Mütter- und Schwangerenforum

Trisomie Test

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Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 12:06
Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

...


Habe ich gesagt, dass man das nicht selbst entscheiden darf? Habe ich mich gegen das Recht zum Testen oder Abtreiben ausgesprochen?
Ist es falsch meine Perspektive als Mutter eines Kindes mit T21 zu teilen, weil ich eben nicht dem völlig ausgelaugtem und überfordertem Klischee entspreche?

Und ich sage auch nur, dass jemand der in Anwesenheit eines meiner Kind erwähnt wie toll es doch ist, dass ich das als schaffe mit so einem "besonderen" Kind, das letzte Mal die Gelegenheit hatte seinen Mund in der Nähe meiner Kinder zu öffnen. Das ist mein Sohn und nicht ein Päckchen welches es zu tragen gibt und er hat dank all der intoleranten Menschen auf dieser Welt schon genug Komplexe über seine Existenz. Da muss ich ihm nicht noch mehr das Gefühl geben, dass er eine schwere Herausforderung oder Belastung ist.
Wenn deine Freundin das anders sieht, ist das ja super. Dann passt das ja für euch. Was immer deiner Freundin hilft ist gut. Ehrlich.
Ich teile nur meine Perspektive und die, die ich von vielen Eltern mit T21-Kindern so erfahre. Man vernetzt und kennt sich halt häufig.

Unser Leben ist manchmal anstrengend, weil wir zwei anstrengende Vollzeitjobs, sechs Kinder und Hund jonglieren ohne Hilfe abgesehen von Schule und Kita. Das hat aber so nichts mit Leo zu tun. Oder mit Justus, meinem anderen behinderten Kind.
Es sind immer wieder andere Aspekte anstrengend. Im Augenblick haben wir z.B. mehr Arzttermine wegen Vincents Zahnspange als wegen Leo. Während der Chemo sah das natürlich anders aus oder während Justus' LKGS-OPs. Und während der Facharztprüfungsvorbereitung? Da war der erwachsene Kerl extrem übelaunig und leicht reizbar und anstrengender als sein kompletter Nachwuchs zusammen.


Ich habe dich doch jetzt nicht angegriffen und irgendwo gesagt, dass DU andere Meinung nicht akzeptierst


Angegriffen habe ich mich nicht gefühlt, keine Sorge. Da muss schon einiges mehr passieren.

Mich haben Sätze wie "Weil du die Kraft/die Nerven dafür hast, muss es ein anderer nicht haben" oder "Demnach wird es wohl alles 'nicht so einfach' sein" als direkte Antwort auf meinen Beitrag einfach irritiert. Das ist alles.


Nein, keine Sorge. Ich wollte damit nur aufzeigen, dass es eben auch Menschen gibt, die all das nicht aufbringen können.
Nicht mehr und nicht weniger
05.09.2021 12:45
Zitat von Enfelchen:

Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Ach und zu der Gesellschaft…

Ich war schon immer dafür, dass es mehr I-Gruppen gibt. Damit die Gesellschaft lernt, dass eben diese Kinder genauso dazugehören.
Dass das überhaupt noch ein Thema ist, erschließt sich mir sowieso nicht.


I-Kitas gibt es hier haufenweise. Finden fast alle Eltern auch noch ganz toll. In der Grundschule wird es dann schon schwieriger. Könnte ja schließlich sein, dass die Lehrperson zu viel Zeit mit den behinderten Kindern verschwendet und Franz-Ferdinand deshalb nicht den Sprung aufs Gymnasium schafft.
Und von weiterführenden Schulen und Arbeitsplätzen wollen wir mal gar nicht erst reden.


Ja, das ist richtig. Ich habe meine Prüfung zur Erzieherin selber in einem I-Kiga gemacht und bewusst 2 „beeinträchtigte“ Kinder in mein Angebot einbezogene.
Mit der Schule-das ist ein schwieriges Thema. Das Team ist ja immer nur so stark wie das schwächste Glied und tatsächlich gestaltet es sich schwierig beim Lernstoff.
Der besagte Kumpel meines Sohnes und mein Sohn wurden letztes Jahr zeitgleich eingeschult. Wir haben alle Buchstaben durch. Er kann 3. und das auch nur vorgepunktet. Bis 10 zählen gestaltet sich schwierig.
Natürlich könnte man nicht gleich beschulen.
Aber wo wäre das Problem, dass die Kinder gemeinsam die Pause verbringen?!
Auch könnte man diverse Unterrichtseinheiten gemeinsam verbringen und wenn es nur 1 Stunde in der Woche wäre.
Wir haben z.B. aktuell ne Stunde in Sozialverhalten.
Wäre doch ne super Idee.
Aber schätzungsweise benötigen die Lehrer dann nen Zusatz in Heilpädagogik etc.
Und da wird’s wahrscheinlich schwierig


