Autismus oder soziale Angst?
27.02.2020 12:11
Hab gerade überlegt ob ich was schreibe oder nicht. Ich kann beide Seiten verstehen, aber seid ihr nicht froh darum, zu wissen, was Euer Kind zu einem „Besonderen“ Kind macht? (Ich weiß, mit diesem Ausdruck bringe ich jetzt wieder ganz viele gegen mich auf, also setzt bitte eine beliebige Bezeichnung Eurer Wahl an dieser Stelle ein).
Nur mit einer Diagnose erhält man entsprechende Hilfen.
Meine Maus leidet unter ganz schlimmen Zwangsstörungen, unter denen sie sehr leidet. Manchmal weint sie nachts vor Verzweiflung weil sie weder Decke noch Kleidung auf der Haut erträgt- wenn sie nicht faltenfrei liegt.
Ja, ich habe einen Autismustest machen lassen, auch wenn der jetzt noch nicht sehr aussagekräftig ist. Und ich werde diesen mit Eintritt ins Schulalter wiederholen lassen, da sie familiär doppelt „ vorbelastet“ ist.
Was ist daran falsch? Ich wünsche mir doch keinen Autismus herbei. Ich bin mit einer behinderten Schwester ( u.a. Autismus) aufgewachsen. Ich suche nur in alle Richtungen, um ihr so gut es geht zu helfen.
Ehrlich, ich finde das wirklich verletzend.
27.02.2020 12:23
Zitat von Sahnequark123:das tut mir leid, wollte ich nicht. Bei einem berechtigten Verdacht, würde ich immer zur Diagnostik raten. Einfach, damit man besser helfen und fördern kann.
Hab gerade überlegt ob ich was schreibe oder nicht. Ich kann beide Seiten verstehen, aber seid ihr nicht froh darum, zu wissen, was Euer Kind zu einem „Besonderen“ Kind macht? (Ich weiß, mit diesem Ausdruck bringe ich jetzt wieder ganz viele gegen mich auf, also setzt bitte eine beliebige Bezeichnung Eurer Wahl an dieser Stelle ein).
Nur mit einer Diagnose erhält man entsprechende Hilfen.
Meine Maus leidet unter ganz schlimmen Zwangsstörungen, unter denen sie sehr leidet. Manchmal weint sie nachts vor Verzweiflung weil sie weder Decke noch Kleidung auf der Haut erträgt- wenn sie nicht faltenfrei liegt.
Ja, ich habe einen Autismustest machen lassen, auch wenn der jetzt noch nicht sehr aussagekräftig ist. Und ich werde diesen mit Eintritt ins Schulalter wiederholen lassen, da sie familiär doppelt „ vorbelastet“ ist.
Was ist daran falsch? Ich wünsche mir doch keinen Autismus herbei. Ich bin mit einer behinderten Schwester ( u.a. Autismus) aufgewachsen. Ich suche nur in alle Richtungen, um ihr so gut es geht zu helfen.
Ehrlich, ich finde das wirklich verletzend.
Mir geht nur dieser hausgemachte, eingeredete Scheiß auf den Senkel...
27.02.2020 12:28
@sahnequark
Aber ist es nicht auch in eurem Interesse, dass Autismus keine modediagnose ist?
Stell dir vor jeder kennt 5 verzogene rotzlöffel mit der Diagnose Autismus, bestätigt durch die steintherapie der Nachbarin der Heilpraktikerin.
Wirklich Betroffene haben dann sofort den Stempel rotzlöffel.
Die Beobachtung habe ich auch. In den 90ern hatte gefühlt jedes zweite Kind eine hochbegabung. Das wurde dann durch ad(h)s abgelöst und aktuell sind es die Autisten.
Und so etwas hilft niemanden, werder den falsch diagnostizierten, noch den wirklich betroffenen.
Aber ist es nicht auch in eurem Interesse, dass Autismus keine modediagnose ist?
Stell dir vor jeder kennt 5 verzogene rotzlöffel mit der Diagnose Autismus, bestätigt durch die steintherapie der Nachbarin der Heilpraktikerin.
Wirklich Betroffene haben dann sofort den Stempel rotzlöffel.
Die Beobachtung habe ich auch. In den 90ern hatte gefühlt jedes zweite Kind eine hochbegabung. Das wurde dann durch ad(h)s abgelöst und aktuell sind es die Autisten.
