Mütter- und Schwangerenforum

Bitte helft mir - mein Opa - was kann ich tun?

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18.11.2014 09:06
Hallo liebe MC-Gemeinde!

Es geht um folgendes: Mein Opa, 87 Jahre alt, lebt immernoch allein in seiner Eigentumswohnung. Jeden Morgen kommt jemand vorbei und bandagiert seine Füße. Einkäufe, Arzttermine etc. nimmt er noch vollkommen allein wahr, macht sie auch selbst aus.

Seine Wohnung allerdings ist eine hygienische Katastrophe, wenn wir ihn besuchen, essen und trinken wir dort nichts, außer wir haben es selbst mitgebracht. Er selbst sieht auch nicht mehr, wo Schmutz, Dreck und Unordnung sind. Lieber würde ich in die Hose machen, als auf seine Toilette zu gehen. Die Kinder halte ich immer übers Waschbecken und sprüh es anschließend mit Badreiniger ein.
Lebensmittel sind prinzipiell noch gut, auch wenn sie schon grüßen, Kühlketten einhalten - wozu? Irgendwann wird es schon gegessen.
Seit etwa 3 Jahren sitzt er nicht mehr beim Pinkeln - treffen tut er aber auch nicht mehr, was zur Konsequenz hat, dass ich dauernd am Putzen bin, sobald wir ihn zu uns geholt haben.

Und das für mich Aufreibendste ist eben, dass er alles vergisst, wenn er es denn verstanden hat, denn das Hörgerät ist Deko und die Batterien kosten ihm zuviel Geld.
Seit Wochen ruft er mich täglich mehrmals an, macht mir Vorwürfe, dass ich mich nicht melde (ja wann denn auch, wenn er es mir vorwegnimmt, dass ich mich auch mal rühren kann), fragt die selben Fragen und ist enttäuscht und sauer, wenn ich eben nicht mehr die Geduld habe, freundlich zum x-ten Mal die gleiche Antwort zu geben. Unsere Namen schmeißt er durcheinander, die seiner Kinder entfallen ihm oft.

So, und nun zu dem Punkt, dass seine beiden Kinder sich nen Feuchten um ihn scheren. Seine Tochter, meine Mutter (es besteht kein Kontakt zwischen uns), besucht ihn 2x die Woche und macht - NICHTS. Sie nimmt die Zustände so hin.
Sein Sohn kommt 2x im Jahr, um sich Geld zu erbetteln für Weihnachten und Geburtstage, weil man ja als Oberstudienrat so wenig verdient, macht aber ansonsten auch NICHTS.

Ich war vor 3 Jahren für ihn da, als er notoperiert wurde und 2 Wochen im künstlichen Koma lag. Ich musste die Partientenverfügung unterschreiben. Ich bekam die Vollmacht, weil keiner seiner Kinder den Hintern ins KH gesetzt hat. Dafür bekam ich Beleidigungen um die Ohren geschmissen, vonwegen ich sei ein Erbschleicher usw.

Mittlerweile mit 3 Kindern schaffe ich schlichtweg einfach nicht mehr, zu ihm zu fahren, seine Wohnung zu putzen und mich um alles zu kümmern. Und ich finde auch, das ist der Job meiner Mutter. Ihre Kinder sind groß, sie hat sonst keinerlei Verpflichtungen und lebt in den Tag hinein, außerdem haben meine Eltern in etwa das Doppelte an Geld zur Verfügung, mit dem sie ihn unterstützen könnten.
Ich habe nun gestern aus Verzweiflung meiner Mutter eine Sms geschrieben, sie soll sich bitte besser um Opa kümmern, da er zunehmends verwirrt ist.

Könnt ihr mir sagen, was ich alles für ihn anleiern kann? Was ich unternehmen kann? Für ihn wäre wohl betreutes Wohnen oder ein Altersheim das beste - aber das würde seine Kinder ja wieder Geld kosten, also wird es wohl nicht zustande kommen.
Könnt ihr mir helfen?
Ich bin so verzweifelt!