Und wenn wir Inklusion nach der Kita beenden, können wir es auch gleich sein lassen. Das ist zumindest meine Meinung.
Ich habe nichts gehen Förderschulen, aber für meinen Sohn hätte das bedeutet jeden Tag mit einem Kleinbus an eine Schule in einem anderen Stadtteil gefahren zu werden. Weg von all seinen Freunden aus der Nachbarschaft und Kita. Stattdessen neue Kinder und Freunde, die überall in unserer Stadt und dem Umland verteilt wohnen. Verabreden nach der Schule nahezu auageschlossen auf Grund der Entfernungen. Mein Kind wäre nicht mehr Teil unseres Stadtteilfestes bei dem die zwei örtlichen Grundschule immer etwas aufführen. Auch beim gemeinsamen Laternenumzug der Grundschulen und Kitas wäre es nicht dabei. Die Nachbarn würden ihn nicht mehr täglich sehen wie er mit seinem Rad zur Schule fährt. Er würde nicht mehr jeden Morgen Frau xy treffen und ihren Hund Flocke streicheln. Oder nachmittags mit all den anderen Nachbarskindern noch etwas auf dem Schulhof spielen.
Wenn wir endlich bereit wäre eingefahrene Konzepte zu überdenken, würden wir realisieren, dass vieles möglich ist in Sachen Inklusion. Mein Sohn ist jetzt in der 3. Klasse einer Regelgrundschule. Zusammen mit Kindern, die dem Klassenstoff weit voraus sind, anderen die jetzt erst die deutsche Sprache lernen, einigen die wie Leo nur langsam lesen, schreiben und rechnen lernen und wieder anderen, die gar keine Kulturtechniken erlernen. Und es funktioniert. Und glücklicherweise haben wir auch eine Gesamtschule, die sich einer inklusiven Beschulung verschrieben hat. Lange bevor es Pflicht wurde.
Aber ich weiß auch, dass viele Familien mit behinderten Kindern dieses Glück nicht haben.

Und Inklusion geht noch viel weiter. Geduldig zu warten, wenn mein Kind beim Bäcker etwas länger braucht um das Geld aus der Geldbörse zu fummeln, ihn bei der Tanzauführung mitmachen lassen, obwohl er mit seinen Schritten nie richtig im Takt ist. Ihn auch beim Vorführabend der Musikschule mitmachen lassen auch wenn sein Fortschritt noch so gering ist. Ihn im Restaurant selber zu fragen, was er bestellen möchte und nicht mich. Es ok zu finden, dass er auch mit 9 noch gerne im Sandkasten sitzt und "Kuchen backt".

Meine Kinder sind hier und sie werden nicht wieder verschwinden. Egal wie sehr die Gesellschaft sich wünscht sie hübsch und ordentlich in Institutionen zu verstauen und dann ab und zu mal für ein bisschen Inklusion nach draußen zu holen.
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 12:53
Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Ach und zu der Gesellschaft…

Ich war schon immer dafür, dass es mehr I-Gruppen gibt. Damit die Gesellschaft lernt, dass eben diese Kinder genauso dazugehören.
Dass das überhaupt noch ein Thema ist, erschließt sich mir sowieso nicht.


I-Kitas gibt es hier haufenweise. Finden fast alle Eltern auch noch ganz toll. In der Grundschule wird es dann schon schwieriger. Könnte ja schließlich sein, dass die Lehrperson zu viel Zeit mit den behinderten Kindern verschwendet und Franz-Ferdinand deshalb nicht den Sprung aufs Gymnasium schafft.
Und von weiterführenden Schulen und Arbeitsplätzen wollen wir mal gar nicht erst reden.


