Online Thriller
15.01.2017 13:16
Hallo Mädels und Jungs ... Mamas und Papas, Onkel Tanten und wer sich sonst noch hier herum treibt.
Ich habe mir gedacht, damit ich endlich mal wieder ein wenig an lange liegen gebliebenen Geschichten arbeite, stelle ich doch mal eine davon hier ins Netz und hole mir ein Paar Anregungen... Konstruktive Kritik ist stets willkommen!
Ich möchte nur darauf hinweisen das diese Geschichte, noch nicht lektoriert ist. (Wäre ja auch Blödsinn, weil noch nicht fertig!)
Es handelt sich um einen Thriller, er spielt teilweise in Hameln, (dort bin ich geboren) Stade und Dollern (Nähe Hamburg) Es wird blutig und ein wenig gruselig doch bevor ich wieder zu viel erzähle... VIEL SPAß BEIM ERSTEN ABSCHNITT (Länge wird immer mal Variieren)
Gebrochenes Herz
März 1971
Er lag zusammengekauert unter seiner Bettdecke, wünschte sich weit weg, wollte er wäre nicht er selbst. Er überlegte wie schön es wäre Ludwig zu sein. Ludwig war sein bester Freund und hatte keine Mutter, die sich jeden Abend betrank und ihn danach windelweich prügelte.
Panisch zog er die Decke etwas fester um sich, als er die Schreie seines Bruders im Zimmer nebenan hörte. Fest presste er die Augen zusammen und versuchte sich vorzustellen, am Stand zu liegen. Doch es half alles nichts, gleich würde sie bei ihm sein, ihn wieder anschreien und verprügeln. Hoffnungsvoll horchte er auf als die Schreie seines Bruders verklungen. Vielleicht hatte er ja glück, er hoffte wirklich sie habe sich genug verausgabt.
„Bitte lieber Gott, mach das ich jemand anderes bin“, flehte er, als die Tür mit einem lauten Scheppern gegen die Wand schlug. Er wusste sofort das er auch dieses Mal durchhalten musste, das er nicht erhört worden war.
Sie riss im die Bettdecke mit einem Ruck vom Körper. Tränen schossen ihm in die Augen, als er die blonden Locken seiner Mutter erblicke. Wild standen sie von ihrem Kopf in alle Richtungen ab. Noch blickte sie ihn freundlich an, doch er wusste, dass sie ihn damit nur in Sicherheit wiegen wollte. Sie stank nach Alkohol und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Vor seinen Augen verwandelte sie sich in ein Tier, es war leichter von einem wilden Tier angegriffen zu werden als von der eigenen Mutter.
Sie kniff die Augen fest zusammen, zog die Stirn in Falten und fing an wie wild zu atmen. Die Mundwinkel sackten nach unten und die Lippen wurden schmal. Die Falten um die Augen ließen ihr Gesicht noch gruseliger wirken. Ihr Gesicht war eine einzige Fratze. Nichts erinnerte mehr die an die liebevolle Mutter, die sie tagsüber war, oder immer dann, wenn sie nichts getrunken hatte.
Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Sie hob die rechte Hand hinter den Kopf, holte aus und schlug ihn mit der Gewalt eines Ambosses ins Gesicht. Sofort sammelte sich Blut in seinem Mund, den metallenen Geschmack kannte er schon, seit er denken konnte. Er schrie auf, wie zuvor schon sein Bruder und versuchte die Beine dicht an den Körper zu ziehen, um sich zu schützen. Doch wie von Geisterhand fanden ihre Fäuste trotzdem den Weg in seinen Bauch. Er keuchte, hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und wünschte sich das sie genug hatte.
Doch heute reichten Ihr ein Paar Schläge nicht. Immer und immer wieder drosch sie auf ihn ein, es schien ihr egal zu sein, wo sie ihn traf. Je mehr er schrie und bettelte sie solle aufhören umso mehr geriet sie in Rage.
„Sei still, sei endlich still“, herrschte sie ihn an. Er versuchte es, versuchte sich zusammen zunehmen. Doch er war erst fünf Jahre alt. Woher sollte er die Stärke nehmen? Er wusste es nicht und kämpfte weiter gegen sie an. Erst als er bewusstlos wurde, ließ sie von ihm ab. Sabber troff aus ihrem Mund und lief ihren Hals bis zum Dekolleté hinunter. Ohne noch einmal auf ihren Sohn zu sehen, verließ sie das Zimmer.
Schweißgebadet erwachte Frank aus diesem Traum, seine Wut auf seine schon vor fünf Jahren gestorbene Mutter war immer noch so heftig wie zu damaliger Zeit. Er stand auf, ging zum Schreibtisch, nahm sich das Päckchen Zigaretten und zündete sich eine mit zitternden Händen an.
Donnerstag 26.09.2014
Marie und Henri Lippert
Sie starrte auf die Lichter der Stadt, die hell erleuchteten Straßen waren ausgestorben.
>>Wie spät es jetzt wohl ist<<, fragte sie sich. Als sie herkam, war es noch hell, Menschen standen hier oben und machten Fotos von dem Turm hinter ihr, auf den man früher hatte steigen können. Von dort oben war der Blick einfach atemberaubend. Man fühlte sich riesig, wenn man auf die kleinen Häuser von Hameln blickte. Man hatte das Gefühl eine Miniatur Stadt vor sich zu haben. Unter einem der steile Klüthang mit seinen Tannen und den Laubbäumen, die jetzt im Herbst in allen Farben schimmerten. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und legte die Arme um sich, streichelte über ihre Arme und wünschte sich endlich den Mut zu finden für das, weswegen sie hergekommen war. Noch einmal sah sie auf die Lichter der Stadt. Straffte dann die Schultern und kletterte auf den Holzbalken, der die Besucher vor dem Absturz bewahren sollte. Fast wäre sie ins stolpern gekommen, doch sie konnte sich, mit den armen rudernd, fangen. Tief zog sie die frische klare Luft ein und stieß sie mit einem lauten seufzen wieder aus. Wie ein Engel seine Flügel breitete sie ihre Arme aus und drehte sich zum Turm. Er sollte das letzte sein was sie sah. Gerade als sie sich in die Tiefe fallen lassen wollte, kam ein Auto die Straße entlang gebraust. Viel zu schnell fuhr es.
Sie drehte sich noch einmal herum, sie hatte es sich anders überlegt. Sie wollte fallen und die Lichter der Stadt sehen und nicht die Augen des armen Zeugen, der gerade aus dem Auto stieg. Sie hatte die Autotür gehört.
„Marie!“
Verwundert blickte sie hinter sich. „Was willst du hier? Verschwinde“, rief sie.
„Marie? Was soll das denn? Hast du wirklich geglaubt, ich lass dich abhauen? Willst du wirklich springen? Du bist doch viel zu feige dazu. Komm runter lass uns nach Hause fahren, ich habe Hunger.“
Marie entfuhr ein gehässiges lachen. Das war es also, er wollte sie zurück, aber nur für das, wozu er sie immer brauchte. Um ihm seinen Hintern nachzutragen.
Noch bevor sie wusste wie ihr geschah war Henri hinter ihr, packte sie am Arm und zog sie von dem Balken herunter.
Jeder Versuch sich zu wehren war zwecklos. Ihr Arm steckte in einem Schraubstock, Henri drückte ihr das Blut ab. Ihr Arm kribbelte unheilvoll. Ohne sich zu wehren, ließ sie sich zum Auto bringen und sich anschnallen. Stumm rollten ein paar Tränen ihre Wangen hinab, als sie einen letzten Blick auf die schlafende Stadt warf. Sie wusste, sie wurde zurück gebracht in die Hölle, die ihr Leben war.
Langsam schob sich der Golf die gewundene Straße hinab. Henri sagte kein Wort aber Marie meinte, das sie seine Wut spüren konnte. Die Ader an der Stirn pochte unheilvoll auch seinen Atem ging stoßweise. Die Kiefer waren fest aufeinander gepresst. Sie wusste, dass ihr das Schlimmste noch bevorstand. Sie hoffte nur, dass er es schnall machen würde und das er es ein für alle Mal beenden würde. Warum war sie nur so dumm gewesen und hatte ihm den Zettel geschrieben? Was hatte sie sich dabei gedacht?
>>Ich wollte, dass er sich einmal im Leben schlecht fühlt, das er weiß, warum ich mich umgebracht habe, umbringen wollte“, verbesserte sie sich in Gedanken.
Doch nichts passierte, zuhause angekommen stieg Henri aus dem Auto, führte sie ins Haus und kletterte sofort ins Bett.
Unschlüssig blieb sie im Flur stehen. Sollte sie ins Bett gehen und darauf warten, dass der Sturm losbrach? Sie war einsam, und das, obwohl sie verheiratet war. Allerdings war eine Heirat noch lange kein Garant für Glück oder Zufriedenheit.
Das man gemeinsam einsam sein konnte wurde ihr klar, als sie unter ihre Decke neben ihren Mann kroch. Er lag auf seiner Seite des Bettes, am äußersten Rand und schnarchte. Wie er trotz des Geschehenen einfach schlafen konnte, war ihr schleierhaft.
Wie gerne würde sie sich jetzt an einen Mann kuscheln, der sie wahrlich und aufrichtig liebte. Sie wollte so einen Mann, ihn berühren, ihn liebkosen.
Henri jedenfalls war nicht dafür geeignet, sie wusste nur zu genau, was los wäre, wenn sie auch nur ein Stück auf seine Seite rutschen würde. Er wäre ungehalten, würde schimpfen und zetern, sie wieder eine dumme Pute nennen und vielleicht schlagen.
Warum sie sich das immer wieder antat, warum sie von diesem Mann nicht loskam, wusste sie nicht genau. Von Liebe konnte schon lange keine Rede mehr sein. Eigentlich war da nur noch Hass. Trotzdem war etwas an ihm das sie bei ihm hielt. Etwas das sie nicht erklären konnte, vielleicht war es der Sex. Komischerweise war Henri im Bett, liebevoll, zärtlich und sehr darauf bedacht, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Ein lächeln huschte über ihr Gesicht als sie an die letzte Zusammenkunft dieser Art, es war vor ungefähr zwei Jahren, dachte. Sie hatten gestritten, wie jedes andere Pärchen auch, Henri war damals noch kein unberechenbarer Schläger. Sie hatte vergessen eine Rechnung zu bezahlen, die Mahngebühren waren genauso hoch wie die eigentliche Rechnung. Henri schmiss eine Tasse an die gegenüberliegende Wand und ein Splitter landete in der anderen Tasse, die noch unberührt auf dem Tisch stand. Das laute klingeln der Scherbe hatte sie zum grinsen gebracht, sie waren sich in die Arme gesunken und hatten miteinander geschlafen, auf dem Küchenfußboden, neben den Splittern.
Jetzt hatte sie nicht selten überall am Körper blaue Flecken, Abschürfungen und ab und zu sogar den einen oder anderen gebrochenen Knochen.
Sie wünschte sich den zärtlichen Henri zurück und gab die Hoffnung, er würde zurückkommen, sich noch irgendwo in dem beleibten Körper befinden, nicht auf.
Am Anfang ihrer Beziehung war noch alles in Ordnung gewesen. Henri war groß, schlank, muskulös und sanft. Ihre Gedanken wanderten zu der ersten Begegnung.
Sie hatten sich im Supermarkt getroffen, ganz klassisch an der Obsttheke. Ihr war ein Apfel zu Boden geglitten und vor seinen Füßen liegen geblieben. Bereits beim Aufstehen war es um sie geschehen. Henri hatte so eine intensive Ausstrahlung, dass sie sich ihm nicht entziehen konnte. Sie war gefesselt von seinen blauen Augen. Sein Lächeln ließ ihre Knie weich werden. Als er sie ansprach, war sie nicht mehr sie selbst, sie hatte aufgehört zu denken. War nur von einem Wunsch getrieben, in seine starken Arme zu sinken, seine vollen Lippen zu Küssen und in seinen blauen Augen abzutauchen.
Henri musste das gespürt haben. Er lachte sie an, umfing ihre Hand und führte sie, ohne den Einkauf beendet zu haben, aus dem Laden hinaus, in seine Wohnung. Er hatte kaum gesprochen, doch genau darin lag für sie der Reiz. Noch nie hatte sie sich bei einem Mann auf Anhieb so wohl gefühlt.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, redeten sie die ganze Nacht am Küchentisch bei Tee und Keksen. Sie war nur noch einmal in ihre eigene Wohnung gegangen, um zu packen. Henri las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Führte sie in Restaurants, machte ihr Geschenke und bemühte sich, dass sie sich wohlfühlte. Er war ein sanfter Riese, ihr sanfter Riese. Fast schon etwas zu sanft, wie ihr heute klar war. Schon damals hätte sie merken müssen das mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Was passiert war und vor allem wann genau, wusste sie nicht. Sie hatte große Angst vor ihm. An manchen Tagen reichte es, wenn ihr etwas aus den Händen glitt und zu Boden fiel, dass er die Hand gegen sie erhob.
