Ich bin geboren von einer mir unbekannten und doch bekannten Frau. Da diese aber bei meiner Geburt zu jung war haben meine Pflegeeltern mich mit dem Jugendamt darauf geholt...Wie und unter welchen Umständen bleibt mir nur zu erahnen. Meine Pflegeeltern sind die Tante und der Onkel meiner leiblichen Mutter und somit bin ich zumindest noch in den gleichen Familienbanden geblieben...Aber das heißt nicht, das mein Leben perfekt wäre. Aber ich habe gelernt damit umzugehn...
Um mir mal endlich meine Seele frei zu machen, möchte ich mich auch einmal anvertrauen...

Meine Pflegeeltern haben mit einer leiblichen Tochter, einem adoptierten Sohn und mit mir als Pflegekind eine nach außen hin anständige Familie gehabt, doch wie es hinter den Türen aussah konnte nur erahnt werden.
Während meiner Schwester immer der Zucker in den A*** geblasen wurde und ihr wirklich jeder Wunsch von den Lippen abgelesen worden ist, wurden mein Bruder und ich naja eher vernachlässigt. Bis zu dem Tag an dem ich erfahren habe, dass es nicht meine leiblichen Eltern sind habe ich es nur hingenommen und immer an eine Besserung geglaubt.

Nur ein kleines Beispiel:
Wir haben mit drei Kindern ein KiZi von ca. 20 qm bewohnt und meine Schwester hatte so eine wunderschöne Anbauwand mit Bett und Schreibtisch und allem halt so "perfekt". Während mein Bruder und ich uns so ein "Schubladenbett" und einen alten ausrangierten Schreibtisch teilen mussten. Uns an den Schreibtisch meiner SChwester zu setzen war nicht erlaubt.
Bekam meine Schwester besuch von Freunden, wurde wir aus dem Zimmer verwiesen und "mussten" bei Oma schlafen. Bei Oma war es wirklich schön, bis meine Schwester mit dabei war, weil auch hier wurde sie verwöhnt und betüddelt...Naja leibliches Kind halt.

Mein Vater ist durch viele schlimme Krankheiten und einem fast 20jährigen Leidensweg als Herzpatient (mehrere Bypässe und und und...) ein sehr strenger und kolerischer Mann. Rechthaberisch und nur am Aussehn der Familien in der Öffentlichkeit interessiert.

Da wegen mir (als Pflegekind) wirklich jedes Jahr zwei Termine wegen dem Jugendamt anstanden, wurden diese Tage wie Sonntage zelebriert. Die besten Sonntagssachen und das feinste Geschirr. Wir saßen wirklich wie Heiligabend am Tisch...
Und sowie die Jugendamt-Tante mich zum Einzelgespräch aufforderte wurde mir nur ein alles sagender Blick zugeworfen und damit war klar was ich sagen MUSSTE!
Mein Bruder war der Sündenbock. FÜr alles. Ich meine er war auch nicht unbedingt einfach, aber soviele Schläge wie er bekommen hat. Ich erinnere mich an so einer oder zwei einschneidende Augenblicke, wo ich als damals 12 jährige in ein verquollenes blutiges Gesicht schauen musste und mir gesagt wurde "werd du bloß nicht auch noch so aufmüpfig..."
Irgendwann hat es meinem Bruder gereicht und er lief von Zuhause weg. Er war gerade 18 und hatte eine gute Ausbildung begonnen, die er freiwillig abbrach und sich alleine durchschlagen wollte. Heute nach 13 Jahren hat er wieder Kontakt zu unseren Eltern aufgenommen, weil er sich selber als gescheitert betrachtet, doch in meinen Augen war er mutig und hat es versucht. Er hat leider dadurch wenige schöne sachen erlebt wie Gefängnis und so aber, er hat sich befreit aus den Anfällen unseres Vaters.
Naja, nachdem mein Bruder verschwand bin ich automatisch in diese Lücke gerutscht und als damals 12/13 jährige wurde ich wie ein Junge ran genommen. Während meine Freunde draußen spielten arbeitete ich in der Sonne im Garten und musste beispielsweise so ein kleines Gartenhaus aufbauen. Als mich eine Freundin zum Spielen holen wollte und wir an dem von mir gefertigten Loch rumalberten bekam ich die schlimmsten Schläge meines Lebens. So schlimm, dass ich in der Schule zur Seite genommen wurde. Aber natürlich sagte man als junges Mädchen nichts dazu. Es war meine Welt und ich sah keinen Ausweg.
Meine Schwester hat natürlich nicht einmal Schläge bezogen. Sie war immer die perfekte.

