Burrito, Helikopter und kleine Überraschungen – Geburtsbericht
15.08.2011 18:27
Hallo,
wollte meine Septemberlies endlich an der Geburt von unserem kleinen Felix teilhaben lassen
Für alle die mich nicht kennen, eine kurze Einleitung:
Bin 31 Jahre und Felix ist unser erstes Kind. Es war eine absolut problemlose Schwangerschaft, weswegen ich auch meinen Traum von einer Entbindung im Geburtshaus wahr machen wollte. Bei 35+0 war der Kleine mit dem Köpfchen schon sehr tief, bei 35+3 auf einmal der ganze Gebährmutterhals verstrichen, also habe ich mich brav aufs Sofa gelegt und abgewartet. Wichtig war dass wir 36+0 erreichen, denn erst dann durften wir ins Geburtshaus und dann bei 36+2 passierte dann folgendes:
wollte meine Septemberlies endlich an der Geburt von unserem kleinen Felix teilhaben lassen
Für alle die mich nicht kennen, eine kurze Einleitung:
Bin 31 Jahre und Felix ist unser erstes Kind. Es war eine absolut problemlose Schwangerschaft, weswegen ich auch meinen Traum von einer Entbindung im Geburtshaus wahr machen wollte. Bei 35+0 war der Kleine mit dem Köpfchen schon sehr tief, bei 35+3 auf einmal der ganze Gebährmutterhals verstrichen, also habe ich mich brav aufs Sofa gelegt und abgewartet. Wichtig war dass wir 36+0 erreichen, denn erst dann durften wir ins Geburtshaus und dann bei 36+2 passierte dann folgendes:
15.08.2011 18:42
Burrito, Helikopter und kleine Überraschungen – Geburtsbericht mal anders
Dienstagnacht, 3 Uhr, unser Schlafzimmer
Ich wache auf, weil ich geträumt habe neben unserem Haus wäre gerade ein Helikopter gelandet. Diese bescheuerten Träume machen mich noch wahnsinnig . Ich dämmere wieder weg.
Dienstagnacht, 4 Uhr, immer noch unser Schlafzimmer
„Jetzt startet dieses verdammte Hubschrauberteil auch noch wieder. Ich sollte besser wach bleiben, ich träume einfach zu viel Scheiß“
Dienstagnacht, 5 Uhr, mal wieder unser Schlafzimmer
„So irgendwas stimmt hier nicht.“ Ich stehe auf und gehe zur Toilette, dort werde ich von einer hellroten Schmierblutung überrascht. Könnte das vielleicht eine Zeichnungsblutung sein? Zur Sicherheit packe ich mal eine Monsterbinde in den Slip und lege mich leicht nervös aufs Sofa. Vielleicht halte ich ja morgen meinen kleinen Mann auf dem Arm.
Mittwoch, 7 Uhr, unser Sofa
Leicht enttäuscht schalte ich durch das miserable Frühstücksfernsehn. Es ist nichts passiert und ich merke null Veränderung, als plötzlich ein alter Bekannter auftaucht…. Ein riesiger nagelneuer ADAC Rettungshelikopter landet direkt neben unserem Haus auf einer kleinen Wiese. Ich hatte also doch nicht geträumt.
Gespannt durchsuche ich das Internet nach der passenden Katastrophe oder dem dazugehörigen Unfall, finde aber irgendwie nichts was das fliegende Monster neben dem Haus erklären würde. Also beschließe ich den verlorenen Schlaf auf dem Sofa nach zu holen.
Mittwoch, 10 Uhr, immer noch das Sofa
Ich wache auf, erschrecke etwas, sehe auf die Uhr und BLATSCH! Urplötzlich entleert sich etwa ein Glas Wasser in meine Monsterbinde. Wenn das mal nicht die Fruchtblase war.
Mit zusammen gekniffenen Beinen laufe ich zum Klo und lege mich wieder trocken. So und jetzt? Wo ist der Mutterpass, wo die Rufbereitschaftsnummer vom Geburtshaus. Gesagt getan, ich soll um 11 beim Geburtshaus sein, dann sehen wir mal. Mann anrufen, duschen, Taxi bestellen, Geburtstasche fertig packen, nix vergessen, keine Panik!
Mit einer Mega-Ikea-Tüte, dem Maxicosi und der Wickeltasche schleppe ich mich aus dem Haus. Wie war das nochmal, als Schwangere soll man nicht so schwer tragen, na danke.
