Mütter- und Schwangerenforum

Gedanken um Rassismus

Gehe zu Seite:
Anonym 1 (204486)
1 Beiträge
05.06.2020 20:56
Beschäftigt euch das Thema Rassismus? Vor allem durch die Geschehnisse um George Floyd ist das Thema Rassismus und Ausgrenzung bei mir wieder verstärkt in de Fokus gerückt. Stellt ihr euch Fragen, ob ihr - manchmal auch unbewusst - rassistisch seid?

Ich frage mich auch zunehmend, was ich tun kann, um strukturellen Rassismus nicht zu unterstützen, generell auch ausgrenzendes Verhalten z. B. gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund.

Aktuelles Beispiel:
In unserer Kita ist mir ausgrenzendes Verhalten nun sehr stark aufgefallen. Unser Kitaleiter wählt gerade sehr offensichtlich fast nur noch Krippenkinder von Eltern mit hohem Bildungsstand und ähnlichen Vorstellungen aus. Fast ausnahmslos alle neu hinzugekommenen Kindereltern seit er dort Leiter ist, sind sehr montessorinah eingestellt, haben keinen Migrationshintergrund und fast alle studiert. Das kann unmöglich eine zufällige Häufung im Stadtteil sein. Wir sind in einem Hamburger Stadtteil mit wirklich hohem Migrationsanteil. Ich kenne auch Eltern mit muslimischem Hintergrund, die dort keinen Platz gefunden haben, obwohl sie sich früh bewarben.

Es ist doch falsch, das einfach mit anzusehen. Andererseits ist es natürlich auch gemütlich, sein Kind in einer Wohlfühloase ähnlich gestrickter Familien zu wissen. Damit grenze ich doch aber genauso aus, oder? Ich akzeptiere dieses System, indem ich mein Kind dort zur Kita gehen lasse?

Kennt ihr ähnliche Zwickmühlen? Wie geht ihr damit um?

Außerdem wollte ich euch einen Poetry Slam Beitrag nicht vorenthalten, der sich ebenfalls mit Rassismus befasst.

instagram.com/tv/CA-HUJ6nBwM/?igshid=k0jfgyqkgjls

Damit ihr hier ehrlich antworten könnt, habe ich Anonym ausgewählt. Bitte nutzt die Anonymfunktion nicht aus, um hier rassistische Meinungen zu verbreiten. Es soll um EUCH gehen, um EUER Verhalten, um SELBSTKRITIK. Deswegen finde ich es gut, wenn Einzelne auch anonym schreiben können. Ich wäre aber dankbar, wenn es nur in Ausnahmefällen genutzt werden würde.

Viele Grüße
YellowBird

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

... es möglicherweise Nutzer gibt, die hier Schwierigkeiten hätten, ehrlich zu antworten, wenn sie sich zu erkennen geben müssten. Eingestehen von Rassismus kann aber sinnvoll sein, um daran zu arbeiten.

serap1981
2740 Beiträge
05.06.2020 21:17
Ich habe gerade das Gefühl, dass ich Rassismus unterstütze. Ich habe im Studium einen Dozenten, der sich offensichtlich sehr weit rechts außen bewegt. Er ist Mitglied in der AFD, er teilt Artikel der 'jungen Freiheit' etc.

Bisher habe ich diesen Eindruck in der Hochschule noch nicht angesprochen, weil ich einerseits Angst um meinen Abschluss habe (es sind insgesamt 3 Pflichtmodule bei ihm), ich will ihn aber auch nicht diskreditieren, da er sich ja, noch, im rechtlich erlaubten Rahmen bewegt.
Aber ich habe auch Bauchschmerzen dabei, wenn dieser Dozent ein Modul mit 'sozial' im Titel lehrt.
05.06.2020 21:21
Hier "am Dorf" kennen wir das. Tatsächlich sind die Alteingesessenen oft sehr rassistisch und das ganz offen allerdings oft als Witz versteckt.

Es gibt sehr wenige Leute mit Migrationshintergrund.
Mein Mann ist auch obwohl er hier geboren ist und seit 27 Jahren in diesem Ort wohnt immer noch der "Itaka" oder "Mafioso". Und auch ich wurde nicht nur einmal gefragt ob ich "nicht die Frau von dem Italiener," sei.
Ein Grund warum wir Dorfveranstaltungen meiden.

Ich hab leider auch schon von einem Familienmitglied gehört dass seine Tochter dann lieber noch lesbisch sein soll als einen Kanaken mit nach hause bringen. Bei solchen Aussagen bin ich dann mehr als geschockt (er gehört aber auch zum alten Dorfstamm...).

Die jüngere Generation also die Eltern in Kiga und Schule sind da sehr viel offener.
Anonym 2 (204486)
1 Beiträge
05.06.2020 21:22
Hallo,

Ich befasse mich aktuell auch damit. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass ich rassistisch denke. Ich verurteile Ausländer die unsere Sprache nicht sprechen. Weiche innerlich vor Flüchtlingen aus Afrika zurück.

Beruflich arbeiten wir in der Kanzlei viel mit ausländischen Straftätern. Mein Chef hat Migrationshintergrund.

