Das Glück braucht manchmal etwas länger! Vorsicht, gaaaanz lang!
26.08.2013 16:06
Das Glück braucht manchmal etwas länger!
ET 25.11.12, Geburtstermin 15.11.2012
Mein Mann Maik und ich versuchten schon fast vier Jahre, Nachwuchs zu bekommen. Im August 2008 haben wir nach nicht mal zwei Jahren Beziehung geheiratet, viele zeigten uns einen Vogel und erklärten uns für völlig verrückt. Aber wir waren uns sicher, ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein. Kurz vor unserer Hochzeit kam bei mir der Kinderwunsch. Ich hatte mir vorher nie Kinder gewünscht, hatte meinem Mann sogar schon von Anfang an gesagt, dass ich keine möchte. Aber dann kam er doch: Der Wunsch nach einer Familie.
Anfang 2012 hatten wir uns nach vielen Untersuchungen und Odysseen von unserem Traum verabschiedet. Wir waren uns beim Verlassen der Kinderwunschklinik nach dem Erstgespräch schon einig, dass dieser Weg für uns nicht in Frage kommt. Meine Frauenärztin und der Urologe waren ratlos...wir waren beide kerngesund. Dachten sie...Mein Hausarzt, dem ich irgendwann von der Misere erzählte, meinte dann, dass kann nicht sein. Er schlug mir vor, mal einen Ultraschall der Schilddrüse zu machen. Das sei in fünf Minuten erledigt, aber er hätte da so einen Verdacht. Na gut, dachte ich mir, Versuch macht klug. Nicht mal zwei Minuten später sagte er nur, er würde gerne noch ein Blutbild machen, da sieht was komisch aus. Als dann zwei Tage später die Ergebnisse kamen, war klar, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte. Hashimoto-Thyrioiditis, eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet und diese langsam zersetzt. Ich werde also mein Leben lang Tabletten nehmen müssen. Das war bisher nicht erkannt worden, da die Standardwerte der Schilddrüse noch weitgehend unauffällig waren. Diese Diagnose bekommt man nur durch die Bestimmung des Antikörperwertes.
Nun hatten wir also zumindest mal einen Anhaltspunkt. ich bekam Schilddrüsenhormone verschrieben, die ich in der geringsten Dosis nehmen sollte bis zur nächsten Blutuntersuchung. Mir wurde noch gesagt, dass es jetzt erstmals richtig eingestellt werden müsste, bis sich eine Besserung zeigt. Ich hatte im Januar mit meiner neuen Arbeit an der Grundschule begonnen und hatte eine Menge Spaß daran. Es war eisig kalt, und mein Mann, unser Hund Merlin und ich gingen fast jeden Tag Schlittschuhlaufen. Dann ging es schon rapide auf Ostern zu, ich freute mich auf erholsame Ferien, hatte aber mit dem Osterbasar, der jedes Jahr an der Schule stattfindet, eine Menge zu tun. Es kam der Sonntag vor Ostern, der Tag an dem der Basar stattfand, und meine Kolleginnen, der Chef, der auch noch mein Vater ist, und ich hatten alle Hände voll zu tun mit Kuchen verkaufen, abwaschen usw. Ich war ziemlich kaputt als ich zuhause war und hatte ziemlich schwere Beine.
Am nächsten Morgen fiel mir bei einem Blick auf meinen Terminkalender auf, das ich eigentlich in der vergangenen Woche schon meine Mens hätte bekommen sollen. Ich hatte noch ein paar Teststreifen tief im Schrank vergraben, dachte aber natürlich, es wäre sowieso nix. Aber man kann ja trotzdem mal schauen. Ich machte also den Test, putze mir die Zähne und wollte, nachdem ich im Bad fertig war, grade den Streifen weg werfen, als ich nochmal hinsah und eine gaaanz zarte rosa Linie entdeckte. Ich musste mich erstmals hinsetzen, bevor ich zehn Minuten später morgens um sieben ins Schlafzimmer stürmte und meinem Mann davon erzählte. Er hatte an diesem Tag Spätschicht, war also sehr erstaunt, warum ich ihn so früh wecke. Ich beschloss, am nächsten Tag einen Clearblue-Digital Test zu machen und dann gegeben falls beim Frauenarzt anzurufen. Der Test war positiv. Also beim FA angerufen, leider war entweder besetzt oder es ging keiner ran. Da ich an dem Tag bereits um viertel nach zehn Feierabend hatte, fuhr ich also direkt hin. Auch der Test dort war positiv.
