreiben muss. so habt ihr einen "vertrag" miteinander. und so könnte es evtl einfacher werden, miteinander zu leben.

(ein bisschen erfahrung hab ich mit solchen situationen, habe einige jahre in der stationären jugendhilfe gearbeitet!)
26.03.2013 11:58
Das Mädel braucht dringend therapeutische Hilfe. Sexueller MIssbrauch und Vernachlässigung hinterlassen nun mal wahnsinnige Spuren und dann noch in der Pubertät ... Der Vater vergreift sich an einem, wer weiß, wie lange das schon ging und die Mutter läßt einen hängen. Das ist einfach heftig für das Mädchen. anscheinend vertraut sie Deinem Sohn und sucht da vielleicht auch ein Stückweit den Halt, den sie vorher in der eigenen Familie nicht hatte. Seid ihr in irgendeiner Form geschult worden? Normalerweise wird man auf Pflegschaft vorbereitet und bekommt da eben auch Schulungen.
Ich merke, daß Du da eigentlich von dem Thema nicht sonderlich Ahnung hast (kein Vorwurf, nur Feststellung oder besser gesagt ein Eindruck) und ihr da sehr blauäugig rangegangen seid. Die Ritzerei ist ein Ventil ... Das kannste ihr versuchen auszutreiben, aber es ist ein Symptom, sie wird einen anderen Weg dann finden, diesen Druck abzubauen, den sie momentan über die Ritzerei auslebt. Ich würde da die Finger an Deiner Stelle von lassen.
Wie gesagt: das Mädchen braucht dringend Hilfe. Vielleicht auch in einer psychosomatischen Klinik, wo Jugendliche mit Missbrauchserfahrung behandelt werden (informiert Euch da bitte vorher und nehmt nicht das erstbeste).

Ich würde also zum einen das Jugendamt einbinden und dann mich wahrscheinlich an Wildwasser oder den Weißen Ring wenden, um da auch Unterstützung bekommen und dann ambulante Therapie und stationäre in Angriff nehmen.

Das das natürlich momentan alles durcheinander wirbelt, kann ich verstehen, aber ein Stückweit ... Ihr habt gesagt, ihr nehmt sie auf ... das heißt jetzt vielleicht auch mal, sich wirklich damit auseinanderzusetzen und ihr weiter unter die Arme zu greifen. Ich glaube, es wäre für sie ganz schlimm, wenn sie nun auch von Euch wegmüßte ...
26.03.2013 12:01
Zitat von nachtelfe88:

Das mag zwar jetz sehr egoistisch klingen, aber für mich würden die eigenen Kinder definitiv vorgehen.
Natürlich ist 13 auch ein sehr schweres Alter...

Ich hab echt Respekt vor deinem Mann, dass er das alles so mitmacht.

Kenn mich mit Pflegekindern nicht aus, denke aber auch, dass es beim JA einen Ansprechpartner für euch gibt.

Ist sie in psychologischer Behandlung?

Wenn man sich für Pflegekinder entscheidet, dann kann man das so nicht betrachten. Pflegekinder bringen nun mal ihre Geschichte mit und das fordert die Pflegefamilie meistens gewaltig, aber eben deshalb sollte man auch gut überlegen, ob man das als Familie kann und möchte ... Diese Kinder kennen eben kein stabiles Umfeld, sondern eben sehr of Vernachlässigung, Misshandlung und/oder Missbrauch ...
26.03.2013 12:31
Zitat von Anja_MTK:

Zitat von nachtelfe88:

Das mag zwar jetz sehr egoistisch klingen, aber für mich würden die eigenen Kinder definitiv vorgehen.
Natürlich ist 13 auch ein sehr schweres Alter...

Ich hab echt Respekt vor deinem Mann, dass er das alles so mitmacht.

Kenn mich mit Pflegekindern nicht aus, denke aber auch, dass es beim JA einen Ansprechpartner für euch gibt.

Ist sie in psychologischer Behandlung?

Wenn man sich für Pflegekinder entscheidet, dann kann man das so nicht betrachten. Pflegekinder bringen nun mal ihre Geschichte mit und das fordert die Pflegefamilie meistens gewaltig, aber eben deshalb sollte man auch gut überlegen, ob man das als Familie kann und möchte ... Diese Kinder kennen eben kein stabiles Umfeld, sondern eben sehr of Vernachlässigung, Misshandlung und/oder Missbrauch ...

Es ist sehr traurig, dass diese Kinder solche Erfahrungen machen mussten, aber ich bin da auch ganz deiner Meinung, dass man sich dann richtig mit dem Thema auseinander setzen muss.
Das heißt alle erforderlichen Therapien ect. ...

Es macht mir nur traurig zu lesen, dass die 6j Tochter der TS zurück gewiesen wird und dies auch so akzeptiert wird, da sich die 13j sonst rizzt ect. ...

