Mütter- und Schwangerenforum

Thema Adoption: bitte um Einschätzung (Achtung kurz

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Daniel79
2654 Beiträge
15.03.2022 08:43
Hallo und guten Tag,
ich versuche mich mit dem Thema kurz zu halten.
Meine Frau und ich haben seid 4 Jahren einen unerfüllten 2. Kinderwunsch. Unsere Tochter ist 11 und wie Alle wünschen uns ein 2. Kind. Der4 natürliche Weg funktioniert nicht. Bei mir ist für einen 42 jährigen alles mehr als Bestens und auch bei meiner Frau (37) läuft biologisch Alles normal.
Dann hatten wir mehrere künstliche Befruchtungen, 3 einfache und 3 IVF. 3-4 Eier waren befruchtet, sind dann aber wieder stehengeblieben. Da ganze hat uns mit fast 10.000 EUR unser ganzes Erspartes gekostet.
An diesem Wochenende haben wir Drei unter Tränen mit dem Thema abgeschlossen.
Nun habe ich noch mehr Angst um meine Tochter, weil ich weiß, dass meine Frau und ich alleine sind, wenn mal was Schlimmes passiert. Der Gedanke macht mich so fertig, dass ich sie jetzt wieder zur Schule bringe.

Ich möchte aber das Schöne von damals noch mal erleben:
Wimmelbücher kaufen, das erste Osterfest, der erste Zoobesuch, Kindergarten, Action in der Wohnung. Ich sehe auf der Straße und im Fernsehen immer nur Eltern mit 2 Kindern ?

Ich weis auch, dass wir es gut haben und eigentlich Alles in Ordnung ist. Viele Paare sind kinderlos und ich sollte glücklich sein. Einige Bekannte haben auch nur ein Kind.
Verrennen wir uns da in irgendwas? Schweifen unsere Gedanken in eine falsche Richtung?
Sollten wir die Situation akzeptieren?

Vorgestern kam der Gedanke einer Adoption in Betracht, allein der Gedanke fühlte sich wie ein positiver Schwangerschaftstest an ? In 2 Wochen haben wir eine Beratungs-Telefonat.

Gibt es unter euch Paare, die das schon gemacht haben? Der Ablauf und die lange Wartezeit ist mir klar. Wie fühlt sich das an?
- Sieht mal im Kind immer eine andere Person? Andere Eltern?
- Kann man ein Adoptivkind (Säugling, Baby) wirklich so innig lieben?
- Denkt ihr an Erbe? Jetzt wird meine Tochter das Haus mit Grundstück erben, dann aber ist da noch eine Person, die das Anrecht hat.
- Wird ein Adoptionskind mental immer wie ein eigenes sein?

Meine Frau hat da bedenken, weil das eigene Kind im Mutterleib heranwächst und man eine andere Bindung hat. Ich bin hin und her gerissen – zwischen Freude und Resignation.
YellowBird
3884 Beiträge
15.03.2022 09:11
Hallo Daniel,

du gehst gerade emotional einen sehr großen Schritt. Du schreibst "An diesem Wochenende haben wir Drei unter Tränen mit dem Thema abgeschlossen." Das ist eine der Kernvoraussetzungen einer Adoption. Allerdings ist Abschließen ein (manchmal sehr langer) Prozess und ich glaube, dass ihr euch hierfür mehr Zeit nehmen solltet. Mir fällt an deinen Schilderungen einiges auf. Du schreibst:

- Das Abschließen vom leiblichen Kinderwunsch löst Ängste in dir aus.
- Du möchtest das Schöne nochmal erleben.
- Deine Frau hat Bedenken, ob die Bindung ohne eine selbst erlebte Schwangerschaft eine andere ist. Auch du selbst stellst dir bzw. uns diese Frage.

Was ich gar nicht lese, ist:
- Ich möchte einem Kind ein stabiles Zuhause bieten.
- Ich möchte mich darauf einlassen, ein Kind, das möglicherweise ein sehr schweres Lebenspäckchen zu tragen hat, in mein Haus und Herz aufzunehmen - auch wenn sehr schwere Zeiten kommen könnten, in denen dieses Kind Grenzen möglicherweise massiv überschreitet, um sich meiner grenzenlosen Liebe zu versichern.

