Mütter- und Schwangerenforum

Stillen- warum denn nicht?

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Metalgoth
17541 Beiträge
17.08.2015 14:43
Zitat von LIttleOne13:

Zitat von Metalgoth:

Zitat von LIttleOne13:

Zitat von Blancanieves:

Ja, ich dachte halt mal, dass ich einen Thread eroeffne, der die Gemueter erhitzen kann. Wobei cih eigentlich immer fuer sachliche Diskussionen bin.

Fur mich gab es diese Frage gar nicht- stillen oder nicht. Gestern habe ich dann auf Facebook gelesen, dass Krankenhaeuser in Mexiko Pulvermilch nur noch auf Rezept verkaufen duerfen. Es ist hier so, dass viele Krankenhaeuser in MX die Pulvermilch anhimmeln, da sie natuerlich ein monetaeres Interesse haben und deshalb die erste Monatsration Pulvermilch den Muettern schenken, den Neugeborenen gar die Milch verfuettern und das ohne das Einverstandnis der Eltern. Dies wird nun unterbunden. Krankenhaeuser haben ja auch etwas unparteiischer zu sein. Deshalb darf man jetzt nur noch Pulvermilch auf Rezept kaufen- wohlgemerkt, nur wenn man das im KH kaufen will. Ansonsten ist es auch so oder so im Landen erhaeltlich. Soweit die Sachlage.
Als Grund wurde haupsaechlich genannt, dass Pulvermilch die Wahrscheinlichkeit auf Uebergewicht erhoehen koennen- Mexiko ist das Land mit der hoechsten Zahl an uebergewichtigen Kindern und mit der geringsten Zahl an Muettern, die stillen. Trotz der Armut und dem Geld, dass man also durch das Stillen sparen koennte, wird Pulvermilch gegeben. Ich las neugierig die Kommentare. Viele Maenner waren irgendwie viel besser ueber das Stillen informiert als die Frauen. Ich verstand aber auch einige Argumente der anderen Seite. Sie sagten, dass sie arbeiten muessen. Das Mexiko sich der ersten Welt anpassen will, aber eben keine Anstalten dazu macht, dass die Muetter auch stillen koennen. Dagegen hielten dann wiederum jene Frauen, die sagten, dass man Muttermilch hervorragend abpumpen und lagern kann. Das Problem war, dass viele nicht richtig gelesen haben und dann damit ankamen, dass ihr Kind nur Pulvermilch bekam und nicht uebergewichtig ist. Oder damit, dass manche Muetter nicht stillen koennen/wollen und man sie damit schlecht machen wuerde und sie aergeten sich, dass ihnen nun diese gratis Ration Pulvermilch genommen wurde. Andere aergerten sich, dass sie nun die Brueste stillender Muetter oefter sehen muessten...dass sie das sogar anekelt.
Jetzt muss ich euch Fragen liebe Mamis, die ihr in der ersten Welt ( ) lebt: Ist es in Deutschland wirklich einfach zu stillen, auch wenn man arbeitet? Vielleicht gibt es die ein- oder andere Mutter, die es sogar so gemacht hat- abpumpen, lagern etc...
Und gibt es auch Muetter, denen es verweigert war zu stillen, weil sie arbeiten mussten? Fuehlen sich die Muetter in Deutschland generell gut ueber das Stillen informiert? Ist Deutschland ein Land, in dem man es mit dem Stillen einfach hat? Und wird man verteufelt, nur weil man nicht stillen wollte? In Frankreich z.B stillen auch nicht so viele Frauen, weil sie direkt wieder arbeiten.