Woher bekommt eine 13j überhaupt Alkohol???
26.03.2013 12:38
Zitat von nachtelfe88:

Zitat von Anja_MTK:

Zitat von nachtelfe88:

Das mag zwar jetz sehr egoistisch klingen, aber für mich würden die eigenen Kinder definitiv vorgehen.
Natürlich ist 13 auch ein sehr schweres Alter...

Ich hab echt Respekt vor deinem Mann, dass er das alles so mitmacht.

Kenn mich mit Pflegekindern nicht aus, denke aber auch, dass es beim JA einen Ansprechpartner für euch gibt.

Ist sie in psychologischer Behandlung?

Wenn man sich für Pflegekinder entscheidet, dann kann man das so nicht betrachten. Pflegekinder bringen nun mal ihre Geschichte mit und das fordert die Pflegefamilie meistens gewaltig, aber eben deshalb sollte man auch gut überlegen, ob man das als Familie kann und möchte ... Diese Kinder kennen eben kein stabiles Umfeld, sondern eben sehr of Vernachlässigung, Misshandlung und/oder Missbrauch ...

Es ist sehr traurig, dass diese Kinder solche Erfahrungen machen mussten, aber ich bin da auch ganz deiner Meinung, dass man sich dann richtig mit dem Thema auseinander setzen muss.
Das heißt alle erforderlichen Therapien ect. ...

Es macht mir nur traurig zu lesen, dass die 6j Tochter der TS zurück gewiesen wird und dies auch so akzeptiert wird, da sich die 13j sonst rizzt ect. ...

Woher bekommt eine 13j überhaupt Alkohol???

ja, das ist halt schönes Vermeidungsverhalten ... auf der einen Seite verständlich, aber helfen tut es am Ende keiner Seite.

och... da finden sich doch immer Wege ...
Käsekuchen
619 Beiträge
26.03.2013 12:43
Wow, Respekt!!!
Es ist wirklich super dass du die Kleine aufgenommen hast.

Ist sie bei einem Psychologen? Wird sie sonst irgendwie betreut?

Es gibt Kinder die nicht in Familien leben können!

Es kommt vor das Kinder so schlimmer Erfahrungen gemacht haben dass sie nicht fähig sind sich in eine normale Familie zu integrieren. Dafür können diese Kinder aber nichts. Familienleben bedeutet für sie dann einfach nur Stress. Im Gegenteil zu normalen Kindern die in einer Familie Sicherheit und Geborgenheit empfinden.

Habe gerade mitbekommen wie der Pflegesohn aus einer befreundeten Familie genommen wurde, eben wegen dieser Problematik.
Er lebt jetzt in einem speziellen betreutem Wohnen.

Ella-Bella
2906 Beiträge
26.03.2013 13:52
Erstmal ziehe ich meinen Hut vor dir. Es ist immer eine schwierige Entscheidung ein Pflegekind aufzunehmen. Und dann auch noch ein 13-jähriges ohnehin schon pubertierendes Mädchen mit solch einer schlimmen Vorgeschichte. RESPEKT!!!!!!!
Wir haben ein Pflegekind aufgenommen. Auch ein Mädchen. Sie war 15 als sie zu uns kam. Sie hat sowohl viel Alkohol getrunken, als auch geritzt (erst an den Armen und später um es zu verstecken die Beine). Sie war aggressiv, hatte null Sozialkompetenz - ABER: woher auch?! Sie lebte mit ihrer alkoholkranken Mutter in einer vollkommen verwahrlosten Wohnung zusammen mit unzähligen Hunden, Katzen, Hasen und was weiß ich noch allem - und das jahrelang!! Erst 2 Jahre Therapie konnten das auch nur annähernd wieder gut machen. Dass dein Pflegekind um Aufmerksamkeit ringt, ist vollkommen normal. Du solltest dir unbedingt Unterstützung suchen. Sowohl für deine Pflegetochter als auch für dich selbst.
Wie lange ist sie denn schon bei dir?
Laura-Mutter
24 Beiträge
26.03.2013 22:58
Ich antworte nicht auf jeden einzelnen Beitrag, weil das zu viel wäre. Ich hoffe es ist kein allzu großes durcheinander und ich hoffe ich habe nichts vergessen, falls es so ist, sagt Bescheid. Wenn ihr etwas nicht versteht, fragt einfach nach.

Ich habe keine pädagogische Ausbildung und mein Mann auch nicht. Ich habe, aber mal ein Psychologie-Studium angefangen, es aber nach 2 Semestern abgebrochen. Wir wurden zu ihrer Pflegefamilie, weil das Jugendamt der Meinung ist, dass es besser ist wenn sie zu jemandem kommt, dem sie etwas vertraut anstatt von komplett vorne anzufangen. Ich weiß sie hat uns damals überhaupt nicht vertraut (Ausnahme: mein Sohn; ihm hat sie etwas vertraut), aber stellt euch dann mal vor wie es bei einer anderen Pflegefamilie gewesen wäre.