Ein adoptiertes Kind wird deine Ängste vermutlich nicht mildern. Viel wahrscheinlicher ist, dass es hohe Herausforderungen an euch als Familie stellt.
Ein adoptiertes Kind wird vielleicht nicht (nur) das Schöne vergangener Tage zurückbringen.
Und niemals sollte ein Kind, weder adoptiert noch leiblich, das Gefühl bekommen, für das Glück seiner Eltern verantwortlich zu sein.

Denn es sollte andersherum sein. Ihr solltet euch für das Glück des Kindes entscheiden, nicht für euer eigenes. Beides ist nicht garantiert, aber das Glück des Kindes sollte euer Ziel sein.

---
Was ich an deinen Zeilen beobachte, macht euch nicht zu schlechten Adoptiveltern. Es zeigt aber meiner Ansicht nach, dass ihr noch lange nicht so weit seid. Ich finde gut, dass ihr einen Beratungstermin in zwei Wochen in Anspruch nehmen wollt. Informationen sind immer gut.

Aber du fragst auch, ob ihr euch gerade in irgendetwas verrennt. Nein. Ihr seid dabei abzuschließen und öffnet die Augen für ein "Was nun?". Das ist gut, das ist wichtig. Aber überstürzt nichts. Schaut euch die neue Welt erstmal in Ruhe an. Ein abgeschlossener Kinderwunsch kann auch Positives mit sich bringen. Und nein, eine Familie ist nicht erst vollständig, wenn sie zwei Kinder hervorgebracht hat

Alles Gute für euch!
Ario
526 Beiträge
15.03.2022 09:17
Aus eigener Erfahrung kann ich da zwar nicht mitreden, aber in unserer Nachbarschaft gibt es ähnliche Fälle.

DAher weiß ich, dass eine Adoption sehr langwierig und kompliziert sein kann. Und was du bezüglich des Erbes und so weiter anführst, stimmt natürlich auch. Ein Adopivkind wird rein rechtlich deinem leiblichen Kind komplett gleichgestellt, ist also genauso erbberechtigt.

Was ich an eurer Stelle eher in Erwägung ziehen würde, wäre ein Pfegekind - eine Dauerpflegschaft.
Hat unsere Nachbarfamilie - die haben zwei Pflegekinder, beide nun schon seit über 8 bzw. 13 Jahren.
Also das geht relativ unkompliziert und "schnell" und wenn man eben eine Dauerpflegschaft möchte, ist es auch nicht so, dass das KInd dann nach kurzer Zeit wieder zu den Eltern kommt, sondern eben schon dauerhaft in der Familie bleibt.

Rechtlich bleibt es dabei das Kind der leiblichen Eltern (bei bestimmten Dingen haben die über das Jugendamt auch ein gewisses Mitspracherecht), aber z. B. Erbtechnisch sind die Pflegekinder bei euch außen vor. Wenn das Verhältnis, die LIebe, die Beziehung zwischen euch aber dann tatsächlich sehr innig ist, kann man dem Pflegekind ja immer freiwillig etwas vererben oder es als erwachsenes Kind sogar noch tatsächlich adoptieren (fürs Rechtliche sozusagen).

Der Bedarf an Pflegefamilien ist sehr groß. Zuständig dafür ist meines Wissens das örtliche Jugendamt.
Wir haben selbst 4 Kinder, aber wenn unsere jüngste mal aus dem Gröbsten raus ist, könnte ich mir das auch bei uns vorstellen.

LG
YellowBird
3884 Beiträge
15.03.2022 09:44
Zitat von Ario:

Aus eigener Erfahrung kann ich da zwar nicht mitreden, aber in unserer Nachbarschaft gibt es ähnliche Fälle.

DAher weiß ich, dass eine Adoption sehr langwierig und kompliziert sein kann. Und was du bezüglich des Erbes und so weiter anführst, stimmt natürlich auch. Ein Adopivkind wird rein rechtlich deinem leiblichen Kind komplett gleichgestellt, ist also genauso erbberechtigt.

Was ich an eurer Stelle eher in Erwägung ziehen würde, wäre ein Pfegekind - eine Dauerpflegschaft.
Hat unsere Nachbarfamilie - die haben zwei Pflegekinder, beide nun schon seit über 8 bzw. 13 Jahren.
Also das geht relativ unkompliziert und "schnell" und wenn man eben eine Dauerpflegschaft möchte, ist es auch nicht so, dass das KInd dann nach kurzer Zeit wieder zu den Eltern kommt, sondern eben schon dauerhaft in der Familie bleibt.