Und so etwas hilft niemanden, werder den falsch diagnostizierten, noch den wirklich betroffenen.
27.02.2020 12:32
Zitat von serap1981:danke!Exakt meine Beobachtung
@sahnequark
Aber ist es nicht auch in eurem Interesse, dass Autismus keine modediagnose ist?
Stell dir vor jeder kennt 5 verzogene rotzlöffel mit der Diagnose Autismus, bestätigt durch die steintherapie der Nachbarin der Heilpraktikerin.
Wirklich Betroffene haben dann sofort den Stempel rotzlöffel.
Die Beobachtung habe ich auch. In den 90ern hatte gefühlt jedes zweite Kind eine hochbegabung. Das wurde dann durch ad(h)s abgelöst und aktuell sind es die Autisten.
Und so etwas hilft niemanden, werder den falsch diagnostizierten, noch den wirklich betroffenen.
27.02.2020 13:44
Ohweh ihr macht mir ein wenig Angst beim Kinderarzt abgetan zu werden denn nächste Woche haben wir einen Termin, bei dem ich das gerne ansprechen würde, weil unser Milan (auch nach Beobachtungen der Erzieher und uns natürlich).. Nunja ich würde es autistische Züge nennen -hat aber ich kann mich auch täuschen (was ich mir natürlich sehr wünschen würde) Und das hängt Nur mit seiner Blindheit (und die dadurch entstandene Entwicklungsverzögerung zusammen).
Er muss alles sehr strukturiert haben und für alles einen Tagesplan haben und wenn dann mal was außer der Reihe läuft kommt er sehr schwer damit zurecht...
Auch spielt er am liebsten für sich in seiner kleinen Welt, sucht keinen Kontakt zu anderen Kindern, spielt aber schon teils mit wenn sie Kontakt zu ihm suchen aber ist da auch sehr zurückhaltend... Was aber auch wieder auf seine Blindheit zu schließen sein könnte..
Ach es sind einige Kleinigkeiten die da mit eine Vermutung zur Annahme nehmen.
Hab halt ein wenig Angst es anzusprechen genau aus dem Grund eben, dass man schnell denkt ja die Eltern suchen einen Grund für solche Verhaltenszüge..
Liebe TE
Ich finde es ganz schwierig da etwas genaues einzuschätzen, gerade weil man durch die Meinung anderer auch verunsichert wird und das 'Problem' nicht richtig angeht.. Auf Anhieb würde ich auch vielleicht soziale Angst, Sehr Höhe Schüchternheit sagen, Aber Autismus umfasst ja auch ein relativ breites Spektrum, Oder?
Er muss alles sehr strukturiert haben und für alles einen Tagesplan haben und wenn dann mal was außer der Reihe läuft kommt er sehr schwer damit zurecht...
Auch spielt er am liebsten für sich in seiner kleinen Welt, sucht keinen Kontakt zu anderen Kindern, spielt aber schon teils mit wenn sie Kontakt zu ihm suchen aber ist da auch sehr zurückhaltend... Was aber auch wieder auf seine Blindheit zu schließen sein könnte..
Ach es sind einige Kleinigkeiten die da mit eine Vermutung zur Annahme nehmen.
Hab halt ein wenig Angst es anzusprechen genau aus dem Grund eben, dass man schnell denkt ja die Eltern suchen einen Grund für solche Verhaltenszüge..
Liebe TE
Ich finde es ganz schwierig da etwas genaues einzuschätzen, gerade weil man durch die Meinung anderer auch verunsichert wird und das 'Problem' nicht richtig angeht.. Auf Anhieb würde ich auch vielleicht soziale Angst, Sehr Höhe Schüchternheit sagen, Aber Autismus umfasst ja auch ein relativ breites Spektrum, Oder?
27.02.2020 14:36
Zitat von Christen:
Zitat von Sahnequark123:das tut mir leid, wollte ich nicht. Bei einem berechtigten Verdacht, würde ich immer zur Diagnostik raten. Einfach, damit man besser helfen und fördern kann.
Hab gerade überlegt ob ich was schreibe oder nicht. Ich kann beide Seiten verstehen, aber seid ihr nicht froh darum, zu wissen, was Euer Kind zu einem „Besonderen“ Kind macht? (Ich weiß, mit diesem Ausdruck bringe ich jetzt wieder ganz viele gegen mich auf, also setzt bitte eine beliebige Bezeichnung Eurer Wahl an dieser Stelle ein).
