Mütter- und Schwangerenforum

ADHS-mal was zum nachdenken...

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14.02.2012 00:15
Zitat:
Im vergangenen Jahr wollte Paul das Ritalin absetzen, doch seine Lehrerin fand, so kurz vor dem Abitur sei das nicht der richtige Zeitpunkt. Pauls Mutter glaubt, dass er auch für das Studium Ritalin brauchen wird. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft“, sagt sie „und ich möchte, dass meine Kinder ganz vorne mitschwimmen.“


Bei stellen wie dieser kommen mir fast die Tränen
Wenn ich bedenke, was man schon für einen Knacks bekommen kann, wenn man nur das gefühl hat, nicht genug zu leisten... was bitte richtet es an, von der eigenen mutter weiter zum medikamentenkonsum gedrängt zu werden für mehr leistung?
zumal sich die wirkung wirklich nach droge anhört ich finde das furchtbar
Juliens-Mama
525 Beiträge
14.02.2012 00:22
ich selber leide seit meiner kindheit an ADHS man wollte mir vor einigen jahren auch ritalin oder metylphenidat verschreiben...aber ich bin strikt gegen diese hemmer...weil diese abhängig machen...
wenn ich merke das ich wieder unruhig werde oder zappelich...fang ich an zu malen...höre musik oder chatte mit freunden.,...manchmal spiele ich auch wibbelspiele....
meine freundin gibt ihrem sohn seit er 5 jahre alt ist ritalin..heute ist er 14 jahre und braucht immer ne höhere dosis..und sobald die wirkung nachlässt,wird er agressiv und ist ein anderer MENSCH
14.02.2012 00:27
Auch wenn ich nichts von der Behandlung mit Ritalin halte sollte man nicht auf den Eltern rumhacken die ihren Kindern welches geben. Meiner Meinung nach liegt die Schuld bei den Ärzten und der fehlenden Aufklärung durch diese!
Viele Eltern verlassen sich auf die Behandlungs-Methoden ihrer Kinderärzte, kennen sich selbst nicht gut genug aus und wissen gar nicht was sie ihrem Kind da verabreichen!
Man sollte sich natürlich als Betroffener darüber genau informieren und nicht einfach ein Rezept beim Arzt abholen und gut ist!
Aber viele Eltern stecken sicherlich auch in einer verzweifelten Ahnungslosigkeit.
Juliens-Mama
525 Beiträge
14.02.2012 00:49
letztens wollte meine freundin mit ihrem sohn ins ausland fahren und musste natürlich auch ritalin für den jungen mitnehmen ...aber da dieses als betäubungsmittel gilt...brauchte sie vom arzt eine schriftliche bescheinigung das dieses medikament für ADHS benötigt wird...
find ich schon krass...ist ja wie ne droge..bekommt man das ritalin nicht...reagiert man agressiv ,weil man entzugserscheinungen hat...
14.02.2012 06:48
man sollte nicht vergessen, das ritalin, bei NICHT-ads kindern auch im genauen Gegenteil wirkt. das finde ich fatal.

und sicherlich gibt es diese krankheit, ich kenne selbst einen erwachsenen, bei dem es erst jetzt diagnostiziert wurde, er hat sein leben lang gelitten, erst jetzt kann ihm geholfen werden.
Madita23
4186 Beiträge
14.02.2012 06:49
Ich habe als kind auch ritalin bekommen.
Bis heute weiss ich nicht, ob es mir geholfen hat und ob es notwendig war.
Meine eltern hatte wohl schwierigkeiten mit mir und gingen dann irgendwann mit mir zum kinderpsychologen. Kann mich an einige tests erinnern. Fazit war, dass ich konzentrationsschwierigkeiten hatte. Schätze ich hab ritalin von der 3. Bis zur 6. Klasse eingenommen. Meine noten wurden besser und ich war wohl leichter zu händeln.
Meine mama war vollzeithausfrau und immer für mich und meine 2 kleinen schwestern da. Meine aufbrausende art hat sie wohl damals überfordert.