Mit dem Taxifahrer plaudere ich über die diesjährige Johannisbeerenernte und die Vor und Nachteile des Hauskaufs in Berlin. Mit keinem Wort erwähne ich die 2 Monsterbinden in meinen 2 Slips.
Mittwoch, 11 Uhr Geburtshaus
Begrüßt werden wir von 2 leicht nervösen Hebammen. Wie sich herausstellt fehlt das Ergebnis meines Streptokokkenabstrichs. Anscheinend hat meine FA da was verpeilt und kein Ergebnis ist wie ein schlechtes Ergebnis, sprich Einleitung 8 Stunden nach Blasensprung, sprich 13 Uhr. Anscheinend war der nämlich schon Nachts um 5, ist nur erst morgens übergeschwappt.
„Nö, so hab ich mir aber meine Traumgeburtshausgeburt nicht vorgestellt“
Es folgen hektische Telefonate mit dem Ergebnis, dass der Abstrich negativ war . Also keine Einleitung, während ich beim CTG erfahr dass ich Kontraktionen habe die ich aber nicht spüre. Aber es sind sowieso keine Wehen mit wirklichem Einfluss auf die Geburt, also werden wir nochmal spazieren geschickt. Inzwischen hat auch mein Mann wieder Farbe im Gesicht und ich ruhe weiter in mir.
Mittwoch, 12 Uhr, Einkaufszentrum um die Ecke
Hatte ja noch kein Frühstück, also gönnen wir uns ein Mittagessen am Wasser in der Sonne. Etwas gewagt wähle ich einen überbackenen Burrito, aber schließlich braucht man ja Kraft für eine Geburt. Die Bedienung tritt in das Schwangerschaftsfettnäpfchen Nr.1 „Ach, werdens Zwillinge?“ „nee, der will nur bald raus“ „Ach wann denn? „Heute!“
Wir kaufen noch den letzten Kram bei dm und ich gehe eine größere Geschäftsbeziehung mit der Klofrau des Einkaufzentrums ein. Irgendwann will ich nicht mehr shoppen, bin müde und mein Bauch zieht ganz leicht als würde ich morgen meine Tage bekommen.
Mittwoch, 15 Uhr, Geburtshaus
Es hat sich nichts getan…. MuMu immer noch zu, etwas weich, aber sonst nichts.
Ich würde so gerne nochmal richtig zu Toilette, nicht nur das ewige alle 5 Minuten Pieseln, nein so richtig! Die Hebamme macht mir Hoffnung dass das im Laufe der Wehen bestimmt noch klappt.
Leicht enttäuscht machen wir uns auf den Heimweg für ein Mittagspäuschen. Spätestens um 21 Uhr wollen wir uns wieder treffen um zu sehen was passiert ist und dann spätestens am nächsten Morgen einleiten. Nach wenigen Metern verträgt sich mein leckerer Burrito nicht mehr mit meinem Magen und wandert ins Krankenhausgebüsch. Nach einer so erzwungenen Erfrischungspause starten wir meine 2. Taxifahrt für den Tag.
Mittwoch, 17 Uhr, Zuhause
Habe die Taxifahrt ohne eine Wehe überstanden und will meinen Magen diesmal mit etwas geburtsfreundlicheren Kost wieder füllen. Entscheide mich für einen Obstteller, der allerdings das gleiche Schicksal wie die mexikanische Variante erleidet, nur dass ich diesmal hygienisch korrekt die Toilettenschüssel umarme. Anstatt wellenförmiger Wehen überkommt mich eine wellenförmige Übelkeit , so dass mich auch jegliche zu mir genommene Flüssigkeit schnell wieder loswerde. Dazu der doch inzwischen etwas unangenehme Menstruationsschmerz, bringen meinen Kreislauf an seine Grenzen.
Wir rufen im Geburtshaus an um unsere Rückkehr anzumelden, während des Telefonats überkommt mich aus der Tiefe meines Körpers ein unbändiger Wunsch „PRESSEN“! Etwas ungläubig gibt mein Mann das genauso an die Hebamme weiter.
Während er und meine inzwischen angereiste Schwiegermutter das Auto vorfahren, überkommt mich erneut eine Übelkeitswelle und „Juhu – endlich Durchfall!“ Doch schon beim ersten Pressen wird mir schlagartig bewußt dass das, was da raus will, was ganz anderes ist! Der Rest der Fruchtblase plätschert auf den Badboden und ich lege mich auch noch mittenrein rein, weil ich keinen Meter mehr weiter will.
Als die beiden wieder in der Wohnung sind um mich zu holen, veratme ich bereits tapfer die 2.Presswehe.
