Mütter- und Schwangerenforum

Freundin gestorben - wem erging es genauso

JuRa1014
6196 Beiträge
21.10.2014 12:47
Hallo ihr Lieben,

ich muss mich einfach mal mitteilen, denn es zerreißt mich.
Vor 20 Jahren kam meine Freundin in unsere Klasse, da waren wir junge 11 und 12 Jahre alt. Wir wurden die besten Freunde. Irgendwann änderte sich doch der Freundeskreis und man verlor sich aus den Augen.
Anfang 20 trafen wir uns dann 1x die Woche zum Kaffee trinken, gemeinsam etwas essen etc. Plötzlich, vor 10 Jahren, zog sie sich dann plötzlich zurück. Ich erfuhr, dass sie Krebs hatte, kam aber nicht mehr an sie ran.
Zwischenzeitlich wusste ich nicht mal, ob sie noch leben würde oder nicht. Keiner von den "alten" Leuten hatte noch Kontakt zu ihr. Nach vielen Jahren sah ich sie mal wieder, ihr ging es gut, sie hatte endlich ihren Traummann gefunden, war mit ihm in einen anderen Ort gezogen und war glücklich.
Ich dachte, sie wäre gesund und hätte alles überstanden.
Dieses Jahr im April schrieb sie mich bei Fb an. Ihr hätten die Bilder unserer Wohnung soo gut gefallen; wo wir wohnen würden, ob hier noch etwas frei wäre. Wir schrieben seit diesem Tag täglich. Sie bekamen auch eine Wohnung hier. Sie tat beim Schreiben immer so, als würde es ihr gut gehen, bis sie sich mal verschrieb und ich erfuhr, dass sie immer noch sehr krank war. Es stand da schon nicht gut um sie, aber sie kämpfte.
Im Juli zog sie dann in das Nachbarhaus ein und wir sahen uns öfter. Sie mied die Öffentlichkeit und bat mich auch, mit niemanden drüber zu sprechen. Es sollte keiner wissen. Aber manchmal nahm sie doch ihren Mut zusammen und wir fuhren einkaufen oder so.
Sie liebte meine Kinder und meine Kinder sie ebenfalls. Ende August war sie das letzte Mal bei uns zu Hause. Ihre Kraft reichte nicht mehr, sie wollte ihre Ruhe haben. Mitte September traf ich sie noch mal zufällig auf dem Parkplatz Sie ging mit ihrem Hund spazieren. Ich konnte sie aber nicht in den Arm nehmen und musste sie fern von uns halten, weil wir Magen/Darm hatten und ich nicht wollte, dass sie sich ansteckt, denn das hätte sie gewiss nicht überlebt.
Sie sagte mir, ich solle ihr nicht böse sein, dass sie kaum noch schreiben würde, aber sie würde einfach nur ihre Ruhe haben wollen.
Sie schrieb zwischendrin traurige Nachrichten, mit Informationen, die mich zum Weinen brachten, aber auch noch lustige Nachrichten, die mich zum Lachen brachten.
Aber die Abstände wurden größer und irgendwann sah ich die Autos ihrer Familie Tag und Nacht vor der Tür stehen, sie war nicht mehr online und ich wusste, was es heißt.
Ich hätte sie so gerne noch mal gesehen, mit ihr gesprochen.
Ich habe recht früh von ihrem Tod erfahren, gleich einige Stunden später, die Beerdigung war, sofern man es sagen kann, wunder-, wunderschön.
Aber sie fehlt mir so sehr. Ich begreife es immer noch nicht. Ich seh das Badezimmerfenster und warte immer wieder darauf, dass ihr Kopf dort auftaucht und zu mir schaut, ich seh ihr Auto draußen stehen... Ich warte, dass sie mir Nachrichten schickt, dass sie hier klingelt...
Mein großer Sohn fragt so oft nach ihr, er vermisst sie auch sehr.
Es ist alles so unwirklich, einfach nicht real.
Ich glaube ja, dass es irgendwie eine Bestimmung war, dass ich sie im letzten halben Jahr noch begleiten durfte, und sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, jeden einzelnen Tag zu genießen, und wie wichtig es ist, zu kämpfen und niemals aufzugeben. Aber dennoch vermiss ich sie unsagbar doll. Die Zeit mit ihr war viel zu kurz...