Ich freue mich ueber Antworten und bedanke mich


Interessantes Thema.
Die Sachlage in Europa ist ja etwas anders, hier gilt der internationale Kodex für die Vermarktung für Muttermilchersatzprodukte, der dann in den einzelnen Ländern durch individuelle Gesetze durchgesetzt wird. Im Klartext bedeutet das für Deutschland: Es ist den Herstellern untersagt, Ersatzprodukte als gleichwertig oder besser als Muttermilch zu verkaufen, Begriffe wie zB "humanisiert" dürfen nicht verwendet werden, lediglich wissenschaftlich nachgewiesene Fakten. Es muss auf die Vorteile von Muttermilch hingewiesen werden, das Verteilen kostenloser Proben ist verboten. Insofern ist die Ausgangslage hier schon mal eine ganz andere.

Wie ist es denn bei euch geregelt, haben Eltern die Möglichkeit, nach der Geburt daheim zu bleiben? Hier gibts ja das Elterngeld für ein Jahr, was es den meisten Familien möglich macht - auch das ist ein wichtiger Punkt. In Frankreich zB gibts kein vergleichbares Modell und die Stillquote dort ist wesentlich geringer. Das Mutterschutzgesetz spricht zudem arbeitenden Müttern eine Stillzeit von 2x täglich einer halben Stunde oder 1x einer Stunde zu, bei einer Arbeitszeit von über 8 Stunden noch mehr. Also, hygienisch und gesetzlich ist es hier jedenfalls möglich, Muttermilch für die/auf der Arbeit abzupumpen bzw das Baby zwischendrin zu stillen.

Gut informiert übers Stillen... von meinem Gefühl und meiner Erfahrung aus der Stillberatung, eher nicht. Einerseits gehen viele Frauen mit einem "Wird schon klappen, ist ja ganz natürlich" daran, andererseits gibt es keine konkrete Fortbildungspflicht in Bezug auf das Stillen für das Personal in Kliniken, weshalb teilweise Wissen von vor 20, 30, 40 Jahren vermittelt wird. Sowas führt dann schnell zu Stillproblemen. Wenn ich mir die Frauen so ansehe, denen ich helfe, glaube ich manchmal, dass Stillen hier echt Glückssache ist. Die erste Zeit nach der Geburt ist dafür sehr wichtig und vieles wird leider schon in den Tagen im Krankenhaus kaputt gemacht.

Zum Thema Verteuflung: Das Muttersein ist hier unglaublich idealistisch geprägt, in vielerlei Hinsicht. Merkt man auch regelmäßig hier im Forum: tragende Mamas gegen Kinderwagenmamas, Familienbett, eigenes Zimmer, Brei oder Fingerfood, Reboarder oder vorwärts gerichtete Kindersitze, Stillen oder Flasche, um alles wird sich bekriegt, weil jede Mutter ihren Weg als den allerbesten sieht und andere Lebensweisen schnell als Angriff auf die eigene gesehen werden.


Oh ja, das nervt mich teilweise auch tierisch!

Das kann ich für mich einfach nicht nachvollziehen. Man sollte als erwachsene Frau genug hinter seiner eigenen Lebensweise stehen können, um auch andere zu akzeptieren... meine Meinung. Aber wenn man sich solche Debatten auf FB und ähnlichen Netzwerken ansieht, stehe ich damit offenbar ziemlich allein da. ^^


Gut, dass ich nicht bei FB bin, damit stehe wohl ich alleine da. xD

Ich habe beide lange gestillt und getragen, dafür haben wir Rabeneltern die armen Kinder aber schon mit 2-3 Monaten in ihrem eigenen Zimmer und dann auch noch auf dem Bauch schlafen lassen!
Da hab ich mir auch schon was anhören dürfen...Aber, wenn sie auf dem Rücken alle 5min aufwachen, hab ich auch nix davon; zudem waren die Türen offen und ich war sofort bei jeder Kleinigkeit wach.

