Die Wehen wurden wieder weniger, Carlos schlief neben mir im Bett und ich versuchte mich zu entspannen.. Gegen 1.30 Uhr rief ich meine Hebamme erneut an, die Wehen sind stärker geworden! Es kann los gehen, ich weckte Carlos und wir machten uns auf den Weg in Richtung Geburtshaus. Die Fahrt würde nur ca. 45 Minuten dauern, es war jetzt 1:45 Uhr. Ich legte mich auf die Rückbank, damit ich mich ausstrecken konnte. Kurze Zeit später schlugen die Wehen mit voller Wucht zu, ich ermahnte Carlos schneller zu fahren und versuchte meine Wehen zu veratmen. Ich wickelte den Sicherheitsgurt um meine Hand und riss ihn so heraus, dass er stecken blieb und ich richtig fest daran ziehen konnte. Mit den Beinen stemmte ich gegen das Autodach und jedes Mal, wenn eine Wehe kam – drückte ich dagegen. Nach einer halben Stunde waren wir in Cabarete und ich hatte mittlerweile das Gefühl, ich kann nicht mehr!! Im Geburtsvorbereitungskurs hatte ich gelernt, dass man kurz vor der Geburt an den Punkt des “Aufgebens” kommt und denkt, man schafft es nicht. Also kreiste mir nur im Kopf, wenn ich jetzt schon soweit bin, nach nur ca. zwei Stunden -> wie schlimm wird es dann in den nächsten Stunden noch werden!?!?
Carlos hielt an… Samstag Nacht… Cabarete voller Leute und Autos… wir steckten fest. Ich rief “fahr, fahr!!” und Carlos hupte wie wild, konnte sich aber nicht vom Fleck bewegen, STAU! Ich streckte die Beine zum Fenster raus und hörte die Partyleute neben dem Auto saufen und reden – “hoffentlich sieht mich keiner!!”. Nach ein paar Minuten ging es weiter. Ich befahl Carlos, dass er mir das Handtuch vom Beifahrersitz gibt, schob es unter mich und versuchte irgendwie meinen Slip los zu werden. Mein Körper schrie bereits “pressen” und ich war im ersten Moment überfordert und dachte “noch nicht, noch nicht”. Ich versuchte die Beine unten zu halten und merkte sofort, ich kann es nicht mehr heraus zögern. Also zog ich die Beine an und presste. Es passierte nichts. Eine weitere Welle, ich presste, ich fühlte mich als würde ich nur meinem Körper helfen, ich wusste genau was ich tun musste. Wir hatten im Geburtsvorbereitungskurs 100x die verschiedenen Phasen der Geburt erörtert und ich dachte mir jedes Mal, wie oft wollen wir DAS denn noch besprechen! Aber jetzt war ich enorm froh darüber.
Ich tastete nach dem Köpfchen und spürte nichts, das sich wie ein Köpfchen anfühlte. “Bin ich doch zu früh mit pressen?” Keine Zeit zu überlegen, es ging weiter. Eine weitere Welle. Wir waren in der Nähe des Geburtshauses angekommen, Carlos raste über Löcher und Gräben und bremste vor einem Krater in der Strasse. Ich fiel zwischen dem Rücksitz und dem Vordersitz in die Tiefe, fluchte und kletterte wieder nach oben. Nach ein paar weiteren Metern rief Carlos “WELCHE ABZWEIGUNG MUSS ICH NEHMEN?!?!?”. (Das Geburtshaus befindet sich etwas versteckt in einem kleinen Wald). Worauf ich wieder nur “SCHEISSE FAHR ENDLICH” rief.
Dann stand da plötzlich ein Mann auf einem Pferd auf der Strasse. Carlos hielt an und schrie den Pferdemann an. Ich presste und schrie ebenfalls und hoffte dem Mann würde bei meinem Anblick nicht schwindelig werden..
Wir rasten weiter. Das Tor zum Geburtshaus war zu! Carlos rannte hin, machte das Tor auf, rannte wieder zurück, raste durch das Tor, hielt an und machte das Tor wieder zu und in dem Moment explodierte ich – das Köpfchen war da!! Ich bückte mich, um den Kopf zu halten und das ganze Bündel flutschte einfach heraus. Ich hob es hoch und konnte nichts mehr sagen. Carlos stieg wieder ein. Und das Baby fing in diesem Moment an zu schreien. Carlos, der davon noch nichts bemerkt hatte, drehte sich nach hinten um und hatte fast einen Herzinfarkt, als er uns sah. Er drückte aufs Gas und rammte fast den Baum in der Einfahrt. Ich schrie “LANGSAM – jetzt müssen wir uns ja nicht mehr beeilen”. Als wir auf dem Parkplatz ankamen sprang Carlos aus dem Auto und schrie nach der Hebamme, ich konnte es kaum glauben und von den erwarteten Freudentränen meinerseits war nichts zu sehen, ich sass da, das Baby im Arm und konnte nicht mehr vor Lachen. Leslie, unsere Hebamme kam und lachte mit mir, sie wickelte ein Tuch um Bayley und liess uns einfach ein paar Minuten im Auto zu Atem kommen, während dem das Carlos draussen auf der Motorhaube lag und weinte. 2.45 Uhr.
Nachdem wir uns alle ein bisschen beruhigt hatten. Gingen wir Treppe hoch ins Haus, legten uns auf das Bett und warteten bis die Plazenta geboren wurde. Carlos schnitt hoch professionell die Nabelschnur durch und untersuchte anschliessend mit Leslie zusammen die Plazenta. (Igitt) Nach ca. 1 Stunde liess Leslie uns auch schon alleine und wir konnten ein wenig schlafen und uns erholen. Am nächsten Morgen untersuchte Leslie unsere Tochter noch etwas genauer, wog und mass sie (2200 kg / 49 cm). Anschliessend brachte sie uns ein leckeres Frühstück und wir verbrachten noch ein paar Stunden nur zu dritt, bevor wir nachmittags wieder zurück nach Hause fuhren und unterwegs noch schnell im Supermarkt etwas zu Essen besorgten.