Ich konnte es kaum glauben, wir hatten doch eigentlich ganz anders geplant und unseren Kinderwunsch in die hinterste Ecke geschoben. Wir wollten im Sommer in den Harz fahren zum Wandern mit unserem Hund, unsere Geburtstage (30 und 40) groß feiern und uns evtl. sogar einen zweiten Hund anschaffen. Und nun doch...das musste ich erstmals verdauen. Mein Mann freute sich riesig, und ich mich nach ein paar Stunden auch.
Meine Schwangerschaft verlief leider nicht so schön, wie ich es mir erhofft hatte. Ich habe so ziemlich jeden Infekt mitgenommen, der grad unterwegs war, mir war in den ersten Monaten ständig schwindelig und schlecht, ich hatte sechs Monate lang fast jeden Tag Kopfschmerzen (leide ich sehr drunter, auch ohne SS) und ab der 27. Woche hatte ich Analvenenthrombosen, die zweimal geschnitten werden mussten, eine Symphysenlockerung (nicht schlimm, aber merkbar)und einen ständigen Druck nach unten, so dass ich kaum mehr als zwanzig Minuten laufen konnte. Ich bekam einen Stützgurt, der half leider nur wenig. In der Zwischenzeit hatte meine Frauenärztin nach den Sommerferien schon ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen. Ab der 33. Woche ging es los mit Übungswehen, in der 34. Woche hatte ich starke Senkwehen, so dass ich zwei Nächte nicht geschlafen hatte. Mein ET war der 25.11.2012. Ich war mehrmals zum CTG im Kreissaal, aber dort waren nie Wehen zu sehen. In der 37. ssw hatte ich nachts wieder Wehen. Ich rief morgens meine Hebamme an, sie hatte grad Dienst. Ich bin also zum Krankenhaus gefahren, wo sie mich ans CTG hing und schaute...dort war nur eine Unruhe zu erkennen. Sie untersuchte mich und meinte, der Mumu wäre schon fingerdurchlässig und der Gebärmutterhals fast verstrichen.
Nun wurde ich doch etwas nervös...dann kam die 38.ssw, und in der Nacht von Samstag auf Sonntag bekam ich auf einmal heftigen Durchfall und Magenkrämpfe, mir war sehr flau im Magen und ich war total müde. Mein Mann unterhielt sich auf der Arbeit mit seinem Kollegen darüber, der dann erzählte bei seiner Frau wäre das auch so los gegangen, deren Sohn war zwei Tage später geboren. Maik nahm sich also vorsorglich die zwei Nachtschichten in der Woche frei, da er mich eh nicht gern nachts alleine ließ. Montag und Dienstag vergingen, ohne dass etwas passierte. Wir richteten uns schon darauf ein, dass es doch noch nicht losgeht, und wir uns noch ein paar schöne Abende machen können. Mittwoch wollten wir einkaufen, ich bestand darauf, ein paar Vorräte zu kaufen für die Zeit nach der Entbindung. Nur so ein Gefühl...
Ich hatte den ganzen Tag über wieder diesen Druck nach unten, und so beschloss ich, in die Wanne zu gehen um etwas zu entspannen. Danach wollten wir dann das Fußball-Länderspiel anschauen. In der Wanne merkte ich schon, dass mein Kleiner Wurm sich sehr heftig bewegte. Aus der Wanne raus und auf der Couch, bekam ich so heftige Schläge gegen den Muttermund, das ich schrie, weinte und schimpfte...habe dann im Kreissaal angerufen, meine Hebi hatte grade Dienst. Sie riet mir, mich etwas hinzulegen, und wenn es in einer halben Stunde nicht besser sei, sollte ich herkommen. Ich legte mich also hin, lag grade, da wurde es auf einmal nass zwischen meinen Beinen. Ich sprang vom Sofa wie angestochen, mein Mann sah mich an und sprang auch auf, schnappte sich das Telefon, rannte nach oben und holte mir Handtücher, rief gleichzeitig meinen Vater an, er sollte unseren Hund abholen und uns in Krankenhaus fahren, brachte mir die Handtücher, sprintete wieder nach oben, holte den Koffer, und sauste durchs Haus um die letzten Sachen zu packen. Soviel zum Thema, er wäre nicht aufgeregt. Ich versuchte derweil die Flut einzudämmen und mich trocken zu legen. Vergeblich. Im Krankenhaus hatte mein Mann schon angerufen und uns angemeldet. Ich wusste von der letzten Untersuchung, dass mein Kleiner schon fest im Becken lag, daher konnte ich auch rumlaufen.