Das Jugendamt in meiner Umgebung ist... ich sage dazu mal nicht viel. Ich persönlich mit den Leuten, die in meiner Umgebung beim Jugendamt arbeiten, überhaupt nicht aus.

Sie ist unser "offizielles" Pflegekind.
Natürlich habe ich schon oft mit ihr geredet, bloß hängt das immer davon ab wie sie gerade drauf ist. Manchmal beschimpft sie mich nur, manchmal heult sie nur herum, manchmal kann man mit ihr ernsthaft diskutieren, manchmal will sie einfach nur kuscheln, manchmal kriegt sie überhaupt kein Ton heraus und sitzt nur da, manchmal will sie einfach nur gehen (das heißt entweder, dass sie zu meinem Sohn will - was sie jedoch niemals zugeben würde - oder, dass sie sich in ihr Zimmer verkriechen will), etc. etc. etc.
Über ihre Ängste und Sorgen redet sie überhaupt nicht gerne und wir haben nur einmal darüber diskutiert. Sie hat Angst davor, dass mein Mann sie sexuell missbraucht, dass sie geschlagen wird, dass wir sie weggeben, dass sie irgendwann mal wieder ihren Stiefvater sieht und/oder dass wir sie nicht lieben. Sie möchte vor allem gut behandelt werden. Das heißt bei ihr wenig bis gar keine Gewalt (darüber haben wir bis jetzt auch nur einmal ganz am Anfang unter vier Augen gesprochen und mir sind da schier die Augen ausgefallen; sie stellte sich ihr Leben bei uns so vor: Sie hat mich darum gebeten, dass wir sie nicht so oft schlagen und mit nicht so oft meinte sie nur einmal alle 2 Tage. Dafür würde sie dann auch das Haus sauber machen. Sie hat mich auch noch darum gebeten, dass man sie nicht so oft sexuell missbraucht.), kaum bis gar keine Schimpfwörter, mindestens etwas Zuneigung und Aufmerksamkeit und solche Dinge eben.

Sie geht schon zu einer Psychologin, aber eben nur einmal in der Woche. Ich habe sie und meinen Sohn mal etwas belauscht und sie lügt ihre Psychologin anscheinend an, somit auch mich. Mir hat sie erzählt, dass sie mit der Psychologin über ihre Probleme spricht und dass ihr das auch hilft. Meinem Sohn hat sie erzählt, dass ihre Psychologin ihr immer interessante Dinge erzählt, z.B. etwas über Philosophie, Psychologie oder/und Religionen (so etwas findet sie ziemlich interessant).

Wenn sie sich mit meiner Tochter streitet, halte ich meistens zu meiner Tochter, außer wenn meine Kleine sich mal total daneben benommen hat, z.B. neigt die Kleine oft dazu beim Spielen zu schummeln oder sie ärgert Luna, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen oder wenn die Gefahr besteht, dass Luna es falsch versteht, z.B. sagt die Kleine manchmal Dinge, die man lieber nicht vor bzw. zu Mädchen wie Luna sagen sollte, z.B. hat sie zu Luna mal gesagt, dass Luna meinen Sohn küssen möchte, weil sie ihn liebt und mit ihm viele Kinder haben will, um sie ärgern (falls ihr euch wundert wie die Kleine auf so etwas kommt: Im Kindergarten hatten sie da so eine Phase), was bei Mädchen wie Luna nicht gerade gut ist, weil sie auf sexuelle Themen nicht gut anzusprechen sind. Ein anderes Mal hat sie Luna warum auch immer gefragt wie es dazu kommt, dass Kinder geboren werden und da "muss" Luna dann an Sex denken und das führt dazu, dass sie an ihre Vergangenheit denkt und den Rest muss ich wohl nicht erklären. Andere Beispiele: Manchmal wenn mein Sohn nicht da ist, will Luna einfach nur alleine sein und so kleine Mädchen wie meine kleine Tochter Pia verstehen das eben noch nicht so richtig, geht Pia dann zu Luna ins Zimmer und fragt sie, ob sie mit ihr spielen möchte. Natürlich versteht das Luna meistens falsch, wird dann sauer und schreit die Kleine an, was dazu führt, dass sie sich mal wieder streiten, Luna evtl. Pia durch Haus jagt und ihr damit droht, dass sie eines Tages aufgespießt wird o. ä. Wenn ich in so einem Fall zu Pia halten würde, was ich schon einmal gemacht habe, würde Luna es falsch verstehen und dann fühlt Luna sich irgendwie in ihrer Privatsphäre gestört. Zumindest hatte ich damals den Eindruck als wäre es so.
Wie man merkt, ist das bei Luna nicht so einfach, weil sie sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr... sensibel ist.
Ich akzeptiere ihre indirekten Drohungen mit dem Ritzen natürlich nicht, bloß muss man bei ihr wirklich vorsichtig sein. Meistens halte ich zu der Kleinen, weil Luna gerne übertreibt. Ich versuche ihr dann auch zu erklären, was sie falsch gemacht hat, bloß klappt das selten, weshalb ich auch sehr verzweifelt bin.