Ja, das ist richtig. Ich habe meine Prüfung zur Erzieherin selber in einem I-Kiga gemacht und bewusst 2 „beeinträchtigte“ Kinder in mein Angebot einbezogene.
Mit der Schule-das ist ein schwieriges Thema. Das Team ist ja immer nur so stark wie das schwächste Glied und tatsächlich gestaltet es sich schwierig beim Lernstoff.
Der besagte Kumpel meines Sohnes und mein Sohn wurden letztes Jahr zeitgleich eingeschult. Wir haben alle Buchstaben durch. Er kann 3. und das auch nur vorgepunktet. Bis 10 zählen gestaltet sich schwierig.
Natürlich könnte man nicht gleich beschulen.
Aber wo wäre das Problem, dass die Kinder gemeinsam die Pause verbringen?!
Auch könnte man diverse Unterrichtseinheiten gemeinsam verbringen und wenn es nur 1 Stunde in der Woche wäre.
Wir haben z.B. aktuell ne Stunde in Sozialverhalten.
Wäre doch ne super Idee.
Aber schätzungsweise benötigen die Lehrer dann nen Zusatz in Heilpädagogik etc.
Und da wird’s wahrscheinlich schwierig


Und wenn wir Inklusion nach der Kita beenden, können wir es auch gleich sein lassen. Das ist zumindest meine Meinung.
Ich habe nichts gehen Förderschulen, aber für meinen Sohn hätte das bedeutet jeden Tag mit einem Kleinbus an eine Schule in einem anderen Stadtteil gefahren zu werden. Weg von all seinen Freunden aus der Nachbarschaft und Kita. Stattdessen neue Kinder und Freunde, die überall in unserer Stadt und dem Umland verteilt wohnen. Verabreden nach der Schule nahezu auageschlossen auf Grund der Entfernungen. Mein Kind wäre nicht mehr Teil unseres Stadtteilfestes bei dem die zwei örtlichen Grundschule immer etwas aufführen. Auch beim gemeinsamen Laternenumzug der Grundschulen und Kitas wäre es nicht dabei. Die Nachbarn würden ihn nicht mehr täglich sehen wie er mit seinem Rad zur Schule fährt. Er würde nicht mehr jeden Morgen Frau xy treffen und ihren Hund Flocke streicheln. Oder nachmittags mit all den anderen Nachbarskindern noch etwas auf dem Schulhof spielen.
Wenn wir endlich bereit wäre eingefahrene Konzepte zu überdenken, würden wir realisieren, dass vieles möglich ist in Sachen Inklusion. Mein Sohn ist jetzt in der 3. Klasse einer Regelgrundschule. Zusammen mit Kindern, die dem Klassenstoff weit voraus sind, anderen die jetzt erst die deutsche Sprache lernen, einigen die wie Leo nur langsam lesen, schreiben und rechnen lernen und wieder anderen, die gar keine Kulturtechniken erlernen. Und es funktioniert. Und glücklicherweise haben wir auch eine Gesamtschule, die sich einer inklusiven Beschulung verschrieben hat. Lange bevor es Pflicht wurde.
Aber ich weiß auch, dass viele Familien mit behinderten Kindern dieses Glück nicht haben.

Also das erfreut mich tatsächlich sehr. Bislang war mir gar nicht bewusst, dass das echt so möglich ist. Meine Freundin stand zwar ebenfalls vor der Entscheidung, dachte aber es ist ein Einzelfall. Sie hat sich dann für die Sonderschule entschieden, da diese auch neben dem Kiga war, in die ihr Sohn ging.
Aber ja, ich gebe dir Recht, er muss immer eine halbe Stunde fahren. Ist nur unter „Seinesgleichen“. Also findet definitiv eine Art Abschottung statt.


Und Inklusion geht noch viel weiter. Geduldig zu warten, wenn mein Kind beim Bäcker etwas länger braucht um das Geld aus der Geldbörse zu fummeln, ihn bei der Tanzauführung mitmachen lassen, obwohl er mit seinen Schritten nie richtig im Takt ist. Ihn auch beim Vorführabend der Musikschule mitmachen lassen auch wenn sein Fortschritt noch so gering ist. Ihn im Restaurant selber zu fragen, was er bestellen möchte und nicht mich. Es ok zu finden, dass er auch mit 9 noch gerne im Sandkasten sitzt und "Kuchen backt".