Rechtlich bleibt es dabei das Kind der leiblichen Eltern (bei bestimmten Dingen haben die über das Jugendamt auch ein gewisses Mitspracherecht), aber z. B. Erbtechnisch sind die Pflegekinder bei euch außen vor. Wenn das Verhältnis, die LIebe, die Beziehung zwischen euch aber dann tatsächlich sehr innig ist, kann man dem Pflegekind ja immer freiwillig etwas vererben oder es als erwachsenes Kind sogar noch tatsächlich adoptieren (fürs Rechtliche sozusagen).

Der Bedarf an Pflegefamilien ist sehr groß. Zuständig dafür ist meines Wissens das örtliche Jugendamt.
Wir haben selbst 4 Kinder, aber wenn unsere jüngste mal aus dem Gröbsten raus ist, könnte ich mir das auch bei uns vorstellen.

LG


Ich empfinde dies als eine ganz schwierige Argumentation. Es stimmt durchaus, sollte aber niemals der Grund sein, sich für ein Pflegekind zu entscheiden.

Pflegekinder haben häufig eine ganz besonders schwere Lebenssituation, weil sie in einer Familienkonstellation mit wenig Sicherheiten leben. Weder können sie sicher sein, bis zum Erreichen des Erwachsenenalters bei der Pflegefamilie zu bleiben, noch können sie sicher sein, zur Herkunftsfamilie zurückzukehren. Mit etwas Pech führen die Kontakte zur Herkunftsfamilie zu großer Verunsicherung, Frust und Abwehr gegen die Pflegefamilie. Diese muss sich bei vielen Dingen mit dem Jugendamt und der Herkunftsfamilie abstimmen, muss auf der einen Seite ein warmes und liebevolles Zuhause bieten und gleichzeitig der Verantwortung nachkommen, dass ihr Pflegekind sich im Fall der Fälle auch wieder lösen kann, um zur Herkunftsfamilie zurückzukehren. Das passende Gleichgewicht zu finden, ist vermutlich für alle Beteiligten eine schwere Aufgabe.

Daher denke ich, dass Pflegen eine ganz andere und meiner Ansicht nach sehr viel nervenaufreibendere Aufgabe als Adoption ist.
Janna
19141 Beiträge
15.03.2022 13:11
Ich kann nicht all zu viel dazu beitragen außer, dass das Gefühl, wenn man es aus den richtigen Gründen macht, nicht anders sein wird als zu leiblichen Kinder.

Mein Bruder und seine Frau hatten einen unerfüllten kinderwunsch. Sie haben es 3x mit einer künstlichen Befruchtung vergebens versucht.

Danach folgte der Entschluss zur Adoption.

Das ganze Prozedere dauerte ca ein 3/4 Jahr.
(Termine beim Jugendamt und der gesamten Auflagen, Seminare usw.)
Dann kam der Anruf für ein kleines, damals noch 11 Monate alte Mädchen dass seit der Geburt in der Pflegefamilie lebt.
Sie lernten die Maus kennen, die Chemie stimmte.
Es gab viele Termine zur Eingewöhnung, regelmäßig besuche bei der Pflegefamile wo die kleine lebte.
Mit 13 Monaten kam sie dann zu meinem Bruder und Schwägerin.
Die kleine ist jetzt 4
Die Adoption ist aktuell in der heißen Phase (alles liegt jetzt endlich beim Familiengericht)
Sie musste im ersten Jahr als Pflegekind in langzeitpflege bei meinem Bruder bleiben (das Jugendamt setzte dies so an).
Jetzt wird es noch ein paar wenige Monate dauern, dann ist es endlich offiziell.
Die kleine hat die gesamte Zeit über einen Vormund vom Jugendamt. Regelmäßige Besuche vom Vormund und Gespräche beim Jugendamt inbegriffen.

Vom Gefühl her kann ich sagen, sie ist in der gesamten Familie absolut vollwertig und gleichgestellt zu den anderen Kindern (cousinen/cousin)
Hier werden keine Unterschiede gemacht. Auch emotional nicht

Vor 1,5 jahren kam dann der erneute kinderwunsch bei den beiden auf.
Da ging es extrem schnell.
Das Jugendamt rief an, es würde ein Junge geboren werden wo die Mutter die Papiere zur Freigabe bereits unterzeichnet hat.
3 Wochen später kam der Anruf, er ist geboren. Die beiden hatten eine Woche Zeit (da war er nach der Geburt bei einer pflegefamilie) um die Ausstattung und co zusammenzustellen und dann kam der kleine Mann in die Famile. Gerade 1 Woche alt
Jetzt ist er fast 1,5 Jahre alt.
Die Adoption zieht sich... Es dauert unter Garantie noch gut 1 jahr bis alles über die Bühne ist.