Ist es jemandem hier ähnlich ergangen? Hat hier auch jemand seine Freundin verloren?
Ich weiß, dass es hier auch Leute gibt, die ihre Eltern verloren haben und tief traurig ist, aber kann man es mit dem Verlust einer Freundin/eines Freundes vergleichen? Trauer ist immer schlimm. Ich will hier jetzt niemanden ausgrenzen.
Ach wisst ihr, schreibt einfach, erzählt einfach... Einfach wenn ihr möchtet... Trauer verbindet ja...

Carpe-Noctem
974 Beiträge
21.10.2014 13:04
Ich habe 2 Freunde verloren.

Den einen damals (vor ca 14 Jahren). Wir waren in Heidelberg, skaten.
Ich deutsche, er Mischling.
Waren den halben Tag unterwegs und gegen nachmittag, wir fuhren etwas in der Gegend herum fiel ein Schuss.
Nazis haben meinen Freund, vor meinen Augen erschossen. Kopfschuss.
Die Kerle rannten weg, wurden nie gefunden.
Ich rannte vor Schock durch die Gegend.
Das Thema wirkte viele Jahre noch in meiner Psyche.

Ein anderer Freund (muss ca 8 Jahre her sein) nahm sich nach einer bestandenen Abi Prüfung das Leben.
Gefunden hat ihn seine Oma erhängt im Kleiderschrank.
Muss wohl nach Polizeiangaben eine heimliche Verbindung zur schwarzen Szene gehabt haben....

Joa, toll, ne?
Da wundert es keinen warum ich keine guten Freunde mehr hab
JuRa1014
6196 Beiträge
21.10.2014 13:12
Oh, wie schrecklich.

Was gibt es denn für grauenhafte Menschen? Wer gibt einem das Recht, jemanden zu erschießen, nur weil er "Ausländer" ist?! Ich bin sprachlos.

Und oh weh, der Selbstmord ist ja auch hart. Besonders sicher auch für die Oma?!

Hast du mit irgendwem über das alles richtig reden können? Hast du es irgendwie verarbeiten können oder verdrängst du nur?
Carpe-Noctem
974 Beiträge
21.10.2014 13:21
Hab es mit mir selbst verarbeitet.
Hab auch noch andere schreckliche Dinge erlebt.

Muss aber dazu sagen, dass ich eine sehr optimistische Frau bin. Und mittlerweile auch nichts dergleichen mehr erleben musste. Im Gegenteil, im Moment ist es sehr prima alles.

Aber daran denken tut man immer an sowas.
Das geht, zumindest bisher, nie ganz weg.
MaMa0007
2880 Beiträge
23.10.2014 07:07
Zitat von JuRa1014:

Hallo ihr Lieben,

ich muss mich einfach mal mitteilen, denn es zerreißt mich.
Vor 20 Jahren kam meine Freundin in unsere Klasse, da waren wir junge 11 und 12 Jahre alt. Wir wurden die besten Freunde. Irgendwann änderte sich doch der Freundeskreis und man verlor sich aus den Augen.
Anfang 20 trafen wir uns dann 1x die Woche zum Kaffee trinken, gemeinsam etwas essen etc. Plötzlich, vor 10 Jahren, zog sie sich dann plötzlich zurück. Ich erfuhr, dass sie Krebs hatte, kam aber nicht mehr an sie ran.
Zwischenzeitlich wusste ich nicht mal, ob sie noch leben würde oder nicht. Keiner von den "alten" Leuten hatte noch Kontakt zu ihr. Nach vielen Jahren sah ich sie mal wieder, ihr ging es gut, sie hatte endlich ihren Traummann gefunden, war mit ihm in einen anderen Ort gezogen und war glücklich.
Ich dachte, sie wäre gesund und hätte alles überstanden.
Dieses Jahr im April schrieb sie mich bei Fb an. Ihr hätten die Bilder unserer Wohnung soo gut gefallen; wo wir wohnen würden, ob hier noch etwas frei wäre. Wir schrieben seit diesem Tag täglich. Sie bekamen auch eine Wohnung hier. Sie tat beim Schreiben immer so, als würde es ihr gut gehen, bis sie sich mal verschrieb und ich erfuhr, dass sie immer noch sehr krank war. Es stand da schon nicht gut um sie, aber sie kämpfte.
Im Juli zog sie dann in das Nachbarhaus ein und wir sahen uns öfter. Sie mied die Öffentlichkeit und bat mich auch, mit niemanden drüber zu sprechen. Es sollte keiner wissen. Aber manchmal nahm sie doch ihren Mut zusammen und wir fuhren einkaufen oder so.
Sie liebte meine Kinder und meine Kinder sie ebenfalls. Ende August war sie das letzte Mal bei uns zu Hause. Ihre Kraft reichte nicht mehr, sie wollte ihre Ruhe haben. Mitte September traf ich sie noch mal zufällig auf dem Parkplatz Sie ging mit ihrem Hund spazieren. Ich konnte sie aber nicht in den Arm nehmen und musste sie fern von uns halten, weil wir Magen/Darm hatten und ich nicht wollte, dass sie sich ansteckt, denn das hätte sie gewiss nicht überlebt.
Sie sagte mir, ich solle ihr nicht böse sein, dass sie kaum noch schreiben würde, aber sie würde einfach nur ihre Ruhe haben wollen.
Sie schrieb zwischendrin traurige Nachrichten, mit Informationen, die mich zum Weinen brachten, aber auch noch lustige Nachrichten, die mich zum Lachen brachten.
Aber die Abstände wurden größer und irgendwann sah ich die Autos ihrer Familie Tag und Nacht vor der Tür stehen, sie war nicht mehr online und ich wusste, was es heißt.
Ich hätte sie so gerne noch mal gesehen, mit ihr gesprochen.
Ich habe recht früh von ihrem Tod erfahren, gleich einige Stunden später, die Beerdigung war, sofern man es sagen kann, wunder-, wunderschön.
Aber sie fehlt mir so sehr. Ich begreife es immer noch nicht. Ich seh das Badezimmerfenster und warte immer wieder darauf, dass ihr Kopf dort auftaucht und zu mir schaut, ich seh ihr Auto draußen stehen... Ich warte, dass sie mir Nachrichten schickt, dass sie hier klingelt...
Mein großer Sohn fragt so oft nach ihr, er vermisst sie auch sehr.
Es ist alles so unwirklich, einfach nicht real.
Ich glaube ja, dass es irgendwie eine Bestimmung war, dass ich sie im letzten halben Jahr noch begleiten durfte, und sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, jeden einzelnen Tag zu genießen, und wie wichtig es ist, zu kämpfen und niemals aufzugeben. Aber dennoch vermiss ich sie unsagbar doll. Die Zeit mit ihr war viel zu kurz...

Ist es jemandem hier ähnlich ergangen? Hat hier auch jemand seine Freundin verloren?
Ich weiß, dass es hier auch Leute gibt, die ihre Eltern verloren haben und tief traurig ist, aber kann man es mit dem Verlust einer Freundin/eines Freundes vergleichen? Trauer ist immer schlimm. Ich will hier jetzt niemanden ausgrenzen.
Ach wisst ihr, schreibt einfach, erzählt einfach... Einfach wenn ihr möchtet... Trauer verbindet ja...