2.Anruf bei den Hebammen
„Sie hat Presswehen“
„Setz sie ins Auto und kommt her“
„Ich steig in kein Auto mehr“
„Sie will nicht“
„Doch das macht ihr jetzt! Wir haben noch genug Zeit“
Mein Mann nimmt seinen ganzen Mut zusammen und versucht die Anweisung umzusetzen, allerdings kann ich ihm mit der Macht der nächsten Presswehe sehr eindeutig klar machen was ich davon halte.
„ICH WILL NEN KRANKENWAGEN !!!!!!!!
Mittwoch, 19 Uhr 19 Minuten, Anruf bei 112
Danach sagt mein Mann den Hebammen bescheid „Wir kommen nicht, ich hab einen Krankenwagen gerufen“
„Bleibt wo ihr seid, wir kommen jetzt zu euch!“
14 km entfernt schmeißen 3 Hebammen (Tagdienst, Nachtdienst und meine Wochenbetthebamme) das Wichtigste ins Auto und rasen panisch los.
Zum zweiten Mal ruft mein Mann bei 112 an um zu sagen, dass wir keinen Transport brauchen, weil die Hebammen kommen und es eine Hausgeburt wird. In dem Moment taucht mein alter Freund vom morgen über unserem Haus wieder auf.
„Jetzt sag nicht dass das mein Helikopter ist?!?!!!!!!!!
Kurz darauf wird unsere Wohnung von 3 Feuerwehrmännern, 2 Sanitätern und einer Notärztin gestürmt. Alle so dermaßen nervös, dass sie unsere Einwände total ignorieren. „Hol die Trage“ „Welches Krankenhaus hat die nächste Neonatologie“ „Gebt mir mal einen Zugang“
Als mein Mann protestiert versuchen sie ihn ins Wohnzimmer zu schieben, erst auf unsere Einwände mit dem Kind sei alles in Ordnung und die Hebammen unterwegs, kommt langsam etwas Ruhe ins Chaos. Die Notärztin sieht mir in die Augen und sagt: „ Wenn sie sich weigern mitzukommen müssen sie ihr Kind hier bekommen“. Nach der nächsten Presswehe wird ihr klar dass wir sowieso keine Wahl mehr haben, ich erlaube ihnen mir einen Zugang zu legen und danach fangen sie langsam an zu entspannen.
Die Hebammen melden sich von unterwegs „Nicht pressen, alles veratmen“ und versuchen mich zu beruhigen, dabei war ich mit Abstand die ruhigste in dem ganzen Durcheinander.
Zu dem Zeitpunkt kommt meine Mutter von ihrer 750km Fahrt quer durch Deutschland an und stirbt 1000 Tode. Erst sieht sie die Polizei und den Helikopter und denkt an einen Unfall, dann den Krankenwagen und meine Schwiegermutter vor der Tür!
Die Feuerwehrmänner haben endlich eine sinnvolle Beschäftigung gefunden, über mich hinweg räumen sie das Bad leer, damit wenigstens etwas mehr Platz ist. Das Angebot mich ins Bett tragen zu lassen, habe ich danken abgelehnt. Ich fühle mich auf dem kühlen Badboden pudelwohl. Mir wird ein Kissen unter den Kopf und eins zwischen die Beine geschoben und mein einziger Gedanke ist „Na toll, die bekomm ich doch nie wieder sauber!“
Von jetzt an verschwimmt die Zeit, das Team wird von den Omas in spe mit Kaffee versorgt, mein Mann sitzt an meinem Kopf und die Notärztin redet unermüdlich auf mich ein „Schreien, nicht pressen“
Die Hebammen rufen gefühlte 1000 mal an um mich zu beruhigen und ich frage mich wo die bleiben. Normal braucht man für die Strecke um die Zeit zwischen 20 und 30 Minuten, also stöhne ich weiter jede neue Presswehe in den Badboden und ärgere mich dass ich gestern nicht noch geputzt habe „Wie sieht das denn jetzt aus!“
Endlich das erlösende Kommentar „Die Hebammen sind da“ und schon stürmen sie um die Ecke und auf mich zu. Die Notärztin räumt das Feld, weil so groß ist unser Bad nun wirklich nicht. Eine Hebamme kniet zwischen meinen Beinen und beginnt sofort mit dem Dammschutz, die andere klemmt zwischen mir und der Badtür und kontrolliert die Herztöne vom Baby und die dritte hockt unter dem Waschbecken und hilft wo es nur geht. Jetzt geht alles ganz schnell, endlich darf ich pressen, „Willst du schon das Köpfchen spüren?“ “Auf gar keinen Fall!“ mein Mann feuert mich an und nach wenigen Presswehen ist er da!