Sowas sollte man sich bewusst sein. Es kann emotional sehr belastend sein. Immer die Sorge zu haben dass das Kind evtl. doch rückgeführt werden könnte usw.

Beim kleinen hatte die Mutter zwar zur Adoption freigegeben (auch beim Notar) der Richter möchte allerdings auch die Unterschrieft des Vaters, dieser weigert sich allerdings weil er die Vaterschaft nicht anerkennt ...

Ein ewiger Rattenschwanz... Es steht ein gerichtlich angeforderten Vaterschaftstest an, damit er die Vaterschaft anerkennen muss(?) damit er ihn beim Notar zur Adoption freigeben kann...

Ich finde es traurig und schade, dass es Familien die sich für eine Adoption entscheiden, so verdammt schwer gemacht wird.

Auch für die kleinen ist es emotional eine Herausforderung weil treffen, gesetzlich mit den leiblichen Eltern angeordnet sind, bis es offiziell adoptiert ist.

Naja, lange Rede kurzer Sinn. Man braucht starke Nerven, Kraft und vieeeel Zeit. Macht man es aus den absolut richtigen Gründen dann ist Adoption natürlich eine Herzens gute Entscheidung.
Dann sollte man sich die Fragen von Erben z.b nicht stellen.
Es sollte vollwertig euer Kind sein und dazu gehört. Es darf bzw sollten keine Unterschiede gemacht werden. Nur wenn man sich zu 100% darauf einlassen kann, dann sich selbst ein klares ja zur Adoption sagen.

Viel Erfolg auf eurem Weg
Daniel79
2654 Beiträge
15.03.2022 14:01
Ich danke euch für die ausführlichen Antworten. Ihr habt euch sooo viel Mühe gegeben und da bin ich wirklich dankbar. Der erste Post von Yellowbird trifft es auf den Punkt.
nilou
14325 Beiträge
15.03.2022 14:03
Aufgrund des Alters eurer Tochter solltet ihr in eure Überlegung einbeziehen ob „nur“ ein Baby/Säugling in Frage kommt.

Mir fehlt in deiner Überlegung auch, was ist wenn das Kind sich nicht als euer leibliches Kind empfindet/sieht. Es klingt bei euch (noch) als „Ersatz für ein leibliches Kind/Baby“. Ihr betrachtet nur eure Sichtweise. Was wollt ihr, was stellt ihr euch vor. Euch muss klar sein das ein Adoptivkind dies evt. nicht erfüllen kann bzw. mal anders sieht. Wie hier auch beschrieben wurde ist der Prozess auch sehr langwierig und viele Parteien involviert.

Grundsätzlich glaube ich das die Chance ein Baby adoptieren zu können in Deutschland sehr gering sind.
15.03.2022 14:14
Meines Wissens nach gibt es auch Altersgrenzen. Ich habe vor ca. 15 Jahren mal eine Adoption „miterlebt“ im Bekanntenkreis. Es dauerte ca 5 Jahre bis sie ihre Tochter bekamen. Kann sein, dass sich da bis heute etwas geändert hat, da bin ich nicht auf dem neuesten Stand.
Zwerginator
7783 Beiträge
15.03.2022 14:30
Fragt unbedingt nach wie in eurer Gegend überhaupt die Chancen sind. Bei uns gab es seit Anfang der 2000er nur noch Familienadoptionen, weil es "glücklicherweise" keine zu adoptierenden Kinder gibt. Allerdings werden Dauerpflegestellen händeringend gesucht.
Anja_FFM
2703 Beiträge
15.03.2022 17:52
Viel kann ich nicht beitragen, nur etwas sehr sachliches: schaut mal, was bei Eurem verantwortlichen Jugendamt für Regeln existieren an zukünftige Kinder. Diese variieren durchaus. Bei uns wäre zum Beispiel aufgrund des Alters meines Lebensgefährten kein Baby möglich gewesen, weil es da eine Begrenzung im Altersunterschied gab. In manchen Gemeinden werden Familien, die noch keine Kinder haben, denen mit bereits Kindern im Haushalt vorgezogen und so weiter ... Da gibt es so viel Spielraum. Vielleicht ist es gut, diese "Regeln" frühzeitig mit zu berücksichtigen, weil es Eure Entscheidung vielleicht beeinflussen könnte.