Mein Vater schaffte die zehn Kilometer bis zu uns in schätzungsweise drei Minuten. Er packte Merlin samt seiner Decke ein und fuhr uns zum Krankenhaus. Unterwegs streichelte er meine Hand, total niedlich...Wir gingen zur Station, um uns anzumelden und meine Hebi zu treffen. Dort wies man uns ein Zimmer zu, wir hatten ein Familienzimmer, und man schrieb ein CTG und nahm Blut ab. Dann kam meine Hebamme und untersuchte mich, was etwas schwierig war wegen der Fluten, die aus mir raus liefen.
Der Oberarzt machte noch einen Ultraschall, während dem ich schon die ersten Wehen spürte. Mit jeder Wehe kam ein Schwall Fruchtwasser mit. Der arme Arzt ist ziemlich nass geworden. Alles in Ordnung, Baby geht es gut, und genügend Fruchtwasser ist auch da. Na gut, also ab aufs Zimmer. Wenn die Wehen stärker werden sollten, sollte ich wieder in den Kreissaal kommen.
Keine Stunde später hielt es mich nicht mehr im Bett, die Wehen wurden stärker und ich konnte nicht mehr liegen. Also ab in den Kreissaal, und los ging es…Tee trinken, laufen, Globuli, laufen, Badewanne, laufen. Und es passierte….gar nichts! Mumu zwei cm, Gmh verstrichen, Kopf tief im Becken…aber das war bei der Eingangsuntersuchung schon so gewesen. Inzwischen war es fünf Uhr morgens, ich hatte nicht geschlafen und war völlig fertig. Wir sind dann auf unser Zimmer und versuchten noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Mit Wehen schläft es sich bloß schlecht. Irgendwann bin ich dann doch nochmal eingeschlafen, um eine halbe Stunde später von einer Horde wildgewordener Ärzte geweckt zu werden. Unter ihnen auch eine Ärztin mit einem netten Osteuropäischen Akzent und einer fürchterlichen, lauten Stimme…brrrr, so geweckt werden möchte ich nicht nochmal.
Ich bekam die Anordnung, zu frühstücken und dann in den Kreissaal zu gehen. Dort würde man mich an den Wehentropf hängen, da meine eigenen Wehen nicht ausreichten. Mein Horrorszenario würde also eintreffen. Ich hatte mehr Angst vor dem Wehentropf als alles andere. Naja, hilft ja nichts…also nach unten in den Kreissaal, nachdem ich mir ein halbes trockenes Brötchen und einen Becher Tee rein gezwungen hatte.
Dort erwartete mich eine nette, junge Hebamme, zwar sehr bestimmt, aber auch sehr sachlich und ruhig. Sie hängte mich an den Tropf, ich heulte eine Runde…sie drehte ihn erstmals gaaaanz niedrig, weil ich so eine Angst hatte. Ich bekam noch ein Antibiotikum wegen dem Blasensprung angehängt und mir wurde versprochen, dass ich in einer halben Stunde aufstehen darf. Daraus wurde nur nichts mehr.
An die nächsten Stunden habe ich nur noch ganz zerstückelte Erinnerungen. Ich reagierte allergisch auf das Antibiotikum und mir wurde fruchtbar schlecht. Nachdem ich drei Stunden lang nach jeder Wehe (alle 2 Minuten) gekotzt habe, die Hebamme in den Keller gesprintet war um neue Tüten zu holen, mein Mann ungefähr drei Nervenzusammenbrüche hatte (wurde mir hinterher erzählt), fragte mich jemand nach meinem Namen, den ich nicht mehr wusste. Mein Mann redete also mit der Hebamme, er musste für mich entscheiden und sie rief die Anästhesie für die PDA.