Teil 1 gibts hier: http://www.mamacommunity.de/forum/geburtsberichte/ baby-shower-oder-die-ueberraschung.-teil-1

Wahnsinn ...das ist nenn ich mal ein Geburtserlebnis

Glückwunsch und alles alles Liebe

geile Geburt und respekt das ihr das so entspannt angegangen seit

Zitat von Louzifer:

Wahnsinn ...das ist nenn ich mal ein Geburtserlebnis

Glückwunsch und alles alles Liebe

Ich sollte richtig lesen, ist ja schon 9 Monate her, sorry

Trotzdem ein wahnsinniges Geburtserlebnis

Vielen Dank ihr Lieben!

Ich glaube, ich war so locker. Weil ich 1. immer der Meinung war wir kommen noch rechtzeitig an und 2. Als sie dann da war und geschrien hat, da war ich einfach erleichtert & total überzeugt, dass alles gut ist. Ausserdem waren wir in dem Moment auch schon auf dem Parkplatz des Geburtshauses und somit in besten Händen unserer Hebamme

Ein schöner Bericht und eine tolle Geburt.

Enhorabuena
Herzlichen Glückwunsch, auch wenn es schon was her ist

Auf dem ersten Bild warst du doch blond und auf dem zweiten brünett..

Zitat von yasmin1978:

Auf dem ersten Bild warst du doch blond und auf dem zweiten brünett..

Das zweite Foto ist mitten in der Nacht im Auto entstanden. Mit Blitz und dem schwachen Licht aus dem Auto. Ausserdem habe ich kurz vor Mitternacht noch geduscht, also ca. 2,5 Stunden vorher - soll heissen meine Haare waren wohl auch noch nicht ganz trocken was sie ja auch dunkler erscheinen lässt. Und sooo blond finde ich meine Haare auf dem ersten Bild jetzt auch nicht

Herzlichen Glückwunsch Tolle Geburt

Vielen Dank Engelchen!

Wie aufregend ich habe riesen Respekt vor solchen plötzlichen Entbindungen. Ich hätte schon mit geplatzter Fruchtblase das Haus nicht mehr verlassen.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mehr weggegangen wäre, wenn ich in irgend einer Form Wehen gehabt hätte. Ausserdem haben mich natürlich meine Schwester und mein Mann auch etwas überredet, wenigstens für eine halbe Stunde mit zugehen (natürlich auch nur unter der Voraussetzung, dass ich mich gut fühle und noch keine Wehen habe) da sie ja eine Überraschungsparty für mich organisiert hatten.

Zusätzlich muss ich sagen, dass ich natürlich auch abgewägt habe, was ist die Alternative: zur Hebamme zu fahren war noch zu früh (stimmt im Nachhinein nicht ganz, aber ohne Wehen wäre ich trotzdem nicht los gefahren) oder zu Hause sitzen bleiben, Däumchen drehen und abwarten bis die Wehen einsetzen.. Da die "Party" bei uns im Dorf stattfinden sollte, dachte ich mir gehe ich lieber dorthin und bin etwas abgelenkt bis es losgeht, als daheim zu Warten und ungeduldig zu werden.

Toll

Wahnsinns Geburt
Das habt ihr großartig gemacht.
Meinen Respekt!