Mein Mann hat es echt nicht einfach. Wenn Luna z.B. gerade im Wohnzimmer neben mir sitzt und mein Mann ins Wohnzimmer kommt, ist es oft so, dass Luna sich dann einfach leise aus dem Wohnzimmer herausschleicht. Sie kann auch nicht in seiner Nähe sitzen, weil sie ansonsten manchmal anfängt zu zittern, Panik bekommt, und/oder ähnliches, weshalb sie beim Esstisch weit entfernt von meinem Mann sitzt. Sie meidet auch Gespräche mit ihm und den Augenkontakt. Sie hat richtig viel Angst vor ihm, beleidigt ihn aber trotzdem manchmal.
Heute war es richtig schlimm: Sie isst mittags manchmal gar nichts, oft wenig und selten gewöhnliche Portionen. Ich weiß man muss mit ihr darüber reden, bloß bringt das nichts.
Die Kleine ist dann spielen gegangen und mein Mann hat dann gemeint, dass sie nachher mal darüber reden und dann hat sie ihn voll verängstigt angeschaut, ist aufgestanden und hat sie an mich geklammert, angefangen zu weinen und mich angefleht. Sie wollte nicht mit ihm in einen Raum und dass sie ab sofort richtig brav ist, nie wieder herum zickt, aber man solle ihr das bitte nicht noch einmal antun usw. Hat sie da ernsthaft gedacht, dass mein Mann sie sexuell missbrauchen will oder war das nur Show?

Das mit den Grenzen und den Regeln ist wie gesagt bei ihr ein heikles Thema. Wie ihr evtl. schon gemerkt hat, kann man bei ihr mit Gewalt sehr viel erreichen. Wenn wir ihr mit Gewalt drohen würden und sie evtl auch ab und zu anwenden würden, wären die meisten Probleme gelöst, weil sie uns auf Schritt und Tritt folgen würde. Bitte versteht das nicht falsch! Ich betrachte es nicht als Möglichkeit. Ich möchte es nur klar stellen. Das liegt daran, dass sie nur solch ein "familiäres" und instabiles Umfeld kennt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie sich in so einem Umfeld wie dem unseren hilflos fühlt, weil sie nicht weiß was man von ihr erwartet. Ich befürchte jedoch auch, dass das mit der Gewalt bei ihr dazu geführt hat, dass sie vor einem keinen bis wenig Respekt hat solange man bei ihr keine Gewalt anwendet (Ausnahme: mein Sohn; vor ihm hat sie komischerweise sehr viel Respekt). Davon abgesehen missversteht sie auch viel, was wiederum dazu führt, dass sie sich nicht wohl fühlt.
Wie würdet ihr die Grenzen setzen und was für Regeln würdet ihr aufstellen? Und wie sieht es mit den Konsequenzen aus?
Bis jetzt musste sie bei uns noch nie Konsequenzen spüren. Regeln haben wir schon einige aufgestellt:
Sie darf kein Alkohol mehr trinken, sich nicht ritzen, keine Schimpfwörter mehr benutzen, Pia nicht schlagen, Pia nicht hinterherrennen und ihr z.B. damit drohen, dass sie eines Tages noch aufgespießt wird o.ä. und sie darf nicht die Schule schwänzen und sie muss die Hausaufgaben machen.
Einiges befolgt sie sogar, weil mein Sohn Alex sie darum gebeten hat es nicht mehr zu tun.

Sie bringt sogar etwas entgegen. Sie hilft mir oft freiwillig beim Haushalt und beim Kochen.

Das Problem ist bei ihr mehr, dass sie es oft falsch versteht.

Ich schaue mal, ob es in unserer Umgebung eine Familienhilfe gibt, werde ihre Hilfe, jedoch nur im äußersten Notfall in Anspruch nehmen, weil ich denke, dass Luna dadurch sehr verunsichert wäre.

Der Stiefvater hat sich zum ersten Mal an ihr vergriffen als sie gerade einmal zarte 8 Jährchen auf ihrem Buckel hatte. Damit ihr nichts falsches von ihm denkt, um genauer zu sein nichts zu gutes von ihm denkt: Er und ihre Mutter haben geheiratet als sie 8 war und erst kurz vor der Hochzeit ist er bei der Mutter und Luna eingezogen.