Und nur, weil ich stille und keine Lust drauf hätte, den ganzen Fläschchenkram mitzuschleppen heißt das nicht, dass das für andere auch das beste ist. Denn es ist anfangs schon ein Aufopfern auch, wenn ich es gerne mache.
Es kann nämlich bestimmt eine Erleichterung sein, sein Baby auch mal über Nacht zu Oma geben zu können (was ich das erste halbe bis Dreiviertel Jahr selbst mit Flasche wahrscheinlich nicht gemacht hätte).
Blancanieves
2206 Beiträge
17.08.2015 14:44
Zitat von LIttleOne13:

Zitat von Blancanieves:

Ja, ich dachte halt mal, dass ich einen Thread eroeffne, der die Gemueter erhitzen kann. Wobei cih eigentlich immer fuer sachliche Diskussionen bin.

Fur mich gab es diese Frage gar nicht- stillen oder nicht. Gestern habe ich dann auf Facebook gelesen, dass Krankenhaeuser in Mexiko Pulvermilch nur noch auf Rezept verkaufen duerfen. Es ist hier so, dass viele Krankenhaeuser in MX die Pulvermilch anhimmeln, da sie natuerlich ein monetaeres Interesse haben und deshalb die erste Monatsration Pulvermilch den Muettern schenken, den Neugeborenen gar die Milch verfuettern und das ohne das Einverstandnis der Eltern. Dies wird nun unterbunden. Krankenhaeuser haben ja auch etwas unparteiischer zu sein. Deshalb darf man jetzt nur noch Pulvermilch auf Rezept kaufen- wohlgemerkt, nur wenn man das im KH kaufen will. Ansonsten ist es auch so oder so im Landen erhaeltlich. Soweit die Sachlage.
Als Grund wurde haupsaechlich genannt, dass Pulvermilch die Wahrscheinlichkeit auf Uebergewicht erhoehen koennen- Mexiko ist das Land mit der hoechsten Zahl an uebergewichtigen Kindern und mit der geringsten Zahl an Muettern, die stillen. Trotz der Armut und dem Geld, dass man also durch das Stillen sparen koennte, wird Pulvermilch gegeben. Ich las neugierig die Kommentare. Viele Maenner waren irgendwie viel besser ueber das Stillen informiert als die Frauen. Ich verstand aber auch einige Argumente der anderen Seite. Sie sagten, dass sie arbeiten muessen. Das Mexiko sich der ersten Welt anpassen will, aber eben keine Anstalten dazu macht, dass die Muetter auch stillen koennen. Dagegen hielten dann wiederum jene Frauen, die sagten, dass man Muttermilch hervorragend abpumpen und lagern kann. Das Problem war, dass viele nicht richtig gelesen haben und dann damit ankamen, dass ihr Kind nur Pulvermilch bekam und nicht uebergewichtig ist. Oder damit, dass manche Muetter nicht stillen koennen/wollen und man sie damit schlecht machen wuerde und sie aergeten sich, dass ihnen nun diese gratis Ration Pulvermilch genommen wurde. Andere aergerten sich, dass sie nun die Brueste stillender Muetter oefter sehen muessten...dass sie das sogar anekelt.
Jetzt muss ich euch Fragen liebe Mamis, die ihr in der ersten Welt ( ) lebt: Ist es in Deutschland wirklich einfach zu stillen, auch wenn man arbeitet? Vielleicht gibt es die ein- oder andere Mutter, die es sogar so gemacht hat- abpumpen, lagern etc...
Und gibt es auch Muetter, denen es verweigert war zu stillen, weil sie arbeiten mussten? Fuehlen sich die Muetter in Deutschland generell gut ueber das Stillen informiert? Ist Deutschland ein Land, in dem man es mit dem Stillen einfach hat? Und wird man verteufelt, nur weil man nicht stillen wollte? In Frankreich z.B stillen auch nicht so viele Frauen, weil sie direkt wieder arbeiten.