Nur mit einer Diagnose erhält man entsprechende Hilfen.
Meine Maus leidet unter ganz schlimmen Zwangsstörungen, unter denen sie sehr leidet. Manchmal weint sie nachts vor Verzweiflung weil sie weder Decke noch Kleidung auf der Haut erträgt- wenn sie nicht faltenfrei liegt.
Ja, ich habe einen Autismustest machen lassen, auch wenn der jetzt noch nicht sehr aussagekräftig ist. Und ich werde diesen mit Eintritt ins Schulalter wiederholen lassen, da sie familiär doppelt „ vorbelastet“ ist.
Was ist daran falsch? Ich wünsche mir doch keinen Autismus herbei. Ich bin mit einer behinderten Schwester ( u.a. Autismus) aufgewachsen. Ich suche nur in alle Richtungen, um ihr so gut es geht zu helfen.
Ehrlich, ich finde das wirklich verletzend.
Mir geht nur dieser hausgemachte, eingeredete Scheiß auf den Senkel...
Alles gut.
27.02.2020 16:24
Zitat von Christen:
Zitat von N1N4:für mich auch unverständlich,aber meistens springt ja noch eine schicke Hochbegabung mit raus und man hat für Erzieher/Lehrer eine nette Erklärung, warum das Kind sich nicht einfügt oder es sonstige Probleme gibt
Zitat von Christen:
Zitat von Norimena:ja, ein Autist sucht sich seine Diagnose nicht aus. Viele Eltern aber sind regelrecht erpicht drauf.
Autismus ist weit mehr als "nur" soziale Ängste.
Das mit dem schlechten Ruf, verstehe ich nicht... Ein Autist sucht sich seine Diagnose ja nun nicht aus.
Ferndiagnosen kann dir hier niemand stellen, am besten wendest du dich an deinen Kinderarzt oder an das sozial pädiatrische Zentrum (SPZ).
O-Ton Kinderarzt: Autismus ist das neue ADHS, ganz angesagt momentan
Und es kotztkotztkotzt mich an!Sorry TS, das meinte ich jetzt eher generell und nicht gegen dich persönlich..
Ehrlich? Viele Eltern sind erpicht auf ein Kind mit Handicap? Vllt für mich unverständlich da ich ein krankes Kind zuhause betreue
Ich finde Euer Geläster ziemlich unfair und überheblich.
Leider wird man schnell abgestempelt und unter Druck gesetzt, wenn das Kind sich nicht "normal" und angepasst verhält. Das Bedürfnis, dem "Problem" einen Namen geben zu wollen, finde ich deshalb absolut verständlich.
Auch ohne Autismus oder ADHS ist nicht zwangsläufig (nur) die Erziehung ausschlaggebend. Es gibt tausend andere Gründe die mindestens genauso komplex und schwer zu bewältigen sind.
27.02.2020 17:18
Keine der Diagnosen hat „Vorteile”, aufgrund derer man sich die Diagnose dann aussucht! Man bekommt (hoffentlich) die, die zutrifft und zwar von Fachleuten nach umfangreicher Diagnostik!
Als wir mitten in dieser Phase steckten, wär ich übrigens bei dem Vorwurf einer völlig Fremden, unser Kind sei schlecht erzogen, fast in Tränen ausgebrochen. Heute würde ich so jemandem auf gut Bayrisch „mit dem nackerten A... ins Gesicht springen” und bin deshalb sehr vorsichtig mit solchen Urteilen!
Als wir mitten in dieser Phase steckten, wär ich übrigens bei dem Vorwurf einer völlig Fremden, unser Kind sei schlecht erzogen, fast in Tränen ausgebrochen. Heute würde ich so jemandem auf gut Bayrisch „mit dem nackerten A... ins Gesicht springen” und bin deshalb sehr vorsichtig mit solchen Urteilen!
27.02.2020 18:17
Es geht doch nicht darum wirklich Betroffene abzuwarten oder die Diagnose zu negieren.
Ich habe inzwischen Fälle gesehen, wo beispielsweise der Heilpraktiker eine Diagnose gestellt hat und diese schriftlich gab. Das kind hatte sicher keine Form von Autismus und niemals einen Profi gesehen. Um genau solche diagnosen geht es, die entweder durch google, den Nachbarn, die Heilpraktikern oder sonst wem gestellt werden.