Sie seufzte leise und versuchte endlich schlaf zu finden. Sie drehte sich auf die Seite und sah auf die roten Ziffern ihres Radioweckers. Zwanzig Minuten vor zwei.
Sie schloss die Augen und versuchte das beklemmende Gefühl zu verdrängen, nicht zu denken und endlich zu schlafen. Wie immer rieb sie noch ein wenig mit dem nackten Fuß über das faserknotige Laken. Vorsichtig und nicht zu doll, damit Henri nichts mitbekam. Es war ihre einzige Möglichkeit zu spüren, dass sie noch lebte, etwas anderes als Abscheu und Schmerz empfinden konnte.
Sie seufzte erneut. Griff nach der Decke und zog sie bis zum Kinn hinauf. Bildete eine Art Bettdeckenkokon um sich und presste die Lieder fest zusammen.
>>Schlaf endlich du blöde Pute<< schimpfte sie sich im Inneren.
>>In nicht ganz vier Stunden will Henri seinen Kaffee, was glaubst du, was du dir anhören darfst, wenn du mit dicken, rotgeränderten Augen in der Küche stehst?<<
Ihr Leben hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Doch wie sollte sie ihrem Albtraum entkommen? Wohin sollte sie gehen? Henri würde niemals zulassen, dass sie ihn verließ. Selbst den Selbstmord verbaute er ihr.
Als ihr Wecker klingelte, zehn Minuten, bevor der Herr des Hauses sich aus dem Bett schälen würde, hatte sie das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Langsam richtete sie sich auf, stellte den Wecker aus, versuchte beim Strecken keinen Laut zu machen. Als ihre Füße den kalten Fliesenboden berührten, zuckte sie wie immer zusammen. Am liebsten wäre sie sofort zurück unter die Decke gekrochen. Mit einem Blick auf ihre Uhr wurde sie unruhig, wenn sie nicht sofort den Kaffee aufsetzte, würde er nicht fertig sein bis Henri aufstand. Marie sprintete in die Küche und brühte endlich das schwarze Gold.
Marie atmete ruhiger als ihr Mann nach zwei Tassen Kaffee, einer halben Stunde im Bad und einiger Schimpftiraden später das Haus verlies. Kurz überlegte sie, sich noch für ein, zwei Stunden ins Bett zu legen. Aber sie befürchtete mit den Aufgaben, die Henri ihr auf einen Zettel geschrieben hatte, bis zum Abend nicht fertig zu werden. Mutlos sackte sie auf einen der Stühle in der Küche und legte ihr Gesicht in die Hände. Übergangslos fing sie zu weinen an. Warum? Warum musste gerade sie so ein Leben leben?
Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, hob sie den Kopf und sah sich um. Die Küche sollte sie von oben bis unten säubern. Dazu gehörte auch das Auswischen der Schränke. Umständlich begann sie den ersten Schrank auszuräumen. Sorgfältig stapelte sie alles auf dem Küchentisch. Trotzdem fand ein Teller den Weg auf den Fußboden. Barfuß wie sie war trat sie voller Wut gegen eine größere Scherbe.
„Soll er doch zum Teufel gehen“, höhnte sie. Ließ alles so, wie es war und tapste mit schmerzendem Fuß ins Schlafzimmer. Sie griff unters Bett und beförderte den großen ledernen Koffer hervor. Wahllos stopfte sie Unterwäsche, Pullover, Jeans und Shirts hinein. Um ihn zu schließen, musste sie sich auf den Koffer setzen. In einen Rucksack stopfte sie noch ihre Pflegeprodukte und die Schminke, zog sich an und schleppte den schweren Koffer zur Haustür. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich glücklich. Diesesmal hinter lies sie keinen Zettel. Gerade als sie die Tür hinter sich zu schlagen wollte, fuhr der Volvo ihres Mannes in die Einfahrt. Marie erstarrte, warum war er nur zurückgekommen?
„Was soll das denn werden?“ Brüllte er, als er die Autotür geöffnet hatte. Henris Stimme war eiskalt, Marie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Die feinen Härchen an Nacken und Armen stellten sich auf. Was wollte er nur hier, fragte sie sich abermals.
„Wo willst du hin?“ Seine Stimme war noch schärfer geworden, wie kleine Messerstiche durchbohrten sie ihr Herz. Sie begann zu zittern, sie hatte unwahrscheinliche Angst. Unfähig zu antworten stand sie da und umklammerte den Griff ihres Koffers. Henri stand jetzt ganz dicht vor ihr, sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Marie wünschte sich das einer der Nachbarn aus der Haustür trat und ihr helfen würde. Doch dazu war es einfach noch zu früh, um diese Zeit begegnete man niemanden.
„Ich frage dich jetzt zum letzten Mal, besser du antwortest! Wo willst du hin?“
Marie schüttelte nur traurig den Kopf. Unsanft entriss Henri ihr ihren Koffer, drückte sie rückwärts zur Haustür und schloss auf. Bereits in dem schmalen Flur erhob er die Hand und schlug ihr ins Gesicht. Lautlos ging sie zu Boden und erwartete die Fußtritte, sie krümmte sich zusammen um ihren Unterleib zu schützen.
Als er nach einer Stunde endlich genug hatte, riss er sie an den Haaren hoch und führte sie in die Küche.
„Wenn ich wiederkomme, bist du hier fertig!“
Er versetzte ihr noch einen Tritt und sie landete mit dem Gesicht zuerst im Scherbenhaufen des Tellers.
Eine Scherbe schnitt ihr tief ins Gesicht, warm und feucht rann Blut auf die Fliesen. Bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie ihren Mann hinter sich lachen.
„Das geschieht dir recht du Schlampe! Denk doch einfach an die Schmerzen, die du jetzt hast, wenn du das nächste Mal abhauen willst!“
Sie stöhnte gequält auf und versank dann in tiefer Dunkelheit. Bevor Henri zum zweiten Mal an diesem Tag das Haus verließ, trat er seiner Frau in den Unterleib.
„Und dieses Stück Scheiße nennt sich meine Frau!“ Verächtlich sah er zu ihr herab.
„Drecksstück! Wie gut das ich meine Geldbörse vergessen habe!“
Langsam ging er ins Schlafzimmer, nahm sein Portemonnaie vom Nachtschrank und fuhr zur Arbeit.
Ich habe mir gedacht, damit ich endlich mal wieder ein wenig an lange liegen gebliebenen Geschichten arbeite, stelle ich doch mal eine davon hier ins Netz und hole mir ein Paar Anregungen... Konstruktive Kritik ist stets willkommen!
Ich möchte nur darauf hinweisen das diese Geschichte, noch nicht lektoriert ist. (Wäre ja auch Blödsinn, weil noch nicht fertig!)
Es handelt sich um einen Thriller, er spielt teilweise in Hameln, (dort bin ich geboren) Stade und Dollern (Nähe Hamburg) Es wird blutig und ein wenig gruselig doch bevor ich wieder zu viel erzähle... VIEL SPAß BEIM ERSTEN ABSCHNITT (Länge wird immer mal Variieren)
Gebrochenes Herz
März 1971
Er lag zusammengekauert unter seiner Bettdecke, wünschte sich weit weg, wollte er wäre nicht er selbst. Er überlegte wie schön es wäre Ludwig zu sein. Ludwig war sein bester Freund und hatte keine Mutter, die sich jeden Abend betrank und ihn danach windelweich prügelte.
Panisch zog er die Decke etwas fester um sich, als er die Schreie seines Bruders im Zimmer nebenan hörte. Fest presste er die Augen zusammen und versuchte sich vorzustellen, am Stand zu liegen. Doch es half alles nichts, gleich würde sie bei ihm sein, ihn wieder anschreien und verprügeln. Hoffnungsvoll horchte er auf als die Schreie seines Bruders verklungen. Vielleicht hatte er ja glück, er hoffte wirklich sie habe sich genug verausgabt.
„Bitte lieber Gott, mach das ich jemand anderes bin“, flehte er, als die Tür mit einem lauten Scheppern gegen die Wand schlug. Er wusste sofort das er auch dieses Mal durchhalten musste, das er nicht erhört worden war.
Sie riss im die Bettdecke mit einem Ruck vom Körper. Tränen schossen ihm in die Augen, als er die blonden Locken seiner Mutter erblicke. Wild standen sie von ihrem Kopf in alle Richtungen ab. Noch blickte sie ihn freundlich an, doch er wusste, dass sie ihn damit nur in Sicherheit wiegen wollte. Sie stank nach Alkohol und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Vor seinen Augen verwandelte sie sich in ein Tier, es war leichter von einem wilden Tier angegriffen zu werden als von der eigenen Mutter.
Sie kniff die Augen fest zusammen, zog die Stirn in Falten und fing an wie wild zu atmen. Die Mundwinkel sackten nach unten und die Lippen wurden schmal. Die Falten um die Augen ließen ihr Gesicht noch gruseliger wirken. Ihr Gesicht war eine einzige Fratze. Nichts erinnerte mehr die an die liebevolle Mutter, die sie tagsüber war, oder immer dann, wenn sie nichts getrunken hatte.
Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Sie hob die rechte Hand hinter den Kopf, holte aus und schlug ihn mit der Gewalt eines Ambosses ins Gesicht. Sofort sammelte sich Blut in seinem Mund, den metallenen Geschmack kannte er schon, seit er denken konnte. Er schrie auf, wie zuvor schon sein Bruder und versuchte die Beine dicht an den Körper zu ziehen, um sich zu schützen. Doch wie von Geisterhand fanden ihre Fäuste trotzdem den Weg in seinen Bauch. Er keuchte, hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und wünschte sich das sie genug hatte.
Doch heute reichten Ihr ein Paar Schläge nicht. Immer und immer wieder drosch sie auf ihn ein, es schien ihr egal zu sein, wo sie ihn traf. Je mehr er schrie und bettelte sie solle aufhören umso mehr geriet sie in Rage.
„Sei still, sei endlich still“, herrschte sie ihn an. Er versuchte es, versuchte sich zusammen zunehmen. Doch er war erst fünf Jahre alt. Woher sollte er die Stärke nehmen? Er wusste es nicht und kämpfte weiter gegen sie an. Erst als er bewusstlos wurde, ließ sie von ihm ab. Sabber troff aus ihrem Mund und lief ihren Hals bis zum Dekolleté hinunter. Ohne noch einmal auf ihren Sohn zu sehen, verließ sie das Zimmer.
Schweißgebadet erwachte Frank aus diesem Traum, seine Wut auf seine schon vor fünf Jahren gestorbene Mutter war immer noch so heftig wie zu damaliger Zeit. Er stand auf, ging zum Schreibtisch, nahm sich das Päckchen Zigaretten und zündete sich eine mit zitternden Händen an.
Donnerstag 26.09.2014
Marie und Henri Lippert
Sie starrte auf die Lichter der Stadt, die hell erleuchteten Straßen waren ausgestorben.
>>Wie spät es jetzt wohl ist<<, fragte sie sich. Als sie herkam, war es noch hell, Menschen standen hier oben und machten Fotos von dem Turm hinter ihr, auf den man früher hatte steigen können. Von dort oben war der Blick einfach atemberaubend. Man fühlte sich riesig, wenn man auf die kleinen Häuser von Hameln blickte. Man hatte das Gefühl eine Miniatur Stadt vor sich zu haben. Unter einem der steile Klüthang mit seinen Tannen und den Laubbäumen, die jetzt im Herbst in allen Farben schimmerten. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und legte die Arme um sich, streichelte über ihre Arme und wünschte sich endlich den Mut zu finden für das, weswegen sie hergekommen war. Noch einmal sah sie auf die Lichter der Stadt. Straffte dann die Schultern und kletterte auf den Holzbalken, der die Besucher vor dem Absturz bewahren sollte. Fast wäre sie ins stolpern gekommen, doch sie konnte sich, mit den armen rudernd, fangen. Tief zog sie die frische klare Luft ein und stieß sie mit einem lauten seufzen wieder aus. Wie ein Engel seine Flügel breitete sie ihre Arme aus und drehte sich zum Turm. Er sollte das letzte sein was sie sah. Gerade als sie sich in die Tiefe fallen lassen wollte, kam ein Auto die Straße entlang gebraust. Viel zu schnell fuhr es.