Ich freue mich ueber Antworten und bedanke mich


Interessantes Thema.
Die Sachlage in Europa ist ja etwas anders, hier gilt der internationale Kodex für die Vermarktung für Muttermilchersatzprodukte, der dann in den einzelnen Ländern durch individuelle Gesetze durchgesetzt wird. Im Klartext bedeutet das für Deutschland: Es ist den Herstellern untersagt, Ersatzprodukte als gleichwertig oder besser als Muttermilch zu verkaufen, Begriffe wie zB "humanisiert" dürfen nicht verwendet werden, lediglich wissenschaftlich nachgewiesene Fakten. Es muss auf die Vorteile von Muttermilch hingewiesen werden, das Verteilen kostenloser Proben ist verboten. Insofern ist die Ausgangslage hier schon mal eine ganz andere.

Wie ist es denn bei euch geregelt, haben Eltern die Möglichkeit, nach der Geburt daheim zu bleiben? Hier gibts ja das Elterngeld für ein Jahr, was es den meisten Familien möglich macht - auch das ist ein wichtiger Punkt. In Frankreich zB gibts kein vergleichbares Modell und die Stillquote dort ist wesentlich geringer. Das Mutterschutzgesetz spricht zudem arbeitenden Müttern eine Stillzeit von 2x täglich einer halben Stunde oder 1x einer Stunde zu, bei einer Arbeitszeit von über 8 Stunden noch mehr. Also, hygienisch und gesetzlich ist es hier jedenfalls möglich, Muttermilch für die/auf der Arbeit abzupumpen bzw das Baby zwischendrin zu stillen.

Gut informiert übers Stillen... von meinem Gefühl und meiner Erfahrung aus der Stillberatung, eher nicht. Einerseits gehen viele Frauen mit einem "Wird schon klappen, ist ja ganz natürlich" daran, andererseits gibt es keine konkrete Fortbildungspflicht in Bezug auf das Stillen für das Personal in Kliniken, weshalb teilweise Wissen von vor 20, 30, 40 Jahren vermittelt wird. Sowas führt dann schnell zu Stillproblemen. Wenn ich mir die Frauen so ansehe, denen ich helfe, glaube ich manchmal, dass Stillen hier echt Glückssache ist. Die erste Zeit nach der Geburt ist dafür sehr wichtig und vieles wird leider schon in den Tagen im Krankenhaus kaputt gemacht.

Zum Thema Verteuflung: Das Muttersein ist hier unglaublich idealistisch geprägt, in vielerlei Hinsicht. Merkt man auch regelmäßig hier im Forum: tragende Mamas gegen Kinderwagenmamas, Familienbett, eigenes Zimmer, Brei oder Fingerfood, Reboarder oder vorwärts gerichtete Kindersitze, Stillen oder Flasche, um alles wird sich bekriegt, weil jede Mutter ihren Weg als den allerbesten sieht und andere Lebensweisen schnell als Angriff auf die eigene gesehen werden.


Ja, das Muttersein in Deutschland ist wirklich sehr idealistisch. Vielleicht weil ich deutsche bin, sehe ich das sogar als "gut" an. Man sorgt sich mehr, gut, vielleicht auch zu viel....aber alles in Einem empfinde ich das Erziehen in Mexiko sehr oberflaechlich. Es fehlt an Tiefe. Man kuemmert sich, setzt sich aber nicht mit dem Thema "Kind/Baby" auseinander. Hat halt zu gehorchen (ich rede mal von der Mehrheit, wie ich das gesehen habe). Ich erinnere mich, dass ich vor meinen Schwiegereltern meine Schwester kritisierte, weil ihre Tochter ganz oft den Clown mit ihr macht (klar, wenn sie damit durchkommt ) und dann wurde mir z.B als Antwort genannt: Ach, das liegt nicht an deiner Schwester, das ist die Schuld vom Kind. Man sieht das Kind eben als "fehlerhaft", niemals die Eltern. Deshalb wuerde ich lieber ueber Kinderwagen oder Tragetuch diskutieren, als darueber, ob das Verhalten der Kinder nicht oft das Resultat der Eltern ist.