Zu dem Thema mit meinem Sohn: Das ist aber nicht mehr normal. Sie tut wirklich alles, was er sagt und noch viel mehr. Sie vertraut ihm auch blind. Sie sucht da nicht nur Halt, wenn er Zuhause ist, hängt sie wie eine Klette an ihm. Als er mal unter der Dusche war, hat sie in der Nähe der Badezimmer-Tür darauf gewartet, dass er wieder herauskommt. Sie kommt nur zu mir wenn er gerade nicht da ist oder keine Zeit hat.
Woran liegt das?

Die Schulungen hat unser Jugendamt wohl verpeilt, was mich nicht wundert.

Ich werde nicht die Finger von ihrer Ritzerei lassen. Sie kann ihren Druck auch anders abbauen. Mir wäre es sogar lieber wenn sie mich stattdessen anschreit und sich dafür nicht mehr ritzt. Dummerweise kann man mit ihr nicht über sowas reden, weil sie da richtig richtig richtig sensibel ist. Wir haben nur einmal kurz darüber gesprochen und danach hat sie kein Ton mehr herausbekommen und sich unter ihrer Decke verkrochen. Sie tut es wie du schon gesagt hast, um ihren Druck abzubauen, ihre Probleme zu verdrängen, etc. und weil sie es inzwischen schon gar nicht mehr anders kennt. Dasselbe gilt auch für ihren Alkoholkonsum.

Ich weiß nicht, ob eine Klinik gut für sie wäre. Ich glaube man muss ihr zuerst einmal zeigen, dass sie sich nun in einem sicheren Umfeld befindet, in dem ihr niemand etwas Böses antun will und wird. Logischerweise muss auch etwas Zeit vergehen bis sie das versteht.

Was ist eine ambulante und eine stationäre Therapie?

Wir wollen und werden sie nicht weg geben. Sie ist uns schon etwas ans Herz gewachsen und ihr Lächeln macht einen fröhlich. Wann sie lacht? Wenn sie bei meinem Sohn ist. Da kichert sie manchmal und ist meistens fröhlich. Ansonsten hat sie bis jetzt ein-, zwei-, dreimal gelacht. Wir wollen uns damit auch auseinandersetzen und ihr richtig feste unter die Arme greifen, nur wissen wir eben nicht so genau wie.

Woher sie Alkohol bekommt? Das wissen wir nicht so genau. Mein Sohn weiß das evtl. Damit es niemand falsch versteht: Nein, mein Sohn trinkt keinen Alkohol, zumindest weiß ich nichts davon. Mir ist noch nie etwas aufgefallen, was darauf hinweisen würde. Alex weiß das möglicherweise, weil sie es ihm erzählt hat.

Sie könnte eins dieser Kinder sein, die nicht in einer Familie leben können. Manchmal kommt es mir so vor als würde sie sich nicht gerade wohl fühlen wenn man einen Familienabend macht und z.B. Filme schaut, so als würde sie sich unter Druck gesetzt fühlen und als würde man von ihr zu viel erwarten. An solchen Familienabenden empfindet sie glaub alles andere als Sicherheit und Geborgenheit. Sie wirkt auf mich dann so als würde sie sich auch etwas ausgegrenzt fühlen.

Luna ritzt sich nur an den Armen. Ich kann das aber auch nicht mit Sicherheit sagen, weil ich bis jetzt eben noch keine anderen Schnitten oder Narben entdeckt habe. Ich habe sie aber auch noch nie nackt gesehen, weil sie sich verständlicherweise immer einsperrt wenn sie sich duscht oder sich umzieht. Ich weiß nicht was du mit viel Alkohol meinst, aber Luna ist da auch nicht ohne, was ich nicht gut finde.
Aggressiv ist sie auch. Sie hat zwar nicht null Sozialkompetenz, aber sie hat auch nicht gerade ein soziales Wesen. Bis jetzt hat sie sich jedoch auch noch nicht gebessert, was all diese Dinge (Ritzen, Alkohol trinken, Sozialkompetenz, etc.) anbelangt.

Ich habe gerade nachgeschaut. Sie ist am Freitag, den 29.03. genau 2 Monate bei uns.

Mit herzlichen Grüßen Laura^^
Grenzgängerin
8731 Beiträge
26.03.2013 23:31
Also, ich versuch mal auf das meiste einzigehen - da dein Text sehr lang ist.

Was ihr Verhalten angeht - bzw. euren Umgang damit:
Ich denke, das sie ganz klare Regeln und Grenzen braucht und auch lernen muss die Konsequenzen zu tragen. Regeln und Konsequenzen geben einem Kind das Gefühl von Sicherheit, das nicht nur im Kleinkindalter.

Was deinen Mann angeht:
Ich kann mir schon vorstellen, das sie Angst vor ihm hat - da er ja nun als Pfelgevater eigentlich die Rolle des Stiefvaters quasi übernommen hat und nach zwei Monaten, denke ich - wird sie noch nicht realisiert haben können das er ihr nicht das gleiche antut wie ihr Stiefvater.