Danke fürs Durchlesen
julchen1908
2194 Beiträge
18.11.2014 09:12
Ja ein Heim wäre eine Idee... aber auch eine Haushaltshilfe? Meine Großeltern wohnen in einem Mehrgenereationenhaus, da ist auch ein betreutes Wohnen dabei Vielleicht sowas. Einfach mal bei der örtlichen AWO, DRK, ADVITA anrufen und nachfragen.
lucky86
4049 Beiträge
18.11.2014 09:17
Buon Giorno

Erstmal: Ich find dein Engagement toll
Zu deiner Situation: Ich lese arge Verzweiflung raus !
Du schreibst, das kein Kontakt zwischen deiner Mum, sprich die Tochter deines Opas besteht? Okay... Nun, auch wenn es wahnsinnig schwer ist, die eigenen Emotionen außen vor zu lassen, was in der Vergangenheit bei euch war: Setzt euch gemeinsam an den Tisch und überlegt gemeinsam, was ihr tun könnt.

Du kannst die aber auch mal in einer Pflegeeinrichtung wenden, wie Asb, Caritas etc. !

Es kommt schon morgens jmd zu deinem Opa, richtig? Hast du das Gespräch zu dieser Person aufgesucht??

Und es ist ja auch unglaublich schwierig für einen älteren Menschen, sich einzugestehen, das man gewisse Tätigkeiten nicht mehr machen kann, wie noch vor 20, 30 Jahren.

Ich wünsche euch ein gutes Gelingen und alles Liebe deinem Opa !!
18.11.2014 09:20
Ich habe meiner Mutter immer wieder Gespräche angeboten, werde aber ignoriert. Selbst gestern habe ich ja, wie oben erwähnt, eine Sms geschrieben, dass da was passieren muss. Es kam - richtig - nichts.

Ja, ich bin verzweifelt. Ich habe seine Wohnung geputzt, seit ich 14 war. Meine Oma ist gestorben, da war ich 12. Ich habs bisher alle Aufgaben übernommen, die seine Kinder hätten übernehmen müssen. Und ich kann gerade einfach nicht mehr.
Kann ich denn bei AWO, Caritas einfach was anleiern? Über seinen Kopf hinweg? Ohne die Zustimmung der Kinder?
annalena13579
1856 Beiträge
18.11.2014 09:22
Huhu

Ich kenne mich jetzt nicht so genau mit dem Thema aus, aber ein bisschen weiß ich

Hat er eine pflegestufe?wenn nicht, beantrage eine.dann könntest du das übernehmen und bekomnst das Geld dafür oder jemand anderes über nimmt das.

Ihn in ein Altenheim oder Wohnheim zu stecken ist nicht so einfach, wenn er das nicht möchte und es nicht "notwendig" ist, muss er da auch nicht hin.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.
Ach und ich finde es toll das du dich kümmerst.
Ich kann auch verstehen das du manchmal genervt bist, wenn du alles wieder holen musst aber dein Opa kann nichts dafür,das solltest du dir bewusst machen
lucky86
4049 Beiträge
18.11.2014 09:25
Ich musste die Partientenverfügung unterschreiben. Ich bekam die Vollmacht, weil keiner seiner Kinder den Hintern ins KH gesetzt hat.

Das würde ich einer Pflegeeinrichtung auf jeden Fall erwähnen!! Ob das mit weiteren Entscheidungen zusammenhängt kann ich dir leider nicht sagen. Ich vermute, wenn du weitere Schritte einleiten lässt, das dann auch seine Kinder mit einbezogen werden ( müssen )

18.11.2014 09:25
Das kenne ich zu gut! Mein Opa Stab vor zehn Jahren und meine Oma ist 88 so gut wie blind und lebt seit 58 Jahren in ihrer Wohnung.

Sie ist zum Glück privat versichert und hat ne gute Rente. Der Krankenschwester kommt immer zur blutabnahme. Sie ist auf einem Auge blind auf dem anderen 30%, die will aber keine Pflegestufe beantragen. Sie ist so ein harter Kern das ist der Hammer, sie ist so Taff und nie am jammern.

Aber die Wohnung ist eine Katastrophe sie sieht halt nix, sie bietet grünen kuchen an und Wurst mit Pelz drauf...sie will keine Hilfe lässt niemanden in die Küche... Wo sie vor2 Jahren im KKH war, mit-op wegen Herzinfarkt, haben meine Schwester und ich groß reine gemacht vom Vermieter nen neues Klo beantrag da es auslief. Habe neue Matratze gekauft nen Wassersprudler, neue Teppiche...