Ich z.B habe wirklich grosse Sorge, dass ich das mit dem Stillen nicht hinbekomme. Hier gibt es keine Stillberatung. Nur eine Pulvermilchberatung.... bzw. habe ich jetzt des oefteren gehoert, dass Pulvermilch eher angepriesen wird. Ist ja auch "unkomplizierter".

Ich bedanke mich uebrigens fuer deinen Beitrag zur Rechtslage in DE

LIttleOne13
26290 Beiträge
17.08.2015 21:27
Zitat von Blancanieves:

Zitat von LIttleOne13:

Zitat von Blancanieves:

Ja, ich dachte halt mal, dass ich einen Thread eroeffne, der die Gemueter erhitzen kann. Wobei cih eigentlich immer fuer sachliche Diskussionen bin.

Fur mich gab es diese Frage gar nicht- stillen oder nicht. Gestern habe ich dann auf Facebook gelesen, dass Krankenhaeuser in Mexiko Pulvermilch nur noch auf Rezept verkaufen duerfen. Es ist hier so, dass viele Krankenhaeuser in MX die Pulvermilch anhimmeln, da sie natuerlich ein monetaeres Interesse haben und deshalb die erste Monatsration Pulvermilch den Muettern schenken, den Neugeborenen gar die Milch verfuettern und das ohne das Einverstandnis der Eltern. Dies wird nun unterbunden. Krankenhaeuser haben ja auch etwas unparteiischer zu sein. Deshalb darf man jetzt nur noch Pulvermilch auf Rezept kaufen- wohlgemerkt, nur wenn man das im KH kaufen will. Ansonsten ist es auch so oder so im Landen erhaeltlich. Soweit die Sachlage.
Als Grund wurde haupsaechlich genannt, dass Pulvermilch die Wahrscheinlichkeit auf Uebergewicht erhoehen koennen- Mexiko ist das Land mit der hoechsten Zahl an uebergewichtigen Kindern und mit der geringsten Zahl an Muettern, die stillen. Trotz der Armut und dem Geld, dass man also durch das Stillen sparen koennte, wird Pulvermilch gegeben. Ich las neugierig die Kommentare. Viele Maenner waren irgendwie viel besser ueber das Stillen informiert als die Frauen. Ich verstand aber auch einige Argumente der anderen Seite. Sie sagten, dass sie arbeiten muessen. Das Mexiko sich der ersten Welt anpassen will, aber eben keine Anstalten dazu macht, dass die Muetter auch stillen koennen. Dagegen hielten dann wiederum jene Frauen, die sagten, dass man Muttermilch hervorragend abpumpen und lagern kann. Das Problem war, dass viele nicht richtig gelesen haben und dann damit ankamen, dass ihr Kind nur Pulvermilch bekam und nicht uebergewichtig ist. Oder damit, dass manche Muetter nicht stillen koennen/wollen und man sie damit schlecht machen wuerde und sie aergeten sich, dass ihnen nun diese gratis Ration Pulvermilch genommen wurde. Andere aergerten sich, dass sie nun die Brueste stillender Muetter oefter sehen muessten...dass sie das sogar anekelt.
Jetzt muss ich euch Fragen liebe Mamis, die ihr in der ersten Welt ( ) lebt: Ist es in Deutschland wirklich einfach zu stillen, auch wenn man arbeitet? Vielleicht gibt es die ein- oder andere Mutter, die es sogar so gemacht hat- abpumpen, lagern etc...
Und gibt es auch Muetter, denen es verweigert war zu stillen, weil sie arbeiten mussten? Fuehlen sich die Muetter in Deutschland generell gut ueber das Stillen informiert? Ist Deutschland ein Land, in dem man es mit dem Stillen einfach hat? Und wird man verteufelt, nur weil man nicht stillen wollte? In Frankreich z.B stillen auch nicht so viele Frauen, weil sie direkt wieder arbeiten.