Was das Verhalten deiner Tochter gegenüber angeht:
Lass solche Reaktionen auf keinen Fall durchgehen, du musst dich nicht auf die Seite deiner Tochter stellen und auch nicht auf ihre Seite - zieh einfach Konsequent die Regeln durch die in eurer Familie gelten. Wenn sich deine Tochter - eurer Pflegetochter gegenüber falsch verhält, muss sie die Konsequenzen tragen - verhält sich eure Pflegetochter gegenüber eurer Tochter falsch muss sie das genauso. Wie diese Konsequenzen nun aussehen, ist denke ich mal daran zu messen wie die Verfehlung aussieht.

Was ihre Vergangenheit und das Leben in eurer Familie angeht:
Natürlich hat sie grausame Dinge erleben müssen, aber dennoch dürft ihr sie - oder grade desshalb - nicht behandeln wie ein rohes Ei. Zeigt ihr mit Liebe und Geduld das es in eurer Familie anders zugeht als in ihrer Herkunftsfamilie und das sie sich bei euch sicher fühlen kann, aber lasst ihr nicht alles durchgehen nur weil ihr befürchtet das sie zu sensibel ist bzw. zuviel durchgemacht hat.

Was ihre Psyche angeht:
Das Ritzen, kannst du ihr nicht verbieten und wirst es auch nicht verhindern können. Es ist ein Ventil und lässt sich nur schlecht durch andere Ventile ersetzen wenn man keine entsprechende (sogenannte Skill-)Therapie macht in der man spezielle Methoden (Skills) erlernt um das Ritzen durch andere Ventile zu ersetzen die dem Körper nicht schaden. Der Alkoholkonsum, ist so eine Sache - verbieten kannst und musst du ihn natürlich in dem Alter auf jeden Fall. Dran halten, wird sie sich vermutlich nicht - für mich klingt ihr Alkoholkonsum nach latent süchtig bzw. als würde sie diesen Ebenfalls als Ventil benutzen. In jedem Fall solltet ihr einen guten Therapeuten finden der auf Fälle wie ihren spezialisiert ist UND dafür sorgen das sie mehr Stunden in der Woche bekommt. Hilft das über einen Zeitraum von 4-6 Monaten nicht bzw. erzielt es keine erkennbaren Ergebnisse, solltet ihr eine stationäre Therapie (also Klinik) ins Gespräch bringen bzw in Angriff nehmen. Wichtig ist dabei das ihr immer mit ihr im Gespräch bleibt und sie nicht vor vollendete Tatsachen stellt - die Entscheidung trefft ihr, da ihr auch die Verantwortung tragt aber gebt ihr nicht das Gefühl das ihr über ihren Kopf hinweg entscheidet und schon garnicht das ihr sie abschieben wollt. Klar, hat sie viel erlebt aber sie ist zusätzlich auch noch in einem schwierigen Alter - da kommt viel zusammen. Und zur Therapie : Merkliche Verbesserungen bzw. Ergebnisse einer Therapie nach 4-6 Monaten, können in ihrem speziellen Fall schon sein, das sie sich zB nicht mehr jeden Tag ritzt sondern nur noch alle 3 Tage. Das ist schon ein sehr großer Fortschritt in einem solchen Fall.

Zu dem Thema Angst vor deinem Mann - und ihre Reaktion auf ihn:
Wie oben schon gesagt, hat sie sicher Angst vor ihm - was auch verständlich ist. Versucht ihr auf liebevolle Art klar zu machen das sie diese nicht zu haben braucht. Dein Mann sollte sich, sehr langsam an den Kontakt zu ihr herrantasten - das heißt nicht das er sich zurück ziehen soll, aber eine Aussage wie deine Beschriebene am Küchentisch kann schnell ein Missverständnis bei einem solchen Trauma hervorrufen. ABER : lasst euch nicht aufs Glatteis führen, natürlich hat sie schlimme Dinge erlebt - aber Kinder die in einem solchen sozialen Umfeld aufgewachsen sind wie sie haben gelernt ihren Willen zu erarbeiten bzw. zu erspielen - das heißt, sie weiss genau wann sie die "Angst-Karte" ausspielen muss um ihren Willen durch zu setzen denke ich.

Zu dem Verhältnis zu deinem Sohn:
Ich denke, das sich diese Beziehung sehr ungesund entwickeln könnte! Du solltest darauf ein scharfes Auge haben. Es ist gut wenn sie jemandem vertrauen kann, schlecht ist aber - sowohl für sie als auch deinen Sohn - wenn sie sich abhängig macht. Dh. tut was immer er sagt, sich ihm gegenüber devot verhält, sehr auf ihn fixiert ist, sehr an ihm klammert. Eine solche Beziehung kann schnell zu einer Art von Obsession ausarten, grade bei jemandem mit einem Traume dieser Art. Und das kann zu großen Dramen führen in der Zukunft - spätestens wenn zB dein Sohn seine erste Freundin mit nachhause bringt und sie feststellt das diese Beziehung doch nicht der Art ist wie sie es sich vorgestellt hat.