Sie drehte sich noch einmal herum, sie hatte es sich anders überlegt. Sie wollte fallen und die Lichter der Stadt sehen und nicht die Augen des armen Zeugen, der gerade aus dem Auto stieg. Sie hatte die Autotür gehört.
„Marie!“
Verwundert blickte sie hinter sich. „Was willst du hier? Verschwinde“, rief sie.
„Marie? Was soll das denn? Hast du wirklich geglaubt, ich lass dich abhauen? Willst du wirklich springen? Du bist doch viel zu feige dazu. Komm runter lass uns nach Hause fahren, ich habe Hunger.“
Marie entfuhr ein gehässiges lachen. Das war es also, er wollte sie zurück, aber nur für das, wozu er sie immer brauchte. Um ihm seinen Hintern nachzutragen.
Noch bevor sie wusste wie ihr geschah war Henri hinter ihr, packte sie am Arm und zog sie von dem Balken herunter.
Jeder Versuch sich zu wehren war zwecklos. Ihr Arm steckte in einem Schraubstock, Henri drückte ihr das Blut ab. Ihr Arm kribbelte unheilvoll. Ohne sich zu wehren, ließ sie sich zum Auto bringen und sich anschnallen. Stumm rollten ein paar Tränen ihre Wangen hinab, als sie einen letzten Blick auf die schlafende Stadt warf. Sie wusste, sie wurde zurück gebracht in die Hölle, die ihr Leben war.
Langsam schob sich der Golf die gewundene Straße hinab. Henri sagte kein Wort aber Marie meinte, das sie seine Wut spüren konnte. Die Ader an der Stirn pochte unheilvoll auch seinen Atem ging stoßweise. Die Kiefer waren fest aufeinander gepresst. Sie wusste, dass ihr das Schlimmste noch bevorstand. Sie hoffte nur, dass er es schnall machen würde und das er es ein für alle Mal beenden würde. Warum war sie nur so dumm gewesen und hatte ihm den Zettel geschrieben? Was hatte sie sich dabei gedacht?
>>Ich wollte, dass er sich einmal im Leben schlecht fühlt, das er weiß, warum ich mich umgebracht habe, umbringen wollte“, verbesserte sie sich in Gedanken.
Doch nichts passierte, zuhause angekommen stieg Henri aus dem Auto, führte sie ins Haus und kletterte sofort ins Bett.
Unschlüssig blieb sie im Flur stehen. Sollte sie ins Bett gehen und darauf warten, dass der Sturm losbrach? Sie war einsam, und das, obwohl sie verheiratet war. Allerdings war eine Heirat noch lange kein Garant für Glück oder Zufriedenheit.
Das man gemeinsam einsam sein konnte wurde ihr klar, als sie unter ihre Decke neben ihren Mann kroch. Er lag auf seiner Seite des Bettes, am äußersten Rand und schnarchte. Wie er trotz des Geschehenen einfach schlafen konnte, war ihr schleierhaft.
Wie gerne würde sie sich jetzt an einen Mann kuscheln, der sie wahrlich und aufrichtig liebte. Sie wollte so einen Mann, ihn berühren, ihn liebkosen.
Henri jedenfalls war nicht dafür geeignet, sie wusste nur zu genau, was los wäre, wenn sie auch nur ein Stück auf seine Seite rutschen würde. Er wäre ungehalten, würde schimpfen und zetern, sie wieder eine dumme Pute nennen und vielleicht schlagen.
Warum sie sich das immer wieder antat, warum sie von diesem Mann nicht loskam, wusste sie nicht genau. Von Liebe konnte schon lange keine Rede mehr sein. Eigentlich war da nur noch Hass. Trotzdem war etwas an ihm das sie bei ihm hielt. Etwas das sie nicht erklären konnte, vielleicht war es der Sex. Komischerweise war Henri im Bett, liebevoll, zärtlich und sehr darauf bedacht, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Ein lächeln huschte über ihr Gesicht als sie an die letzte Zusammenkunft dieser Art, es war vor ungefähr zwei Jahren, dachte. Sie hatten gestritten, wie jedes andere Pärchen auch, Henri war damals noch kein unberechenbarer Schläger. Sie hatte vergessen eine Rechnung zu bezahlen, die Mahngebühren waren genauso hoch wie die eigentliche Rechnung. Henri schmiss eine Tasse an die gegenüberliegende Wand und ein Splitter landete in der anderen Tasse, die noch unberührt auf dem Tisch stand. Das laute klingeln der Scherbe hatte sie zum grinsen gebracht, sie waren sich in die Arme gesunken und hatten miteinander geschlafen, auf dem Küchenfußboden, neben den Splittern.
Jetzt hatte sie nicht selten überall am Körper blaue Flecken, Abschürfungen und ab und zu sogar den einen oder anderen gebrochenen Knochen.
Sie wünschte sich den zärtlichen Henri zurück und gab die Hoffnung, er würde zurückkommen, sich noch irgendwo in dem beleibten Körper befinden, nicht auf.
Am Anfang ihrer Beziehung war noch alles in Ordnung gewesen. Henri war groß, schlank, muskulös und sanft. Ihre Gedanken wanderten zu der ersten Begegnung.
Sie hatten sich im Supermarkt getroffen, ganz klassisch an der Obsttheke. Ihr war ein Apfel zu Boden geglitten und vor seinen Füßen liegen geblieben. Bereits beim Aufstehen war es um sie geschehen. Henri hatte so eine intensive Ausstrahlung, dass sie sich ihm nicht entziehen konnte. Sie war gefesselt von seinen blauen Augen. Sein Lächeln ließ ihre Knie weich werden. Als er sie ansprach, war sie nicht mehr sie selbst, sie hatte aufgehört zu denken. War nur von einem Wunsch getrieben, in seine starken Arme zu sinken, seine vollen Lippen zu Küssen und in seinen blauen Augen abzutauchen.
Henri musste das gespürt haben. Er lachte sie an, umfing ihre Hand und führte sie, ohne den Einkauf beendet zu haben, aus dem Laden hinaus, in seine Wohnung. Er hatte kaum gesprochen, doch genau darin lag für sie der Reiz. Noch nie hatte sie sich bei einem Mann auf Anhieb so wohl gefühlt.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, redeten sie die ganze Nacht am Küchentisch bei Tee und Keksen. Sie war nur noch einmal in ihre eigene Wohnung gegangen, um zu packen. Henri las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Führte sie in Restaurants, machte ihr Geschenke und bemühte sich, dass sie sich wohlfühlte. Er war ein sanfter Riese, ihr sanfter Riese. Fast schon etwas zu sanft, wie ihr heute klar war. Schon damals hätte sie merken müssen das mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Was passiert war und vor allem wann genau, wusste sie nicht. Sie hatte große Angst vor ihm. An manchen Tagen reichte es, wenn ihr etwas aus den Händen glitt und zu Boden fiel, dass er die Hand gegen sie erhob.
Sie seufzte leise und versuchte endlich schlaf zu finden. Sie drehte sich auf die Seite und sah auf die roten Ziffern ihres Radioweckers. Zwanzig Minuten vor zwei.
Sie schloss die Augen und versuchte das beklemmende Gefühl zu verdrängen, nicht zu denken und endlich zu schlafen. Wie immer rieb sie noch ein wenig mit dem nackten Fuß über das faserknotige Laken. Vorsichtig und nicht zu doll, damit Henri nichts mitbekam. Es war ihre einzige Möglichkeit zu spüren, dass sie noch lebte, etwas anderes als Abscheu und Schmerz empfinden konnte.
Sie seufzte erneut. Griff nach der Decke und zog sie bis zum Kinn hinauf. Bildete eine Art Bettdeckenkokon um sich und presste die Lieder fest zusammen.
>>Schlaf endlich du blöde Pute<< schimpfte sie sich im Inneren.
>>In nicht ganz vier Stunden will Henri seinen Kaffee, was glaubst du, was du dir anhören darfst, wenn du mit dicken, rotgeränderten Augen in der Küche stehst?<<
Ihr Leben hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Doch wie sollte sie ihrem Albtraum entkommen? Wohin sollte sie gehen? Henri würde niemals zulassen, dass sie ihn verließ. Selbst den Selbstmord verbaute er ihr.
Als ihr Wecker klingelte, zehn Minuten, bevor der Herr des Hauses sich aus dem Bett schälen würde, hatte sie das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Langsam richtete sie sich auf, stellte den Wecker aus, versuchte beim Strecken keinen Laut zu machen. Als ihre Füße den kalten Fliesenboden berührten, zuckte sie wie immer zusammen. Am liebsten wäre sie sofort zurück unter die Decke gekrochen. Mit einem Blick auf ihre Uhr wurde sie unruhig, wenn sie nicht sofort den Kaffee aufsetzte, würde er nicht fertig sein bis Henri aufstand. Marie sprintete in die Küche und brühte endlich das schwarze Gold.
Marie atmete ruhiger als ihr Mann nach zwei Tassen Kaffee, einer halben Stunde im Bad und einiger Schimpftiraden später das Haus verlies. Kurz überlegte sie, sich noch für ein, zwei Stunden ins Bett zu legen. Aber sie befürchtete mit den Aufgaben, die Henri ihr auf einen Zettel geschrieben hatte, bis zum Abend nicht fertig zu werden. Mutlos sackte sie auf einen der Stühle in der Küche und legte ihr Gesicht in die Hände. Übergangslos fing sie zu weinen an. Warum? Warum musste gerade sie so ein Leben leben?
Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, hob sie den Kopf und sah sich um. Die Küche sollte sie von oben bis unten säubern. Dazu gehörte auch das Auswischen der Schränke. Umständlich begann sie den ersten Schrank auszuräumen. Sorgfältig stapelte sie alles auf dem Küchentisch. Trotzdem fand ein Teller den Weg auf den Fußboden. Barfuß wie sie war trat sie voller Wut gegen eine größere Scherbe.
„Soll er doch zum Teufel gehen“, höhnte sie. Ließ alles so, wie es war und tapste mit schmerzendem Fuß ins Schlafzimmer. Sie griff unters Bett und beförderte den großen ledernen Koffer hervor. Wahllos stopfte sie Unterwäsche, Pullover, Jeans und Shirts hinein. Um ihn zu schließen, musste sie sich auf den Koffer setzen. In einen Rucksack stopfte sie noch ihre Pflegeprodukte und die Schminke, zog sich an und schleppte den schweren Koffer zur Haustür. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich glücklich. Diesesmal hinter lies sie keinen Zettel. Gerade als sie die Tür hinter sich zu schlagen wollte, fuhr der Volvo ihres Mannes in die Einfahrt. Marie erstarrte, warum war er nur zurückgekommen?
„Was soll das denn werden?“ Brüllte er, als er die Autotür geöffnet hatte. Henris Stimme war eiskalt, Marie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Die feinen Härchen an Nacken und Armen stellten sich auf. Was wollte er nur hier, fragte sie sich abermals.
„Wo willst du hin?“ Seine Stimme war noch schärfer geworden, wie kleine Messerstiche durchbohrten sie ihr Herz. Sie begann zu zittern, sie hatte unwahrscheinliche Angst. Unfähig zu antworten stand sie da und umklammerte den Griff ihres Koffers. Henri stand jetzt ganz dicht vor ihr, sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Marie wünschte sich das einer der Nachbarn aus der Haustür trat und ihr helfen würde. Doch dazu war es einfach noch zu früh, um diese Zeit begegnete man niemanden.
„Ich frage dich jetzt zum letzten Mal, besser du antwortest! Wo willst du hin?“
Marie schüttelte nur traurig den Kopf. Unsanft entriss Henri ihr ihren Koffer, drückte sie rückwärts zur Haustür und schloss auf. Bereits in dem schmalen Flur erhob er die Hand und schlug ihr ins Gesicht. Lautlos ging sie zu Boden und erwartete die Fußtritte, sie krümmte sich zusammen um ihren Unterleib zu schützen.
Als er nach einer Stunde endlich genug hatte, riss er sie an den Haaren hoch und führte sie in die Küche.
„Wenn ich wiederkomme, bist du hier fertig!“
Er versetzte ihr noch einen Tritt und sie landete mit dem Gesicht zuerst im Scherbenhaufen des Tellers.
Eine Scherbe schnitt ihr tief ins Gesicht, warm und feucht rann Blut auf die Fliesen. Bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie ihren Mann hinter sich lachen.
„Das geschieht dir recht du Schlampe! Denk doch einfach an die Schmerzen, die du jetzt hast, wenn du das nächste Mal abhauen willst!“
Sie stöhnte gequält auf und versank dann in tiefer Dunkelheit. Bevor Henri zum zweiten Mal an diesem Tag das Haus verließ, trat er seiner Frau in den Unterleib.