Das tut mir sehr leid, dass das so ist und es so viel Unverständnis gibt. Das habe ich so nie gewusst, weil das für mich auch nie zur Debatte stehen würde. Ich schubse beim einkaufen ja ach keine 80jährige mit ihrem Einkaufswagen an, damit sie schneller ist.
Aber sowas hat für mich auch nicht mit der Integration beeinträchtigter Menschen zu tun, sondern ganz einfach was mit Respekt.


Meine Kinder sind hier und sie werden nicht wieder verschwinden. Egal wie sehr die Gesellschaft sich wünscht sie hübsch und ordentlich in Institutionen zu verstauen und dann ab und zu mal für ein bisschen Inklusion nach draußen zu holen.
05.09.2021 13:00
Zitat von Enfelchen:

Und natürlich hat jedes Kind ein Recht darauf normal behandelt zu werden.
Fragen sollte man jedoch auch normal beantworten.
Mein Sohn fragte auch irgendwann „warum verstehe ich xy nicht“?
Da hab ich ihm schon erklärt, dass es eben Kinder gibt, die einfach etwas länger zum sprechen benötigen. Damit war das Thema für meinen Sohn auch wieder vom Tisch.
Auch würde ich ein Kind auch nie als besonders oder ähnliches betiteln, schon gar nicht wenn es anwesend ist.
Es ist ein Lebewesen, wie jedes andere Kind auch.
Es bedarf keiner besonderen Ansprache.

Wie gesagt, dennoch bewundere ich die Eltern, die so durchstrukturiert sind.
Natürlich genauso die, die z.B. 6 Kinder haben oder 5 Jobs oder auch die Eltern eines krebskranken Kindes.
Um jetzt mal ein paar genannte Situationen wiederzugeben.
Ebenso auch Eltern mit Drillingen oder oder oder.

Nervlich wäre das für mich wohl echt ne Nummer.
Aber vielleicht wächst man da auch einfach rein.
Man kann vermehrt eh schlecht urteilen, wenn man es nicht selber erlebt hat.
Aber meinen Respekt haben diese Eltern. Somit auch du und das nach deinen Angaben schon in 3-facher Ausführung.

Wie gesagt, ich weiß nicht wie ich entscheiden würde. Ich war in der Situation noch nie so richtig drin.
Mit einem kleinen Marker, den meine Tochter hatte kann man das auch einfach nicht vergleichen.

Dir natürlich alles Gute. Du scheinst eine starke Frau zu sein. Ich ziehe meinen Hut vor dir.
Vor allem in Bezug auf den Krebs beim eigenen Kind


Ich bin wie gesagt bei dem Thema auch etwas empfindlich, weil Leos Selbstwertgefühl durch dämliche Bemerkungen eine großen Dämpfer erhalten hat. Wenn dein 7jähriges Kind sich unter Tränen quasi bei dir für seine Behinderung entschuldigt, weil es so oft Äußerungen wie "Also ich könnte das ja nicht mit SO EINEM Kind" oder "Bewundernswert wie du das alles mit ihm schaffst" gehört hat, dann bist du schnell auf 180.
Bei engen Freunden jammere ich schon mal rum. Wobei es da meistens auch eher um intolerante Mitmenschen geht. Aber es sind nach Justus' Diagnosen auch ein paar Tränen geflossen. Nicht vor den Kindern, aber bei einer guten Freundin.
-bald-mami-
23883 Beiträge
05.09.2021 13:08
Eine Familie mit krankem Kind hat mir auch mal erzählt wie sehr es sie trifft, wenn Leute sagen das Kind hätte sich genau ihre Familie ausgesucht, weil sie es schaffen können. Als hätten sie nicht genauso das „Recht“ auf ein gesundes Kind gehabt!
Die Diskussion um integrative Einrichtungen finde ich irgendwie auch scheinheilig: Inklusion ist so toll, finde ich ganz wichtig aber ein beeinträchtigtest Kind in meiner Familie bitte nicht!
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 13:09
Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Und natürlich hat jedes Kind ein Recht darauf normal behandelt zu werden.
Fragen sollte man jedoch auch normal beantworten.
Mein Sohn fragte auch irgendwann „warum verstehe ich xy nicht“?
Da hab ich ihm schon erklärt, dass es eben Kinder gibt, die einfach etwas länger zum sprechen benötigen. Damit war das Thema für meinen Sohn auch wieder vom Tisch.
Auch würde ich ein Kind auch nie als besonders oder ähnliches betiteln, schon gar nicht wenn es anwesend ist.
Es ist ein Lebewesen, wie jedes andere Kind auch.
Es bedarf keiner besonderen Ansprache.