Mir ist es nie aufgefallen dass ich so denke. Das macht mich fertig und ich versuche aktuell an mir zu arbeiten vorurteilsfrei auf alle Menschen zu zu gehen.
Alaska
18959 Beiträge
05.06.2020 21:38
Ich kann das offen beanworten. Ich bin da nicht fehlerfrei. Es sind Vorurteile, die ich manchmal habe und die zählen nunmal schon zum Rassismus.
Aber - und das find ich sehr viel wichtiger: ich lebe keinen Rassismus. Und ich erlebe ihn in unserer Gemeinde nicht offen.

Beispiel von meinem Rassismus. Würde man mich fragen, wem ich eher Geld leihen würde (mit der Hoffnung auf Wiedersehen) - einem Japaner/Koreaner oder einem Rumänen. Ich wüsste sofort, wie meine Antwort ausfallen würde.

Vor wem sollte man eher das Kinderspielzeug im Gartenhaus einschließen? Vor der Sintifamilie oder vor dem deutschen Nachbarn? (Unsere Sintikinder aus der Nachbarschaft haben damals geklaut, das war nicht mehr schön - aber ich find ihre Kultur und ihre Geschichte mega interessant).

Und ich mag nicht, wenn ich diverse Akzente höre oder sehr gebrochenes Deutsch, weil mein Kopf automatisch "dumme Menschen" daraus macht. Dabei weiß mein Verstand, dass ich mich in deren Land sicher noch viel fürchterlicher anhören würde. Aber ich könnte nie mit jemandem zusammen sein, der kein perfektes Deutsch/entsprechenden Dialekt redet. Da z.B. türkisch, aber auch russisch höre ich nicht gern.
(Das gleiche passiert mir übrigens auch bei Usern hier im Forum, die sich nicht ordentlich ausdrücken können, ohne Punkt und Komma schreiben, extrem "dümmlich" dabei wirken... ich muss mich echt beherrschen, dass ich keine stichlige Anwort raushaue, sondern neutral bleibe, manchmal kann ich sogar richtig freundlich sein ).

Also ja, ein kleiner Rassist lebt in mir. Aber er darf sich nicht ausleben und ich hinterfrage meine Vorurteile auch ständig. Bei mir bekommt jeder die gleiche Chance. Ist jemand gut zu mir, bin ich gut zu ihm. Der Rest ist mir dann wirklich egal.

-Brünni88
23365 Beiträge
05.06.2020 21:53
hier in der Straße sind 11 bewohnte Häuser. Da sind die Italiener, die russen, die Polen und zweimal die Jugoslawen. Ich sag auch: „ich bring der Polin noch Eier“ aber einfach nur, weil ich es so für mich besser unterscheiden kann. Ich verstehe ich mit all denen besser, als mit 3 der 5 deutschen Familien. Lediglich zu den Russen kriege ich keinen Draht. Die sind von 8-17 Uhr inkl Kinder aus dem Haus und dann nur drinnen. Sieht man nie draußen

An Sonsten wüsste ich nicht, was an mir rassistisch ist. Ich hab generell immer nur Probleme mit deutschen, wenn ich welche habe

Christians Kindergartenfreund ist Rumäne und ich hab noch nie gastfreundlichere Menschen getroffen. Ich war bisher dreimal da und kam jedesmal Kugelrund aus dem Haus raus und hatte noch für drei Tage zu essen in der Tasche und noch trinkpäckchen, ü-Eier und was weiß ich für die Kinder

Das selbe bei Janas syrischer Freundin. Die kommt immer mit Sack und pack von dort heim und ich werde auch immer rein gebeten und bekomme direkt was zu trinken. Könnte man sich ne Scheibe von abschneiden.

Also ich denke schon, dass mein Unterteilen in Nationen irgendwo rassistisch ist, aber es macht für mich keinen Unterschied. Ich behandele alle identisch
Kiddo89
2025 Beiträge
05.06.2020 21:58
Ich kenne zwei Seiten von Rassismus. Da mein Mann türkischer Abstammung ist und ein sehr "südländisches" Aussehen hat (könnte auch als Araber durchgehen), haben wir/er schon viel Ablehnung/Abwertung erlebt. Wir wurden damals z.B. von Türstehern am Diskoeingang abgewiesen oder auch von meinem ehemaligen Freundeskreis kam wenig Begeisterung. Heute bekommt er im alltäglichen Sprachgebrauch immer wieder so unterschwellige Kommentare zu hören ("Sie sind ja gar kein richtiger Lehrer", "Wir mögen Sie, trotz dass sie Türke sind" - beide von Schülern). Bei vielen Eltern seiner Schüler (auch eine Dorfschule) hat er es extrem schwer, ernst genommen zu werden, auch wenn mir gerade keine konkreten Beispiele einfallen. Andererseits sind wir uns beide sicher, dass er seine erste Anstellung als Lehrer aufgrund seines Migrationshintergrundes bekommen hat.

