Mütter- und Schwangerenforum

Inklusion-pro/contra

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14.09.2012 14:53
Gott.... überlest bitte die ganzen rechtschreibfehler... ich bin in eile..
SarahBS1982
5541 Beiträge
14.09.2012 17:12
Zitat von Zauberfischli:

Zitat von hich211:

Auch wenn ich hier nur als Mutter spreche...
wie sollte man denn dann mit verhaltensauffälligen Schülern umgehen?
IN "normale " Klassen mit rein - das schaffen doch die Lehrer gar nicht oder...
Wir hatten in der Klasse einen Schüler, der alle zur Verzweiflung gebracht hat - Lehren und Lernen war da schwer mgl. - der is im Unterricht aufgestanden und abgehauen... kein Einzelfall ... die Lehrerin hinterher in den Ort .. die Kinder alleine im Zimmer ...
Mein Kleiner hat jetzt auch einen, der ständig rumgeschoben wird, 3x schon die Schule gewechselt und schon am 2. tag in der neuen Schule die Lehrerin getreten und auch aus der Schule abgehauen...
Das geht doch so nicht!
Ich dachte "Inclusion" bedeutet, dass behinderte und nichtbeh. Kinder zus. lernen sollen, aber auch verhaltensauffällige Schüler?
Oder lieg ich da jetzt falsch?


Inclusion bedeutet, dass ALLE Schüler zusammen lernen. Behinderte, nicht behinderte, normal entwickelte, auffällige und ( leider fallen sie iwie fast immer unter den Tisch) hoch intelligente, wie auch hochbegabte. Zumindest verstehe ich es so. Bin ja auch nicht vom Fach. Und in deinem Fall.... ja, da sollte mind. ein Sozialpädagoge an der schule sein.... aber da gehts ja schon los in unserem Bildungssystem... die netten Herrn im Sessel, die sich den Kram ausdenken, denken nicht ganzheitlich. Sie sehen nur die Bildung und das ist falsch.
Ich bin auch nur betroffene Mutter und ärger mich nun das siebte Jahr mit dem Thema Schule rum. Ich bin ehrlich... ich bin froh, wenn er endlcih sein Abi in sein Tasche hat. Denn ich habe ein hochbegabtes Kind mit ( bedingt durch das ständige Kopfdenken) einer Angst- und Panikstörung. Meiner geht dann mal wochenlang gar nicht zur Schule. Was grundsätzlich, was das Lernen angeht, nicht weiter dramatisch ist, denn auch jetzt am Gym hat er schon einen Ausfall von 4 Monaten gehabt, ging dann iwann wieder, als wir den Schub im griff hatten und war gelassen und im Stoff wie alle anderen auch, obwohl er nicht mal was getan hat zu Hause. Klar könnte er springen, damit er genug gefordert wird, aber macht es sinn, wenn ein einzelner 15- jähriger dann Abi hat? ( übertrieben gesagt)... was soll er mit 16 auf einer Uni??? Viel zu jung..... er könnte auch eine spezielle Schule HB Schule gehen... heißt dann aber in jungen Jahren schon raus aus dem warmen Nest zu Hause und ins Internat, will er nicht und ich auch nicht unbedingt ( ich würde es ihm ermöglichen, wenn er wollte).... egal wo..... er könnte immer vorne weg, aber die Möglichkeiten sind nicht gegeben, denn sie können ja nicht in allen Fächern vorneweg... und ausserdem fehlt das Personal und überhaupt das Wissen dazu...

Aktuell heute: Ich habe ihn abgeholt, er hatte heute Mathe in Vertretung... Mathe ist inzwischen zu einem seiner Hassfächer geworden.... traurig aber wahr... weil er eben anders denkt und seine Mathelehrerin nicht mit Kindern kann, die entweder vorneweg oder auch hinterher kommen... heute nun die Vertretung... ich habe ein strahlendes Kind abgeholt... Mathe war toll, toll, toll....... die Lehrerin ist der Elternschreck der Schule.... die Eltern, die schon größere Kinder an der Schule haben, bibbern jedes Jahr aufs neue, ob sie in ieiinen Fach Frau K. bekommen..... leider nein... sage ich. Für meinen Sohn war sie genau richtig... klare präzise anweisungen und erklärungen, kurzes beispiel dazu und schon hatte er verstanden... so seine worte... und es hat ihm spaß gemacht... also warum nicht solche speziellen lehrer zusätzlich für spezielle Kinder einstellen?????? Weil es kostet... und nein, kosten darf unser Bildungssystem nicht mehr, aber ein haufen deutsche ingeneure, das möchte die politik gern. Ohne Aufwand... so gehts aber nicht. Von daher, der Gedanke an eine inclusion ist schon gut.... aber die umsetzung wird einfach an den kosten scheitern und eben auch am engemant der meisten alten lehrer.