Mittwoch, 20 Uhr 38, unser Bad
Ich habe mein Baby auf dem Arm! Mein Mann ist total fertig und flüstert die ganze Zeit „Er ist wunderschön“ was ich wiederum etwas übertrieben finde, also ich finde ihn super, aber mit seinem total spitzen Kopf, lilanen Hautfarbe und massenhaften Käseschmiere ist er von wunderschön doch noch weit entfernt, aber das ist egal ich liebe mein kleines Alien trotzdem.
Ich wundere mich, weil es wirklich nicht weh getan hat, war mehr wie eine seeeeeehr große Verstopfung und selbst das ist meist schmerzhafter. Ich bin überhaupt nicht gerissen, blute aber etwas viel und bekomme eine Mittel über den Zugang gespritzt. Die Hebammen geben Entwarnung „Mutter und Kind geht es super und können hier bleiben“ Also verabschiedet sich mein Rettungstrupp und die Notärztin entfliegt zu Tränen gerührt wieder mit ihrem Helikopter.
Mein gesamter Handtuchvorrat ist dreckig, das Bad betrachte ich mir lieber nicht so genau, meine blaue Salatschüssel wurde zum Auffangen der Plazenta benutzt und mir schieben sie zur Blutstillung ein mit Eiswürfel gefülltes Kondom in die Scheide, aber mir ist alles egal. Ich lasse mich ins Bett leiten und hab meinen kleinen Felix im Arm.
Die Hebammen bedrücken meinen Bauch und untersuchen die Scheide, erledigen Papierkram, machen die U1, helfen meinem Mann den Kleinen anzuziehen und machen ein wohlverdientes Päuschen auf dem Balkon. Sie wollen erst gehen, wenn ich erfolgreich einmal auf der Toilette war, was zu einer weiteren interessanten Situation führt. Beim ersten Versuch zu pinkeln, kapituliert mein Kreislauf, als ich wieder zu mir komme, sitze ich auf dem Klo und eine Hebamme hält mir die Beine hoch, die andere eine Infusion und die dritte füttert uns alle mit einer uralten Tafel Chilischokolade, die sie im Wohnzimmer gefunden hat. Dabei entdecken sie ein winziges Teelicht auf der Fensterbank mit der Aufschrift „Wellnessoase“ und brechen in schallendes Gelächter aus.
Gegen 1 Uhr verabschieden sich die Hebammen und wir genießen unsere Zeit zu dritt!
Gott sei Dank sind die Omas da, denn so ist unser Bad schon wieder sauber , alle Gläser und Tassen gespült und die Wäsche für morgen schon vorbereitet. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hat meine Mama die „Plazenta-Schüssel“ auch weggeschmissen und nicht nur ausgespült.
Dienstagnacht, 3 Uhr, unser Schlafzimmer
Ich wache auf, weil ich geträumt habe neben unserem Haus wäre gerade ein Helikopter gelandet. Diese bescheuerten Träume machen mich noch wahnsinnig . Ich dämmere wieder weg.
Dienstagnacht, 4 Uhr, immer noch unser Schlafzimmer
„Jetzt startet dieses verdammte Hubschrauberteil auch noch wieder. Ich sollte besser wach bleiben, ich träume einfach zu viel Scheiß“
Dienstagnacht, 5 Uhr, mal wieder unser Schlafzimmer
„So irgendwas stimmt hier nicht.“ Ich stehe auf und gehe zur Toilette, dort werde ich von einer hellroten Schmierblutung überrascht. Könnte das vielleicht eine Zeichnungsblutung sein? Zur Sicherheit packe ich mal eine Monsterbinde in den Slip und lege mich leicht nervös aufs Sofa. Vielleicht halte ich ja morgen meinen kleinen Mann auf dem Arm.
Mittwoch, 7 Uhr, unser Sofa
Leicht enttäuscht schalte ich durch das miserable Frühstücksfernsehn. Es ist nichts passiert und ich merke null Veränderung, als plötzlich ein alter Bekannter auftaucht…. Ein riesiger nagelneuer ADAC Rettungshelikopter landet direkt neben unserem Haus auf einer kleinen Wiese. Ich hatte also doch nicht geträumt.
Gespannt durchsuche ich das Internet nach der passenden Katastrophe oder dem dazugehörigen Unfall, finde aber irgendwie nichts was das fliegende Monster neben dem Haus erklären würde. Also beschließe ich den verlorenen Schlaf auf dem Sofa nach zu holen.