Nachdem die PDA gesetzt war, es hat nicht wehgetan, schlummerte ich sofort weg. Mein Mann ist nochmal schnell nach Hause gefahren, um zu duschen, die Katzen zu versorgen und ein paar Sachen zu holen. Ich bemerkte irgendwann, das lauter Ärzte um mich standen, habe das aber mehr von oben beobachtet…Nach der Geburt erzählte mir die Hebamme auch warum. Mein Blutdruck war zwischenzeitlich bei 80 zu 30.
Nach ca. zwei Stunden wachte ich auf und ich war wieder klar im Kopf. Mein Mann war auch grade zurückgekommen und die Hebamme brachte mir etwas zu trinken. Sie untersuchte mich, Mumu bei 5-6 cm, und sagte zu meinem Mann, er solle sich noch aufs Kreisbett legen und sich etwas ausruhen, es würde noch eine Weile dauern. Er war grade am eindösen, da bemerkte ich einen Druck nach unten. Er rief die Hebamme, die mich sofort nochmal untersuchte. OH! Mumu komplett auf, Bett wechseln, geht gleich los. Und mein Puls ging hoch…
Also rüber zum Kreisbett, laufen konnte ich selber, die PDA war super gesetzt. Dort sollte ich mich erstmals auf die Seite legen und allmählich ein bisschen mitschieben. Auf der Seite liegend konnte ich überhaupt nicht schieben, also sollte ich nur mit atmen und meinen Körper die Arbeit tun lassen. Als die Hebamme merkte, dass ich mit der Position überhaupt nicht klar komme, durfte ich mich wieder auf den Rücken drehen. Inzwischen war die Ärztin vom Morgen dazu gekommen (was für eine Freude!)
Nun sollte ich anfangen, stärker mit zu pressen. Versucht habe ich alles, aber es ging irgendwie nicht. Irgendwann sagte die Hebamme zu meinem Mann, er solle mir den Kopf auf die Brust drücken. Das hat er aber nur einmal getan, da ich ihn sofort angeschrien habe, er soll das lassen. Irgendwann hatte ich dann meine Position gefunden, ich hängte mich an das Tuch, das von der Decke hing, und presste. Ich hatte furchtbare Angst, dass meine Analthrombosen wieder so stark vortreten, deswegen habe ich mich bremsen lassen. Irgendwann brannte es derart zwischen meinen Beinen und ich hatte so einen Druck, dass es mir egal war. Nur noch raus da jetzt. Und Dann machte es Flutsch, und ein kleines rotes Bündel lag quiekend zwischen meinen Beinen. Mein Mann neben mir heulte wie ein Schlosshund. Ich bekam den Kleinen sofort auf die Brust gelegt und wir kuschelten erst mal eine Runde. Mein Mann nabelte den kleinen ab, mit Hilfe der Hebamme, weil er vor lauter Tränen gar nichts gesehen hat.
Da wir uns vorher nicht auf einen Namen einigen konnten, fragte die Hebamme nochmal nach. Gleich nachdem ich ihn gesehen hatte, wusste ich, das ist ein NOAH. Die U1 wurde gemacht, und ich wurde noch genäht. Hatte aber lediglich einen Dammriss 1. Grades und einen Labienriss davon getragen. Und das auch nur, weil mein Herr Sohn meinte, er müsse wie Superman auf die Welt fliegen, mit der Faust voraus. Der Labienriss war viel schlimmer als der Dammriss, wie ich später beim ersten Toilettengang merkte. AUTSCH!
Inzwischen ist mein kleines Wunder neun Monate alt und kriecht munter auf der Terrasse herum. Er ist das beste, was uns je passieren konnte!
Noah
15.11.12 um 16.07 Uhr
3430g
50,5 cm, 35,5 KU
ET 25.11.12, Geburtstermin 15.11.2012
Mein Mann Maik und ich versuchten schon fast vier Jahre, Nachwuchs zu bekommen. Im August 2008 haben wir nach nicht mal zwei Jahren Beziehung geheiratet, viele zeigten uns einen Vogel und erklärten uns für völlig verrückt. Aber wir waren uns sicher, ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein. Kurz vor unserer Hochzeit kam bei mir der Kinderwunsch. Ich hatte mir vorher nie Kinder gewünscht, hatte meinem Mann sogar schon von Anfang an gesagt, dass ich keine möchte. Aber dann kam er doch: Der Wunsch nach einer Familie.