Naja, ich weiß durchs Jugendamt und durch meine Tanten (Schwestern meiner Mutter), dass zu meiner Geburt und zu meiner Kommunion gute Geldgeschenke und so gemacht woden sind und Konten dafür eröffnet wurden. Laut meiner Eltern hätte ich diese Konten mit meinem Bruder geplündert. mit 12/13 jahren???
Nach meinem erfolgreichen Abi und meiner Ausbildung (ich habe auch immer, trotz allem versuch das Ansehn und den Stolz meines Vaters zu bekommen) habe ich mir aber immer wieder sagen lassen müssen, dass sie mich haben durchfüttern und am fressen halten müssen. Ich war mit 18 Jahren dann gegen den Willen meiner Eltern beim Jugendamt und habe mir die Akte durchgelesen und so auch erfahren, dass meine Eltern für mich als Pflegekind auch gut kassiert haben.
Mit 18 Jahren lernte ich meine erste große Liebe kennen und verrannte mich da in einen Halt den ich so nie kannte. Mein Freund war wirklich alles, was ich hatte...
Er hat mich so genommen wie ich bin und ich muss ehrlich gestehn, dass ich schon einen Knacks durch meine Kindheit habe...Naja, zumindest habe ich mit meinem Exfreund sachen erlebt, die meine "tolle" schwester nicht hatte und was kam, mein Exfreund wurde schlecht gemacht und mir immer wieder ausgeredet. Nach 5 1/2 Jahren ging es dann vergangenen Januar wirklich auseinander, aber nicht wegen der Kommentare und dem neid meiner Familie, nein wegen uns. Wir hatten uns auseinander gelebt, andere vorstellungen vom leben.
Ich wollte immer mit ihm zusammenziehn um dem alltag zu entfliehen und endlich zu "Leben".
Ich weiß, ihr fragt euch, warum ich nicht mittlerweile schon Hilfe gesucht hatte... In meiner Familie ist mein Vater der Mittelpunkt, ich hatte Angst alleine da zustehn, ohne irgendwen auch noch zu haben. Ich war wie ein HUnd, der getreten wurde und dennoch immer wieder zurück gekrochen kam.
Es wurde nie auch nur angesehn, was ich geleistet hatte. Während meine Schwester einen minderguten Schulabschluss heimbrachte kam ich mit Abitur und besten Noten nach hause, doch das war nicht genug. Ich wollte doch immer nur ansehn bei meinen Eltern haben, wollte doch auch nur bemerkt werden.
Bei meiner Ausbildung knüpfte ich kontakte zu einem tollen Notar. Von diesem ließ ich mich über adoption aufklären. Ich war der meinung, dass wenn ich mich adoptieren ließe, ich vielleicht endlich dazu gehören würde...
Doch gegen jeglich erwartungen und hoffnungen, lehnten mein vater die adoption ab und meine mutter willigte ein, doch so mit verlief auch dieser wunsch bei mir im sande. Mein Vater befürchtete, dass ich durch adoption zu erbrechten käme und an seinem erbe (seine mutter hatte einiges zu vererben) kratzen könnte, doch dies hatte ich bereits bei meinem notar streichen lassen. es ging mir nie um materielles...Von einigen Familienangehörigen wurde mir dann eingeredet, dass ich nur neidisch wäre und mir alles nur einbilden würde. Ich habe irgendwann angefangen zu glauben, dass ich einen "Aschenputtelkomplex" habe. Jedes Mal wurde runter gemacht was ich gemacht, geschafft oder geleistet habe.
Ich stand immer im Schatten meiner Schwester.
Bis zu dem Tag im vergangenen Januar/Februar wo ich nach dem Tod meiner Oma (sie war meine Vertraute, bei ihr konnte ich mich immer ausweinen, auch wenn sie meine schwester verwöhnte, schenkte sie mir alle liebe dieser welt) und der trennung von meiner ersten großen LIebe, endlich von zuhause auszog. Erst passte es meiner Familie nicht, weil wer putzte nun, kochte, spülte oder kaufte ein, wer wusch die Wäsche oder machte einfach nur sauber, wer packte schwer mit an, wer war einfach nur da, wenn man sauer war???
Ich bin recht spontan und schnell ausgezogen und musste mich die ersten monate schwer an das leben alleine gewöhnen. Meine schwester wohnte schon einige Jahre mit ihrem Mann zusammen und es sah bei ihr so leicht aus. Während meine Schwester in 11 bereits 5 mal umgezogen ist und in jeder wohnung komplett neue Möbel stehn hatte wurden mir zum auszug die reste meiner Schwester mitgegeben und ein Teil meiner Oma, die ja verstorben war. aber auch hierüber habe ich mich nie beschwert. Ich habe es auch so geschafft. Meine Schwester ist zu jedem Essen (frühstück, mittag oder abend - und das ist HEUTE noch so) bei meinen Eltern samt ihrer Familie.
Nach dem ich vergangenes Jahr ausgezogen war, glätteten sich die wogen ein wenig und ich konnte selber entscheiden wann und wie und welchen kontakt ich zu meinen eltern aufnahm. Und es ist deutlich besser geworden.
Auch wenn ich es bis heute nicht verstehn kann, wieso solche unterschiede zwischen kindern egal ob leiblich, adoptiert oder aufgenommen, gemacht werden können.

