Mütter- und Schwangerenforum

Lenas Weg in die große weite Welt

gmog
69 Beiträge
22.06.2008 18:29
So war meine Geburt... vorsicht, lang, dafür sehr ausführlich!

Der Entbindungstermin verstrich und klein Lena machte keinerlei Anstalten, sich Richtung Ausgang zu bewegen. Zwar hatte ich schon seit Tagen immer wieder leichte Wehen, allerdings waren diese immer sehr unregelmässig. Am Abend des geplanten Entbindungstermins hatte ich immer wieder Wehen, teilweise auch im schnellen Abstand, so dass mein Mann sich schon mal fertig machte… er duschte, stylte sich und zog sich an. Kaum war er fertig, waren die Wehen natürlich wieder weg. Die Nacht blieb ruhig, so dass ich am nächsten Tag ganz planmässig zu meinem Frauenarzttermin antrat. Wie immer wurde zuerst ein CTG geschrieben, auf dem auch schon meine Wehen zu sehen waren. Allerdings gab es auch einen Grund zur Sorge: Lenas Herztöne gingen schlagartig mit den Wehen nach unten, und zwar kräftig. Ein wenig besorgt, überwies uns die Ärztin sofort in die Klinik. Ich packte meine Sachen und schon waren wir im Kreißsaal. Dort wurde ich erstmal ans CTG gehängt, wo ich eigentlich auch den restlichen Tag verbrachte… Lena’s Herztöne gingen immer mal wieder in den Keller, wenn eine Wehe kam. Nicht immer, unabhängig von meiner Lage. Ich wurde untersucht, Lena’s Gewicht wurde auf 2300 g geschätzt (!), allerdings sass der Kopf schon so weit im Becken, dass schon seit Wochen keine genaue Gewichtsbestimmung mehr möglich gewesen war. Der Muttermund war noch völlig geschlossen. Die Ärzte beschlossen, eine Einleitung zu beginnen, also wurde mir ein Gel gelegt. Ich war nicht glücklich damit (genauer: ich heulte richtig los), denn ich hatte von Gel- Einleitungen bisher nur Horror- Geschichten gehört… Bald verspürte ich die ersten leichten Wehen, die noch recht gut auszuhalten waren. Wieder wurde ich ans CTG gehängt, wieder zeigte Lena teilweise langsamere Herztätigkeiten. Die Hebamme vermutete, dass die Nabelschnur wohl blöd lag… wie blöd, das ahnte hier noch keiner. Um mir eine Nachtruhe zu gönnen, wurde die nächste Gelgabe auf den nächsten Vormittag gelegt. Also wurde um 22 Uhr nochmal ein CTG geschrieben (diesmal völlig unauffällig) und ich verbrachte die Nacht schon im Krankenhaus.
In der Nacht habe ich nochmal gut geschlafen: Insgeheim habe ich mich schon von meinem großen Bauch verabschiedet. Ich habe uns beiden Mädels nochmal CHAKAAA und Frauenpower eingeredet, und mit Lena abgemacht, dass sie morgen zur Welt kommt.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück gings schon wieder weiter. CTG war einigermassen ok, so dass ich das nächste Wehengel bekam. Die Folgen blieben nicht lange aus, die ersten „richtigen“ Wehen kamen recht schnell. Zuerst noch im 10 Minuten Takt (das war kein Problem), Lust aufs Mittagessen hatte ich allerdings keine mehr. Ab etwa 14 Uhr nachmittags gings dann richtig los. Ich konnte weder gehen noch sonst was, die Wehen kamen teilweise im einminütigen Abstand, und das kräftig. Mein Mann massierte mir den Rücken (Gott sei Dank, hat das gut getan!!!), ich konnte kaum mehr durchatmen. Die Hebammen gaben mir ein kräftiges Schmerzmittel, danach wars besser. Nach kräfteraubenden Stunden wurde ich wieder untersucht: der Muttermund hatte sich kein bisschen geöffnet und Verzweiflung meinerseits machte sich breit. Die Wehen hatten durch das Schmerzmittel fast aufgehört, also waren es keine „richtigen“, eröffnenden Wehen gewesen. Ich war den Tränen nahe: So viele Schmerzen für kein bisschen Fortschritt? Ich konnte es nicht fassen. Noch dazu war Lena’s CTG immer noch nicht das beste. Manche Wehen hatten sich wirklich heftig auf ihre Herztöne ausgewirkt. Etwas verzweifelt machte sich Ratlosigkeit bei mir breit. Die diensthabende Ärztin war der