Wie gesagt, dennoch bewundere ich die Eltern, die so durchstrukturiert sind.
Natürlich genauso die, die z.B. 6 Kinder haben oder 5 Jobs oder auch die Eltern eines krebskranken Kindes.
Um jetzt mal ein paar genannte Situationen wiederzugeben.
Ebenso auch Eltern mit Drillingen oder oder oder.

Nervlich wäre das für mich wohl echt ne Nummer.
Aber vielleicht wächst man da auch einfach rein.
Man kann vermehrt eh schlecht urteilen, wenn man es nicht selber erlebt hat.
Aber meinen Respekt haben diese Eltern. Somit auch du und das nach deinen Angaben schon in 3-facher Ausführung.

Wie gesagt, ich weiß nicht wie ich entscheiden würde. Ich war in der Situation noch nie so richtig drin.
Mit einem kleinen Marker, den meine Tochter hatte kann man das auch einfach nicht vergleichen.

Dir natürlich alles Gute. Du scheinst eine starke Frau zu sein. Ich ziehe meinen Hut vor dir.
Vor allem in Bezug auf den Krebs beim eigenen Kind


Ich bin wie gesagt bei dem Thema auch etwas empfindlich, weil Leos Selbstwertgefühl durch dämliche Bemerkungen eine großen Dämpfer erhalten hat. Wenn dein 7jähriges Kind sich unter Tränen quasi bei dir für seine Behinderung entschuldigt, weil es so oft Äußerungen wie "Also ich könnte das ja nicht mit SO EINEM Kind" oder "Bewundernswert wie du das alles mit ihm schaffst" gehört hat, dann bist du schnell auf 180.
Bei engen Freunden jammere ich schon mal rum. Wobei es da meistens auch eher um intolerante Mitmenschen geht. Aber es sind nach Justus' Diagnosen auch ein paar Tränen geflossen. Nicht vor den Kindern, aber bei einer guten Freundin.



Das ist auch nicht schön. Ich verstehe was du hinter dieser Aussage siehst. Einfach nur, dass dein Kind als normal angesehen wird.
Mein Sohn ist auch 7. übrigens ist Leo ein toller Name. Den hab ich jetzt auch mit auf meiner Liste

Und natürlich ist dein Junge gut so wie er ist. Das ist jedes Kind.
Ich hab immer gesagt nur besondere Eltern bekommen besondere Kinder (und besonders meine ich nicht in dem Sinne von anders).
Und ganz ehrlich, ich finde die Downies (so hab ich sie immer liebevoll genannt (also bitte bloß nicht falsch) verstehen) ganz ganz toll und zuckersüß. Auch wenn sie ganz gerne wohl mal nen ordentlichen Dickschädel haben
Was ja nicht unbedingt verkehrt ist. (keine Ahnung ob alle so sind). Die, die ich kennenlernen durfte waren herzensgute Kinder.

Aber, wie gesagt, ich weiß nicht ob ich das drum herum alles so stemmen könnte. Hat aber auch sicher nichts mit der Diagnose T21 ansich zu tun, sondern mit allem was da so dran hängt.
-bald-mami-
23883 Beiträge
05.09.2021 13:11
Aber das weiß man doch nie wenn man ein Kind bekommt, was einen da im Leben genau erwartet?
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 13:11
Zitat von -bald-mami-:

Eine Familie mit krankem Kind hat mir auch mal erzählt wie sehr es sie trifft, wenn Leute sagen das Kind hätte sich genau ihre Familie ausgesucht, weil sie es schaffen können. Als hätten sie nicht genauso das „Recht“ auf ein gesundes Kind gehabt!
Die Diskussion um integrative Einrichtungen finde ich irgendwie auch scheinheilig: Inklusion ist so toll, finde ich ganz wichtig aber ein beeinträchtigtest Kind in meiner Familie bitte nicht!