Anfang 2012 hatten wir uns nach vielen Untersuchungen und Odysseen von unserem Traum verabschiedet. Wir waren uns beim Verlassen der Kinderwunschklinik nach dem Erstgespräch schon einig, dass dieser Weg für uns nicht in Frage kommt. Meine Frauenärztin und der Urologe waren ratlos...wir waren beide kerngesund. Dachten sie...Mein Hausarzt, dem ich irgendwann von der Misere erzählte, meinte dann, dass kann nicht sein. Er schlug mir vor, mal einen Ultraschall der Schilddrüse zu machen. Das sei in fünf Minuten erledigt, aber er hätte da so einen Verdacht. Na gut, dachte ich mir, Versuch macht klug. Nicht mal zwei Minuten später sagte er nur, er würde gerne noch ein Blutbild machen, da sieht was komisch aus. Als dann zwei Tage später die Ergebnisse kamen, war klar, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte. Hashimoto-Thyrioiditis, eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet und diese langsam zersetzt. Ich werde also mein Leben lang Tabletten nehmen müssen. Das war bisher nicht erkannt worden, da die Standardwerte der Schilddrüse noch weitgehend unauffällig waren. Diese Diagnose bekommt man nur durch die Bestimmung des Antikörperwertes.
Nun hatten wir also zumindest mal einen Anhaltspunkt. ich bekam Schilddrüsenhormone verschrieben, die ich in der geringsten Dosis nehmen sollte bis zur nächsten Blutuntersuchung. Mir wurde noch gesagt, dass es jetzt erstmals richtig eingestellt werden müsste, bis sich eine Besserung zeigt. Ich hatte im Januar mit meiner neuen Arbeit an der Grundschule begonnen und hatte eine Menge Spaß daran. Es war eisig kalt, und mein Mann, unser Hund Merlin und ich gingen fast jeden Tag Schlittschuhlaufen. Dann ging es schon rapide auf Ostern zu, ich freute mich auf erholsame Ferien, hatte aber mit dem Osterbasar, der jedes Jahr an der Schule stattfindet, eine Menge zu tun. Es kam der Sonntag vor Ostern, der Tag an dem der Basar stattfand, und meine Kolleginnen, der Chef, der auch noch mein Vater ist, und ich hatten alle Hände voll zu tun mit Kuchen verkaufen, abwaschen usw. Ich war ziemlich kaputt als ich zuhause war und hatte ziemlich schwere Beine.
Am nächsten Morgen fiel mir bei einem Blick auf meinen Terminkalender auf, das ich eigentlich in der vergangenen Woche schon meine Mens hätte bekommen sollen. Ich hatte noch ein paar Teststreifen tief im Schrank vergraben, dachte aber natürlich, es wäre sowieso nix. Aber man kann ja trotzdem mal schauen. Ich machte also den Test, putze mir die Zähne und wollte, nachdem ich im Bad fertig war, grade den Streifen weg werfen, als ich nochmal hinsah und eine gaaanz zarte rosa Linie entdeckte. Ich musste mich erstmals hinsetzen, bevor ich zehn Minuten später morgens um sieben ins Schlafzimmer stürmte und meinem Mann davon erzählte. Er hatte an diesem Tag Spätschicht, war also sehr erstaunt, warum ich ihn so früh wecke. Ich beschloss, am nächsten Tag einen Clearblue-Digital Test zu machen und dann gegeben falls beim Frauenarzt anzurufen. Der Test war positiv. Also beim FA angerufen, leider war entweder besetzt oder es ging keiner ran. Da ich an dem Tag bereits um viertel nach zehn Feierabend hatte, fuhr ich also direkt hin. Auch der Test dort war positiv.
Ich konnte es kaum glauben, wir hatten doch eigentlich ganz anders geplant und unseren Kinderwunsch in die hinterste Ecke geschoben. Wir wollten im Sommer in den Harz fahren zum Wandern mit unserem Hund, unsere Geburtstage (30 und 40) groß feiern und uns evtl. sogar einen zweiten Hund anschaffen. Und nun doch...das musste ich erstmals verdauen. Mein Mann freute sich riesig, und ich mich nach ein paar Stunden auch.
