Baby Shower oder die Überraschung. Teil 1

26.04.2016 14:52

Samstag, 4. Juli 2015 – an diesem Tag wollten wir zur Geburtstagsfeier einer Freundin. Auf dem Weg dahin sollten wir aber noch schnell bei der Cousine von Carlos vorbei schauen, diese hatte ebenfalls eine Geburtstagsparty für eine weitere Freundin (die wir aber nicht kannten) organisiert und brauchte dafür noch den Memory-Stick mit Musik, den Carlos ihr für die Party vorbereitet hatte. Dresscode der oben genannten ersten Party war weiss (zu meinem entsetzen). Ich musste mir keine Gedanken machen, was ich da anziehen sollte, denn mein Kleiderschrank bietet nur ein einziges weisses Kleid. Den ganzen Nachmittag hatte ich mich aufgedonnert, geschminkt und fertig gemacht, da ich schon lange nicht mehr aus war und wohl auch nicht mehr lange ausgehen können würde.

Die letzten paar Tage hatte ich regelmässig Wehen und das Baby schien nicht mehr all zu weit weg zu sein. Am Mittwochabend löste sich mein Schleimpfropf ganz wenig, hatte etwas davon im Papier beim Abwischen auf dem Klo. Am Donnerstag hatte ich den ganzen Tag sehr unregelmässig Wehen und am Abend war es sogar so schlimm, dass ich etwas "Veratmen" musste und kurz davor war zur Hebamme zu fahren (wir planten eine Hausgeburt bei ihr zu Hause). Aber nach einer Stunde beruhigte sich alles wieder und wir gingen dann doch einfach Schlafen.. Am Freitag war es wieder weniger und um 16:30 Uhr war ich noch bei der Hebamme. Das Baby war noch nicht sehr weit unten und hatte den Kopf auch noch nicht richtig in meinem Hüftknochen. Es war deprimierend. Obwohl ich ja erst Ende 36/Anfang 37 Woche war, hatte ich keine Lust mehr! Und vor allem wegen der Wehen auch das Gefühl, es ginge jetzt bald los. Hatte extra meinen Koffer zur Untersuchung mitgebracht, im Falle des Falles. War aber nichts. Also sind wir wieder nach Hause.

An diesem Samstag war es dann noch deprimierender. Ich musste am Morgen noch Arbeiten und hatte den ganzen Tag nicht eine klitzekleine Wehe. Nichts. Ich war noch unglücklicher, hatte ich mich doch so gefreut, dass es bald los ginge und mir heimlich vorgestellt, dass ich am Montag nicht mehr zur Arbeit gehen würde müssen.... Um 20 Uhr wollten wir los zu der Party, Carlos kam ca. um 19 Uhr nach Hause und duschte, während ich schon rausgeputzt vor dem Fernseher wartet. Um 19:30 Uhr ging ich aufs Klo und als ich aufstand ergoss sich ein Schwall Wasser meine Beine runter, auf meine Füsse und in meine Schuhe. Ich konnte es kaum glauben und zog den Duschvorhang zur Seite, wie ich da so mit hochgeschobenem Kleid stand. Carlos, von oben bis unten eingeseift, blinzelte mich mit seinem Seifengesicht an, schaute auf den Boden und fragte mich “Hast du auf den Boden gemacht, oder was?”. Noch während er die Frage stellte, wurde ihm wohl klar, wie doof die Frage war und die Kinnlade klappte ihm runter, er riss den Vorhang zu und fing an wie wild die Seife abzuwaschen und schrie “Pack die Koffer, pack die Koffer – wir müssen sofort ins Krankenhaus”.
Ich zog mir die grösste Unterhose an, die ich fand, stopfte ein Handtuch zwischen die Beine damit ich nicht alles voll saute und rief meine Hebamme an. Wie ich schon ahnte, riet sie mir die Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Ich hatte schon seit mehr als 24 Stunden keine Vorwehen mehr gespürt und wir waren beide der Meinung, dass das noch ein Weilchen geht. Also habe ich Carlos nochmal erklärt, dass wir jetzt einfach zu der Party gehen – denn zu Hause herum sitzen und abwarten würde mich wahnsinnig machen genau gleich wie jetzt losfahren und bei der Hebamme herum sitzen und warten, bis das Baby sich langsam bemerkbar machen würde. Mindestens ein paar Wehen müsste ich ja schon noch bekommen, bevor das Baby kommt. Oder?? Da wir das im Geburtsvorbereitungskurs tausend Mal besprochen hatten, musste ich nur genug Wasser zu mir nehmen, damit immer schön weiter Fruchtwasser produziert wird (auch wenn es mir Literweise die Beine runter lief). Ich wollte mich natürlich umziehen, da Weiss in so einem Fall natürlich nicht optimal war, aber Carlos wollte ums verrecken, dass ich dieses Kleid anbehielt. Ich fand das absolut krank, dass er sich über so einen Scheiss jetzt, in dieser Situation, Gedanken machte. Diskutieren war mir aber in dem Moment auch zu blöd, also behielt ich es an und versuchte den Wasserfluss irgendwie mit möglichst viel Material zu dämmen – ich durfte mich einfach nicht zu sehr bewegen.
Also fuhren wir mit dem Auto los und eben vorher noch kurz zur Cousine die Musik abgeben. Als wir dort ankamen fuhr Carlos durch verschiedene Autos durch bis ganz hin zur Party, worauf ich ihn anmachte, warum er nicht kurz hinlaufen kann, weil rückwärts würde er nie wieder aus diesen Autos rauskommen. Er wollte dann das ich auch unbedingt aussteige, was mir nochmal auf den Sack ging, weil ich mich “tropfend” doch eigentlich so wenig wie möglich bewegen wollte. Als ich ausstieg kamen vier Leute angerannt und fingen an mich zu filmen und alle Gäste klatschten wie wild, worauf ich begriff dass das MEINE Party war. Carlos und die Patentanten und Patenonkel unseres Kindes hatten eine Überraschungs Baby-Shower organisiert. Ich war so überrascht, dass ich anfing zu weinen. Carlos und seine Familie können normalerweise nichts für sich behalten und es ist mir noch heute ein Rätsel, wie sie das die ganze Zeit verheimlicht haben.
Es gab ein Buffet mit Essen, worauf hin wir uns die Bäuche voll schlugen, es gab einen Kuchen, ganz viele Babygeschenke und wir machten sogar noch Spiele (allerdings im Sitzen, da ich alle zwei Minuten wieder aufs Klo rennen musste um die tropfende Situation zu retten). Gott sei Dank war es dunkel, so sah man die Spuren nicht, die ich hinterliess..
Gegen 22.30 Uhr bekam ich langsam ein bisschen Wehen, worauf ich Carlos langsam wieder in Richtung daheim lotste. Um 23:15 Uhr schnitten wir noch den Kuchen an und gingen anschliessend nach Hause. Ich rief wieder meine Hebamme an und mass meine Wehen mit einem Wehen-App – sie waren enorm unregelmässig und weniger stark als die letzten Wehen, die ich die Tage vorher regelmässig hatte, also blieben wir erst noch zu Hause, um zu schauen wie sie sich verändern würden…