Ich denke es müsste viel passieren, damit mein kind tabletten bekommt. Aber ganz ausschliessen würde ich es nicht.
Falls es bei mir nicht notwendig war, denke ich auch nicht dass es mir geschadet hat. Schwieriges thema, ich frage mich oft, wie ich damals als mutter gehandelt hätte.
Tiinchen
21384 Beiträge
14.02.2012 06:59
Oh mann...
wenn ich manche Kommentare hier lese, bekomme ich das Kotzen.
Ihr lest einen Artikel und schon habt ihr euch eure Meinung gebildet. ADHS? Nee, gibt es eigentlich nicht... ist anerzogen... ist eine Fehlinterpretation der Ärzte usw.
Warum beschäftigt ihr euch nicht mal ausreichend mit dem Thema?
Für manche Eltern ist ein Medikament wie "Ritalin" (und das ist ja nur eins von vielen....eben nur das Bekannteste) die letzte Hoffnung für das eigene Kind, bevor es von unserem Schulsystem auf die Sonderschule abgeschoben wird.
Ach ja... ich hatte ja vergessen... die meisten Eltern von (angeblich) ADHS Kindern vernachlässigen ja ihre Kinder und stellen sie nur mit Drogen ruhig, damit sie ihre Ruhe haben!
Schon klar!
14.02.2012 07:47
es gibt sicherlich fälle, wo voreilig zu medikamentöser behandlung gegriffen wird. das finde ich auch nicht gut.
aber es gibt auch andere fälle. unser pflegesohn kam mit 7 zu uns. sein sozialverhalten....furchtbar. in der klasse kaum tragbar. aussenseiter. folgeerscheinung: depressiv- wer ist schon gerne aussenseiter?
wir haben diverse therapien durch (ohne medis) und viel aufmerksamkeit, zeit und kraft investiert, es wurde besser, aber immer noch weit entfernt von gut.
nun bekommt er medikinet und oh freude, nach 3jahren gibt es erste verabredungen. er ist in der klasse integrierter und vor allem glücklich!
genn2006
1808 Beiträge
14.02.2012 07:51
Zitat von Tiinchen:

Oh mann...
wenn ich manche Kommentare hier lese, bekomme ich das Kotzen.
Ihr lest einen Artikel und schon habt ihr euch eure Meinung gebildet. ADHS? Nee, gibt es eigentlich nicht... ist anerzogen... ist eine Fehlinterpretation der Ärzte usw.
Warum beschäftigt ihr euch nicht mal ausreichend mit dem Thema?
Für manche Eltern ist ein Medikament wie "Ritalin" (und das ist ja nur eins von vielen....eben nur das Bekannteste) die letzte Hoffnung für das eigene Kind, bevor es von unserem Schulsystem auf die Sonderschule abgeschoben wird.
Ach ja... ich hatte ja vergessen... die meisten Eltern von (angeblich) ADHS Kindern vernachlässigen ja ihre Kinder und stellen sie nur mit Drogen ruhig, damit sie ihre Ruhe haben!
Schon klar!

Jetzt hab ich tatsächlich den gefällt mir button gesucht.
Danke Tiinchen für diesen beitrag ich dachte nämlich bis zu deinem beitrag heut drehen alle am rad!
14.02.2012 08:36
Es gibt aber so viel bessere Behandlungsmöglichkeiten von ADHS als Ritalin und andere Psychostimulantien!

zum Beispiel:

Verhaltenstherapie, Kreative Gestalt- und Spieltherapie, Motopädagogik (Psychomotorik), Montessoripädagogik, Ergotherapie / Sensorische Integrationstherapie, Homöopathie, Sport und Bewegung

Izzzy
823 Beiträge
14.02.2012 08:50
Zitat von starbuck:

ich finde die lesermeinungen zu dem artikel auch sehr interessant!