Ich freue mich ueber Antworten und bedanke mich


Interessantes Thema.
Die Sachlage in Europa ist ja etwas anders, hier gilt der internationale Kodex für die Vermarktung für Muttermilchersatzprodukte, der dann in den einzelnen Ländern durch individuelle Gesetze durchgesetzt wird. Im Klartext bedeutet das für Deutschland: Es ist den Herstellern untersagt, Ersatzprodukte als gleichwertig oder besser als Muttermilch zu verkaufen, Begriffe wie zB "humanisiert" dürfen nicht verwendet werden, lediglich wissenschaftlich nachgewiesene Fakten. Es muss auf die Vorteile von Muttermilch hingewiesen werden, das Verteilen kostenloser Proben ist verboten. Insofern ist die Ausgangslage hier schon mal eine ganz andere.

Wie ist es denn bei euch geregelt, haben Eltern die Möglichkeit, nach der Geburt daheim zu bleiben? Hier gibts ja das Elterngeld für ein Jahr, was es den meisten Familien möglich macht - auch das ist ein wichtiger Punkt. In Frankreich zB gibts kein vergleichbares Modell und die Stillquote dort ist wesentlich geringer. Das Mutterschutzgesetz spricht zudem arbeitenden Müttern eine Stillzeit von 2x täglich einer halben Stunde oder 1x einer Stunde zu, bei einer Arbeitszeit von über 8 Stunden noch mehr. Also, hygienisch und gesetzlich ist es hier jedenfalls möglich, Muttermilch für die/auf der Arbeit abzupumpen bzw das Baby zwischendrin zu stillen.

Gut informiert übers Stillen... von meinem Gefühl und meiner Erfahrung aus der Stillberatung, eher nicht. Einerseits gehen viele Frauen mit einem "Wird schon klappen, ist ja ganz natürlich" daran, andererseits gibt es keine konkrete Fortbildungspflicht in Bezug auf das Stillen für das Personal in Kliniken, weshalb teilweise Wissen von vor 20, 30, 40 Jahren vermittelt wird. Sowas führt dann schnell zu Stillproblemen. Wenn ich mir die Frauen so ansehe, denen ich helfe, glaube ich manchmal, dass Stillen hier echt Glückssache ist. Die erste Zeit nach der Geburt ist dafür sehr wichtig und vieles wird leider schon in den Tagen im Krankenhaus kaputt gemacht.

Zum Thema Verteuflung: Das Muttersein ist hier unglaublich idealistisch geprägt, in vielerlei Hinsicht. Merkt man auch regelmäßig hier im Forum: tragende Mamas gegen Kinderwagenmamas, Familienbett, eigenes Zimmer, Brei oder Fingerfood, Reboarder oder vorwärts gerichtete Kindersitze, Stillen oder Flasche, um alles wird sich bekriegt, weil jede Mutter ihren Weg als den allerbesten sieht und andere Lebensweisen schnell als Angriff auf die eigene gesehen werden.


Ja, das Muttersein in Deutschland ist wirklich sehr idealistisch. Vielleicht weil ich deutsche bin, sehe ich das sogar als "gut" an. Man sorgt sich mehr, gut, vielleicht auch zu viel....aber alles in Einem empfinde ich das Erziehen in Mexiko sehr oberflaechlich. Es fehlt an Tiefe. Man kuemmert sich, setzt sich aber nicht mit dem Thema "Kind/Baby" auseinander. Hat halt zu gehorchen (ich rede mal von der Mehrheit, wie ich das gesehen habe). Ich erinnere mich, dass ich vor meinen Schwiegereltern meine Schwester kritisierte, weil ihre Tochter ganz oft den Clown mit ihr macht (klar, wenn sie damit durchkommt ) und dann wurde mir z.B als Antwort genannt: Ach, das liegt nicht an deiner Schwester, das ist die Schuld vom Kind. Man sieht das Kind eben als "fehlerhaft", niemals die Eltern. Deshalb wuerde ich lieber ueber Kinderwagen oder Tragetuch diskutieren, als darueber, ob das Verhalten der Kinder nicht oft das Resultat der Eltern ist.