Meine Schwangerschaft verlief leider nicht so schön, wie ich es mir erhofft hatte. Ich habe so ziemlich jeden Infekt mitgenommen, der grad unterwegs war, mir war in den ersten Monaten ständig schwindelig und schlecht, ich hatte sechs Monate lang fast jeden Tag Kopfschmerzen (leide ich sehr drunter, auch ohne SS) und ab der 27. Woche hatte ich Analvenenthrombosen, die zweimal geschnitten werden mussten, eine Symphysenlockerung (nicht schlimm, aber merkbar)und einen ständigen Druck nach unten, so dass ich kaum mehr als zwanzig Minuten laufen konnte. Ich bekam einen Stützgurt, der half leider nur wenig. In der Zwischenzeit hatte meine Frauenärztin nach den Sommerferien schon ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen. Ab der 33. Woche ging es los mit Übungswehen, in der 34. Woche hatte ich starke Senkwehen, so dass ich zwei Nächte nicht geschlafen hatte. Mein ET war der 25.11.2012. Ich war mehrmals zum CTG im Kreissaal, aber dort waren nie Wehen zu sehen. In der 37. ssw hatte ich nachts wieder Wehen. Ich rief morgens meine Hebamme an, sie hatte grad Dienst. Ich bin also zum Krankenhaus gefahren, wo sie mich ans CTG hing und schaute...dort war nur eine Unruhe zu erkennen. Sie untersuchte mich und meinte, der Mumu wäre schon fingerdurchlässig und der Gebärmutterhals fast verstrichen.
Nun wurde ich doch etwas nervös...dann kam die 38.ssw, und in der Nacht von Samstag auf Sonntag bekam ich auf einmal heftigen Durchfall und Magenkrämpfe, mir war sehr flau im Magen und ich war total müde. Mein Mann unterhielt sich auf der Arbeit mit seinem Kollegen darüber, der dann erzählte bei seiner Frau wäre das auch so los gegangen, deren Sohn war zwei Tage später geboren. Maik nahm sich also vorsorglich die zwei Nachtschichten in der Woche frei, da er mich eh nicht gern nachts alleine ließ. Montag und Dienstag vergingen, ohne dass etwas passierte. Wir richteten uns schon darauf ein, dass es doch noch nicht losgeht, und wir uns noch ein paar schöne Abende machen können. Mittwoch wollten wir einkaufen, ich bestand darauf, ein paar Vorräte zu kaufen für die Zeit nach der Entbindung. Nur so ein Gefühl...
Ich hatte den ganzen Tag über wieder diesen Druck nach unten, und so beschloss ich, in die Wanne zu gehen um etwas zu entspannen. Danach wollten wir dann das Fußball-Länderspiel anschauen. In der Wanne merkte ich schon, dass mein Kleiner Wurm sich sehr heftig bewegte. Aus der Wanne raus und auf der Couch, bekam ich so heftige Schläge gegen den Muttermund, das ich schrie, weinte und schimpfte...habe dann im Kreissaal angerufen, meine Hebi hatte grade Dienst. Sie riet mir, mich etwas hinzulegen, und wenn es in einer halben Stunde nicht besser sei, sollte ich herkommen. Ich legte mich also hin, lag grade, da wurde es auf einmal nass zwischen meinen Beinen. Ich sprang vom Sofa wie angestochen, mein Mann sah mich an und sprang auch auf, schnappte sich das Telefon, rannte nach oben und holte mir Handtücher, rief gleichzeitig meinen Vater an, er sollte unseren Hund abholen und uns in Krankenhaus fahren, brachte mir die Handtücher, sprintete wieder nach oben, holte den Koffer, und sauste durchs Haus um die letzten Sachen zu packen. Soviel zum Thema, er wäre nicht aufgeregt. Ich versuchte derweil die Flut einzudämmen und mich trocken zu legen. Vergeblich. Im Krankenhaus hatte mein Mann schon angerufen und uns angemeldet. Ich wusste von der letzten Untersuchung, dass mein Kleiner schon fest im Becken lag, daher konnte ich auch rumlaufen.
Mein Vater schaffte die zehn Kilometer bis zu uns in schätzungsweise drei Minuten. Er packte Merlin samt seiner Decke ein und fuhr uns zum Krankenhaus. Unterwegs streichelte er meine Hand, total niedlich...Wir gingen zur Station, um uns anzumelden und meine Hebi zu treffen. Dort wies man uns ein Zimmer zu, wir hatten ein Familienzimmer, und man schrieb ein CTG und nahm Blut ab. Dann kam meine Hebamme und untersuchte mich, was etwas schwierig war wegen der Fluten, die aus mir raus liefen.