Diese diagnosen helfen doch niemanden. Einerseits dem Kind mit dem wisch nicht, weil die Diagnose oft falsch ist. Aber auch genauso wenig den wirklich betroffenen, weil diese dann mit den falsch-diagnosen ganz schnell in einen Topf geworfen werden.
Ich habe inzwischen Fälle gesehen, wo beispielsweise der Heilpraktiker eine Diagnose gestellt hat und diese schriftlich gab. Das kind hatte sicher keine Form von Autismus und niemals einen Profi gesehen. Um genau solche diagnosen geht es, die entweder durch google, den Nachbarn, die Heilpraktikern oder sonst wem gestellt werden.
Diese diagnosen helfen doch niemanden. Einerseits dem Kind mit dem wisch nicht, weil die Diagnose oft falsch ist. Aber auch genauso wenig den wirklich betroffenen, weil diese dann mit den falsch-diagnosen ganz schnell in einen Topf geworfen werden.
27.02.2020 18:29
Zitat von serap1981:
Es geht doch nicht darum wirklich Betroffene abzuwarten oder die Diagnose zu negieren.
Ich habe inzwischen Fälle gesehen, wo beispielsweise der Heilpraktiker eine Diagnose gestellt hat und diese schriftlich gab. Das kind hatte sicher keine Form von Autismus und niemals einen Profi gesehen. Um genau solche diagnosen geht es, die entweder durch google, den Nachbarn, die Heilpraktikern oder sonst wem gestellt werden.
Diese diagnosen helfen doch niemanden. Einerseits dem Kind mit dem wisch nicht, weil die Diagnose oft falsch ist. Aber auch genauso wenig den wirklich betroffenen, weil diese dann mit den falsch-diagnosen ganz schnell in einen Topf geworfen werden.
Da geb ich Dir vollkommen recht! Aber auch „echten” Diagnosen (bei den von Dir angesprochenen würde ich gar nicht von „Diagnose” sprechen und kenne auch keine betroffene Mutter, die dies täte) ging diesen die Phase der Diagnostik und des Verdachts voraus. Deshalb bin ich der Ansicht, dass andere - auch bzw. gerade betroffene - Mütter wirklich vorsichtig sein sollten. Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten - nicht mehr und nicht weniger. Dasselbe gilt für andere Behinerungen/Erkrankungen etc.
27.02.2020 18:45
Zitat von G1984:
Hallo
Bei meinem 12 jährigen Sohn besteht das Problem das er mit anderen (auch Mitschülern) keine Gespräche führen kann. Er meint das er meistens bei Fragen eine Blockade hat und sich nur traut sie zu stellen wenn es nicht anders geht. Wenn er bei einem Gespräch eine Frage stellen will fragt er sich immer ob das nicht zu privat ist oder ob dem anderen teilweise das Thema auch peinlich sein könnte. Außerdem denk er wenn er mit anderen über seine Interessen redet das sie ihn dann komisch finden und er sie damit annervt. Außerdem hat er Zwänge die ihn selbst manchmal Nerven. Laut Internet hat er wahrscheinlich ,,soziale Ängste" und eine zwangsstörung. Autismus würde aber anscheinend beide Sachen erklären hat aber einen sehr schlechten Ruf. Welche Vorteile haben diese Diagnosen? Welche trifft eher zu?
Hallo, jetzt muss ich mich als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin doch mal hier einschalten. Gerade eine so weitreichende und komplexe Diagnose wie eine Autismusspektrumsstörung kann niemals per Ferndiagnose gestellt werden. Es bedarf einer ausführlichen Diagnostik und Verhaltensbeobachtung und das über mehrere Termine, kein Fachmann würde so eine Diagnose einfach so vergeben. Wenn du den Verdacht hast, schau mal ob es in deiner Nähe ein SPZ oder eine Institutsambulanz gibt, dort bekommt man relativ zeitnah Termine. Das was du beschreibst hört sich allerdings nicht unbedingt nach Autismus an, dein Kind reflektiert sein Handeln und scheint auch unter seiner sozialen Unsicherheit zu leiden. Kann er diese im privaten Umfeld hinreichen üben? Ist er in zum Beispiel an einen Verein abgebunden? Hat er ausreichend Sozialkontakte? Wenn du dir wirklich unsicher bist und es deinem Kind mit der Situation nicht gut dabei geht lass es überprüfen, nur so kann er die Hilfestellung die er benötigt bekommen.