ABER
Als ich dann im vergangenen Jahr meinen jetzigen Freund und Vater meiner Zwillinge kennenlernte, er kommt aus schlechteren Verhältnissen war damals arbeitslos und hat halt auch eine nicht so dolle Laufbahn hinter sich (aber Vergangenheit halt) wurde ich wieder nur belächelt...Doch das mein Schatz so schnell so erfolgreich arbeit finden würde, hätte keiner geglaubt.
Und dann noch der KNALLER für meine Eltern: ICH BIN SCHWANGER MIT ZWILLINGEN!!!
Meine leibliche Mutter war ein Drilling, meine Oma ein Zwilling und sogar meine Uroma war ein Zwilling. Also irgendwo klar, dass ich dieses Glück in mir trage.
Der Neid meiner Schwester ist jeden Tag, vorallem seit der Bauch da ist, zu spüren. Aber ich lege es nicht einmal darauf an. Trotz allem bekommt sie ja die noch alles von meinen Eltern finanziert. Ich meine sie ist verheiratet und hat zwei kinder, ihr mann geht arbeiten und sie wohnt im haus meines vaters (das vorhin erwähnte erbe) und bekommt alles, vom essen bis zur kleidung für sich und die kinder von meinen eltern bezahlt....!!!!
Ich war mit meinem Schatz bei der Diakonie und habe mich dort erkundigt über Hilfestellungen jeglicher Art, für nicht so gut gestellte werdende junge Eltern, da wir beide noch ein paar rechnungen hinter uns stehn haben. Ich wegen meinem Neuwagen, den ich mir durch meine gute arbeit leisten wollte und er durch seine vergangenheit.
Naja auf jeden Fall, haben wir einen ziemlich hohe zuspruch (finanzielle geldspritze) bekommen und gleich kamen meine Schweter und meine mutter..."ach du schuldest mir doch noch..." (mama) und "du bist aber eine elendige schmarotzerin" (schwester)
Mittlerweile kann ich drüber stehn, doch das hat mich viel kraft gekostet.
Dadurch, dass mein Freund und ich alles bisher alleine geschafft haben, umzug in die neue 109 qm wohnung (größer als die meiner schwester oder gar meiner eltern).
Ich bin mittlerweile stolz auf mich und auf das was ich geleistet habe. Ich habe eine gute schule, ausbildung und auch erziehung (wenn sie auch strenger war), ich erwarte wundervolle zwillinge und habe einen wunderbaren partner, mit dem ich gemeinsam unser zukünftiges leben bestreiten möchte. Wir werden nächstes jahr heiraten und dann ist alles perfekt.
Wir sind uns so ähnlich und haben beinahe gleiche erfahrungswerte. Wir haben uns immer nur eine eigene heile familie gewünscht und diese haben wir. darüber freun wir uns mehr als über materielle unterstützung meiner eltern...
Ich sach immer, alles was in meiner Wohnung steht (er hat leider nichts mitbringen können) ist bezahlt und gehört uns, auch wenn wir nicht die neuesten möbel und teuersten dinge hier haben, wir haben alles für uns und unsere kinder und der rest kommt auch noch von selber.
Bei seiner arbeit läuft alles so spitze, dass sein lohn monatlich immer höher wird und mein lohn, bin ja im BV ist/war ja auch nicht schlecht, sodass wir finanziell nicht schlecht dabei sind.
Ich stelle nur mit einem lachenden auge fest, dass ich durch die besondere schwangerschaft mit zwillingen, bei meiner familie mittlerweile auf platz 1 gerutscht bin...es wird überall mit mir und meiner kuller geprahlt...und das passt meiner schwester so gar nicht...Ich fühle mich damit auch nicht wirklich wohl. Ihre schwangeren bekannten oder jungen mütter (och ne zwillimama dabei) suchen sogar den kontakt zu mir...
Für sie ist es wohl unerträglich, dass ich mal im Mittelpunkt stehe und meine Mom beinahe täglich bei mir auf der Matte steht und dauernd mit zum doc will und sogar schon gefragt hat ob sie bei der entbindung dabei sein kann.
Ich glaube mittlerweile bin ich dem ganzen nur noch lachend zugewandt. Ich habe diese schlimme zeit hinter mir gelassen und stehe meine eigene frau. Meine eltern haben mir eine strenge aber dennoch gute erziehung gegeben.