Ich dachte gerade ich lese meine Geschichte nur mit einigen anderen Jahresdaten.
Meine Freundin habe ich in der Berufsschule 2001 kennen gelernt, sind im 2. Lehrjahr beide schwanger 2002 geworden. Ich habe ein BV bekommen und sie hat die komplette SS durchgearbeitet. Wir haben uns dann wieder getroffen da waren unsere Kinder einige Monate alt. Ab da haben wir uns 2-3 Jahre oftmals täglich zum Kaffee bei mir zu hause getroffen. Die Kinder sind beides Mädels, sind somit zusammen die ersten Jahre aufgewachsen miteinander.
Durch eine Streitigkeit zwischen ihr und meinem Mann haben wir uns aus den Augen verloren für einige Jahre. Sie ging mir aber nie aus dem Kopf, so haben wir dann nach 2 Jahren wieder kontakt aufgenommen über Facebook. Haben wieder angefangen uns zu treffen, aber wegen meinem Mann war der Kontakt einfach nicht mehr so intensiv wie die Jahre vorher. August 2012 war die erste Nachricht von ihr, dass sie Nierenprobleme hätte und es ihr nicht so gut geht. Sie müsse ins Krankenhaus. Ab da war sie immer weniger zu erreichen. Oktober 2011 hat ihre Mutter anstatt sie geantwortet über Facebook ich solle bitte im Krankenhaus anrufen. War eine bitte von ihr. Als ich sie anrief, war sie ruhig und sachlich mit der Information das bei ihr Gebärmutterkrebs fest gestellt wurde. Ich bin dann natürlich gleich zu ihr ins Krankenhaus. Damals war sie so optimistisch das sie das alles übersteht, aber naja die Prognose, die Größe vom Tumor und die Metastasen sprachen eine andere Sprache.
Im November, Dezember und Januar hatte sie Bestrahlungen und Chemo mit der Hoffnung das der Tumor kleiner wird und man sie operieren kann. Der Tumor wuchs aber weiter, später kam raus das es ein Hormoneller Tumor ist und man ihre Hormone hätte auf null drehen müssen um ihn evtl. zu bekämpfen. Als das Raus kam war alles zu spät. Ihre Chance mit einer Totaloperation entfernung von der Blase und einen teil des Darms hatte sie zuvor abgelehnt, war somit auch dahin da alles vom Krebs schon so zerfressen war, das große Kliniken wie z.b. München sogar abgelehnt habe. Anfang März 2012 hat sie dann den Kampf verloren und ist gegangen. Hinterließ eine damals 9 Jähige Tochter.
Seit der Diagnose bis zu ihrem Tod, hatte ich nur über Facebook mit ihr oder mit der Mutter von ihr kontakt. Sie wollte nicht das ich sie besuche und so sehen, bis heute komme ich damit nicht klar.
Ich hätte sie so gerne nochmal in den Arm genommen, hätte ihr gesagt das ich für sie da bin, aber nein sie hatte es mir verweigert.
Heute habe ich noch Kontakt mit ihrer Mutter, die kleine ist jetzt bei ihrem Vater nach langem Sorgerechtsstreit zwischen Oma und Vater. Somit haben meine Tochter und ihre Tochter auch kein Kontakt mehr.
Alles ist so traurig und auch irgendwie unfair.
JuRa1014
6196 Beiträge
23.10.2014 12:53
@ Carpe-Noctem
Hut ab vor dir. Wirklich. Ich beneide diese Menschen, die soviel Optimismus in sich haben und es schaffen, Dinge mit sich selber auszumachen.

@MaMa, jetzt musste ich weinen.

Ich weiß genau, wie du dich fühlst.
Bist du bei ihrer Beerdigung gewesen?
Und du kommst bis heute immer noch nicht damit klar?
Bis wann vor ihrem Tod habt ihr noch geschrieben?
Ich habe ja das letzte Mal 6 Tage vor ihrem Tod eine Nachricht von ihr bekommen und diese lautete in etwa: die Wohnung war die besten Entscheidung, die wir seit langem getroffen haben. Jetzt muss es mir nur gesundheitlich wieder besser gehen, dann wäre alles perfekt.
Durch die Rede bei der Beerdigung weiß ich, dass sie da schon mit dem Tod kämpfte
Ich wusste ja, dass es zu Ende ging mit ihr, ich bin ja nicht blöd. Aber ich frage mich bisher immer noch, warum sie da immer noch so tat, als wäre alles gut. Vielleicht wollte sie mich nicht verletzen? Oder hatte sie Angst, dass ich zu ihr kommen will? Ihr Mann sagte zu mir, es war gut, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, ich solle sie in Erinnerung behalten, wie ich sie Mitte September gesehen habe. Aber ich hätte mich wenigstens schriftlich irgendwie von ihr verabschieden wollen.
Ich habe heute ihren Mann getroffen, ich musste direkt wieder losweinen. Das wirft mich immer so aus der Bahn.
Gestern war eine Nachbarin, die bei ihr im Haus wohnt, bei mir und hat erzählt, dass eine andere Nachbarin bei ihr klingelte und sammeln wollte. Normalerweise sind die Nachbarn da im Haus nicht soooo mit Freundlichkeit gesegnet, aber ich fand und finde diese Geste so toll und herzlich. Und ich wollte mein Handy schnappen und meiner Freundin schreiben, dass die Nachbarn sie mögen. Sie wollte immer von mir wissen, was die Nachbarn mich über sie ausfragen oder was sie so über sie sagen und ich habe es ihr immer geschrieben. Und gestern... ja, da konnte ich es ihr nicht mehr sagen
MaMa0007
2880 Beiträge
23.10.2014 16:28
Zitat von JuRa1014:

@ Carpe-Noctem
Hut ab vor dir. Wirklich. Ich beneide diese Menschen, die soviel Optimismus in sich haben und es schaffen, Dinge mit sich selber auszumachen.

@MaMa, jetzt musste ich weinen.

Ich weiß genau, wie du dich fühlst.
Bist du bei ihrer Beerdigung gewesen?
Und du kommst bis heute immer noch nicht damit klar?
Bis wann vor ihrem Tod habt ihr noch geschrieben?
Ich habe ja das letzte Mal 6 Tage vor ihrem Tod eine Nachricht von ihr bekommen und diese lautete in etwa: die Wohnung war die besten Entscheidung, die wir seit langem getroffen haben. Jetzt muss es mir nur gesundheitlich wieder besser gehen, dann wäre alles perfekt.
Durch die Rede bei der Beerdigung weiß ich, dass sie da schon mit dem Tod kämpfte
Ich wusste ja, dass es zu Ende ging mit ihr, ich bin ja nicht blöd. Aber ich frage mich bisher immer noch, warum sie da immer noch so tat, als wäre alles gut. Vielleicht wollte sie mich nicht verletzen? Oder hatte sie Angst, dass ich zu ihr kommen will? Ihr Mann sagte zu mir, es war gut, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, ich solle sie in Erinnerung behalten, wie ich sie Mitte September gesehen habe. Aber ich hätte mich wenigstens schriftlich irgendwie von ihr verabschieden wollen.
Ich habe heute ihren Mann getroffen, ich musste direkt wieder losweinen. Das wirft mich immer so aus der Bahn.
Gestern war eine Nachbarin, die bei ihr im Haus wohnt, bei mir und hat erzählt, dass eine andere Nachbarin bei ihr klingelte und sammeln wollte. Normalerweise sind die Nachbarn da im Haus nicht soooo mit Freundlichkeit gesegnet, aber ich fand und finde diese Geste so toll und herzlich. Und ich wollte mein Handy schnappen und meiner Freundin schreiben, dass die Nachbarn sie mögen. Sie wollte immer von mir wissen, was die Nachbarn mich über sie ausfragen oder was sie so über sie sagen und ich habe es ihr immer geschrieben. Und gestern... ja, da konnte ich es ihr nicht mehr sagen


Ja ich war bei ihrer Beerdigung, es hat mich zwar sehr viel überwindung gekostet, aber ich war dort. Es war wirklich trotz der Umstände wirklich schön gemacht. Lieder die sie früher gerne gehört hat und zu ihrer geschichte gepasst haben, wurden gespielt. Heute noch wenn Unheilig mit "Leben um zu Sterben" oder Xavier Naidoo kommt mit " Abschied nehme" schlucke ich noch.
Das letzt mal habe ich mit ihr einige Tage zu vor noch geschrieben. Sie war nie ehrlich zu mir, dafür ihre Mutter um so ehrlicher und diese war es auch die mich angerufen hat und mir mitgeteilt dass sie verstorben ist.
Als Antwort warum sie mich nicht da haben wollte im Krankenhaus, war immer nur das ich sie so in Erinnerung halten sollte wie sie war und nicht wie sie in dem Augenblick aussah. Abgemagert und bleich ohne Haare. Das wollte sie mir ersparen.
Ja ich vermisse sie immer noch, sie war die die immer für mich da war und mich immer so genommen und gemocht hat wie ich war.
Ich war ja auch wie gesagt auf ihrer beerdigung und auch oft schon an ihrem Grab aber irgendwie wenn ich jemand sehe der ihr ähnlich sieht naja dann schlucke ich immer wieder ein bisschen.
Leek
1274 Beiträge
29.10.2014 21:30
Hallo

Ich kann dich so gut verstehen. Habe auch 2 Freundinnen verloren.