Wir standen vor der Entscheidung Adoptiv-/Pflegekinder. Mir hatte damals das Buch "Mit Pflegekindern leben" und Austausch in entsprechenden Foren sehr geholfen, eine Position für mich zu finden, um dann mit meinem Partner zu reden.
Jaspina1
2457 Beiträge
15.03.2022 18:34
Man sollte sich auf jeden Fall bewusst sein, dass man sich in jedem Fall nicht für ein "pflegeleichtes Kind" entscheidet.
Jedes Kind ist schon alleine durch die Trennung von der leiblichen Mutter in irgendeiner Form traumatisiert. Das äussert sich manchmal erst in der Pubertät. Das heisst nicht, dass man das Kind nicht lieben wird, aber es ist wichtig, zu wissen, was auf einen zukommen kann.
blueeye_HD
1786 Beiträge
16.03.2022 06:24
Ein Pflegekind bedeutet sehr viel mehr Arbeit als ein leibliches Kind. Oftmals werden die Bedürfnisse der eigenen Kinder in den Hintergrund gestellt, weil ein Pflegekind einfach sehr viel Aufmerksamkeit braucht.

Warum wohl kommen die Kinder aus ihrer leiblichen Familie raus!? In den meisten Fällen haben Pflegekinder ein riesen Päckchen im Gepäck. Ja es ist toll den Kinder ein neues Zuhause zu geben, aber wie bereits erwähnt, es ist sehr viel Arbeit.

Ich habe Erfahrung da im engen Bekanntenkreis sowohl die Bereitschaftspflege als auch die Dauerpflege präsent ist.

Ich kann euch sagen, selbst als Freundin der Familie, ist es schwierig mit den Situationen umzugehen, sobald man die Geschichte der Kinder kennt.

Und aus aktuellem Anlass kann ich sagen, das auch eine Dauerpflege vorab beendet werden kann…

Also überlegt es euch sehr sehr gut welchen Weg ihr gehen wollt. Ich wünsche alles Glück der Welt.
serap1981
2740 Beiträge
16.03.2022 08:24
Ich habe ein nicht-leibliches Kind und zwei leibliche. Für mich selbst mache ich keinerlei Unterschiede, auch die Große fühlt die kleinen als ihre Schwestern.
Das ist, denke ich, aber eine Grundvoraussetzung. Sobald man emotionale Unterschiede macht, ist es für das nicht-leibliche Kind traumatisierend (und das wäre nicht das erste Trauma).
Aber man muss sich sehr bewusst sein, dass man mit einem Kind, auch ein Päckchen aufnimmt. Es ist nicht alles rosa-glitzer, weil die Unterschrift auf dem Papier ist. Da ist eine andere Epigenetik, eventuell Schädigungen durch die Schwangerschaft (FAS, Drogen, ...), das Kind fühlt sich ungeliebt, weil die eigene Familie es weggegeben hat, die Frage nach den eigenen Wurzeln...
Für alle diese Themen sollte man zumindest schon mal eine Idee haben, wie man damit umgeht.

Und:
Adoption eines neugeborenen halte ich für schlicht unmöglich, zumindest bei uns im Landkreis kämt ihr nicht einmal auf die Liste der potentiellen Adoptiveltern.
Pflegekinder sind auch toll, aber noch mal eine ganz andere Herausforderung, die wenigsten Pflegekinder werden freiwillig in Pflege genommen, sondern wurden in Obhut genommen, das bedeutet Vernachlässigung, Gewalt, ...
YellowBird
3884 Beiträge
16.03.2022 10:08
Vor einigen Jahren haben wir uns intensiv mit Adoption beschäftigt. In Hamburg wäre es definitiv nicht aussichtslos gewesen, ein Baby zu adoptieren. Auch wenn natürlich nicht jede Familie in der Liste ein Kind aufnehmen kann. Es ist hier auch viel wahrscheinlicher ein Baby vermittelt zu bekommen als ein älteres Kind.

Interessant (und sehr gut) fand ich hier, dass man nach einem erfolgreichen Bewerbungsverfahren nur 2 Jahre in der Liste potentieller Adoptivfamilien für Adoption in Deutschland geblieben wäre. Ich weiß nicht, ob das auch woanders so ist. Danach fliegt man aus der Kartei raus, wenn kein Kind vermittelt wurde.

Außerdem ist es hier nicht möglich, sich zeitgleich für Deutschland- und Auslandsadoption zu bewerben.