„Und dieses Stück Scheiße nennt sich meine Frau!“ Verächtlich sah er zu ihr herab.
„Drecksstück! Wie gut das ich meine Geldbörse vergessen habe!“
Langsam ging er ins Schlafzimmer, nahm sein Portemonnaie vom Nachtschrank und fuhr zur Arbeit.
17.01.2017 05:26
Zitat von kira84:
Sehr spannend.
Jetzt möchte ich weiter lesen
Das freut mich das er dir gefällt, mehr gibt es denke ich heute Nachmittag
17.01.2017 15:31
Und weiter geht es ... Selber Tag andere Perspektive!
Martin Lucy und Leonie Blohme
Als der Wecker von Martin klingelte, fluchte er leise. Lucy lag noch dick eingemummelt auf ihrer Seite des Bettes. Am liebsten hätte er sie angestupst, sie darauf hingewiesen, dass er aufstehen musste. Doch er hatte sich seit der Geburt von Leonie daran gewöhnt, morgens alles allein zu machen. Kaum noch umsorgt zu werden von seiner Frau, sich Kaffee kochen und Brote für die Pause im Büro selbst schmieren musste.
Wie könnte er auch von seiner Frau erwarten, dass sie, wenn sie schonmal etwas schlaf bekam, diesen für ihn unterbrach?
>>Weil ich es tun würde<<, ging es ihm durch den Kopf. Er streckte sich und stieg die Treppe hinunter in die Küche.
Leonie war gerade mal acht Wochen alt und schlief noch nicht durch. Oft erzählte Lucy am Abend, dass das Baby noch keinen Rhythmus gefunden hatte und lieber tagsüber schlief und nachts gewogen, geschaukelt und beschäftigt werden wollte. Woher hätte er wissen sollen das sich das ersehnte Baby so sehr in sein Leben drängte, dass er das Gefühl hatte, es geriet alles aus den Fugen. Als er den Kaffee aufgesetzt hatte, ging er noch einmal nach oben. Kurz erwog er sie doch zu wecken, zu gerne würde er sich kurz mit ihr über seine Probleme unterhalten. Er sah auf sie hinunter, das Haar war unordentlich und fettig auf dem Kissen ausgebreitet. Den Mund hatte sie weit geöffnet, Speichel floss in kleinen Rinnsalen aufs Kinn und von dort auf die Decke, die sie sich unters Kinn gezogen hatte. Zum Abschied gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und registrierte das sie säuerlich roch. Babykotze!
Hätte sie nicht wenigstens noch duschen gehen können, bevor sie ins Bett ging? Er hoffte inständig das sie die Laken heute wechseln würde.
Sie lies sich viel zu sehr gehen, putzte nicht mal regelmäßig ihre Zähne oder duschte.
Angewidert wischte er sich über die Lippen, nein, er hätte nicht gedacht, dass ein Baby sich so sehr in sein Liebesleben einmischte. Er zog sich seinen Anzug an, schüttelte traurig den Kopf und ging wieder in die Küche. Er hatte noch ein bisschen Zeit, also schenkte er sich Kaffee ein und wanderte mit dem Becher durchs Haus. Früher war er gerne hier. Alles war aufgeräumt und nichts stand herum. Es duftete immer nach frischen Schnittblumen und einem selbst gekochten Essen. Wütend kickte er ein Stofftier, das mitten im Weg lag zur Seite. Warum in drei Teufelsnamen konnte sie nicht etwas aufräumen wenn das Baby doch, so wie sie sagte, den ganzen Tag schlief. Und dieser Geruch! Wo kam der bloß her?
Niedergeschlagen und höchst unzufrieden lies er sich auf die Ledercouch im Wohnzimmer sinken. Er hatte kein Licht gemacht, um seine Frau nicht zu wecken. Kaum das er saß sprang er auch schon wieder auf. Sein Hintern wurde feucht. Er griff neben sich, wo die alte Stehlampe stand, und knipste das Licht an.
Übelkeit überkam ihm. Er hatte sich auf eine vollgeschissene Windel gesetzt. Die Exkremente seiner Tochter klebten jetzt an der Hose seines Anzugs. Er musste sich umziehen und würde deswegen zu spät kommen. Jetzt war es ihm egal, ob Lucy oder Leonie wach wurden. Wütend vor sich hin schimpfend ging er ins Schlafzimmer, zog sich aus und überlegte einen Moment, ob er sich rächen und die dreckige Hose zu Lucys Füßen legen sollte. Doch so schnell, wie der Gedanke gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Er hatte sich fest vorgenommen nachsichtig zu sein und zu helfen, wo er konnte. Dieses Versprechen hatte auch er noch nicht gehalten. Es musste sich dringend etwas ändern. Soviel stand fest. Als er sich umgezogen hatte, verließ er fluchtartig das Haus und lies so den Geruch nach Babykotze und Windeln hinter sich.
***
Nicole
Schweißgebadet schreckte sie hoch. Für einen Moment hatte sie keine Ahnung, wo sie war. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie hatte das Gefühl er würde immer noch über ihr sein und stöhnend und schwitzend über ihr zusammenbrechen. Ihr Herz klopfte so wild und laut, das es ihr in der Brust wehtat. Sie legte die Hand auf ihre Kehle, wo sie meinte, noch die Hände, die sich darum schlossen und zudrückten zu spüren, und versuchte sich zu beruhigen. Nur langsam wurde ihr bewusst das sie geträumt hatte. Dass sie sich nicht mehr vor ihrem Stiefvater fürchten musste. Es war vorbei! Schon seit vielen Jahren, doch noch immer suchte er sie in ihrem Träumen heim. Immer und immer wieder vergewaltigte er sie. Nicht mal der Therapeut, zu dem sie seit einem Jahr ging, war in der Lage ihr zu helfen. Er gab sich auch keine große Mühe dabei. Mit Medikamenten hatte er ihren Verstand betäuben wollen, als sie ablehnte, zuckte er nur mit den Schultern und steckte den Rezeptblock zurück in die Schublade seines Schreibtisches. Ein paar Tränen rollten über ihre Wange, warum hatte ihre Mutter nur weggesehen? Sie wusste ganz genau, was sich Nacht für Nacht in ihrem Kinderzimmer abspielte. Selbst als Nicole sie darauf angesprochen hatte, schüttelte sie nur den Kopf und bezichtigte sie zu lügen. Doch an ihrem Blick hatte sie sofort erkannt, dass sie es wusste, das sie nichts unternehmen würde ihre Qualen zu beenden. Ihr Stiefvater würgte sie jedes mal, bevor er kam. Sein nach Alkohol stinkender Atem hielt sich noch Stunden später in dem kleinen, karg eingerichteten Raum. Wenn es vorbei war, stürzte sie ins Bad, duschte und tat den Rest der Nacht kein Auge zu. Die Lehrer bemerkten zwar das sie unausgeschlafen war, das ihre Noten abfielen, doch auch sie unternahmen nichts. Mit 15 hatte sie das alles nicht mehr ausgehalten, war geflüchtet, lebte von da an auf der Straße und bettelte täglich in der Fußgängerzone, nach ein bisschen Geld um sich etwas zu essen zu kaufen. Irgendwann war Henri vorbei gekommen. Er war so lieb, kaufte ihr zu essen und lies sie bei sich duschen. Danach hatten sie miteinander geschlafen. Nicole mittlerweile fast 18 Jahre alt, hatte sich sofort in ihn verliebt. Doch ihr Glück sollte nicht lange anhalten. Ein paar Tage später brachte er einen Mann mit nach Hause. Henri hatte ihr, mit Tränen in den Augen erklärt, er habe Schulden bei ihm, die er nicht zurückzahlen konnte. Sie hatte überlegt, was das alles mit ihr zu tun hatte. Er hatte ihr übers Gesicht gestrichen, sie flehend angesehen und ihr dann erklärt, dass sie mit dem Fremdem schlafen müsse, damit er nicht umgebracht wurde. Nicole stürmte aus dem Zimmer, sie konnte es nicht glauben, was sah er denn in ihr? Eine Hure, die man beliebig einsetzen konnte? Das wollte und konnte sie nicht sein. Sie stürmte an dem anderen Mann vorbei zur Haustür, doch noch bevor sie sie öffnen konnte war Henri hinter ihr. Forderte für seine Aufmerksamkeiten, ihre Rettung, wie er es nannte ein wenig Hilfe. Widerwillig hatte sie zugestimmt. Sie war damals einfach noch zu naiv. Schon bald hatte er eine Wohnung für sie angemietet, hatte sie bei jedem Protest geschlagen und ließ keinen Zweifel daran das er sie, sollte sie versuchen zu fliehen, finden und umbringen würde. Das alles war jetzt drei Jahre her. Sie hatte bis jetzt einmal versucht abzuhauen, er hatte sie fast tot geprügelt!
Als ihr Atem sich beruhigt hatte, wischt sie sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ihr Shirt klebet an ihr wie eine zweite Haut. Auf wackligen Beinen wankte sie zum Kleiderschrank, zog das nasse Shirt aus und lies es achtlos zu Boden gleiten. Sie griff in das mittlere Fach und zog ein neues Kleidungsstück heraus, streifte es über und wankte zurück zum Bett.
Dort stand die einzig wahre Medizin. Ein trockener Wodka, sie setzte die Flasche an und trank gierig einen großen Schluck. Das Brennen, das zurückblieb, genoss sie in vollen Zügen, sie schluckte noch ein paar Mal trocken und ließ sich dann, entspannt zurück in die Kissen gleiten. Sie hoffte ihre Dämonen wenigstens für die nächsten Stunden vertrieben zu haben. Sie schloss die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Als Nicole erneut erwachte, war es schon später Nachmittag, die Sonne war gerade dabei, sich für diesen Tag zu verabschieden.
Müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und wankte ins Bad. Drehte dort das Wasser der Dusche an und lies ihren Slip an ihren Beinen hinunter gleiten. Schlaftrunken kletterte sie hinter den Vorhang und genoss das warme Wasser, das ihren Körper umspülte. Für einen Moment hatte sie das Gefühl frei zu sein. Ihr eigener Herr, Gebieter über ihren Körper und ihre Zeit. Sie wusch ihren Freier vom Abend ab, seinen Schweiß und sein Sperma.
>>Vielleicht sollte ich endlich anfangen und meine Kunden zwingen Kondome zu benutzen<<, dachte sie. Doch sie wusste, dass sie das viele ihrer Stammkunden kosten würde und das Henri es nicht dulden würde. Sie war steril, würde nie Kinder haben können, Henri hatte auch dafür gesorgt. Wo er den Arzt, der die Operation durchgeführt hatte, gefunden hatte, wusste sie nicht. Das Zimmer, in dem sie lag war, schmutzig, der Arzt sah wenig vertrauenserweckend aus. Sie hatte danach drei Monate nicht arbeiten können, hatte Fieber und Schmerzen und wäre fast gestorben. Sie dachte damals das die 18 Jahre ihres Lebens keinen anderen Schluss zuließen als den früh zu sterben.
„Die Männer sind spendabler, wenn du auf das bisschen Gummi verzichtetest“, pflegte Henri zu sagen. Dass es in erster Linie um etwas anderes ging, ihre Gesundheit, war ihm egal. Sie war ein Stück Dreck, zufällig gefunden auf der Straße. Es kümmerte niemanden, was mit ihr geschah. Sie musste Henris Lebensunterhalt verdienen, möglichst viel musste es sein. Sie bedauerte Henri damals vertraut zu haben. Doch jetzt konnte sie es auch nicht mehr ändern. Manchmal wünschte sie sich tot zu sein. Energisch stellte sie das Wasser ab, wankte nass und nackt in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Auch heute würde wieder ein Freier zu ihr kommen. Es war ein Stammkunde, der gutes Geld bezahlte.
Ein fetter hässlicher Kerl, er wollte sie nicht vögeln, er wollte sie lecken, berühren und sich an ihr reiben. Dennis Michke wollte um 21 Uhr auftauchen, gestern hatte er ihr eine SMS mit Anweisungen, ihrer Kleidung und der Getränke betreffend, geschickt.
Wenn nicht alles nach seiner Zufriedenheit organisiert wurde, konnte es schonmal sein, das man ein blaues Auge aber kein Geld bekam!