Puh..ich hoffe ich hab nichts vergessen, stehe gern für weitere Fragen zur Verfügung auch per PN. Sofern, du denn von meinen Ratschlägen überhaupt was hältst Ich wünsch euch alles Gute!
Mondgöttin
7376 Beiträge
26.03.2013 23:34
Hallo zu erst einmal von ich wirklich froh das dieses arme Mädchen aus dieser schrecklichen Situation raus geholt wurde!!! Ich möchte auch später einmal Pflegekinddr aufnehmen. Ich finde es sehr merkwürdig das das Jugendamt dich keinen Lehrgang machen lassen hat! Das ist Pflicht, normalerweise dauert es alles in allem Bis ca.1 Jahr bis man ein Pflegekind bekommt. Je nachdem wie schnell eins für einen gefunden wird, was hier aber ausfiel.
Für 2 Monate kannst du da von ihr echt nicht viel verlangen. Ich kann dir jetzt nur so viel sagen, erst wenn sie euch richtig vertraut und sich mit Ihrer neuen Situation eingefunden hat wird sie sich bessern. Wie du schon sagst sie kennt es doch nicht anders. Ich denke schon das sie wirklich Angst vor deinem Mann hat. Sie wird wahrscheinlich wissen er wird ihr nix tun aber ihr Körper sagt ihr da was ganz anderes. Mal ein weit hergeholtes Beispiel: ich habe keine Angst vor Hunden, auch nicht vor großen, aber einmal bin ich gebissen wurden von einem hovawart (große hund) da hatte ich eine Zeit lang sogar Angst vor dem Hund meiner Tante obwohl ich da für einige Zeit bgewohnt habe. Ich wusste er würde mich nie beißen aber das War so ein komisches Gefühl.
Gib ihr mehr Zeit, dass ist momentan das wichtigste. Konsequenzen müsst ihr euch auf jedenfalls überlegen! Diese Kinder brauchen klare Strukturen in Ihrem Leben. Und ohne Konsequenzen merken Sie vielleicht gar nicht das sie einen wichtig sind ( wofür sie dich am Anfang aber vielleicht sogar Hassen werden, aber ist ja auch bei den eigenen kids nicht anders )
Alles gute deiner Familie
26.03.2013 23:43
Entschuldige, ich will Dir echt nicht zu Nahe treten, aber habt Ihr Euch mal mit Traumatisierung befaßt? Das Mädel wurde jetzt ca. 5 Jahre lang sexuell missbraucht. das ist schon lange und da ist ne Menge in ihr kaputt gegangen.

Das sie ihre Psychologin anlügt, werde ich mal als Zeichen, daß sie da vielleicht nicht vertraut, der Behandlung nicht traut, Angst davor hat oder wie auch immer. Das sie Dir davon nichts sagt, deutet darauf hin, daß sie auch Angst vor Deiner Reaktion hat. Da ist es sicherlich nicht gut, wenn man zu ihr sagen würde: warum lügst Du mich an? Sondern langsam mal horcht, was da los ist ... was ist da wirklich los ... hat sie vor etwas da Angst, vertraut sie der Frau nicht ...

Bei manchen Sachen tut es mir echt weh, es zu lesen ... Z.B. der Abschnitt übers Ritzen. Da könnt ich schon fast heulen ... Du sagst so einfach, sie soll ein anderen Weg finden ... als ob das so einfach wäre. Du tust es so ab und zeigst damit, daß du gar nicht verstehst, was da läuft. Ja, es ist schwer zu sehen, wenn das jemand tut und noch schwerer zu verstehen, wenn man das selbst nicht kennt. Aber wenn Du da mit Druck arbeitest ... das bringt nichts. Das ist ein Zeichen für eben ihre großen psychischen Probleme und das gehört in psychologische Hände. UNd wirklich: da hast Du ein stückweit die Finger von zu lassen. So schwer das sein mag. Macht meinetwegen aus, daß sie sich von Dir die Wunden verbinden läßt und vielleicht kommt ihr dahin, daß sie Dir erzählt, was gerade so schlimm war, daß sie es nicht anders lösen konnte, aber von mehr würde ich tunlichst die Finger lassen an Deiner Stelle.