wo finde ich die?
Krümeline
388 Beiträge
14.02.2012 09:07
Ich möchte hier auch mal meinen Beitrag leisten und euch die andere Seite zum Nachdenken geben
*
Ich gehöre zu den „Kindern“ die nicht mit Ritalin behandelt wurden.
Zu den sogenannten „unbehandelten ADHS´lern“. Damals gab es diese „Modekrankheit“ wie viele von euch sie gerne nennen noch nicht. Ich wurde einfach nur „Hyperaktiv“ genannt.
Ich kann euch sagen: Ich denke weiß Gott nicht gerne an meine Kindheit zurück!
Ich hatte und habe tolle Eltern! Sie waren und sind immer für mich da! Ich bin kein Scheidungskind! Ich bin in einem Einfamilienhaus mit Garten, einer idyllischen kleinen Wohnsiedlung mit unendlichen Spielmöglichkeiten groß geworden! Ich war jeden Tag draußen, hatte Bäume zum Klettern, viel Platz zum Austoben, Eltern, die mit uns (hab noch einen älteren Bruder) sehr viele Wochenenden unterwegs waren etc. … Doch weder mit Freundschaften, noch mit der Schule wollte es klappen.
Ich war ca. 4 Jahre alt, als ich unkontrollierte Wutausbrüche bekam. Ich hatte keine Frustrationstoleranz, ich war sehr impulsiv und fing irgendwann an, meinen Kopf bei Wut vor Wände zu hauen. Wen wundert es, dass ich mit einem solchen Verhalten auch keine Freunde fand?! In der Grundschule war es für mich die Hölle. Ich konnte nicht still sitzen, ich konnte nicht zuhören, ich war andauernd abgelenkt, ich war der Außenseiter – so anders als die anderen Kinder.
Immer schon spürte ich, dass ich „anders“ bin. Nachdem ich vor lauter Frust mein Rechenbuch zerschnitten hatte, durfte ich das Schuljahr wiederholen. Leider waren die weiteren Schuljahre wirklich alles andere als schön. Sowohl von meinen Eltern, als auch von Lehrern, hörte ich häufig: „ du kannst das doch, du bist ja nicht blöd, du musst dich NUR konzentrieren“ Ich konnte es aber nicht! Ich war nicht in der Lage dazu! Ich fühlte mich schlecht, dumm, nutzlos… und NEIN! Meine Eltern haben mich nicht schlecht gemacht – im Gegenteil, sie haben immer und immer versucht mich zu fördern und meine Konzentration zu stärken… Irgendwann ging´s dann zum Arzt, weil die Schule das für besser hielt. Diagnose hab ich oben bereits genannt. Ich ging ab nun 2 Mal wöchentlich zur Psychomotorik, aber wirklich was geändert hat sich dadurch nicht! Bis zu meiner Ausbildung war die Schulzeit für mich die Hölle! Immer ein Kampf, nicht dumm zu sein! Nachdem ich insgesamt 2 Schuljahre (1x Grundschule, 1x 8.Klasse) wiederholt hatte, verlies ich die Realschule nach der 10. Klasse mit einem Hauptschulabschluss Klasse 9.
*
Ich zweifelte langsam selbst an meiner Intelligenz, war ich mir doch bisher immer recht sicher, nicht dumm zu sein…
So fing ich nach den Sommerferien in der Handelsschule an, um irgendwie meinen Realschulabschluss nachzuholen. Mir viel auf (ich hoffe es lesen keine minderjährigen mit ), dass ich bekifft viel besser lernen kann. Ich konnte mich plötzlich auf das Konzentrieren was ich vor mir liegen hatte. Ich hatte plötzlich nicht mehr diese dauernde Reizüberflutung! So (tschuldigung, aber is so) kiffte ich mich durch die Handelsschule und auch durch meine Ausbildung (zumindest während der Schulzeit) und beendete beide Schulen mit wirklich guten Noten.
*
Auch heute kämpfe ich teilweise noch mit Spätfolgen meines unbehandelten ADHS!
Seit meinem 17. Lebensjahr kämpfe ich gegen Esstörungen an (seit ich weiß, warum ich anders bin klappt das deutlich besser), 13 Jahre habe ich mich mit Canabis selbst medikamentiert, zwischendurch einige Episoden von Depressionen, Fehldiagnosen von Therapeuten, laufend gescheiterten Beziehungen, ständig andauernde innere Unruhe, mangelnde Fähigkeit mich selbst und meinen Alltag zu strukturieren, ständige Gedankenflut und vieles mehr …
DAS sind die Spätfolgen von unbehandeltem ADHS! Heute geht es mir gut. Seit ich die Ursache kenne, mich intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt habe und Strategien für mich entwickelt habe ist es wirklich gut.
Aber: ADHS wächst sich nicht aus!
Wenn ihr mich heute fragt, ich wäre DANKBAR, wenn meine Eltern mir damals mit einem Medikament hätten helfen können!!
*
Ich sage nicht, dass es ausreicht, einem Kind mit ADHS nur Medikamente zu geben. Es sind viele verschiedene Faktoren wichtig. Ein Kind mit ADHS braucht einen sehr strukturieren Rahmen und benötigt sehr klare Aufforderungen. Es benötigt eine Menge Verständnis und häufig sehr viel mehr Lob. (All diese Dinge gelten bei jedem Kind, aber bei AD(H)S Kindern sind sie noch viel wichtiger und der Rahmen ist sehr konsequent einzuhalten). Ergotherapie, Psychomotorik, Verhaltenstherapie alleine reichen aber bei stärkerer Ausprägung des Krankheitsbildes (ja, für mich ist es eine Krankheit, weil ein Botenstoff im Gehirn, Dopamin, nicht ausreichend vorhanden ist) leider nicht aus.
Daher denke ich, eine zusätzliche medikamentöse Behandlung nach wirklich vernünftiger Diagnose (nach ICD10 und anderen Gesichtspunkten), kann durchaus nötig sein!
*
Sorry, is jetzt seeehr lang geworden, aber das musste einfach raus!