Noch einmal zurück im Bad wickelte sie sich in ein Handtuch und ging zu ihrem >>speziellen Kleiderschrank<<, suchte sich die passenden Dessou für den Abend, einen String und eine Büstenhebe, heraus und ein hautenges Kleid. Es bedeckte gerademal ihren Hintern, wenn sie sich allerdings bückte, hatte man einen guten Ausblick auf ihren Po. Schnell sah sie sich noch einmal in dem kleinen Zimmer um, sie sollte noch ein wenig aufräumen.
Nach dem sie Make-up aufgelegt hatte ging sie in die Küche und rauchte eine Zigarette und trank einen Kaffee. Es war sozusagen ihr Frühstück, auch wenn es schon wieder fast 19 Uhr war. Wer nachts arbeitete, stand spät auf und machte trotzdem all das, was ein normal arbeitender Mensch so tat. Als sie sich gerade ihre fünfte Zigarette anzünden wollte, klingelte es an der Tür.
„Schon 21 Uhr?“ Fragte sie in die leere Küche. Doch ein Blick auf die Uhr zeigte ihr das es gerade mal ein paar Minuten vergangen waren. Etwas verwundert stand sie auf und ging zur Tür. Vorsichtig sah sie durch den Türspion, doch er wurde zu gehalten.
„Wer ist da?“, fragte sie.
Es kam keine Antwort, kurz überlegte sie den Besucher zu ignorieren. Doch dieser klopfte jetzt, immer lauter an ihre Tür. Bei jedem Laut zuckte sie zusammen, wenn ihr nicht schnell etwas einfiel, würden die Nachbarn wieder anfangen zu meckern. Sie schloss die Tür auf und drückte die Klinke hinunter. Gerade als sie öffnen wollte, wurde die Tür aufgedrückt und sie bekam einen Schlag auf den Kopf. Alles um sie herum wurde dunkel.
***
Martin Lucy und Leonie Blohme
Als der Wecker von Martin klingelte, fluchte er leise. Lucy lag noch dick eingemummelt auf ihrer Seite des Bettes. Am liebsten hätte er sie angestupst, sie darauf hingewiesen, dass er aufstehen musste. Doch er hatte sich seit der Geburt von Leonie daran gewöhnt, morgens alles allein zu machen. Kaum noch umsorgt zu werden von seiner Frau, sich Kaffee kochen und Brote für die Pause im Büro selbst schmieren musste.
Wie könnte er auch von seiner Frau erwarten, dass sie, wenn sie schonmal etwas schlaf bekam, diesen für ihn unterbrach?
>>Weil ich es tun würde<<, ging es ihm durch den Kopf. Er streckte sich und stieg die Treppe hinunter in die Küche.
Leonie war gerade mal acht Wochen alt und schlief noch nicht durch. Oft erzählte Lucy am Abend, dass das Baby noch keinen Rhythmus gefunden hatte und lieber tagsüber schlief und nachts gewogen, geschaukelt und beschäftigt werden wollte. Woher hätte er wissen sollen das sich das ersehnte Baby so sehr in sein Leben drängte, dass er das Gefühl hatte, es geriet alles aus den Fugen. Als er den Kaffee aufgesetzt hatte, ging er noch einmal nach oben. Kurz erwog er sie doch zu wecken, zu gerne würde er sich kurz mit ihr über seine Probleme unterhalten. Er sah auf sie hinunter, das Haar war unordentlich und fettig auf dem Kissen ausgebreitet. Den Mund hatte sie weit geöffnet, Speichel floss in kleinen Rinnsalen aufs Kinn und von dort auf die Decke, die sie sich unters Kinn gezogen hatte. Zum Abschied gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und registrierte das sie säuerlich roch. Babykotze!
Hätte sie nicht wenigstens noch duschen gehen können, bevor sie ins Bett ging? Er hoffte inständig das sie die Laken heute wechseln würde.
Sie lies sich viel zu sehr gehen, putzte nicht mal regelmäßig ihre Zähne oder duschte.
Angewidert wischte er sich über die Lippen, nein, er hätte nicht gedacht, dass ein Baby sich so sehr in sein Liebesleben einmischte. Er zog sich seinen Anzug an, schüttelte traurig den Kopf und ging wieder in die Küche. Er hatte noch ein bisschen Zeit, also schenkte er sich Kaffee ein und wanderte mit dem Becher durchs Haus. Früher war er gerne hier. Alles war aufgeräumt und nichts stand herum. Es duftete immer nach frischen Schnittblumen und einem selbst gekochten Essen. Wütend kickte er ein Stofftier, das mitten im Weg lag zur Seite. Warum in drei Teufelsnamen konnte sie nicht etwas aufräumen wenn das Baby doch, so wie sie sagte, den ganzen Tag schlief. Und dieser Geruch! Wo kam der bloß her?
Niedergeschlagen und höchst unzufrieden lies er sich auf die Ledercouch im Wohnzimmer sinken. Er hatte kein Licht gemacht, um seine Frau nicht zu wecken. Kaum das er saß sprang er auch schon wieder auf. Sein Hintern wurde feucht. Er griff neben sich, wo die alte Stehlampe stand, und knipste das Licht an.
Übelkeit überkam ihm. Er hatte sich auf eine vollgeschissene Windel gesetzt. Die Exkremente seiner Tochter klebten jetzt an der Hose seines Anzugs. Er musste sich umziehen und würde deswegen zu spät kommen. Jetzt war es ihm egal, ob Lucy oder Leonie wach wurden. Wütend vor sich hin schimpfend ging er ins Schlafzimmer, zog sich aus und überlegte einen Moment, ob er sich rächen und die dreckige Hose zu Lucys Füßen legen sollte. Doch so schnell, wie der Gedanke gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Er hatte sich fest vorgenommen nachsichtig zu sein und zu helfen, wo er konnte. Dieses Versprechen hatte auch er noch nicht gehalten. Es musste sich dringend etwas ändern. Soviel stand fest. Als er sich umgezogen hatte, verließ er fluchtartig das Haus und lies so den Geruch nach Babykotze und Windeln hinter sich.
***
Nicole
Schweißgebadet schreckte sie hoch. Für einen Moment hatte sie keine Ahnung, wo sie war. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie hatte das Gefühl er würde immer noch über ihr sein und stöhnend und schwitzend über ihr zusammenbrechen. Ihr Herz klopfte so wild und laut, das es ihr in der Brust wehtat. Sie legte die Hand auf ihre Kehle, wo sie meinte, noch die Hände, die sich darum schlossen und zudrückten zu spüren, und versuchte sich zu beruhigen. Nur langsam wurde ihr bewusst das sie geträumt hatte. Dass sie sich nicht mehr vor ihrem Stiefvater fürchten musste. Es war vorbei! Schon seit vielen Jahren, doch noch immer suchte er sie in ihrem Träumen heim. Immer und immer wieder vergewaltigte er sie. Nicht mal der Therapeut, zu dem sie seit einem Jahr ging, war in der Lage ihr zu helfen. Er gab sich auch keine große Mühe dabei. Mit Medikamenten hatte er ihren Verstand betäuben wollen, als sie ablehnte, zuckte er nur mit den Schultern und steckte den Rezeptblock zurück in die Schublade seines Schreibtisches. Ein paar Tränen rollten über ihre Wange, warum hatte ihre Mutter nur weggesehen? Sie wusste ganz genau, was sich Nacht für Nacht in ihrem Kinderzimmer abspielte. Selbst als Nicole sie darauf angesprochen hatte, schüttelte sie nur den Kopf und bezichtigte sie zu lügen. Doch an ihrem Blick hatte sie sofort erkannt, dass sie es wusste, das sie nichts unternehmen würde ihre Qualen zu beenden. Ihr Stiefvater würgte sie jedes mal, bevor er kam. Sein nach Alkohol stinkender Atem hielt sich noch Stunden später in dem kleinen, karg eingerichteten Raum. Wenn es vorbei war, stürzte sie ins Bad, duschte und tat den Rest der Nacht kein Auge zu. Die Lehrer bemerkten zwar das sie unausgeschlafen war, das ihre Noten abfielen, doch auch sie unternahmen nichts. Mit 15 hatte sie das alles nicht mehr ausgehalten, war geflüchtet, lebte von da an auf der Straße und bettelte täglich in der Fußgängerzone, nach ein bisschen Geld um sich etwas zu essen zu kaufen. Irgendwann war Henri vorbei gekommen. Er war so lieb, kaufte ihr zu essen und lies sie bei sich duschen. Danach hatten sie miteinander geschlafen. Nicole mittlerweile fast 18 Jahre alt, hatte sich sofort in ihn verliebt. Doch ihr Glück sollte nicht lange anhalten. Ein paar Tage später brachte er einen Mann mit nach Hause. Henri hatte ihr, mit Tränen in den Augen erklärt, er habe Schulden bei ihm, die er nicht zurückzahlen konnte. Sie hatte überlegt, was das alles mit ihr zu tun hatte. Er hatte ihr übers Gesicht gestrichen, sie flehend angesehen und ihr dann erklärt, dass sie mit dem Fremdem schlafen müsse, damit er nicht umgebracht wurde. Nicole stürmte aus dem Zimmer, sie konnte es nicht glauben, was sah er denn in ihr? Eine Hure, die man beliebig einsetzen konnte? Das wollte und konnte sie nicht sein. Sie stürmte an dem anderen Mann vorbei zur Haustür, doch noch bevor sie sie öffnen konnte war Henri hinter ihr. Forderte für seine Aufmerksamkeiten, ihre Rettung, wie er es nannte ein wenig Hilfe. Widerwillig hatte sie zugestimmt. Sie war damals einfach noch zu naiv. Schon bald hatte er eine Wohnung für sie angemietet, hatte sie bei jedem Protest geschlagen und ließ keinen Zweifel daran das er sie, sollte sie versuchen zu fliehen, finden und umbringen würde. Das alles war jetzt drei Jahre her. Sie hatte bis jetzt einmal versucht abzuhauen, er hatte sie fast tot geprügelt!
Als ihr Atem sich beruhigt hatte, wischt sie sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ihr Shirt klebet an ihr wie eine zweite Haut. Auf wackligen Beinen wankte sie zum Kleiderschrank, zog das nasse Shirt aus und lies es achtlos zu Boden gleiten. Sie griff in das mittlere Fach und zog ein neues Kleidungsstück heraus, streifte es über und wankte zurück zum Bett.
Dort stand die einzig wahre Medizin. Ein trockener Wodka, sie setzte die Flasche an und trank gierig einen großen Schluck. Das Brennen, das zurückblieb, genoss sie in vollen Zügen, sie schluckte noch ein paar Mal trocken und ließ sich dann, entspannt zurück in die Kissen gleiten. Sie hoffte ihre Dämonen wenigstens für die nächsten Stunden vertrieben zu haben. Sie schloss die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Als Nicole erneut erwachte, war es schon später Nachmittag, die Sonne war gerade dabei, sich für diesen Tag zu verabschieden.
Müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und wankte ins Bad. Drehte dort das Wasser der Dusche an und lies ihren Slip an ihren Beinen hinunter gleiten. Schlaftrunken kletterte sie hinter den Vorhang und genoss das warme Wasser, das ihren Körper umspülte. Für einen Moment hatte sie das Gefühl frei zu sein. Ihr eigener Herr, Gebieter über ihren Körper und ihre Zeit. Sie wusch ihren Freier vom Abend ab, seinen Schweiß und sein Sperma.
>>Vielleicht sollte ich endlich anfangen und meine Kunden zwingen Kondome zu benutzen<<, dachte sie. Doch sie wusste, dass sie das viele ihrer Stammkunden kosten würde und das Henri es nicht dulden würde. Sie war steril, würde nie Kinder haben können, Henri hatte auch dafür gesorgt. Wo er den Arzt, der die Operation durchgeführt hatte, gefunden hatte, wusste sie nicht. Das Zimmer, in dem sie lag war, schmutzig, der Arzt sah wenig vertrauenserweckend aus. Sie hatte danach drei Monate nicht arbeiten können, hatte Fieber und Schmerzen und wäre fast gestorben. Sie dachte damals das die 18 Jahre ihres Lebens keinen anderen Schluss zuließen als den früh zu sterben.
„Die Männer sind spendabler, wenn du auf das bisschen Gummi verzichtetest“, pflegte Henri zu sagen. Dass es in erster Linie um etwas anderes ging, ihre Gesundheit, war ihm egal. Sie war ein Stück Dreck, zufällig gefunden auf der Straße. Es kümmerte niemanden, was mit ihr geschah. Sie musste Henris Lebensunterhalt verdienen, möglichst viel musste es sein. Sie bedauerte Henri damals vertraut zu haben. Doch jetzt konnte sie es auch nicht mehr ändern. Manchmal wünschte sie sich tot zu sein. Energisch stellte sie das Wasser ab, wankte nass und nackt in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Auch heute würde wieder ein Freier zu ihr kommen. Es war ein Stammkunde, der gutes Geld bezahlte.