Mehr konnten wir nickt machen. Sie will auch nicht in ein Heim sie sagt immer "ich geh hier nur in einer Kiste raus".. Ich bin stolz auf sie und wünschte hätte mehr zeit. Aber mit der kleinen kann ich auch nicht so lange immer da bleiben die Wohnung zu stellig sie nimmt ja alles in den Mund...

Schwierig, aber die alten sind so stur.evtl engagiert ihr ne Haushaltshilfe? Meine will das absolut nicht, mache imme heimlich das Bad wenn ich da bin
kampfkeks
1274 Beiträge
18.11.2014 09:28
Hallöchen

Es ist meistens so das sich die eigenen Kinder nicht um ihre Eltern mehr kümmern und die Enkel dann versuchen diese Verantwortung zu übernehmen.

Und es ist wirklich schwer, vorallem für dich da du ja noch eigene Kinder zu Hause hast um die du dich kümmern musst!

Also an ein Pflegeheim würde ich als letztes denken
Weil dein Opa ist ja schon leicht Vewirrt und wenn du ihn da aus der gewohnten Umgebung rausnimmst wird er nicht so schnell damit klar kommen...meine Meinung.

Aber es gibt alternativen!
z.B eine Haushaltshilfe die 2x oder 1x die Woche vorbeikommen kann zum Putzen,wäsche waschen ect.
Und damit er nie den ganzen Tag alleine ist kannst dich ja auch über Tagesbetreuung oder Seniorennachmittag erkundigen...da gibts viele tole Ausflüge oder einfach Kaffeeklatsch.
Beraten lassen kannst du dich von den ganzen Trägern wie Caritas, ASB,DRK...

Ich wünsche dir und deinem Opa das beste
Akascha1982
10658 Beiträge
18.11.2014 09:29
Erst mal dringend eine Pflegestufe beantragen. Falls er die schon hat bekommt er bestimmt auch Stufe 2 und damit kannst du schon mal eine wöchentliche Putzfrau finanzieren.
Carpe-Noctem
974 Beiträge
18.11.2014 09:31
Also von ja selbst Pflegedienstleitung.

Zum einen ist die Frage ob der Herr unter Betreuung steht...

Wenn ja, wäre es um Zuge des Aufenthaltsbestimmungsrecht möglich den Herren in eine stationäre Einrichtung zu geben. Das ist aber nur! Durch den Betreuer möglich.

Gibt es keine Betreuung, hat man 2 Möglichkeiten :
- man versucht immer wieder, lange und intensiv mit dem Herrn zu reden (ggf wie erwähnt eine Haushaltshilfe zu engagieren - gibt's zB durch den Bezirk gestellt)
- man versucht eine Betreuung zu erwirken (mit ärztlichen Attest und gerichtlichen Beschluss) und geht dann den oben genannten Weg.

Sollte es keine Betreuung geben, der alte Herr sich aber auch gegen alles weigern und dennoch so geistig fit sein um nicht unter Betreuung gestellt zu werden, sind die Möglichkeiten so gut wie ausgeschöpft.
Wir haben bei uns das unbeschriebene Gesetz, Reha vor Pflege und Ambulante Pflege vor Stationärer.
Gepaart mit den Grundsatz der Selbstbestimmung.

Noch Fragen, bin zwar Akademie, gerne aber per PN
Loosie80
3019 Beiträge
18.11.2014 09:31
Du kannst nichts anleihern ohne seine zustimmung. Klar wenn du es finanzierst ist es wahrscheinlich egal.
Wenn er weiter so verwirrt werden sollte, kannst du eine gesetzliche Betreuung bei Gericht anregen.
Das kannst zum einen Du selber machen oder jmd. fremdes.

In meiner Stadt gibt es sowas
http://www.hamburg.de/contentblob/3492376/data/sen iorenwegweiser-2012-13.pdf
Vielleicht hast du das auch, wo Du dich beraten lassen kannst.
Akascha1982
10658 Beiträge
18.11.2014 09:31
Ach so und meine Oma war auch in einer Tagespflege - Wie ein Kindergarten für Senioren. Das war super da - die haben viel gemacht mit den Leuten.
18.11.2014 09:33
Zitat von annalena13579:

Huhu

Ich kenne mich jetzt nicht so genau mit dem Thema aus, aber ein bisschen weiß ich

Hat er eine pflegestufe?wenn nicht, beantrage eine.dann könntest du das übernehmen und bekomnst das Geld dafür oder jemand anderes über nimmt das.