LG
Krümel
MamaJulia
9126 Beiträge
14.02.2012 09:27
Also ich muss mal dazu sagen, das mein mann ADHS hat, schon seit vielen jahren, er hatte auch viele therapien hinter sich, diese therapien helfen auch, trotzdem muss mein mann immer noch ein medikament nehmen, da er sich sonst nicht richtig konzentrieren kann, geschweige denn hoch kommt.

Mit dem alter wird es besser kontrolierbar, und ist nicht mehr so ausgepägt wie mit 10 oder 14 jahren, aber es ist dennoch anders bemerkbar.
14.02.2012 09:28
Zitat von vollzeitmama:

Ich bin Grundschullehrerin und kann dem Artikel nicht ganz zustimmen (hab ihn nur schnell überflogen). Es gibt definitiv Kinder, die dieses Syndrom haben. Das ist allerdings nur ein Bruchteil von denen, die medikamentiert werden. Und auch den wirklich betroffenen Kindern (da würde ich auch sagen fast gleiches Geschlechterverhältnis) helfen andere Therapien viel besser. Gibt da nämlich noch sehr viele Möglichkeiten.
Der Großteil der "ADHS-Kinder" ist aber "überdiagnostiziert", sie sind einfach wild un sollten mehr Zeit draußen verbringen.
Aber:Es gibt wirklich betroffene Kinder!

Ich bin auch Grundschullehrerin und sehe das exakt genauso.
Die Eltern von den wenigen wirklich betroffenen Kindern und auch die Kinder selbst müssen leider oft darunter leiden, dass die Leute sagen, die Krankheit gibt es nicht.
Da darf man es sich mit seiner Meinung nicht zu leicht machen.
14.02.2012 09:43
Ritalin ja oder nein ist eine schwierige Entscheidung. Man muss sich das wieder und wieder und wieder überlegen, bevor man zu dieser Maßnahme greift. Ich finde, im Laufe einer Erkrankung muss das der letzte Rettungsanker sein. Als solcher ist es aber manchmal unerlässlich.

Das Problem bei diesem Medikament sehe ich weniger in seiner Existenz, als vielmehr darin, dass es wirklich viel zu großzügig verschrieben wird. Teilweise auch unverantwortlich. Meine Schwester hätte es sogar gegen eine Zwangsstörung (Sie muss alles 4x machen, wenn sie unter Druck steht.) bekommen sollen. Begründung der Ärztin war, der Störung läge ADS zugrunde. Meine Schwester hatte aber nie Symptome von ADS. Keine Tagträume, keine Probleme mit der Konzentration oder Ähnliches. Nichts. Arzt gewechselt, Verhaltenstherapie empfohlen bekommen. Sein Kommentar zu ADS: Ja, wenn man mal wieder nichts gefunden hat, ist es meistens ADS oder ADHS.
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