Ein fetter hässlicher Kerl, er wollte sie nicht vögeln, er wollte sie lecken, berühren und sich an ihr reiben. Dennis Michke wollte um 21 Uhr auftauchen, gestern hatte er ihr eine SMS mit Anweisungen, ihrer Kleidung und der Getränke betreffend, geschickt.
Wenn nicht alles nach seiner Zufriedenheit organisiert wurde, konnte es schonmal sein, das man ein blaues Auge aber kein Geld bekam!
Noch einmal zurück im Bad wickelte sie sich in ein Handtuch und ging zu ihrem >>speziellen Kleiderschrank<<, suchte sich die passenden Dessou für den Abend, einen String und eine Büstenhebe, heraus und ein hautenges Kleid. Es bedeckte gerademal ihren Hintern, wenn sie sich allerdings bückte, hatte man einen guten Ausblick auf ihren Po. Schnell sah sie sich noch einmal in dem kleinen Zimmer um, sie sollte noch ein wenig aufräumen.
Nach dem sie Make-up aufgelegt hatte ging sie in die Küche und rauchte eine Zigarette und trank einen Kaffee. Es war sozusagen ihr Frühstück, auch wenn es schon wieder fast 19 Uhr war. Wer nachts arbeitete, stand spät auf und machte trotzdem all das, was ein normal arbeitender Mensch so tat. Als sie sich gerade ihre fünfte Zigarette anzünden wollte, klingelte es an der Tür.
„Schon 21 Uhr?“ Fragte sie in die leere Küche. Doch ein Blick auf die Uhr zeigte ihr das es gerade mal ein paar Minuten vergangen waren. Etwas verwundert stand sie auf und ging zur Tür. Vorsichtig sah sie durch den Türspion, doch er wurde zu gehalten.
„Wer ist da?“, fragte sie.
Es kam keine Antwort, kurz überlegte sie den Besucher zu ignorieren. Doch dieser klopfte jetzt, immer lauter an ihre Tür. Bei jedem Laut zuckte sie zusammen, wenn ihr nicht schnell etwas einfiel, würden die Nachbarn wieder anfangen zu meckern. Sie schloss die Tür auf und drückte die Klinke hinunter. Gerade als sie öffnen wollte, wurde die Tür aufgedrückt und sie bekam einen Schlag auf den Kopf. Alles um sie herum wurde dunkel.
***
17.01.2017 15:47
Zitat von mellemaus2010:
Echt gut deine Geschichten
Uiiiii
danke das freut mich wirklich sehr
Werde jedesmal ein Stück größer
18.01.2017 06:24
Zitat von nova82:
Zitat von mellemaus2010:
Echt gut deine Geschichten
Uiiiii
danke das freut mich wirklich sehr
Werde jedesmal ein Stück größer
Lese sie gerne, von mir aus könnten noch viele solcher Geschichten kommen .
20.01.2017 15:31
Weiter geht es! Mal sehen wie es euch gefällt!
Marie
Stunden später hörte sie, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, sie versteifte sich sofort. Es hatte sie einiges an Kraft gekostet, die ihr gestellten Aufgaben zu erledigen. Doch immerhin hatte sie es geschafft. Sie hatte sogar den Koffer wieder ausgepackt und unter dem Bett verstaut. Beim Blick in den Spiegel hatte sie sich erschrocken. Um ihr rechtes Auge herum war alles Blau, einige Adern im Auge waren geplatzt. Die Nase schien gebrochen, doch sie traute sich nicht, zum Arzt zu gehen. Das Atmen fiel ihr schwer, was sicherlich auch daran lag das einige Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen waren. Trotzdem hatte sie unwahrscheinliches Glück. Sonst war Henri nicht so nachsichtig mit ihr. Nicht selten endeten solche Tage wie heute im Krankenhaus. So schnell sie konnte stand sie auf und trat in den Flur hinaus, wartete darauf, dass Henri ihr seine Jacke gab, damit sie sie aufhängen konnte. Wie jeden Abend stand sein Essen schon auf dem Tisch. Sie wünschte sich das er nach seinen üblichen vier Bier zu müde sein würde, um sie weiter zu quälen.
Ohne ein Wort zu sagen, drückte Henri sich an ihr vorbei. Sie hob den Mantel vom Boden auf und hängte ihn an die Garderobe. Als sie zu ihm in die Küche kam, war er schon fast mit dem Essen fertig.
„Wie war dein Tag?“ Fragte sie schüchtern, Henri grunzte nur und aß einfach weiter.
„Mein Bier“, befahl er. Sie unterdrückte ein Seufzen, nahm das Bier aus dem Kühlschrank und überreichte es ihm.
„Darf ich ins Bett gehen? Ich habe Schmerzen!“
„Und wer räumt das hier weg? Meinst du etwa, ich mache deine Arbeit?“
Henri war aufgesprungen und um den Tisch herum gerannt, er stand jetzt wieder so nah vor ihr das sie seinen sauren Atem riechen konnte. Außerdem war da noch etwas anderes, Frauen Parfüm? Sie war sich nicht sicher und verwarf den Gedanken schnell wieder. Vielleicht hatte er sich ja eine andere gesucht, an der er sich sexuell abreagieren konnte.
„Ich räume noch die Küche auf, dann möchte ich aber wirklich ins Bett. Du hast mir …“,
Henri unterbrach sie sofort und erhob seine Hand, so als wolle er gleich wieder zuschlagen.
„Was habe ich“, fragte er drohend.
„Nichts, nichts“, sagte sie schnell und zog sich ein bisschen zurück. Von seinem Atem wurde ihr schlecht.
„Mach die Küche sauber, danach kannst du tot umfallen, es ist mir egal.“
Irgendetwas an seinen Bewegungen und seinem Verhalten machten sie stutzig. Auf einmal wirkte ihr Mann so müde, niedergeschlagen und ja, wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie soweit gehen und sagen das er traurig aussah. Henri, der sich mittlerweile mit seinem Bier ins Wohnzimmer verzogen hatte, fluchte leise vor sich hin. Kurz darauf wurde die stille nur von dem Nachrichtensprecher im Fernsehen unterbrochen. Marie machte sich bettfertig und kroch unter ihre Decke. Erschöpft und von Schmerzen gepeinigt schlief sie relativ schnell ein.
***
Martin, Lucy und Leonie Blohme
Was sie geweckt hatte, wusste sie nicht zu sagen. Langsam setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Sie schlug die Decke zur Seite und wankte schlaftrunken ins Bad. Leonie hatte wieder die halbe Nacht darauf bestanden gehätschelt zu werden. Trotz das sie sie gestillt, gebadet und gewickelt hatte. Sie erleichterte sich auf der Toilette und ging dann ins Nebenzimmer. Ihre Tochter schlief noch selig.
Innerlich jubelte sie auf. Zeit für sich, einen Kaffee trinken, ohne Baby auf dem Arm und vielleicht schaffte sie es ja auch zu duschen. Sie wusste, dass sie schrecklich roch, auch wenn sie es selbst nicht mehr wahrnahm. Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinunter in die Küche. In der Thermoskanne, die Martin für sie vorbereitet hatte, wartete der fertige Kaffee. Heiß und duftend füllte sie ihn in einen großen Becher. Setze sich an den kleinen Tisch und atmete erleichtert auf, bevor sie den ersten Schluck zu sich nahm. Warm und stark rann er ihre Kehle hinunter, bereitete ihr ein wohliges Gefühl im Magen. Hastig nahm sie einen zweiten Schluck. Stand auf und wanderte durchs Haus. Überall lagen Spielzeuge herum, dreckige Kleider und Windeln.
„Anstatt zu duschen, sollte ich vielleicht aufräumen!“
Sie bückte sich und griff nach dem ersten Spielzeug, dann zu einem rosa Strampler und einer dreckigen Windel auf dem Sofa. Unsicher sah sie sich in dem großen Zimmer um. Wohin nur mit all dem Zeug?
„Ach das ist doch sinnlos“, seufzte sie und lies alles wieder fallen. Sie stieg die Treppe hoch, nahm das Mobilteil des Babyphones vom Nachtschrank, schaltete es an und ging unter die Dusche.
Als sie aus der Dusche kam, sie hatte sich ein Handtuch um den Leib geschwungen und eins um den Kopf trat sie erneut ins Kinderzimmer. Langsam wurde es Zeit, dass Leonie aufwachte.
Sanft strich sie dem Kind über die Wange, Leonie drehte den Kopf zur Seite und reckte die Arme in die Luft.
Die Liebe, die sie jedes Mal aufs neue Überflutete war unbeschreiblich. Sofort waren die vielen unliebsamen Stunden, in denen das Baby schrie und sie nicht wusste was es hatte vergessen. Sie nahm ihre Tochter auf den Arm und lege sie auf den Wickeltisch, zog sie aus, wickelte sie, wusch sie ein wenig und zog ihr dann frische Kleidung an.
Mit dem Baby auf den Arm ging sie die Treppe hinunter, setzte sich auf einen freien Platz auf der Couch und fing an Leonie zu stillen. Gierig saugte das Baby an ihrer Brust.
„Ich sollte wirklich aufräumen, der Gestank nach Windeln ist nicht auszuhalten!“
Am späten Abend hatte sie es tatsächlich geschafft, das Haus einigermaßen in Ordnung zu bringen.
Leonie hatte, bis auf die kurzen Stillpausen, den ganzen Tag geschlafen. Es bedeutete zwar das sie auf den Schlaf, den sie so dringend brauchte, in der Nacht wieder verzichten musste, aber jetzt, wo sie in der Küche stand und für Martin ein Abendessen zauberte, war sie stolz auf sich.
Als sie hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde, wischte sie sich ihre Hände an der Schürze ab und eilte zu ihrem Mann. Fiel ihm um den Hals und bedeckte sein Gesicht mit küssen.
Martin umarmte sie und pfiff leise durch die Zähne, als er sich im Flur umsah.
„Wow, was ist denn hier passiert? Und was ist das für ein Geruch?“
„Was riechst du denn?“ Fragte sie vorsichtig und löste ihre Umklammerung.
„Ist das etwas zu essen?“
Voller Stolz verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und wippte auf und ab.
„Ja ich mache dein Lieblingsessen!“
Lucy nahm ihrem Mann die Aktentasche aus der Hand und half ihm aus seinem Mantel und dem Jackett, hängte beides auf einen Bügel an der Garderobe.
Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn in die Küche, wo sie den Tisch gedeckt und mit ein paar Kerzen dekoriert hatte.
Verwundert blieb er hinter ihr und sah sich um. Lucy sah den Stolz in seinen Augen.
„Setz dich“, bat sie leicht verunsichert. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihre langen braunen Locken. Versuchte zu grinsen und selbstsicher zu wirken, doch sie wusste, dass es ihr nicht recht gelang. Schnell drehte sie sich zum Herd und tischte das Essen auf. Als sie soweit war, ging sie zu Martin, der immer noch in der Tür stand, nahm ihn an die Hand und führte ihn zu seinem Platz. Schweigend fingen sie an zu essen. Man merkte das sie es nicht mehr gewohnt waren zu kommunizieren. Normalerweise waren sie immer irgendwie beschäftigt und abgelenkt. Lucy mit ihrer Schwangerschaft und jetzt eben mit dem Baby. Martin mit seiner Arbeit oder dem Gemecker darüber, wie es im Haus aussah und das sich niemand von ihren Freunden seit der Geburt hatte blicken lassen.
Marie
Stunden später hörte sie, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, sie versteifte sich sofort. Es hatte sie einiges an Kraft gekostet, die ihr gestellten Aufgaben zu erledigen. Doch immerhin hatte sie es geschafft. Sie hatte sogar den Koffer wieder ausgepackt und unter dem Bett verstaut. Beim Blick in den Spiegel hatte sie sich erschrocken. Um ihr rechtes Auge herum war alles Blau, einige Adern im Auge waren geplatzt. Die Nase schien gebrochen, doch sie traute sich nicht, zum Arzt zu gehen. Das Atmen fiel ihr schwer, was sicherlich auch daran lag das einige Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen waren. Trotzdem hatte sie unwahrscheinliches Glück. Sonst war Henri nicht so nachsichtig mit ihr. Nicht selten endeten solche Tage wie heute im Krankenhaus. So schnell sie konnte stand sie auf und trat in den Flur hinaus, wartete darauf, dass Henri ihr seine Jacke gab, damit sie sie aufhängen konnte. Wie jeden Abend stand sein Essen schon auf dem Tisch. Sie wünschte sich das er nach seinen üblichen vier Bier zu müde sein würde, um sie weiter zu quälen.