Wir waren 14/15 als M. immer wieder Bauchschmerzen hatte. Kein Arzt wusste so wirklich was es ist, bzw die meisten sind nicht drauf eingegangen. Bauchschmerzen bei 14 Jährigen...Der erste Liebeskummer, viel zu tun in der Schule, Stress mit Freunden...es gibt 100 Gründe für Bauchschmerzen.
Bei einer gründlichen Gynäkologischen Untersuchung ist aber bei raus gekommen, dass irgendwas an der Gebärmutter und Eierstöcken nicht stimmt. (was genau da war weiß ich gar nicht). Es folgte eine große OP, Gebärmutter, Eierstöcke, alles raus. Krebs. Was genau kann ich nicht sagen. Jedenfalls war es wohl verdammt selten und so ganz genau wurde es auch noch nicht erforscht.
Es folgte eine knallharte Chemo. Wochenlang war sie im Krankenhaus.
Aber M. hat immer ihre gute Laune behalten. Hat nie aufgegeben. Egal wie schlecht es ihr ging.
Unser Klassenlehrer hat sie einmal die Woche besucht.
M. wollte regelmäßig das Unterrichtsmaterial bekommen und hat versucht vom KH aus mitzukommen. Natürlich gelang es ihr kaum. Aber dass sie es überhaupt versucht hat ist schon unfassbar.

Nach einem halben Jahr ständiger Chemos und KH Aufenthalten ging es bergauf. Sie musste nur die 9. Klasse wiederholen. Kein Problem für eine Kämpferin wie M.
Kurz vor den Sommerferien hatte sie aber ständig Schmerzen in der Schulter und in der Hüfte: Knochenmetastasen.
Wieder folgten Untersuchungen und KH Aufenthalte.
Und was kam bei heraus: Durch harte Chemos kann M.'s Leben verlängert werden. Aber geheilt wird sie nicht. Ohne Chemo hat sie nur noch ein paar Monate zu leben

Und jetzt muss man sich mal in den Kopf einer 16 Jährigen hereinversetzen. Ich hätte M.'s Entscheidung nicht so treffen können: Sie wollte keine Chemo. Kein Krankenhaus. Sie wollte einfach nur noch ein paar Monate ein gutes Leben haben. Spaß haben. Zur Schule gehen.

Und genau das zog sie durch. Sie ging zur Schule, die sie 1a gemeistert hat. Sie hat ihren Rollerführerschein gemacht. In den Herbstferien waren wir zu 3. im Mädelsurlaub an der Ostsee. Nach außen wirkte es so als ob M. komplett gesund wäre.
Aber dann war Ende Januar. Von jetzt auf gleich ging es M. deutlich schlechter. Sie hat das Essen und das Trinken verweigert. Ging nicht mehr zur Schule. Sie hat in kurzer Zeit Wasser eingelagert. Ich habe sie fast täglich besucht. Und an einem Tag hab ich geklingelt und hab, als die Tür geöffnet wurde, gleich gemerkt dass etwas anders war. "M. wird heute oder heute Nacht sterben..."
Sie war kaum mehr ansprechbar. Hatte totale Schnappatmung.
Es war echt ein schlimmer Anblick. Man war 16, hat mit sowas noch nie Kontakt gehabt.
Und ihre Eltern hatten Recht....In der Nacht starb M....zu Hause im Beisein ihrer Familie...

Danach habe ich lange gebraucht um wieder klar zu kommen.
War einige Tage nicht in der Schulter...
M. war meine beste Freundin. Ich hab sie bewundert, tue es noch immer. Wie kann eine 16 Jähriige solche Entscheidungen treffen und trotzdem normal weiter zu leben ohne zu jammern?