Meinung, man sollte ein weiteres Gel legen. Ich sah sie nur mit großen Augen ungläubig an: ich war der festen Überzeugung, es müsse ein Kaiserschnitt her. Sie ließ uns allein und wir sollten uns beraten. Mein Entschluss stand bald fest: Kaiserschnitt. Die zu große Angst um Lena (es muss doch was zu bedeuten haben, wenn die Herztöne immer in den Keller gehen, irgendwas stimmt doch nicht), und auch die Angst davor, abartige Schmerzen aushalten zu müssen, um dann wieder festzustellen, dass alles nix bringt, und dann vielleicht noch einen Notkaiserschnitt? Nein, wirklich nicht. Mein Mann war vollends auf meiner Seite, und auch die diensthabende Oberärztin stimmte mir zu- die erfahrenen Hebammen waren ebenfalls meiner Meinung. Die Oberärztin meinte dann aber: wenn dann sofort. Bloß nicht noch länger warten, wer weiß, was sonst noch passiert! Ok, dann los, dachte ich mir. Also machte mich die Hebamme operationsfertig. Vorher kriegte ich noch ein „Säftchen“, das ich postwendend wieder von mir gab- dank der Aufmerksamkeit meines Mannes zumindest in eine Nierenschale… sonst hätte ich den ganzen Kreißsaal vollgekotzt. Schickes Oberteil, schicke Strümpfe, Häubchen auf, und los gings. Ab in den OP. Auf dem OP Tisch musste dann noch mein Nasenpiercing raus (autsch, aber mein Schatz hats ganz sanft gemacht, im Vergleich zu den Wehen hat es nicht annähernd weh getan…), und schon bekam ich Infusionen, die spinale Narkose wurde gesetzt (überhaupt nicht schlimm, wenn man vorher schon Wehen aushalten musste), und prompt schlief mir der Hintern und die Beine ein. Komisches Gefühl. Anästhesist und OP Pfleger habens mir ganz leicht gemacht- haben mich sehr abgelenkt und waren wirklich lieb. Mein Mann hielt meine Hand, die ganze Zeit.
Dann ging alles ganz schnell: Innerhalb von fünf Minuten wurde mir der Bauch geöffnet- und da war sie, um 21.02 Uhr erblickte Lena das Licht der Welt. Es dauerte ein Weilchen, dann ertönte ein erster kläglicher Schrei! Ich durfte sie kurz sehen, begann prompt zu heulen… Mein Schatz bekam sie auf den Arm und kam nochmal zu mir zurück, ich durfte sie kurz halten. Was für ein wahnsinns- Augenblick! Die beiden verschwanden in den Kreißsaal, ich wurde noch genäht, das dauerte ein bisschen. Inzwischen hatte ich erfahren, dass sich die Nabelschnur um Lena’s Hals gewickelt hatte- das erklärte also das schlechte CTG. Insofern wären wir um einen Kaiserschnitt wahrscheinlich sowieso nicht rumgekommen. Mein Gefühl hatte mir also das richtige geraten. Hinterher hatte sich noch dazu herausgestellt, dass ich eine Schwangerschaftsvergiftung hatte- es war also höchste Eisenbahn!
Nach endlosen Minuten wurde ich wieder ausgeschleust und in den Kreißsaal gebracht, wo die beiden schon auf mich warteten. Die beiden hatten sichs fürs „Bonding“ richtig gemütlich gemacht und waren aneinander gekuschelt. Ich wurde erstmal noch versorgt untenrum (irgendwie echt ein seltsames Gefühl, wenn man gar nichts bewegen kann) und bekam dann die kleine zu Gesicht und später auch auf die Brust. Unser Leichtgewicht Lena brachte dann doch 3150 G auf die Waage, war 49 cm lang und der Kopfumfang war 34 cm.
Trotz der ganzen Turbulenzen wars eine wunderschöne Geburt- es hat sich allemal gelohnt!
geminimama
2354 Beiträge
22.06.2008 18:47
Interassanter Bericht, schön zu lesen.
Wünsch Dir und Deiner Familie alles Gute und viel Spass und Freude mit der Kleinen.

GlG
sille
1477 Beiträge
22.06.2008 20:29
da sag ich nur weibliche intuition. toller bericht
Cindy812_0
305 Beiträge
22.06.2008 20:38
Ist ein sehr schöner Bericht.

megaminniemaus
7099 Beiträge
22.06.2008 21:22
haste schön geschrieben
Maren-Nadine
520 Beiträge
22.06.2008 21:31
Alles gute für euch, ein sehr interessanter/schöner Bericht!
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