Ich z.B habe wirklich grosse Sorge, dass ich das mit dem Stillen nicht hinbekomme. Hier gibt es keine Stillberatung. Nur eine Pulvermilchberatung.... bzw. habe ich jetzt des oefteren gehoert, dass Pulvermilch eher angepriesen wird. Ist ja auch "unkomplizierter".

Ich bedanke mich uebrigens fuer deinen Beitrag zur Rechtslage in DE


Ok, das war ja in D auch nicht immer so. Der aktuelle Trend ist der totale Gegenausschlag im Vergleich zu unserer Elterngeneration und den Großeltern - da mussten die Kinder auch gehorchen. Das würde ich erstmal als kulturell-gesellschaftliche Entwicklung einordnen. Mexiko ist ein Schwellenland (wenn ich mich nicht irre?!) und ich denke, die Menschen da haben ganz andere Probleme, als über bedürfnisorientierte Erziehung nachzudenken. Ich hab grade interessehalber mal die Säuglingssterblichkeit in Mexiko ergooglet, die liegt bei 20,26/1000 Neugeborene. (Zum Vergleich: Deutschland hat 4,12/1000) Spannend wäre zu wissen, wie viele davon auf Pulvermilch mit verschmutztem Trinkwasser zurückzuführen wären. Gibt es überall im Land Zugriff auf sauberes Wasser?

Wenn du dazu konkrete Fragen hast oder später Hilfe brauchst, kannst du mir gern schreiben. Gute Vorab-Literatur zum Thema kann ich dir auch gern empfehlen...
Blancanieves
2206 Beiträge
17.08.2015 21:55
LittleOne:
Klar, es gibt andere Probleme...und ich bin da manchmal ganz krass und frage mich: Warum dann Kinder? Ich weiss, ich hab gut reden, ich komme aus Deutschland etc. Aber es waere nicht unmoeglich auf die Kinder einzugehen. Die Rate der schwangeren Jugendlichen ist ja auch sehr hoch und zum Grossteil erziehen dann die Eltern den Enkel noch mit. Ich habe aber eben auch schon erlebt, dass es dort Eltern gibt, die trotzdem auf die Beduerfnisse der Kinder eingehen- trotz der Zugehoerogkeit zur unteren Mittelschicht. Ich rede da wirklich nur meinem Mann darueber, weil ich keinem auf den Schlips treten moechte und mich da auch nicht einzumischen habe. Vielleicht ist das Kultur. Mein Mann z.B wurde als Baby von der ganzen Familie umsorgt- allerdings mit dem Ziel, dass er still bleiben soll. Mit ihm spreche ich darueber- seiner Meinung nach, ist es die Faulheit. Ich selbst kann seine Begruending weder wiederlegen, noch bestaetigen. Denke aber nicht, dass es Faulheit ist. Keiner hat 5 Kinder, nur weil er faul ist....vor allem nicht, in einem Land, in dem Armut und Reichtum einen tiefen Graben dazwischen haben. Ich wuerde es gerne verstehen, aber wie gesagt einfach Fragen waere anmassend.

Und danke, dass du dich bereit dazu erklaeren wuerdest mir bei aufkommenden Fragen zu helfen. Ist zwar noch ein ganzes Stueck bis dahin, aber es ist gut zu wissen, dass man Unterstuetzung hat.
Blancanieves
2206 Beiträge
17.08.2015 22:04
Edit: In Mexiko trinkt keiner den ich kenne aus dem Hahn. Niemand traut dem so ganz. Es wird damit nichtmal gekocht. Die ganz Armen muessen dieses Wasser trinken, weil sie sich die Riesenflaschen (a 20 L) nicht leisten koennen. Der Preis liegt bei ca. 1,70 Euro pro Flasche.
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