27.02.2020 19:00
Zitat von cogito_ergo_sum:
Zitat von serap1981:
Es geht doch nicht darum wirklich Betroffene abzuwarten oder die Diagnose zu negieren.
Ich habe inzwischen Fälle gesehen, wo beispielsweise der Heilpraktiker eine Diagnose gestellt hat und diese schriftlich gab. Das kind hatte sicher keine Form von Autismus und niemals einen Profi gesehen. Um genau solche diagnosen geht es, die entweder durch google, den Nachbarn, die Heilpraktikern oder sonst wem gestellt werden.
Diese diagnosen helfen doch niemanden. Einerseits dem Kind mit dem wisch nicht, weil die Diagnose oft falsch ist. Aber auch genauso wenig den wirklich betroffenen, weil diese dann mit den falsch-diagnosen ganz schnell in einen Topf geworfen werden.
Da geb ich Dir vollkommen recht! Aber auch „echten” Diagnosen (bei den von Dir angesprochenen würde ich gar nicht von „Diagnose” sprechen und kenne auch keine betroffene Mutter, die dies täte) ging diesen die Phase der Diagnostik und des Verdachts voraus. Deshalb bin ich der Ansicht, dass andere - auch bzw. gerade betroffene - Mütter wirklich vorsichtig sein sollten. Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten - nicht mehr und nicht weniger. Dasselbe gilt für andere Behinerungen/Erkrankungen etc.
Hier wird es langsam immer mehr. Eine verwandte arbeitet an der Grundschule und bekommt immer häufiger solche Zettel. Vor 15 Jahren stand dann adhs drauf...
Und genau das ist meine Hoffnung, eine gesicherte Diagnose, durch einen Profi erstellt, ist etwas ganz anderes als ein ankreuztest im Netz. Wenn es danach geht, habe ich asperger, adhs, hb, hochsenaibel und so weiter.
Die Problematik mit Unwissenheit und Dummheit kennen ich auch zur genüge. Das herzmädel hat eine chronische Fehlfunktion im kleinhirn. Von außen sieht es aus wie Parkinson oder ein Alki auf Entzug. Das Problem dabei ist, dass nur 0.5% der Menschen betroffen sind. Im Kindesalter sind es 0,3% der 0,5%.
Was niemand kennt, kann es nicht geben, also ist der Teenie sicher ein Alki auf entzug...
Aber genau deswegen regen mich solche fehldiagnosen von irgendwelchen idioten so auf. Keine Ahnung, aber davon viel und schon hat man einen Stempel. Die wahren Betroffenen sind die wirklichen Opfer.
27.02.2020 19:06
Zitat von serap1981:
Zitat von cogito_ergo_sum:
Zitat von serap1981:
Es geht doch nicht darum wirklich Betroffene abzuwarten oder die Diagnose zu negieren.
Ich habe inzwischen Fälle gesehen, wo beispielsweise der Heilpraktiker eine Diagnose gestellt hat und diese schriftlich gab. Das kind hatte sicher keine Form von Autismus und niemals einen Profi gesehen. Um genau solche diagnosen geht es, die entweder durch google, den Nachbarn, die Heilpraktikern oder sonst wem gestellt werden.
Diese diagnosen helfen doch niemanden. Einerseits dem Kind mit dem wisch nicht, weil die Diagnose oft falsch ist. Aber auch genauso wenig den wirklich betroffenen, weil diese dann mit den falsch-diagnosen ganz schnell in einen Topf geworfen werden.
Da geb ich Dir vollkommen recht! Aber auch „echten” Diagnosen (bei den von Dir angesprochenen würde ich gar nicht von „Diagnose” sprechen und kenne auch keine betroffene Mutter, die dies täte) ging diesen die Phase der Diagnostik und des Verdachts voraus. Deshalb bin ich der Ansicht, dass andere - auch bzw. gerade betroffene - Mütter wirklich vorsichtig sein sollten. Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten - nicht mehr und nicht weniger. Dasselbe gilt für andere Behinerungen/Erkrankungen etc.
Hier wird es langsam immer mehr. Eine verwandte arbeitet an der Grundschule und bekommt immer häufiger solche Zettel. Vor 15 Jahren stand dann adhs drauf...