Ich glaube es ist alles ein wenig lang geworden...uuups!!! Aber das tat mir wirklich gut...

LG Dany

Schlimme geschichte !! Du hattest es bestimmt nie leicht und dafür kann man dich wirklich bewundern !
Kaum zu glauben das es kindern die zu adoption oder zur plege hergeben werden meistens so schlecht gehen muss!
Respekt und du kannst stolz sein das du so eine starke selbstbewusste frau bist !!!

liebe grüße

Wouw, ... bist Du eine starke Frau. Kannst wirklich stolz sein auf das was Du geschafft hast, trotz dieser widrigen Umstande. Eurer kleinen "Sehr-bald"-Familie ( ) kann man nur das Beste wünschen.

Mensch, das ist ja wirklich eine bewegende Lebensgeschichte und ich gönne dir dein neues, gutes Leben sehr!

Ich finde es toll, dass du es geschafft hast, da rauszukommen!
An deiner Stelle würde ich keinen deiner Familie bei der Geburt dabei sein lassen, das haben sie sich in meinen Augen einfach nicht verdient .
Du schreibst ja selbst, dass dir diese plötzliche Aufmerksamkeit unangenehm ist, deshalb würde ich die auch nicht an mein Leben ranlassen. Da ist zuviel passiert, was ich nicht vergessen könnte.
Wie du es auch handhabst, ich wünsche dir alles Gute und dass du endlich glücklich bist!!

Du kannst wirklich stolz sein! Toll was Du erreicht hast! Ich wünsche Dir, Deinem Schatz und den Zwillis alles Gute!

du hattest kein leichtest leben, aber es geht nach vorn bei dir. du erwartetst zwillinge, heiratest. du kannst stolz auf dich sein, trotz deiner damaligen situation das erreicht zu haben was du hast. das ist bewundernswert. und genieß es das du mal im mittelpunkt stehst, mußtest lang genug zurückstecken.

ich wünsche dir viel kraft auf deinem weiteren weg. habe deine geschichte gelesen und konnte mich selbst oft darin wieder finden. genieße dein baldiges zwillingsglück und schau immer nach vorne... es geht immer weiter....

Ich drück Dich mal ganz fest!
Ist nicht so toll, was Du durchmachen musstet. Auch Dein Bruder-schlimme Sache!
Ich finde es aber toll, wie Du Deinen Weg gesucht und gefunden hast. ich habe schon ein paar Mal erwähnt, dass Du in meinen Augen eine ganz starke Frau bist und in diesem, Deinem persönlichen Seelenstrip spiegelt sich meine Vermutung wieder. Ich bin auch ein Aschenputtelkind gewesen. Meine Mom hat nach der Scheidung von meinem Vater wieder geheiratet und ich bekam 2 Schwestern! Wundervolle Mädels, keine Frage, aber ich war als die Große auch immer diejenige, die alles machen musste. Wurde auch erst besser, als ich damal mit 18 ausgezogen und mit meinem Männe zusammengzogen bin. Meine Mutter sagt öfter mal von sich, dass sie eine tolle Mutter ist, naja, wenn sie mich dabei ansieht, gucke ich weg. Zuviel musste ich manchmal abfangen. Ich war damals 10 bzw. 12 Jahre alt, als meine Schwestern geboren wurden. Da war meine Kindheit zu Ende. Und noch heute merke ich, dass meine Schwestern anders als ich behandelt werden. Als ich meine erste Fehlgeburt hinter mir hatte und am Boden zerstört, sollte ich doch tatsächlich meine Schwestern trösten. Hallo? Gehts noch? Noch heute tut es mir furchtbar weh, wenn ich über die ganzen Vorkommnisse nachdenke!
Aber etwas Positives hatte meine Nicht-Kindheit: Ich habe meinen Schwestern den Weg geebnet und konnte Tips geben, wie man am besten mit unserer Mutter umgeht. Bei meinem Stiefvater merke ich übrigens sehr selten, dass ich nicht seine Tochter bin. Und meine Püppi liebt er über alles! (Obwohl ich mir zugegebenermaßen schon lange Gedanken mache, wie es sein wird, wenn er "richtiger" Opa wird !Ich möchte nämlich nicht, dass meine Püppi ähnliche Erfahrungen machen muss, wie ich!) Sorry! Bissel lang geworden!
Ich wünsche Dir, Deinem Mann und Deinen Zwillis eine tolle Zukunft!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!