Ich als Deutsche ohne Migrationshintergrund habe allerdings auch schon Rassismus erlebt. Und zwar von der Familie meines Mannes bzw von den hier ansässigen Türken. Das ist lange her und inzwischen habe ich alles verziehen, weh tat es trotzdem.

Ich selbst würde mich tatsächlich als nicht rassistisch beschreiben. Ich habe in vielen Situationen meines Lebens gelernt, dass man einen Menschen nicht aufgrund seiner Hautfarbe/Kultur/Herkunft in irgendeine Schublade stecken kann. Oft rührt Rassismus ja daher, dass man versucht das Neue/Fremde mit entsprechenden Bildern, die man schon im Kopf hat einzuordnen. Ich finde auch wirklich, dass meine Eltern mir das gut vorgelebt haben. Für diese war die Herkunft meines Mannes (trotz streng christlich) z.B. nie ein Problem und sie haben ihn nie anders behandelt oder waren misstrauisch.

Anonym 3 (204486)
1 Beiträge
05.06.2020 22:27
Ich verabscheue Rassismus und diese Menschen die es aktiv ausleben sind für mich dumme Menschen.
Alle Menschen sind gleich ob schwarz weiß Geld rot. Corona zeigt es uns auch.

Kriminelle gibt es überall und unter den Deutschen auch. Und es gibt viele dumme deutsche. Viele können nicht mal bis 10 zählen, aber schimpfen über Ausländer....
-M-Y-A-
23449 Beiträge
05.06.2020 22:32
Bewusst rassistisch bin ich nicht, habe aber im letzten Jahr viel dazu gelernt und musste auch einsehen, dass ich mich rassistisch geäußert habe, es aber nicht als solches verstanden habe. Ich verfolge aktiv mehreren BPoC in sozialen Medien und lerne viel von ihnen.
Marf
28791 Beiträge
05.06.2020 22:32
Rassismus existiert überall und auf jeder Seite.Davon kann sich keiner ausnehmen.
Zelda86
2561 Beiträge
05.06.2020 22:42
Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich unbekannte Kunden mit offensichtlichem Migrationshintergrund anders anspreche - ich spreche deutlicher, langsamer etc.
Seitdem versuche ich daran zu arbeiten und nicht (unterbewusst) pauschal allen diesen Kunden zu "unterstellen", dass sie die deutsche Sprache nicht richtig verstehen. Klappt leider nicht immer.

Bis zu einem gewissen Punkt sind Vorurteile/Vorsicht/etc ggü anders aussehenden Menschen (ob nun wegen der Kleidung, der Hautfarbe oä) aber normal. Wichtig ist, wie man damit umgeht, ob man bereit ist, diese Vorurteile über Bord zu werfen, an sich zu arbeiten und den anderen Menschen, trotz der Vorurteile, eine Chance (wie auch immer die aussieht) gibt.
N1N4
677 Beiträge
05.06.2020 22:45
Meine Tochter hatte sich in der 2. Klasse mit einem Mädchen aus Syrien angefreundet. Eines Tages sagte das syrische Mädchen nur zu meiner Tochter "Ich darf nicht mehr mit dir reden. Meine Eltern sagen du bist deutsche und ihr seid schlecht für uns".

Meine Tochter verstand die Welt nicht mehr und hatte den ersten Kontakt mit Rassismus gemacht
YellowBird
3888 Beiträge
05.06.2020 23:03
Zitat von N1N4:

Meine Tochter hatte sich in der 2. Klasse mit einem Mädchen aus Syrien angefreundet. Eines Tages sagte das syrische Mädchen nur zu meiner Tochter "Ich darf nicht mehr mit dir reden. Meine Eltern sagen du bist deutsche und ihr seid schlecht für uns".

Meine Tochter verstand die Welt nicht mehr und hatte den ersten Kontakt mit Rassismus gemacht


Das ist aber traurig Wie bist du damit umgegangen?
N1N4
677 Beiträge
05.06.2020 23:08
Ich war geschockt. Ich stand ja fast daneben. Ich habe meiner Tochter dann erklärt, dass an uns Deutschen nichts falsch ist. Ebenso wenig wie an Menschen mit anderer Herkunft. Das es auf den Charakter ankommt und nicht auf die Herkunft oder das Aussehen. Die Eltern des Mädchens waren leider nie in der Lage ein Gespräch zu führen, da sie bis heute kein Deutsch können. Das Mädchen gibt sich auch nur mit Kindern ausländischer Herkunft ab mittlerweile.
-M-Y-A-
23449 Beiträge
06.06.2020 00:11
Zitat von N1N4:

Meine Tochter hatte sich in der 2. Klasse mit einem Mädchen aus Syrien angefreundet. Eines Tages sagte das syrische Mädchen nur zu meiner Tochter "Ich darf nicht mehr mit dir reden. Meine Eltern sagen du bist deutsche und ihr seid schlecht für uns".

Meine Tochter verstand die Welt nicht mehr und hatte den ersten Kontakt mit Rassismus gemacht


Arme Kinder, dass sie solchen Schwachsinn ausbaden müssen. Dennoch ist das diskriminierung und kein Rassismus.
Gehe zu Seite:
  • Dieses Thema wurde 20 mal gemerkt