Mittwoch, 10 Uhr, immer noch das Sofa
Ich wache auf, erschrecke etwas, sehe auf die Uhr und BLATSCH! Urplötzlich entleert sich etwa ein Glas Wasser in meine Monsterbinde. Wenn das mal nicht die Fruchtblase war.
Mit zusammen gekniffenen Beinen laufe ich zum Klo und lege mich wieder trocken. So und jetzt? Wo ist der Mutterpass, wo die Rufbereitschaftsnummer vom Geburtshaus. Gesagt getan, ich soll um 11 beim Geburtshaus sein, dann sehen wir mal. Mann anrufen, duschen, Taxi bestellen, Geburtstasche fertig packen, nix vergessen, keine Panik!
Mit einer Mega-Ikea-Tüte, dem Maxicosi und der Wickeltasche schleppe ich mich aus dem Haus. Wie war das nochmal, als Schwangere soll man nicht so schwer tragen, na danke.
Mit dem Taxifahrer plaudere ich über die diesjährige Johannisbeerenernte und die Vor und Nachteile des Hauskaufs in Berlin. Mit keinem Wort erwähne ich die 2 Monsterbinden in meinen 2 Slips.
Mittwoch, 11 Uhr Geburtshaus
Begrüßt werden wir von 2 leicht nervösen Hebammen. Wie sich herausstellt fehlt das Ergebnis meines Streptokokkenabstrichs. Anscheinend hat meine FA da was verpeilt und kein Ergebnis ist wie ein schlechtes Ergebnis, sprich Einleitung 8 Stunden nach Blasensprung, sprich 13 Uhr. Anscheinend war der nämlich schon Nachts um 5, ist nur erst morgens übergeschwappt.
„Nö, so hab ich mir aber meine Traumgeburtshausgeburt nicht vorgestellt“
Es folgen hektische Telefonate mit dem Ergebnis, dass der Abstrich negativ war . Also keine Einleitung, während ich beim CTG erfahr dass ich Kontraktionen habe die ich aber nicht spüre. Aber es sind sowieso keine Wehen mit wirklichem Einfluss auf die Geburt, also werden wir nochmal spazieren geschickt. Inzwischen hat auch mein Mann wieder Farbe im Gesicht und ich ruhe weiter in mir.
Mittwoch, 12 Uhr, Einkaufszentrum um die Ecke
Hatte ja noch kein Frühstück, also gönnen wir uns ein Mittagessen am Wasser in der Sonne. Etwas gewagt wähle ich einen überbackenen Burrito, aber schließlich braucht man ja Kraft für eine Geburt. Die Bedienung tritt in das Schwangerschaftsfettnäpfchen Nr.1 „Ach, werdens Zwillinge?“ „nee, der will nur bald raus“ „Ach wann denn? „Heute!“
Wir kaufen noch den letzten Kram bei dm und ich gehe eine größere Geschäftsbeziehung mit der Klofrau des Einkaufzentrums ein. Irgendwann will ich nicht mehr shoppen, bin müde und mein Bauch zieht ganz leicht als würde ich morgen meine Tage bekommen.
Mittwoch, 15 Uhr, Geburtshaus
Es hat sich nichts getan…. MuMu immer noch zu, etwas weich, aber sonst nichts.
Ich würde so gerne nochmal richtig zu Toilette, nicht nur das ewige alle 5 Minuten Pieseln, nein so richtig! Die Hebamme macht mir Hoffnung dass das im Laufe der Wehen bestimmt noch klappt.
Leicht enttäuscht machen wir uns auf den Heimweg für ein Mittagspäuschen. Spätestens um 21 Uhr wollen wir uns wieder treffen um zu sehen was passiert ist und dann spätestens am nächsten Morgen einleiten. Nach wenigen Metern verträgt sich mein leckerer Burrito nicht mehr mit meinem Magen und wandert ins Krankenhausgebüsch. Nach einer so erzwungenen Erfrischungspause starten wir meine 2. Taxifahrt für den Tag.
Mittwoch, 17 Uhr, Zuhause
Habe die Taxifahrt ohne eine Wehe überstanden und will meinen Magen diesmal mit etwas geburtsfreundlicheren Kost wieder füllen. Entscheide mich für einen Obstteller, der allerdings das gleiche Schicksal wie die mexikanische Variante erleidet, nur dass ich diesmal hygienisch korrekt die Toilettenschüssel umarme. Anstatt wellenförmiger Wehen überkommt mich eine wellenförmige Übelkeit , so dass mich auch jegliche zu mir genommene Flüssigkeit schnell wieder loswerde. Dazu der doch inzwischen etwas unangenehme Menstruationsschmerz, bringen meinen Kreislauf an seine Grenzen.