Ohne ein Wort zu sagen, drückte Henri sich an ihr vorbei. Sie hob den Mantel vom Boden auf und hängte ihn an die Garderobe. Als sie zu ihm in die Küche kam, war er schon fast mit dem Essen fertig.
„Wie war dein Tag?“ Fragte sie schüchtern, Henri grunzte nur und aß einfach weiter.
„Mein Bier“, befahl er. Sie unterdrückte ein Seufzen, nahm das Bier aus dem Kühlschrank und überreichte es ihm.
„Darf ich ins Bett gehen? Ich habe Schmerzen!“
„Und wer räumt das hier weg? Meinst du etwa, ich mache deine Arbeit?“
Henri war aufgesprungen und um den Tisch herum gerannt, er stand jetzt wieder so nah vor ihr das sie seinen sauren Atem riechen konnte. Außerdem war da noch etwas anderes, Frauen Parfüm? Sie war sich nicht sicher und verwarf den Gedanken schnell wieder. Vielleicht hatte er sich ja eine andere gesucht, an der er sich sexuell abreagieren konnte.
„Ich räume noch die Küche auf, dann möchte ich aber wirklich ins Bett. Du hast mir …“,
Henri unterbrach sie sofort und erhob seine Hand, so als wolle er gleich wieder zuschlagen.
„Was habe ich“, fragte er drohend.
„Nichts, nichts“, sagte sie schnell und zog sich ein bisschen zurück. Von seinem Atem wurde ihr schlecht.
„Mach die Küche sauber, danach kannst du tot umfallen, es ist mir egal.“
Irgendetwas an seinen Bewegungen und seinem Verhalten machten sie stutzig. Auf einmal wirkte ihr Mann so müde, niedergeschlagen und ja, wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie soweit gehen und sagen das er traurig aussah. Henri, der sich mittlerweile mit seinem Bier ins Wohnzimmer verzogen hatte, fluchte leise vor sich hin. Kurz darauf wurde die stille nur von dem Nachrichtensprecher im Fernsehen unterbrochen. Marie machte sich bettfertig und kroch unter ihre Decke. Erschöpft und von Schmerzen gepeinigt schlief sie relativ schnell ein.
***
Martin, Lucy und Leonie Blohme
Was sie geweckt hatte, wusste sie nicht zu sagen. Langsam setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Sie schlug die Decke zur Seite und wankte schlaftrunken ins Bad. Leonie hatte wieder die halbe Nacht darauf bestanden gehätschelt zu werden. Trotz das sie sie gestillt, gebadet und gewickelt hatte. Sie erleichterte sich auf der Toilette und ging dann ins Nebenzimmer. Ihre Tochter schlief noch selig.
Innerlich jubelte sie auf. Zeit für sich, einen Kaffee trinken, ohne Baby auf dem Arm und vielleicht schaffte sie es ja auch zu duschen. Sie wusste, dass sie schrecklich roch, auch wenn sie es selbst nicht mehr wahrnahm. Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinunter in die Küche. In der Thermoskanne, die Martin für sie vorbereitet hatte, wartete der fertige Kaffee. Heiß und duftend füllte sie ihn in einen großen Becher. Setze sich an den kleinen Tisch und atmete erleichtert auf, bevor sie den ersten Schluck zu sich nahm. Warm und stark rann er ihre Kehle hinunter, bereitete ihr ein wohliges Gefühl im Magen. Hastig nahm sie einen zweiten Schluck. Stand auf und wanderte durchs Haus. Überall lagen Spielzeuge herum, dreckige Kleider und Windeln.
„Anstatt zu duschen, sollte ich vielleicht aufräumen!“
Sie bückte sich und griff nach dem ersten Spielzeug, dann zu einem rosa Strampler und einer dreckigen Windel auf dem Sofa. Unsicher sah sie sich in dem großen Zimmer um. Wohin nur mit all dem Zeug?
„Ach das ist doch sinnlos“, seufzte sie und lies alles wieder fallen. Sie stieg die Treppe hoch, nahm das Mobilteil des Babyphones vom Nachtschrank, schaltete es an und ging unter die Dusche.
Als sie aus der Dusche kam, sie hatte sich ein Handtuch um den Leib geschwungen und eins um den Kopf trat sie erneut ins Kinderzimmer. Langsam wurde es Zeit, dass Leonie aufwachte.
Sanft strich sie dem Kind über die Wange, Leonie drehte den Kopf zur Seite und reckte die Arme in die Luft.
Die Liebe, die sie jedes Mal aufs neue Überflutete war unbeschreiblich. Sofort waren die vielen unliebsamen Stunden, in denen das Baby schrie und sie nicht wusste was es hatte vergessen. Sie nahm ihre Tochter auf den Arm und lege sie auf den Wickeltisch, zog sie aus, wickelte sie, wusch sie ein wenig und zog ihr dann frische Kleidung an.
Mit dem Baby auf den Arm ging sie die Treppe hinunter, setzte sich auf einen freien Platz auf der Couch und fing an Leonie zu stillen. Gierig saugte das Baby an ihrer Brust.
„Ich sollte wirklich aufräumen, der Gestank nach Windeln ist nicht auszuhalten!“
Am späten Abend hatte sie es tatsächlich geschafft, das Haus einigermaßen in Ordnung zu bringen.
Leonie hatte, bis auf die kurzen Stillpausen, den ganzen Tag geschlafen. Es bedeutete zwar das sie auf den Schlaf, den sie so dringend brauchte, in der Nacht wieder verzichten musste, aber jetzt, wo sie in der Küche stand und für Martin ein Abendessen zauberte, war sie stolz auf sich.
Als sie hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde, wischte sie sich ihre Hände an der Schürze ab und eilte zu ihrem Mann. Fiel ihm um den Hals und bedeckte sein Gesicht mit küssen.
Martin umarmte sie und pfiff leise durch die Zähne, als er sich im Flur umsah.
„Wow, was ist denn hier passiert? Und was ist das für ein Geruch?“
„Was riechst du denn?“ Fragte sie vorsichtig und löste ihre Umklammerung.
„Ist das etwas zu essen?“
Voller Stolz verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und wippte auf und ab.
„Ja ich mache dein Lieblingsessen!“
Lucy nahm ihrem Mann die Aktentasche aus der Hand und half ihm aus seinem Mantel und dem Jackett, hängte beides auf einen Bügel an der Garderobe.
Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn in die Küche, wo sie den Tisch gedeckt und mit ein paar Kerzen dekoriert hatte.
Verwundert blieb er hinter ihr und sah sich um. Lucy sah den Stolz in seinen Augen.
„Setz dich“, bat sie leicht verunsichert. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihre langen braunen Locken. Versuchte zu grinsen und selbstsicher zu wirken, doch sie wusste, dass es ihr nicht recht gelang. Schnell drehte sie sich zum Herd und tischte das Essen auf. Als sie soweit war, ging sie zu Martin, der immer noch in der Tür stand, nahm ihn an die Hand und führte ihn zu seinem Platz. Schweigend fingen sie an zu essen. Man merkte das sie es nicht mehr gewohnt waren zu kommunizieren. Normalerweise waren sie immer irgendwie beschäftigt und abgelenkt. Lucy mit ihrer Schwangerschaft und jetzt eben mit dem Baby. Martin mit seiner Arbeit oder dem Gemecker darüber, wie es im Haus aussah und das sich niemand von ihren Freunden seit der Geburt hatte blicken lassen.
28.01.2017 14:00
Freitag 27.09.2014
Nicole
Ihr Kopf schmerzte, vorsichtig hob sie die Hand um ihre Nase und die Stirn zu betasten. Als sie auf ihre Nase drückte, musste sie würgen vor Schmerzen. Vorsichtig öffnete sie die Augen doch sie sah nichts. War sie erblindet? Sie bekam Panik und hob ihre Hand erneut vor ihr Gesicht. Doch sie erblickte weiterhin nichts als tiefe schwärze. Sie fing an zu schreien, stand auf und taste sich an der Wand endlang. Was genau war passiert? Sie erinnerte sich nicht. Erst als sie fast heißer war, hörte sie auf zu schreien, als sie ihren Kopf in die andere Richtung drehte, erkannte sie auf der anderen Seite des Raumes etwas das an ein Regal erinnerte. Erleichtert sank sie auf den Boden und fing an zu weinen, sie war nicht blind, sie war nur in einem dunklen Raum. Nur um sich noch einmal zu versichern, das sie sich nichts einbildete hob sie erneut die Hand. Jetzt nach dem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie ihre Finger erkennen. Erneut brach sie in Tränen aus.
Als sie sich beruhigt hatte, ging sie zur gegenüberliegenden Wand, an der das Regal stand. Sie trat ganz nah heran, in der Hoffnung dort etwas zu essen oder trinken zu finden. Doch es war leer. Wer hatte sie hier eingesperrt und warum? Wie lange war sie schon hier?
Gerade, als sie wieder zurück auf den Boden sinken wollte, um erneut hemmungslos zu weinen, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Schnell robbte sie hinter das Regal um sich zu verstecken. Nach und nach wurde das Geräusch immer lauter. Als es abrupt verstummte sah sie an die Stelle, von der sie dachte das dort eine Tür sein musste.
Gespannt wartete sie, als plötzlich Licht durch einen kleinen Spalt am Boden drang, fing ihr Herz wie wild an zu schlagen. Sie fürchtete ohnmächtig zu werden. Sie legte ihre Hand auf ihre Brust, innerlich wappnete sie sich. Gleich würde die Tür aufgestoßen. Sie rechnete mit erneuten Misshandlungen. Sie würde nicht betteln, dass er aufhörte, das schwor sie sich lautlos, bevor ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Das Licht aus dem schmalen Flur hinter der für sie dunklen Gestalt schmerzte in ihren Augen. Sie kniff sie fest zusammen, damit es aufhörte.
Mit schnellen, schweren Schritten kam jemand auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, zog er sie an den Haaren mit sich, hinaus in den Flur. Als er von ihr ablies öffnete sie vorsichtig ein Auge, spähte zu dem Mann hinauf, enttäuscht lies sie den Kopf wieder hängen. Sie konnte ihn nicht identifizieren. Er war vermummt, die Maske hatte nur zwei kleine Augenschlitze.
„Iss“, befahl er, „du hast 5 Minuten!“
Sie begriff nicht sofort, was er meinte, sofort trat er nach ihr. Sie fiel auf die Seite und entdeckte dann ein Tablett mit Sandwiches und einem Glas Wasser. Der Schmerz war sofort vergessen, gierig griff sie nach dem Essen und dem Wasser. In ihrem Magen bildete sich ein Knoten, sie konnte den riesigen Bissen nicht kauen, spuckte es zurück auf den Teller und würgte. Der Mann beugte sich zu ihr hinunter, streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sofort dachte sie das sie ihren Peiniger wohl falsch eingeschätzt hatte.
Doch diesen Gedanken bereute sie sofort, nach den kurzen Liebkosungen folgte ein erneuter Schlag. Er traf sie in die Nieren, sie stöhnte laut auf.
Der Mann griff nach ihrem Teller, nahm den Klumpen, den sie eben ausgespuckt hatte, und stopfte ihn ihr zurück in den Mund. Ihr blieb nichts anderes über als zu kauen. Zu groß war die Angst vor erneuten Schlägen. Sie wusste nicht, wie viele sie davon noch einstecken konnte, ohne ohnmächtig zu werden.
Als sie den Bissen hinunter gewürgt hatte, trank sie gierig das Wasser.
Kaum war das Tablett leer, wurde sie zurück in ihre dunkle Kammer gebracht. Alles bitten und betteln half nicht. Er schaltete das Licht aus und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als tot zu sein. Alles war besser als hier zu sitzen und nicht zu wissen, was als Nächstes passierte.