Und W. ist an einem Unfall mit anschließendem Hirntod gestorben...Würde ich die Geschichte auch noch aufschreieben würde dass hier den Rahmen sprengen...Und das ist auch nich zu frisch, glaub dass würde ich etzt gerade auch nicht gut können

Aber ich verstehe dich. Man kann den Tod eines guten Freundes nicht mit dem Tod eines Elternteiles vergleichen. Aber irgendwie doch. Kann es schwer beschreiben...
Colli89
1506 Beiträge
02.11.2014 22:05
Bei mir ist es "andersrum" - die Mutter meines Stiefkindes ist 2011 im Alter von 31 Jahren wegen eines Aneurysmas (schreibt man das so?) im Gehirn verstorben... wir wohnen in dem selben Ort wo sie auch gelebt hat und ich treffe ab und zu ehemalige Freundinnen von ihr...
02.11.2014 22:20
Meine Freundin ist am 19.09.14 Verstorben, sie hinterlässt drei Kinder
Mama200220102013
90 Beiträge
02.11.2014 22:29
Zitat von Carpe-Noctem:

Ich habe 2 Freunde verloren.

Den einen damals (vor ca 14 Jahren). Wir waren in Heidelberg, skaten.
Ich deutsche, er Mischling.
Waren den halben Tag unterwegs und gegen nachmittag, wir fuhren etwas in der Gegend herum fiel ein Schuss.
Nazis haben meinen Freund, vor meinen Augen erschossen. Kopfschuss.
Die Kerle rannten weg, wurden nie gefunden.
Ich rannte vor Schock durch die Gegend.
Das Thema wirkte viele Jahre noch in meiner Psyche.

Ein anderer Freund (muss ca 8 Jahre her sein) nahm sich nach einer bestandenen Abi Prüfung das Leben.
Gefunden hat ihn seine Oma erhängt im Kleiderschrank.
Muss wohl nach Polizeiangaben eine heimliche Verbindung zur schwarzen Szene gehabt haben....

Joa, toll, ne?
Da wundert es keinen warum ich keine guten Freunde mehr hab

Ich komme aus Heidelberg.DAS ist hier definitiv nie passiert, sorry
suppengrün
13851 Beiträge
02.11.2014 22:41
Zitat von Mama200220102013:

Zitat von Carpe-Noctem:

Ich habe 2 Freunde verloren.

Den einen damals (vor ca 14 Jahren). Wir waren in Heidelberg, skaten.
Ich deutsche, er Mischling.
Waren den halben Tag unterwegs und gegen nachmittag, wir fuhren etwas in der Gegend herum fiel ein Schuss.
Nazis haben meinen Freund, vor meinen Augen erschossen. Kopfschuss.
Die Kerle rannten weg, wurden nie gefunden.
Ich rannte vor Schock durch die Gegend.
Das Thema wirkte viele Jahre noch in meiner Psyche.

Ein anderer Freund (muss ca 8 Jahre her sein) nahm sich nach einer bestandenen Abi Prüfung das Leben.
Gefunden hat ihn seine Oma erhängt im Kleiderschrank.
Muss wohl nach Polizeiangaben eine heimliche Verbindung zur schwarzen Szene gehabt haben....

Joa, toll, ne?
Da wundert es keinen warum ich keine guten Freunde mehr hab

Ich komme aus Heidelberg.DAS ist hier definitiv nie passiert, sorry

Ich habe im Internet auch nichts dazu gefunden...
JuRa1014
6196 Beiträge
03.11.2014 15:43
Ich bin im Moment nur mit dem Handy online. Ich werde auf eure Beiträge eingehen, wenn ich am Laptop bin.
aber es tut gut zu wissen, daß man nicht alleine ist.
ihr Tod ist jetzt 3,5 Wochen her und auf der einen Seite kommt es mir so ewig vor, auf der anderen glaube ich es immer noch nicht. Wir haben gerade die Hand Fuss Mund Krankheit bei uns und ich will ihr immer schreiben, dass sie derzeit bitte nicht vorbeikommen soll
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