Der Oberarzt machte noch einen Ultraschall, während dem ich schon die ersten Wehen spürte. Mit jeder Wehe kam ein Schwall Fruchtwasser mit. Der arme Arzt ist ziemlich nass geworden. Alles in Ordnung, Baby geht es gut, und genügend Fruchtwasser ist auch da. Na gut, also ab aufs Zimmer. Wenn die Wehen stärker werden sollten, sollte ich wieder in den Kreissaal kommen.
Keine Stunde später hielt es mich nicht mehr im Bett, die Wehen wurden stärker und ich konnte nicht mehr liegen. Also ab in den Kreissaal, und los ging es…Tee trinken, laufen, Globuli, laufen, Badewanne, laufen. Und es passierte….gar nichts! Mumu zwei cm, Gmh verstrichen, Kopf tief im Becken…aber das war bei der Eingangsuntersuchung schon so gewesen. Inzwischen war es fünf Uhr morgens, ich hatte nicht geschlafen und war völlig fertig. Wir sind dann auf unser Zimmer und versuchten noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Mit Wehen schläft es sich bloß schlecht. Irgendwann bin ich dann doch nochmal eingeschlafen, um eine halbe Stunde später von einer Horde wildgewordener Ärzte geweckt zu werden. Unter ihnen auch eine Ärztin mit einem netten Osteuropäischen Akzent und einer fürchterlichen, lauten Stimme…brrrr, so geweckt werden möchte ich nicht nochmal.
Ich bekam die Anordnung, zu frühstücken und dann in den Kreissaal zu gehen. Dort würde man mich an den Wehentropf hängen, da meine eigenen Wehen nicht ausreichten. Mein Horrorszenario würde also eintreffen. Ich hatte mehr Angst vor dem Wehentropf als alles andere. Naja, hilft ja nichts…also nach unten in den Kreissaal, nachdem ich mir ein halbes trockenes Brötchen und einen Becher Tee rein gezwungen hatte.
Dort erwartete mich eine nette, junge Hebamme, zwar sehr bestimmt, aber auch sehr sachlich und ruhig. Sie hängte mich an den Tropf, ich heulte eine Runde…sie drehte ihn erstmals gaaaanz niedrig, weil ich so eine Angst hatte. Ich bekam noch ein Antibiotikum wegen dem Blasensprung angehängt und mir wurde versprochen, dass ich in einer halben Stunde aufstehen darf. Daraus wurde nur nichts mehr.
An die nächsten Stunden habe ich nur noch ganz zerstückelte Erinnerungen. Ich reagierte allergisch auf das Antibiotikum und mir wurde fruchtbar schlecht. Nachdem ich drei Stunden lang nach jeder Wehe (alle 2 Minuten) gekotzt habe, die Hebamme in den Keller gesprintet war um neue Tüten zu holen, mein Mann ungefähr drei Nervenzusammenbrüche hatte (wurde mir hinterher erzählt), fragte mich jemand nach meinem Namen, den ich nicht mehr wusste. Mein Mann redete also mit der Hebamme, er musste für mich entscheiden und sie rief die Anästhesie für die PDA.
Nachdem die PDA gesetzt war, es hat nicht wehgetan, schlummerte ich sofort weg. Mein Mann ist nochmal schnell nach Hause gefahren, um zu duschen, die Katzen zu versorgen und ein paar Sachen zu holen. Ich bemerkte irgendwann, das lauter Ärzte um mich standen, habe das aber mehr von oben beobachtet…Nach der Geburt erzählte mir die Hebamme auch warum. Mein Blutdruck war zwischenzeitlich bei 80 zu 30.