Wir rufen im Geburtshaus an um unsere Rückkehr anzumelden, während des Telefonats überkommt mich aus der Tiefe meines Körpers ein unbändiger Wunsch „PRESSEN“! Etwas ungläubig gibt mein Mann das genauso an die Hebamme weiter.
Während er und meine inzwischen angereiste Schwiegermutter das Auto vorfahren, überkommt mich erneut eine Übelkeitswelle und „Juhu – endlich Durchfall!“ Doch schon beim ersten Pressen wird mir schlagartig bewußt dass das, was da raus will, was ganz anderes ist! Der Rest der Fruchtblase plätschert auf den Badboden und ich lege mich auch noch mittenrein rein, weil ich keinen Meter mehr weiter will.
Als die beiden wieder in der Wohnung sind um mich zu holen, veratme ich bereits tapfer die 2.Presswehe.
2.Anruf bei den Hebammen
„Sie hat Presswehen“
„Setz sie ins Auto und kommt her“
„Ich steig in kein Auto mehr“
„Sie will nicht“
„Doch das macht ihr jetzt! Wir haben noch genug Zeit“
Mein Mann nimmt seinen ganzen Mut zusammen und versucht die Anweisung umzusetzen, allerdings kann ich ihm mit der Macht der nächsten Presswehe sehr eindeutig klar machen was ich davon halte.
„ICH WILL NEN KRANKENWAGEN !!!!!!!!
Mittwoch, 19 Uhr 19 Minuten, Anruf bei 112
Danach sagt mein Mann den Hebammen bescheid „Wir kommen nicht, ich hab einen Krankenwagen gerufen“
„Bleibt wo ihr seid, wir kommen jetzt zu euch!“
14 km entfernt schmeißen 3 Hebammen (Tagdienst, Nachtdienst und meine Wochenbetthebamme) das Wichtigste ins Auto und rasen panisch los.
Zum zweiten Mal ruft mein Mann bei 112 an um zu sagen, dass wir keinen Transport brauchen, weil die Hebammen kommen und es eine Hausgeburt wird. In dem Moment taucht mein alter Freund vom morgen über unserem Haus wieder auf.
„Jetzt sag nicht dass das mein Helikopter ist?!?!!!!!!!!
Kurz darauf wird unsere Wohnung von 3 Feuerwehrmännern, 2 Sanitätern und einer Notärztin gestürmt. Alle so dermaßen nervös, dass sie unsere Einwände total ignorieren. „Hol die Trage“ „Welches Krankenhaus hat die nächste Neonatologie“ „Gebt mir mal einen Zugang“
Als mein Mann protestiert versuchen sie ihn ins Wohnzimmer zu schieben, erst auf unsere Einwände mit dem Kind sei alles in Ordnung und die Hebammen unterwegs, kommt langsam etwas Ruhe ins Chaos. Die Notärztin sieht mir in die Augen und sagt: „ Wenn sie sich weigern mitzukommen müssen sie ihr Kind hier bekommen“. Nach der nächsten Presswehe wird ihr klar dass wir sowieso keine Wahl mehr haben, ich erlaube ihnen mir einen Zugang zu legen und danach fangen sie langsam an zu entspannen.
Die Hebammen melden sich von unterwegs „Nicht pressen, alles veratmen“ und versuchen mich zu beruhigen, dabei war ich mit Abstand die ruhigste in dem ganzen Durcheinander.
Zu dem Zeitpunkt kommt meine Mutter von ihrer 750km Fahrt quer durch Deutschland an und stirbt 1000 Tode. Erst sieht sie die Polizei und den Helikopter und denkt an einen Unfall, dann den Krankenwagen und meine Schwiegermutter vor der Tür!