Aber vielleicht sieht man bei der Aussage auch wieder nur das Negative, was einfach gar nicht so gemeint ist. Siehe meinen Text…

Und wie gesagt, weil man es evtl. selber nicht stemmen kann, heißt das doch nicht, dass man diese Kinder weniger hinreißend findet.
Ich finde, da urteilt man wieder zu vorschnell über andere Leute.
-bald-mami-
23883 Beiträge
05.09.2021 13:14
Für mich geht es mehr in die Richtung, dass man sich selbst und auch der Gesellschaft ganz viel nimmt, wenn solche Kinder nicht bzw. kaum noch (Abtreibungsrate bei T21 wie gesagt rund 90%) geboren werden.
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 13:14
Zitat von -bald-mami-:

Aber das weiß man doch nie wenn man ein Kind bekommt, was einen da im Leben genau erwartet?


Nein, natürlich nicht. So wusste ich auch nicht, dass unser Sohn nie mehr als 2 Stunden am Stück schlafen würde, er 8x in der Nacht wach würde, schrie und sich nicht beruhigen ließ. Ebenso wenig, dass er sehr bewegungsfreudig ist und ADHS im Raume stand.
Das sind aber Dinge, die du eben genau nicht weißt. Wenn du aber eine Diagnose bekommst, bei der du annähernd schon weißt was auf dich zukommt und du die Wahl hast ob dein Leben sich komplett ändert oder du es „umgehen“ kannst, weil du eben schon dieses und jenes Päckchen zu tragen hast, dann ist das einfach eine andere Geschichte.

Genauso, wie manche Eltern beeinträchtigter Kinder sich aufgrund ihrer Situation bewusst im Vorfeld gegen ein gesundes Kind entscheiden.
05.09.2021 13:16
Zitat von Enfelchen:

Zitat von Carlchen0102:

Zitat von Enfelchen:

Zitat von Carlchen0102:

...


Ja, das ist richtig. Ich habe meine Prüfung zur Erzieherin selber in einem I-Kiga gemacht und bewusst 2 „beeinträchtigte“ Kinder in mein Angebot einbezogene.
Mit der Schule-das ist ein schwieriges Thema. Das Team ist ja immer nur so stark wie das schwächste Glied und tatsächlich gestaltet es sich schwierig beim Lernstoff.
Der besagte Kumpel meines Sohnes und mein Sohn wurden letztes Jahr zeitgleich eingeschult. Wir haben alle Buchstaben durch. Er kann 3. und das auch nur vorgepunktet. Bis 10 zählen gestaltet sich schwierig.
Natürlich könnte man nicht gleich beschulen.
Aber wo wäre das Problem, dass die Kinder gemeinsam die Pause verbringen?!
Auch könnte man diverse Unterrichtseinheiten gemeinsam verbringen und wenn es nur 1 Stunde in der Woche wäre.
Wir haben z.B. aktuell ne Stunde in Sozialverhalten.
Wäre doch ne super Idee.
Aber schätzungsweise benötigen die Lehrer dann nen Zusatz in Heilpädagogik etc.
Und da wird’s wahrscheinlich schwierig


Und wenn wir Inklusion nach der Kita beenden, können wir es auch gleich sein lassen. Das ist zumindest meine Meinung.
Ich habe nichts gehen Förderschulen, aber für meinen Sohn hätte das bedeutet jeden Tag mit einem Kleinbus an eine Schule in einem anderen Stadtteil gefahren zu werden. Weg von all seinen Freunden aus der Nachbarschaft und Kita. Stattdessen neue Kinder und Freunde, die überall in unserer Stadt und dem Umland verteilt wohnen. Verabreden nach der Schule nahezu auageschlossen auf Grund der Entfernungen. Mein Kind wäre nicht mehr Teil unseres Stadtteilfestes bei dem die zwei örtlichen Grundschule immer etwas aufführen. Auch beim gemeinsamen Laternenumzug der Grundschulen und Kitas wäre es nicht dabei. Die Nachbarn würden ihn nicht mehr täglich sehen wie er mit seinem Rad zur Schule fährt. Er würde nicht mehr jeden Morgen Frau xy treffen und ihren Hund Flocke streicheln. Oder nachmittags mit all den anderen Nachbarskindern noch etwas auf dem Schulhof spielen.
Wenn wir endlich bereit wäre eingefahrene Konzepte zu überdenken, würden wir realisieren, dass vieles möglich ist in Sachen Inklusion. Mein Sohn ist jetzt in der 3. Klasse einer Regelgrundschule. Zusammen mit Kindern, die dem Klassenstoff weit voraus sind, anderen die jetzt erst die deutsche Sprache lernen, einigen die wie Leo nur langsam lesen, schreiben und rechnen lernen und wieder anderen, die gar keine Kulturtechniken erlernen. Und es funktioniert. Und glücklicherweise haben wir auch eine Gesamtschule, die sich einer inklusiven Beschulung verschrieben hat. Lange bevor es Pflicht wurde.
Aber ich weiß auch, dass viele Familien mit behinderten Kindern dieses Glück nicht haben.