Ihre Stimme wurde von Minute zu Minute immer dünner. Bald würde sie keinen Mucks mehr herausbringen. Seit ihr Peiniger gegangen war, schrie sie sich die Seele aus dem Leib. Doch niemand schien sie zu hören. Trotzdem, sie hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt nicht damit anfangen. Mit ihren Fäusten hämmerte sie gegen die kalten Mauern ihres Gefängnisses, doch sie bezweifelte, dass auch nur ein Laut nach außen dringen konnte. Wenn sie wenigstens etwas Wasser hätte, dann würde es ihr schon besser gehen. Nach einer weiteren Stunde sank sie auf den Boden, zog die Knie an und weinte. Ihre Stimme hatte aufgegeben, sie war nicht mehr vorhanden. Als sie sich etwas beruhigt hatte, krabbelte sie zu der Tür, legte ihr Ohr an den kalten Stahl und horchte. Aber es gab nichts zu hören. Alles war ruhig. Wie sollte sie es nur schaffen, hier heraus zu kommen. Was wollte der Unbekannte von ihr? Gerade als sie wieder auf ihren Platz in der anderen Ecke krabbeln wollte, hörte sie Schritte. Die Angst durchfuhr sie wie ein Stromschlag, die feinen Härchen am Nacken stellten sich auf. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie war wie festgefroren. Selbst als sich der Schlüssel im Schloss drehte, blieb sie, wo sie war. Innerlich versuchte sie sich abzuschotten, sie wollte die Schmerzen nicht fühlen. Die gleich unweigerlich folgen würden. Soviel hatte sie verstanden, zimperlich war der Mann nicht.
„Was zum Teufel?“
Weiter kam er nicht, Nicole wich vor ihm zurück, plötzlich war Leben in sie gekommen. Sie konnte sich bewegen.
„Keine Angst, ich werde dir diesesmal nicht wehtun, ich habe hier sogar etwas für dich dabei. Er verschwand kurz aus ihrem Blickfeld und kam mit einer Isomatte, einem Schlafsack, einem Eimer, ein paar Lebensmitteln und 3 Flaschen Wasser zurück.
„Was? Warum?“
Sie konnte nur krächzen, jedes Wort schmerzte in ihrem Hals. Doch sie musste unbedingt wissen, warum man sie festhielt.
„Keine Fragen, sonst muss ich doch wieder Böse werden verstanden?“
Sie nickte.
„Und du brauchst gar nicht versuchen zu schreien oder dich bemerkbar zu machen, hier her verirrt sich nie jemand. Wir sind weit außerhalb in einem Bunker.“
Das erklärte, warum sie hier nie etwas hörte und warum ihre Bemühungen vergebens waren.
„Geh sorgsam mit dem Essen und Trinken um, ich weiß nicht wann ich die Zeit habe das nächste Mal wieder herzukommen!“
Warum erzählte er ihr das alles? Wollte er sie mürbe machen? Ihr den Mut weiter zuleben nehmen? Würde sie hier elendig verrecken?
„Du hast hier Brot, Toast, ein bisschen Wurst und Käse. Und weil ich gehört habe das Schokolade glücklich macht, auch das!“
Lächelte er hinter der Maske? Sie legte den Kopf etwas schief, konnte aber trotzdem nichts erkennen.
„Hast du das alles verstanden?“
Sie nickte erneut, als die Tür geschlossen war, stürzte sie sich auf das Essen und trank die erste Flasche Wasser fast komplett aus.
kommt ihr noch mit oder sind die vielen Protagonisten verwirrend?
Nicole
Ihr Kopf schmerzte, vorsichtig hob sie die Hand um ihre Nase und die Stirn zu betasten. Als sie auf ihre Nase drückte, musste sie würgen vor Schmerzen. Vorsichtig öffnete sie die Augen doch sie sah nichts. War sie erblindet? Sie bekam Panik und hob ihre Hand erneut vor ihr Gesicht. Doch sie erblickte weiterhin nichts als tiefe schwärze. Sie fing an zu schreien, stand auf und taste sich an der Wand endlang. Was genau war passiert? Sie erinnerte sich nicht. Erst als sie fast heißer war, hörte sie auf zu schreien, als sie ihren Kopf in die andere Richtung drehte, erkannte sie auf der anderen Seite des Raumes etwas das an ein Regal erinnerte. Erleichtert sank sie auf den Boden und fing an zu weinen, sie war nicht blind, sie war nur in einem dunklen Raum. Nur um sich noch einmal zu versichern, das sie sich nichts einbildete hob sie erneut die Hand. Jetzt nach dem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie ihre Finger erkennen. Erneut brach sie in Tränen aus.
Als sie sich beruhigt hatte, ging sie zur gegenüberliegenden Wand, an der das Regal stand. Sie trat ganz nah heran, in der Hoffnung dort etwas zu essen oder trinken zu finden. Doch es war leer. Wer hatte sie hier eingesperrt und warum? Wie lange war sie schon hier?
Gerade, als sie wieder zurück auf den Boden sinken wollte, um erneut hemmungslos zu weinen, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Schnell robbte sie hinter das Regal um sich zu verstecken. Nach und nach wurde das Geräusch immer lauter. Als es abrupt verstummte sah sie an die Stelle, von der sie dachte das dort eine Tür sein musste.
Gespannt wartete sie, als plötzlich Licht durch einen kleinen Spalt am Boden drang, fing ihr Herz wie wild an zu schlagen. Sie fürchtete ohnmächtig zu werden. Sie legte ihre Hand auf ihre Brust, innerlich wappnete sie sich. Gleich würde die Tür aufgestoßen. Sie rechnete mit erneuten Misshandlungen. Sie würde nicht betteln, dass er aufhörte, das schwor sie sich lautlos, bevor ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Das Licht aus dem schmalen Flur hinter der für sie dunklen Gestalt schmerzte in ihren Augen. Sie kniff sie fest zusammen, damit es aufhörte.
Mit schnellen, schweren Schritten kam jemand auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, zog er sie an den Haaren mit sich, hinaus in den Flur. Als er von ihr ablies öffnete sie vorsichtig ein Auge, spähte zu dem Mann hinauf, enttäuscht lies sie den Kopf wieder hängen. Sie konnte ihn nicht identifizieren. Er war vermummt, die Maske hatte nur zwei kleine Augenschlitze.
„Iss“, befahl er, „du hast 5 Minuten!“
Sie begriff nicht sofort, was er meinte, sofort trat er nach ihr. Sie fiel auf die Seite und entdeckte dann ein Tablett mit Sandwiches und einem Glas Wasser. Der Schmerz war sofort vergessen, gierig griff sie nach dem Essen und dem Wasser. In ihrem Magen bildete sich ein Knoten, sie konnte den riesigen Bissen nicht kauen, spuckte es zurück auf den Teller und würgte. Der Mann beugte sich zu ihr hinunter, streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sofort dachte sie das sie ihren Peiniger wohl falsch eingeschätzt hatte.
Doch diesen Gedanken bereute sie sofort, nach den kurzen Liebkosungen folgte ein erneuter Schlag. Er traf sie in die Nieren, sie stöhnte laut auf.
Der Mann griff nach ihrem Teller, nahm den Klumpen, den sie eben ausgespuckt hatte, und stopfte ihn ihr zurück in den Mund. Ihr blieb nichts anderes über als zu kauen. Zu groß war die Angst vor erneuten Schlägen. Sie wusste nicht, wie viele sie davon noch einstecken konnte, ohne ohnmächtig zu werden.
Als sie den Bissen hinunter gewürgt hatte, trank sie gierig das Wasser.
Kaum war das Tablett leer, wurde sie zurück in ihre dunkle Kammer gebracht. Alles bitten und betteln half nicht. Er schaltete das Licht aus und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als tot zu sein. Alles war besser als hier zu sitzen und nicht zu wissen, was als Nächstes passierte.
Ihre Stimme wurde von Minute zu Minute immer dünner. Bald würde sie keinen Mucks mehr herausbringen. Seit ihr Peiniger gegangen war, schrie sie sich die Seele aus dem Leib. Doch niemand schien sie zu hören. Trotzdem, sie hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt nicht damit anfangen. Mit ihren Fäusten hämmerte sie gegen die kalten Mauern ihres Gefängnisses, doch sie bezweifelte, dass auch nur ein Laut nach außen dringen konnte. Wenn sie wenigstens etwas Wasser hätte, dann würde es ihr schon besser gehen. Nach einer weiteren Stunde sank sie auf den Boden, zog die Knie an und weinte. Ihre Stimme hatte aufgegeben, sie war nicht mehr vorhanden. Als sie sich etwas beruhigt hatte, krabbelte sie zu der Tür, legte ihr Ohr an den kalten Stahl und horchte. Aber es gab nichts zu hören. Alles war ruhig. Wie sollte sie es nur schaffen, hier heraus zu kommen. Was wollte der Unbekannte von ihr? Gerade als sie wieder auf ihren Platz in der anderen Ecke krabbeln wollte, hörte sie Schritte. Die Angst durchfuhr sie wie ein Stromschlag, die feinen Härchen am Nacken stellten sich auf. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie war wie festgefroren. Selbst als sich der Schlüssel im Schloss drehte, blieb sie, wo sie war. Innerlich versuchte sie sich abzuschotten, sie wollte die Schmerzen nicht fühlen. Die gleich unweigerlich folgen würden. Soviel hatte sie verstanden, zimperlich war der Mann nicht.
„Was zum Teufel?“
Weiter kam er nicht, Nicole wich vor ihm zurück, plötzlich war Leben in sie gekommen. Sie konnte sich bewegen.
„Keine Angst, ich werde dir diesesmal nicht wehtun, ich habe hier sogar etwas für dich dabei. Er verschwand kurz aus ihrem Blickfeld und kam mit einer Isomatte, einem Schlafsack, einem Eimer, ein paar Lebensmitteln und 3 Flaschen Wasser zurück.
„Was? Warum?“
Sie konnte nur krächzen, jedes Wort schmerzte in ihrem Hals. Doch sie musste unbedingt wissen, warum man sie festhielt.
„Keine Fragen, sonst muss ich doch wieder Böse werden verstanden?“
Sie nickte.
„Und du brauchst gar nicht versuchen zu schreien oder dich bemerkbar zu machen, hier her verirrt sich nie jemand. Wir sind weit außerhalb in einem Bunker.“
Das erklärte, warum sie hier nie etwas hörte und warum ihre Bemühungen vergebens waren.
„Geh sorgsam mit dem Essen und Trinken um, ich weiß nicht wann ich die Zeit habe das nächste Mal wieder herzukommen!“
Warum erzählte er ihr das alles? Wollte er sie mürbe machen? Ihr den Mut weiter zuleben nehmen? Würde sie hier elendig verrecken?
„Du hast hier Brot, Toast, ein bisschen Wurst und Käse. Und weil ich gehört habe das Schokolade glücklich macht, auch das!“
Lächelte er hinter der Maske? Sie legte den Kopf etwas schief, konnte aber trotzdem nichts erkennen.
„Hast du das alles verstanden?“
Sie nickte erneut, als die Tür geschlossen war, stürzte sie sich auf das Essen und trank die erste Flasche Wasser fast komplett aus.
kommt ihr noch mit oder sind die vielen Protagonisten verwirrend?
28.01.2017 14:38
Ein wenig verwirrend, aber meist kommt beim Lesen die Erinnerung
Super spannend übrigens Ich komm kaum mehr zum Lesen, seit der Kurze da ist und das hier ist super um während seines Powernaps mal wieder ein paar Minuten abzuschalten
Super spannend übrigens Ich komm kaum mehr zum Lesen, seit der Kurze da ist und das hier ist super um während seines Powernaps mal wieder ein paar Minuten abzuschalten
28.01.2017 14:49
Zitat von Vinia:
Ein wenig verwirrend, aber meist kommt beim Lesen die Erinnerung
Super spannend übrigens Ich komm kaum mehr zum Lesen, seit der Kurze da ist und das hier ist super um während seines Powernaps mal wieder ein paar Minuten abzuschalten
Wenn du noch mit kommst freut mich das. Irgendwann kommt die Zeit da wird alles eins aber um die Umstände besser erklären zu können war es nötig das alles so zu gliedern.
Das es spannend ist freut mich. Hätte ja nicht gedacht das ich auch so kann... Bis jetzt waren es bloß Kindergeschichten und Liebesromane
28.01.2017 23:09
Genau beim lesen erinnert man sich wieder. Oder ich schaue oben um wen es genau geht.
Weiter so. Hast du das Buch schon komplett fertig oder bist du gerade dran?
Weiter so. Hast du das Buch schon komplett fertig oder bist du gerade dran?
29.01.2017 10:24
Zitat von kira84:
Genau beim lesen erinnert man sich wieder. Oder ich schaue oben um wen es genau geht.
Weiter so. Hast du das Buch schon komplett fertig oder bist du gerade dran?
Guten Morgen,
das Manuskript besteht momentan auf 50 DinA4 Seiten... Ich arbeite aber gerade nicht an diesem sondern an einem Liebesroman
30.01.2017 21:01
Oh na dann haben wir noch einiges zu lesen. Am liebsten alles auf einmal
Oder zumindest nicht so große Abstände machen.
Oder zumindest nicht so große Abstände machen.
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