Ihn in ein Altenheim oder Wohnheim zu stecken ist nicht so einfach, wenn er das nicht möchte und es nicht "notwendig" ist, muss er da auch nicht hin.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.
Ach und ich finde es toll das du dich kümmerst.
Ich kann auch verstehen das du manchmal genervt bist, wenn du alles wieder holen musst aber dein Opa kann nichts dafür,das solltest du dir bewusst machen


Ich weiß, dass er nichts dafür kann. Manchmal reichen aber einfach meine Nerven nicht mehr zum freundlich sein

Kann ich die Pflegestufe einfach so beantragen? Darf ich das als nicht direkte Verwandte eigentlich überhaupt? Und wo?
Sry, ich hab mich bisher immer um den Schritt gedrückt. Vielleicht will ich ja nicht wahrhaben, dass er alt ist.
Loosie80
3019 Beiträge
18.11.2014 09:33
Mit finanzieren meine ich ehr eine Haushaltshilfe... nicht eine Unterbrinung in ein Altenheim.
Obsidian
15967 Beiträge
18.11.2014 09:34
Hallo Cappo,

wir haben hier vor einigen Jahren fast exakt das gleiche durchgemacht mit dem Opa mütterlicherseits meines Mannes.
Beide Kinder konnten oder wollten einfach nicht sehen, wie schlimm die Situation sich darstellt, der Mann war bereits massiv demenzkrank, hatte scharfe Waffen zuhause (war früher im Schützenverein), ist noch Auto gefahren (ich bin jedesmal fast gestorben vor Entsetzen) und und und....

Hier hat es damals viel Gezeter benötigt, bis die Familie eingesehen hat, dass Handlungsbedarf besteht. Die haben den Verfall nur so schleichend mitbekommen und wie gesagt - sie wollten es sich nicht eingestehen, denn seien wir ehrlich - ab dem Zeitpunkt, wo man da aktiv wird, kommt viel Arbeit und Ärger auf einen zu.

Ich hab grade mal nochmal meinen Mann interviewt, wie das damals abgelaufen ist. Er hatte das dann mit seiner einen Cousine, die als Altenpflegerin arbeitet, in die Hand genommen.

Es gibt wohl zwei Möglichkeiten

1. Der Weg über das Sozialamt. Da geht's dann eher um die Verwahrlosung, bzw die Unfähigkeit, sich selbst menschenwürdig zu versorgen. Die schicken Gutachter vorbei, die sich die Lebenssituation des Betreffenden ansehen, sich ein Bild machen und dann je nach Härtegrad der Situation aktiv werden. Der Staat hat da wohl eine Fürsorgepflicht und muss handeln, wenn es nötig ist.

2. Der Weg übers Amtsgericht. Den haben mein Mann und seine Cousine damals gewählt, weil es einfach brandgefährlich wurde. Es müssen dann Arzttermine stattfinden, bei denen das Vorhandensein und die Ausprägung der Demenz festgestellt wird. Das ist ein langer, anstrengender Weg, der schlußendlich in einer Vormundschaft endet. Die muss also jemand bereit sein, zu übernehmen.

Dann kann der Vormund beispielsweise eine Einweisung in eine Einrichtung, den Entzug des Führerscheins, eine Betreuung zuhause etc beantragen.

Die genauen Vorgehensweisen und Schritte weiß ich leider nicht mehr exakt. Ich garantiere auch nicht für Fehlerfreiheit von dem, was ich geschrieben habe, es ist schon so lang her Auch weiß ich nicht, inwieweit sich die Fälle vergleichen lassen - in unserem Fall war die Demenz und die Hilfebedürftigkeit des Opas wohl noch massiver.

Ich würde dir raten, in Absprache mit der Familie mal eine der genannten Stellen anzusprechen. Die können dir dann professionell weiterhelfen.

Alles Gute!
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