Also das erfreut mich tatsächlich sehr. Bislang war mir gar nicht bewusst, dass das echt so möglich ist. Meine Freundin stand zwar ebenfalls vor der Entscheidung, dachte aber es ist ein Einzelfall. Sie hat sich dann für die Sonderschule entschieden, da diese auch neben dem Kiga war, in die ihr Sohn ging.
Aber ja, ich gebe dir Recht, er muss immer eine halbe Stunde fahren. Ist nur unter „Seinesgleichen“. Also findet definitiv eine Art Abschottung statt.


Und Inklusion geht noch viel weiter. Geduldig zu warten, wenn mein Kind beim Bäcker etwas länger braucht um das Geld aus der Geldbörse zu fummeln, ihn bei der Tanzauführung mitmachen lassen, obwohl er mit seinen Schritten nie richtig im Takt ist. Ihn auch beim Vorführabend der Musikschule mitmachen lassen auch wenn sein Fortschritt noch so gering ist. Ihn im Restaurant selber zu fragen, was er bestellen möchte und nicht mich. Es ok zu finden, dass er auch mit 9 noch gerne im Sandkasten sitzt und "Kuchen backt".

Das tut mir sehr leid, dass das so ist und es so viel Unverständnis gibt. Das habe ich so nie gewusst, weil das für mich auch nie zur Debatte stehen würde. Ich schubse beim einkaufen ja ach keine 80jährige mit ihrem Einkaufswagen an, damit sie schneller ist.
Aber sowas hat für mich auch nicht mit der Integration beeinträchtigter Menschen zu tun, sondern ganz einfach was mit Respekt.


Meine Kinder sind hier und sie werden nicht wieder verschwinden. Egal wie sehr die Gesellschaft sich wünscht sie hübsch und ordentlich in Institutionen zu verstauen und dann ab und zu mal für ein bisschen Inklusion nach draußen zu holen.



Je nach Einzelfall ist eine Förderschule sicher auch die richtige Wahl. Ich finde nur, dass jedes Elternteil eine richtige Wahl haben sollte.
Unsere Schulen wurden schon mehrmals für ihre gute Inklusion ausgezeichnet, die sie bereits seit über 30 Jahren betreiben. Schade, dass das lange noch kein Standard ist.
05.09.2021 13:20
Carlchen, ich danke dir für diesen großartigen Einblick! Du sprichst mir so aus der Seele!

Zum Thema "Ich würde das ja nicht schaffen": Das als "Argument" für oder gegen ein Kind ist so Schwachsinn. Richtiger und ehrlicher wäre "nicht wollen". Weil sind wir mal ganz ehrlich: Wer wünscht sich schon Krankheiten oder Behinderungen für die eigenen Kinder, weil man sich gerade mal stark genug dafür fühlt? Und wer "schafft" es wirklich nicht, ein beeinträchtigtes Kind groß zu ziehen? Was passiert denn dann, wenn man es "nicht schafft"? Das Kind löst sich doch dann nicht in Luft auf. Man wächst an seinen Aufgaben und ich wage es zu behaupten, dass tendenziell die Menschen das nicht "schaffen", die auch mit regelentwickelten Kindern überfordert wären. Wir tun alles für unsere Kinder, sie machen uns stärker als wir jemals geahnt hätten und lassen uns für sie kämpfen. Wer sagt, er würde das nicht schaffen, kann es sich nur nicht vorstellen oder mit dem eigenen Lebensentwurf vereinbaren. Und letztendlich kann man das auch gar nicht entscheiden. Das Leben hält Aufgaben für uns bereit, die wir uns selten wirklich aussuchen können.
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 13:24
Zitat von Elsilein:

Carlchen, ich danke dir für diesen großartigen Einblick! Du sprichst mir so aus der Seele!