Die Feuerwehrmänner haben endlich eine sinnvolle Beschäftigung gefunden, über mich hinweg räumen sie das Bad leer, damit wenigstens etwas mehr Platz ist. Das Angebot mich ins Bett tragen zu lassen, habe ich danken abgelehnt. Ich fühle mich auf dem kühlen Badboden pudelwohl. Mir wird ein Kissen unter den Kopf und eins zwischen die Beine geschoben und mein einziger Gedanke ist „Na toll, die bekomm ich doch nie wieder sauber!“
Von jetzt an verschwimmt die Zeit, das Team wird von den Omas in spe mit Kaffee versorgt, mein Mann sitzt an meinem Kopf und die Notärztin redet unermüdlich auf mich ein „Schreien, nicht pressen“
Die Hebammen rufen gefühlte 1000 mal an um mich zu beruhigen und ich frage mich wo die bleiben. Normal braucht man für die Strecke um die Zeit zwischen 20 und 30 Minuten, also stöhne ich weiter jede neue Presswehe in den Badboden und ärgere mich dass ich gestern nicht noch geputzt habe „Wie sieht das denn jetzt aus!“
Endlich das erlösende Kommentar „Die Hebammen sind da“ und schon stürmen sie um die Ecke und auf mich zu. Die Notärztin räumt das Feld, weil so groß ist unser Bad nun wirklich nicht. Eine Hebamme kniet zwischen meinen Beinen und beginnt sofort mit dem Dammschutz, die andere klemmt zwischen mir und der Badtür und kontrolliert die Herztöne vom Baby und die dritte hockt unter dem Waschbecken und hilft wo es nur geht. Jetzt geht alles ganz schnell, endlich darf ich pressen, „Willst du schon das Köpfchen spüren?“ “Auf gar keinen Fall!“ mein Mann feuert mich an und nach wenigen Presswehen ist er da!
Mittwoch, 20 Uhr 38, unser Bad
Ich habe mein Baby auf dem Arm! Mein Mann ist total fertig und flüstert die ganze Zeit „Er ist wunderschön“ was ich wiederum etwas übertrieben finde, also ich finde ihn super, aber mit seinem total spitzen Kopf, lilanen Hautfarbe und massenhaften Käseschmiere ist er von wunderschön doch noch weit entfernt, aber das ist egal ich liebe mein kleines Alien trotzdem.
Ich wundere mich, weil es wirklich nicht weh getan hat, war mehr wie eine seeeeeehr große Verstopfung und selbst das ist meist schmerzhafter. Ich bin überhaupt nicht gerissen, blute aber etwas viel und bekomme eine Mittel über den Zugang gespritzt. Die Hebammen geben Entwarnung „Mutter und Kind geht es super und können hier bleiben“ Also verabschiedet sich mein Rettungstrupp und die Notärztin entfliegt zu Tränen gerührt wieder mit ihrem Helikopter.
Mein gesamter Handtuchvorrat ist dreckig, das Bad betrachte ich mir lieber nicht so genau, meine blaue Salatschüssel wurde zum Auffangen der Plazenta benutzt und mir schieben sie zur Blutstillung ein mit Eiswürfel gefülltes Kondom in die Scheide, aber mir ist alles egal. Ich lasse mich ins Bett leiten und hab meinen kleinen Felix im Arm.
Die Hebammen bedrücken meinen Bauch und untersuchen die Scheide, erledigen Papierkram, machen die U1, helfen meinem Mann den Kleinen anzuziehen und machen ein wohlverdientes Päuschen auf dem Balkon. Sie wollen erst gehen, wenn ich erfolgreich einmal auf der Toilette war, was zu einer weiteren interessanten Situation führt. Beim ersten Versuch zu pinkeln, kapituliert mein Kreislauf, als ich wieder zu mir komme, sitze ich auf dem Klo und eine Hebamme hält mir die Beine hoch, die andere eine Infusion und die dritte füttert uns alle mit einer uralten Tafel Chilischokolade, die sie im Wohnzimmer gefunden hat. Dabei entdecken sie ein winziges Teelicht auf der Fensterbank mit der Aufschrift „Wellnessoase“ und brechen in schallendes Gelächter aus.
Gegen 1 Uhr verabschieden sich die Hebammen und wir genießen unsere Zeit zu dritt!
Gott sei Dank sind die Omas da, denn so ist unser Bad schon wieder sauber , alle Gläser und Tassen gespült und die Wäsche für morgen schon vorbereitet. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hat meine Mama die „Plazenta-Schüssel“ auch weggeschmissen und nicht nur ausgespült.
15.08.2011 18:52
WOW, das ist wirklich sehr eindrucksvoll!! Da habt ihr ja einiges durchgemacht und das wirst du garantiert NIE vergessen!!!! Schon Wahnsinn, dass im Geburtshaus keine richtigen Wehen hatest und zuhause ging es dann gleich so los!!
15.08.2011 18:54
Hach, das liest sich wunderschön
Unglaublich was du so alles mitgemacht hast! Und klasse das alles so gut geklappt hat
Unglaublich was du so alles mitgemacht hast! Und klasse das alles so gut geklappt hat
15.08.2011 18:55
Herzlichen Glückwunsch zu Euren Felix!