Und genau das ist meine Hoffnung, eine gesicherte Diagnose, durch einen Profi erstellt, ist etwas ganz anderes als ein ankreuztest im Netz. Wenn es danach geht, habe ich asperger, adhs, hb, hochsenaibel und so weiter.
Die Problematik mit Unwissenheit und Dummheit kennen ich auch zur genüge. Das herzmädel hat eine chronische Fehlfunktion im kleinhirn. Von außen sieht es aus wie Parkinson oder ein Alki auf Entzug. Das Problem dabei ist, dass nur 0.5% der Menschen betroffen sind. Im Kindesalter sind es 0,3% der 0,5%.
Was niemand kennt, kann es nicht geben, also ist der Teenie sicher ein Alki auf entzug...
Aber genau deswegen regen mich solche fehldiagnosen von irgendwelchen idioten so auf. Keine Ahnung, aber davon viel und schon hat man einen Stempel. Die wahren Betroffenen sind die wirklichen Opfer.
Ja, stimmt schon - ich glaube, auch die Ärzte wissen ein Lied davon zu singen; bemüht man Google, ist jede Erkältung Lungenkrebs. Das ist die Kehrseite der frei zugänglichen Informationen: viele können sie nicht einordnen und es fehlt schon am Wissen bzw. der Erkenntnis, nichts zu wissen. Begegnet mir im Beruf auch manchmal, Gott sei Dank aufgrund meiner konkreten Spezialisierung selten
27.02.2020 19:40
Zitat von AnilaS:
Zitat von G1984:
Hallo
Bei meinem 12 jährigen Sohn besteht das Problem das er mit anderen (auch Mitschülern) keine Gespräche führen kann. Er meint das er meistens bei Fragen eine Blockade hat und sich nur traut sie zu stellen wenn es nicht anders geht. Wenn er bei einem Gespräch eine Frage stellen will fragt er sich immer ob das nicht zu privat ist oder ob dem anderen teilweise das Thema auch peinlich sein könnte. Außerdem denk er wenn er mit anderen über seine Interessen redet das sie ihn dann komisch finden und er sie damit annervt. Außerdem hat er Zwänge die ihn selbst manchmal Nerven. Laut Internet hat er wahrscheinlich ,,soziale Ängste" und eine zwangsstörung. Autismus würde aber anscheinend beide Sachen erklären hat aber einen sehr schlechten Ruf. Welche Vorteile haben diese Diagnosen? Welche trifft eher zu?
Hallo, jetzt muss ich mich als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin doch mal hier einschalten. Gerade eine so weitreichende und komplexe Diagnose wie eine Autismusspektrumsstörung kann niemals per Ferndiagnose gestellt werden. Es bedarf einer ausführlichen Diagnostik und Verhaltensbeobachtung und das über mehrere Termine, kein Fachmann würde so eine Diagnose einfach so vergeben. Wenn du den Verdacht hast, schau mal ob es in deiner Nähe ein SPZ oder eine Institutsambulanz gibt, dort bekommt man relativ zeitnah Termine. Das was du beschreibst hört sich allerdings nicht unbedingt nach Autismus an, dein Kind reflektiert sein Handeln und scheint auch unter seiner sozialen Unsicherheit zu leiden. Kann er diese im privaten Umfeld hinreichen üben? Ist er in zum Beispiel an einen Verein abgebunden? Hat er ausreichend Sozialkontakte? Wenn du dir wirklich unsicher bist und es deinem Kind mit der Situation nicht gut dabei geht lass es überprüfen, nur so kann er die Hilfestellung die er benötigt bekommen.
Sehr schöner, sachlicher und ausführlicher Beitrag! Danke dafür!
Zum Thema an sich: Spricht der Junge wirklich gar nicht in der Schule? Dazu mal das Stichwort selektive Mutismus. Allerdings muss ich meiner Vorrednerin ganz klar Recht geben: Ferndiagnosen sind absolut nicht möglich.
27.02.2020 20:24
Ich sehe leider auch einen Trend zu div. Modediagnosen. Deshalb mag ich das Vokabular der "besonderen Kinder" nicht so sehr. Kinder sind immer besonders, jedes einzelne. Aber einige sind durch eine Beeinträchtigung eingeschränkt und verhindert, sich so zu entwickeln oder so zu leben, wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.
Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.
Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.
Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.
Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.
Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.
Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.
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