Zum Thema "Ich würde das ja nicht schaffen": Das als "Argument" für oder gegen ein Kind ist so Schwachsinn. Richtiger und ehrlicher wäre "nicht wollen". Weil sind wir mal ganz ehrlich: Wer wünscht sich schon Krankheiten oder Behinderungen für die eigenen Kinder, weil man sich gerade mal stark genug dafür fühlt? Und wer "schafft" es wirklich nicht, ein beeinträchtigtes Kind groß zu ziehen? Was passiert denn dann, wenn man es "nicht schafft"? Das Kind löst sich doch dann nicht in Luft auf. Man wächst an seinen Aufgaben und ich wage es zu behaupten, dass tendenziell die Menschen das nicht "schaffen", die auch mit regelentwickelten Kindern überfordert wären. Wir tun alles für unsere Kinder, sie machen uns stärker als wir jemals geahnt hätten und lassen uns für sie kämpfen. Wer sagt, er würde das nicht schaffen, kann es sich nur nicht vorstellen oder mit dem eigenen Lebensentwurf vereinbaren. Und letztendlich kann man das auch gar nicht entscheiden. Das Leben hält Aufgaben für uns bereit, die wir uns selten wirklich aussuchen können.


Das wiederum finde ich totalen Schwachsinn „es nicht zu wollen“.

Bei Kind Nummer 1 und Nummer 2 hätte es nie eine Diskussion zur Abtreibung gegeben.
Jetzt bei Kind Nummer 3 sieht das unter Umständen schon anders aus.
Da würde ich mir definitiv mehr Gedanken machen. Eben, weil ich 2 Kinder habe, eines davon schon verdammt viel Aufmerksamkeit benötigt. Mein Mann in Schichten arbeitet, ich auch arbeite und unsere Eltern (außer der Krebskranken, 70jährigen Schwiegermutter, sie auch noch 1,5 Stunden entfernt wohnt) gestorben sind!
Und ja, da hab ich einfach verdammt nochmals das Recht darauf abzuwägen ob ich das in meinem Alltag alles gewuppt bekommen würde und das hat null damit zu tun, dass das Kind dann „nicht gewollt“ wäre.
Sowas macht mich dann echt sauer!!
-bald-mami-
23883 Beiträge
05.09.2021 13:32
Und wenn dein 3. Kind bei der Geburt einen Sauerstoffmangel erleidet, autistisch ist etc.? Dann müsst und werdet ihr das doch auch schaffen!
Ich finde einfach der Test kann nur ein sooo kleines Fenster abdecken, auch er gibt doch keine Garantie für ein gesundes und gar „unanstrengendes“ Kind. So wird es in meiner Wahrnehmung aber dargestellt.
Enfelchen
14218 Beiträge
05.09.2021 13:39
Zitat von -bald-mami-:

Und wenn dein 3. Kind bei der Geburt einen Sauerstoffmangel erledet, autistisch ist etc.? Dann müsst und werdet ihr das doch auch schaffen!
Ich finde einfach der Test kann nur ein sooo kleines Fenster abdecken, auch er gibt doch keine Garantie für ein gesundes und gar „unanstrengendes“ Kind. So wird es in meiner Wahrnehmung aber dargestellt.


Es ist auch manchmal hier echt schwer andere Meinungen zu akzeptieren

Der eine kanns, der andere nicht (wenn er es im Vorfeld weiß). Ist doch ok wenn man sich das selber eingesteht.
Also ich hab ein „anstrengendes“ Kind. Für den einen mehr, für den anderen weniger.

Dennoch muss jeder für sich entscheiden ob er den Test macht oder nicht.
Natürlich deckt er nicht alle Gendefekte ab.
Ich hatte in der 2. Schwangerschaft auch ein erhöhtes T21-Risiko. Und das fast ausschließlich aufgrund meines Alters. Was jetzt nach 6 Jahren mit 40 wohl noch schlechter aussieht.
Was ich daraus mache… man wird es sehen.
Ich nehme es wohl eher zur „Beruhigung“.
Warum gehen Frauen sonst zum US? Ist doch sonst auch unnötig.
Können doch warten bis zur Geburt

Trotzdem nochmal: KEINER kann und sollte über die Situation eines anderen urteilen!!!
Den man lebt selber nicht in dieser Situation.

In diesem Sinne… Nicht nur Respekt und Toleranz gegenüber beeinträchtigten Kindern haben, sondern auch gegenüber Eltern, die sich sicher schweren Herzens gegen eines dieser Kinder entscheiden
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