Find es immer total schön Geburtsberichte zu lesen!
Find es immer total schön Geburtsberichte zu lesen!
15.08.2011 18:58
Ich lach mich schlapp.
Da haste aber deinem Krümel später ne richtig klasse Story zu berichten - das glaubt der dir im Leben nicht.
Du hast das so klasse geschrieben, ich hab das Gefühl bei dem ganzen dabeigewesen zu sein!
Sag mal hattest du denn so gar keine Angst?
Da haste aber deinem Krümel später ne richtig klasse Story zu berichten - das glaubt der dir im Leben nicht.
Du hast das so klasse geschrieben, ich hab das Gefühl bei dem ganzen dabeigewesen zu sein!
Sag mal hattest du denn so gar keine Angst?
15.08.2011 18:58
Furchtbar geiler Geburtsbericht!!
Ich les selten die Berichte von Usern, die ich nicht kenne. Aber der war suuuper geil! Klasse geschrieben!
Schön, dass ihr nach diesem unglaublichen Abenteuer endlich euren Zwerg in den Armen halten konntet! Glückwunsch!
Ich les selten die Berichte von Usern, die ich nicht kenne. Aber der war suuuper geil! Klasse geschrieben!
Schön, dass ihr nach diesem unglaublichen Abenteuer endlich euren Zwerg in den Armen halten konntet! Glückwunsch!
15.08.2011 19:07
oh man echt waaahnsinn wie anders jede Geburt ist....irgendwie auch super das ihr dann die Zeit zu dritt schön genießen konntet ohne das haufenweise Besuch ins Zimmer kommt....
15.08.2011 19:18
oooh wooow der war ja nun echt mal spannend
aber echt klasse geschrieben...
und schöön das ihr so wohl auf wart & seid Herzlichen glückwunsch noch mal
aber echt klasse geschrieben...
und schöön das ihr so wohl auf wart & seid Herzlichen glückwunsch noch mal
15.08.2011 19:45
Ich weiß nicht, ob das an meiner derzeitigen Verfassung liegt, aber ich hab Tränen gelacht!
Ich kann immer noch nicht richtig sehen, hab zu viel Wasser in den Augen und muss immer noch lachen.
Toll geschrieben, 1 A Geburt. Aber beim nächsten Baby vielleicht doch lieber nicht auf dem Badezimmerboden
Alles Gute für euch 3!
Ich kann immer noch nicht richtig sehen, hab zu viel Wasser in den Augen und muss immer noch lachen.
Toll geschrieben, 1 A Geburt. Aber beim nächsten Baby vielleicht doch lieber nicht auf dem Badezimmerboden
Alles Gute für euch 3!
15.08.2011 21:06
Das hast du echt super geschrieben, ich hab so oft gelacht
*
Gratuliere zur Geburt eures kleinen Felix.
*
Gratuliere zur Geburt eures kleinen Felix.
15.08.2011 21:16
toller bericht!!!!ich musste sehr oft schmunzeln!!!und ein bischen beneide ich dich!!!!nicht um den ganzen dreck in der wohnung sondern das ihr dann zu dritt sein konntet....ich mein mein mann war die ganze zeit dabei während der geburt im kh und wir hatten auch eine super lange bonding zeit aber er ist dann auch irgendwann gegangen....und ich musste die erste wundervolle nacht mit meinen engel allein verbringen....dabei hätt ich gern geahabt das wir uns zu zweit ihn die ganze zeit anhimmeln
15.08.2011 21:22
huhu,
erstmal Herzlichen Glückwunsch
und danke , ,ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, mir tut alles weh
Ich bekomme ja mein 4tes Kind , hoffe es ist nicht ganz soooooooo spektakulär wie bei dir ,grins.
lg
kerstin
erstmal Herzlichen Glückwunsch
und danke , ,ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, mir tut alles weh
Ich bekomme ja mein 4tes Kind , hoffe es ist nicht ganz soooooooo spektakulär wie bei dir ,grins.
lg
kerstin
15.08.2011 22:09
wundervoller bericht. alles liebe und gute zur geburt eures sohnes.
ich habe gerade meine blaue i**a-schale wieder in den schrank gestellt und mir in der silbernen was zu essen gemacht.
ganz liebe grüße tina
ich habe gerade meine blaue i**a-schale wieder in den schrank gestellt und mir in der silbernen was zu essen gemacht.
ganz liebe grüße tina
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