Das sie vor Deinem Mann Angst hat, interpretiere ich mal, daß sie einfach noch total instabil ist, was kein Wunder ist und sie ständig wachsam ist und die mögliche Gefahr überall vermutet. Das ist so normal. Das ist für sie sehr anstrengend , aber sehr normal. Ich habe so was auch hinter mir. Ich bin mitte 30 ... und ich hatte ne Zeit, da konnte ich nicht die Eltern meines Freundes besuchen. Der Grund lag darin, daß der Vater von meinem Freund schon sehr alt war und ihm die Hände zitterten ... Für mich hat das aber immer wieder die Erinnungen hochgeschoben und ich konnte das nicht steuern. Ich saß teilweise nach dem Essen, wo es für mich besonders hart war, ne halbe Stunde heulend im Bad, weil ich fix und fertig war ... und da lag die ganze Scheiße bereits 20 Jahre hinter mir.

Ich kann irgendwo verstehen, das Verhältnis zu Deinem Sohn ... Sie sucht Halt ... Ihre Mutter hat sie im Stich gelassen, also die Person, der man als Kind das meiste Vertrauen entgegen bringt, der Stiefvater missbraucht ... jeder Mensch braucht jemanden, an den man sich halten kann. Und irgendwas scheint Dein Sohn getan zu haben, was ihn unheimlich vertrauenswürdig macht. Die restliche WElt ist wahrscheinlich für sie voller Gefahr ... nur er nicht ... wahrscheinlich sind das die wenigen Momente mit ihm, wo sie mal ein bißchen ruhiger ist. Die meisten haben nach solchen Erfahrungen massive Probleme anderen Menschen überhaupt zu vertrauen.

Ich weiß nicht, ob es wirklich unmöglich ist sie in ner Familie wohnen zu haben. Ich denke, momentan seid ihr viel zu wenig geschult, um da einfach auch adäquat mit ihr umzugehen. das Problem sehe ich da also nicht nur bei ihr, sondern eben auch bei Euch. Ihr habt da ne große Aufgabe auf Euch genommen und in gewisser WEise kann man sie eben nicht so behandeln wie andere Mädchen in dem Alter, weil sie einfach zu viel erleben mußte, was sie nicht zu einem normalen Mädchen in dem Alter macht. Sie wurde mehrfach traumatisiert. Das ist einfach nicht ohne.

Ambulante Therapie ist letztendlich das, was jetzt läuft ... man geht halt einmal in der Woche zu nem Therapeuten oder zwei mal. Stationär wäre halt ne Klinik. Den Einwurf, sie sollte erstmal lernen, daß sie sicher ist ... so was kann Jahre dauern ... Aber in ner KLinik könnte man ihr einfach ein bißchen Grund schon mal mitgeben ... Meistens ist es halt auch einfach ein geschützterer Rahmen, was dann eben manches einfacher macht.

Und ich sehe auch, daß Ihr da Hilfe und Schulung braucht: was bedeutet Traumatisierung, was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? Welche Symptome gibt es? was kann man da tun? Wie kann die Familie helfen etc. ... UNd dann daß ihr da auch regelmäßig miteingebunden werdet.

Ich sehe halt es nicht so, daß nur sie Euch nicht richtig versteht ... ihr versteht sie auch nicht mit ihrem Paket, was sie mitbringt ... ein stückweit klingt es so, daß ihr sie "normal" machen wollt, aber so wird das nichts. Dränge sie auch bitte nicht, Dinge zu erzählen ... das kann auch nach hinten losgehen ... wenn Du z.B. schreibst, daß sie sich unter die Decke verkriecht und weint ... sie hat keinerlei Bewältigungsstrategien bisher gelernt ... das heißt, wenn ihr anfangt zu bohren, könnt ihr Erinnerungen lostreten, sogenannte Flashbacks ... Flashbacks fühlen sich aber so an, daß es gerade wieder passiert, daß sie das Gefühl hat, gerade findet wieder Missbrauch statt. Das ist nicht ohne und kann Retraumatisieren, also das Problem noch mehr verschlimmern. Laßt sie da ... Signalisiert ihr, daß Ihr da seid ... wegen dem Ritzen ... ich weiß es ist schwer, aber vielleicht ist das ein Weg, daß Ihr vereinbart: sie zeigt es Dir ... Du schaust, ob es verbunden werden muß und läßt sie dann gehen (ohne Standpauke und Ausfragerei) ... und vielleicht findet sich dann als nächster Schritt, daß sie Dir vielleicht sagt, was es ausgelöst hat ...

Sucht Euch bitte dringend Hilfe. Sie ist nicht schlecht oder böse, sie hat nur viel Scheiße erlebt und versucht irgendwie klarzukommen, dazu noch die Pubertät ... das macht einfach alles nur noch schlimmer. Sie hat wahrscheinlich die ganze Zeit enorme Angst, ist dementsprechend gestresst, aber auch erschöpft.

Ist ihre Therapeutin ausgebildete Traumatherapeutin oder was ist das für ne Therapeutin?

Anja
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