Ario
526 Beiträge
16.03.2022 10:39
Zitat von YellowBird:

Zitat von Ario:

Aus eigener Erfahrung kann ich da zwar nicht mitreden, aber in unserer Nachbarschaft gibt es ähnliche Fälle.

DAher weiß ich, dass eine Adoption sehr langwierig und kompliziert sein kann. Und was du bezüglich des Erbes und so weiter anführst, stimmt natürlich auch. Ein Adopivkind wird rein rechtlich deinem leiblichen Kind komplett gleichgestellt, ist also genauso erbberechtigt.

Was ich an eurer Stelle eher in Erwägung ziehen würde, wäre ein Pfegekind - eine Dauerpflegschaft.
Hat unsere Nachbarfamilie - die haben zwei Pflegekinder, beide nun schon seit über 8 bzw. 13 Jahren.
Also das geht relativ unkompliziert und "schnell" und wenn man eben eine Dauerpflegschaft möchte, ist es auch nicht so, dass das KInd dann nach kurzer Zeit wieder zu den Eltern kommt, sondern eben schon dauerhaft in der Familie bleibt.

Rechtlich bleibt es dabei das Kind der leiblichen Eltern (bei bestimmten Dingen haben die über das Jugendamt auch ein gewisses Mitspracherecht), aber z. B. Erbtechnisch sind die Pflegekinder bei euch außen vor. Wenn das Verhältnis, die LIebe, die Beziehung zwischen euch aber dann tatsächlich sehr innig ist, kann man dem Pflegekind ja immer freiwillig etwas vererben oder es als erwachsenes Kind sogar noch tatsächlich adoptieren (fürs Rechtliche sozusagen).

Der Bedarf an Pflegefamilien ist sehr groß. Zuständig dafür ist meines Wissens das örtliche Jugendamt.
Wir haben selbst 4 Kinder, aber wenn unsere jüngste mal aus dem Gröbsten raus ist, könnte ich mir das auch bei uns vorstellen.

LG


Ich empfinde dies als eine ganz schwierige Argumentation. Es stimmt durchaus, sollte aber niemals der Grund sein, sich für ein Pflegekind zu entscheiden.

Pflegekinder haben häufig eine ganz besonders schwere Lebenssituation, weil sie in einer Familienkonstellation mit wenig Sicherheiten leben. Weder können sie sicher sein, bis zum Erreichen des Erwachsenenalters bei der Pflegefamilie zu bleiben, noch können sie sicher sein, zur Herkunftsfamilie zurückzukehren. Mit etwas Pech führen die Kontakte zur Herkunftsfamilie zu großer Verunsicherung, Frust und Abwehr gegen die Pflegefamilie. Diese muss sich bei vielen Dingen mit dem Jugendamt und der Herkunftsfamilie abstimmen, muss auf der einen Seite ein warmes und liebevolles Zuhause bieten und gleichzeitig der Verantwortung nachkommen, dass ihr Pflegekind sich im Fall der Fälle auch wieder lösen kann, um zur Herkunftsfamilie zurückzukehren. Das passende Gleichgewicht zu finden, ist vermutlich für alle Beteiligten eine schwere Aufgabe.

Daher denke ich, dass Pflegen eine ganz andere und meiner Ansicht nach sehr viel nervenaufreibendere Aufgabe als Adoption ist.


Da ist viel Wahres dran, was du schreibst. Und das gilt es selbstverständlich genau zu bedenken und abzuwägen.
Meine Erfahrung mich den Pflegekindern unserer Nachbarn ist aber dahin gehend, dass das JA schon sehr darauf guckt, dass für die Kinder ein stabiles Umfeld geschaffen wird und es geht nicht so " einfach ", dass die Kinder wieder zu den leiblichen Eltern zurückkommen. Deshalb heißt es ja auch Dauerpflegschaft.
Klar,,das stimmt, das sehe ich hier auch, dass die Kinder ( vor allem, wenn sie nicht als Säugling zur Familie kommen), schon ein gewisses Päckchen mitbringen, das es zu meistern gilt.

Das ist dann die Frage, ob man das als Familie meistern kann und will, ob das evtl. die neue Aufgabe für einen ist, wenn man mit dem eigenen Kinderwunsch abschließen musste. Ob man vielleicht genau an dieser Stelle und für ein solches Kind gebraucht wird.

Für manchen passt das, für andere ist es nicht das richtige.
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