Nach ca. zwei Stunden wachte ich auf und ich war wieder klar im Kopf. Mein Mann war auch grade zurückgekommen und die Hebamme brachte mir etwas zu trinken. Sie untersuchte mich, Mumu bei 5-6 cm, und sagte zu meinem Mann, er solle sich noch aufs Kreisbett legen und sich etwas ausruhen, es würde noch eine Weile dauern. Er war grade am eindösen, da bemerkte ich einen Druck nach unten. Er rief die Hebamme, die mich sofort nochmal untersuchte. OH! Mumu komplett auf, Bett wechseln, geht gleich los. Und mein Puls ging hoch…
Also rüber zum Kreisbett, laufen konnte ich selber, die PDA war super gesetzt. Dort sollte ich mich erstmals auf die Seite legen und allmählich ein bisschen mitschieben. Auf der Seite liegend konnte ich überhaupt nicht schieben, also sollte ich nur mit atmen und meinen Körper die Arbeit tun lassen. Als die Hebamme merkte, dass ich mit der Position überhaupt nicht klar komme, durfte ich mich wieder auf den Rücken drehen. Inzwischen war die Ärztin vom Morgen dazu gekommen (was für eine Freude!)
Nun sollte ich anfangen, stärker mit zu pressen. Versucht habe ich alles, aber es ging irgendwie nicht. Irgendwann sagte die Hebamme zu meinem Mann, er solle mir den Kopf auf die Brust drücken. Das hat er aber nur einmal getan, da ich ihn sofort angeschrien habe, er soll das lassen. Irgendwann hatte ich dann meine Position gefunden, ich hängte mich an das Tuch, das von der Decke hing, und presste. Ich hatte furchtbare Angst, dass meine Analthrombosen wieder so stark vortreten, deswegen habe ich mich bremsen lassen. Irgendwann brannte es derart zwischen meinen Beinen und ich hatte so einen Druck, dass es mir egal war. Nur noch raus da jetzt. Und Dann machte es Flutsch, und ein kleines rotes Bündel lag quiekend zwischen meinen Beinen. Mein Mann neben mir heulte wie ein Schlosshund. Ich bekam den Kleinen sofort auf die Brust gelegt und wir kuschelten erst mal eine Runde. Mein Mann nabelte den kleinen ab, mit Hilfe der Hebamme, weil er vor lauter Tränen gar nichts gesehen hat.
Da wir uns vorher nicht auf einen Namen einigen konnten, fragte die Hebamme nochmal nach. Gleich nachdem ich ihn gesehen hatte, wusste ich, das ist ein NOAH. Die U1 wurde gemacht, und ich wurde noch genäht. Hatte aber lediglich einen Dammriss 1. Grades und einen Labienriss davon getragen. Und das auch nur, weil mein Herr Sohn meinte, er müsse wie Superman auf die Welt fliegen, mit der Faust voraus. Der Labienriss war viel schlimmer als der Dammriss, wie ich später beim ersten Toilettengang merkte. AUTSCH!
Inzwischen ist mein kleines Wunder neun Monate alt und kriecht munter auf der Terrasse herum. Er ist das beste, was uns je passieren konnte!
Noah
15.11.12 um 16.07 Uhr
3430g
50,5 cm, 35,5 KU
26.08.2013 17:14
Wow was für ein Geschichte, da bekommt man glatt Gänsehaut
Unsere Maus ist am 20.11. geboren, ich habe nicht so lange gebraucht um schwanger zu werden... gott sei dank hat mein Körper so mitgespielt wie ich es mir gewünscht habe...
Doch die Geburt war auch spektakulär: Nach 4 Tagen Einleitung passierte nix, außer das bei meiner Tochter die Herztöne wegblieben!! Dann ging alles sehr schnell, von der Entscheidung Kaiserschnitt bis sie da war 20min.!!
Gott sei dank ist sie kerngesund und krabbelt ebenfalls munter umher!!
Sie ist unser größtes Glück, egal wie sie zur Welt kam
Unsere Maus ist am 20.11. geboren, ich habe nicht so lange gebraucht um schwanger zu werden... gott sei dank hat mein Körper so mitgespielt wie ich es mir gewünscht habe...
Doch die Geburt war auch spektakulär: Nach 4 Tagen Einleitung passierte nix, außer das bei meiner Tochter die Herztöne wegblieben!! Dann ging alles sehr schnell, von der Entscheidung Kaiserschnitt bis sie da war 20min.!!
Gott sei dank ist sie kerngesund und krabbelt ebenfalls munter umher!!
Sie ist unser größtes Glück, egal wie sie zur Welt kam
26.08.2013 19:36
Tolle Geschichte und schön das euer Wunder endlich bei euch ist
- Dieses Thema wurde 0 mal gemerkt