LG Zaubi


Mir gefällt, was Du schreibst. Obwohl ich nicht ganz so "schwarz" sehe, weil ich hier einige Schulen kenne, an denen das Prinzip "Inklusion" schon gut umgesetzt wird.

Nur eine Korrektur: nicht Sozialpädagogen sollen an die Schulen, sondern Sonderpädagogen .
14.09.2012 22:24
Zitat von SarahBS1982:

Zitat von Zauberfischli:

Zitat von hich211:

Auch wenn ich hier nur als Mutter spreche...
wie sollte man denn dann mit verhaltensauffälligen Schülern umgehen?
IN "normale " Klassen mit rein - das schaffen doch die Lehrer gar nicht oder...
Wir hatten in der Klasse einen Schüler, der alle zur Verzweiflung gebracht hat - Lehren und Lernen war da schwer mgl. - der is im Unterricht aufgestanden und abgehauen... kein Einzelfall ... die Lehrerin hinterher in den Ort .. die Kinder alleine im Zimmer ...
Mein Kleiner hat jetzt auch einen, der ständig rumgeschoben wird, 3x schon die Schule gewechselt und schon am 2. tag in der neuen Schule die Lehrerin getreten und auch aus der Schule abgehauen...
Das geht doch so nicht!
Ich dachte "Inclusion" bedeutet, dass behinderte und nichtbeh. Kinder zus. lernen sollen, aber auch verhaltensauffällige Schüler?
Oder lieg ich da jetzt falsch?


Inclusion bedeutet, dass ALLE Schüler zusammen lernen. Behinderte, nicht behinderte, normal entwickelte, auffällige und ( leider fallen sie iwie fast immer unter den Tisch) hoch intelligente, wie auch hochbegabte. Zumindest verstehe ich es so. Bin ja auch nicht vom Fach. Und in deinem Fall.... ja, da sollte mind. ein Sozialpädagoge an der schule sein.... aber da gehts ja schon los in unserem Bildungssystem... die netten Herrn im Sessel, die sich den Kram ausdenken, denken nicht ganzheitlich. Sie sehen nur die Bildung und das ist falsch.
Ich bin auch nur betroffene Mutter und ärger mich nun das siebte Jahr mit dem Thema Schule rum. Ich bin ehrlich... ich bin froh, wenn er endlcih sein Abi in sein Tasche hat. Denn ich habe ein hochbegabtes Kind mit ( bedingt durch das ständige Kopfdenken) einer Angst- und Panikstörung. Meiner geht dann mal wochenlang gar nicht zur Schule. Was grundsätzlich, was das Lernen angeht, nicht weiter dramatisch ist, denn auch jetzt am Gym hat er schon einen Ausfall von 4 Monaten gehabt, ging dann iwann wieder, als wir den Schub im griff hatten und war gelassen und im Stoff wie alle anderen auch, obwohl er nicht mal was getan hat zu Hause. Klar könnte er springen, damit er genug gefordert wird, aber macht es sinn, wenn ein einzelner 15- jähriger dann Abi hat? ( übertrieben gesagt)... was soll er mit 16 auf einer Uni??? Viel zu jung..... er könnte auch eine spezielle Schule HB Schule gehen... heißt dann aber in jungen Jahren schon raus aus dem warmen Nest zu Hause und ins Internat, will er nicht und ich auch nicht unbedingt ( ich würde es ihm ermöglichen, wenn er wollte).... egal wo..... er könnte immer vorne weg, aber die Möglichkeiten sind nicht gegeben, denn sie können ja nicht in allen Fächern vorneweg... und ausserdem fehlt das Personal und überhaupt das Wissen dazu...

Aktuell heute: Ich habe ihn abgeholt, er hatte heute Mathe in Vertretung... Mathe ist inzwischen zu einem seiner Hassfächer geworden.... traurig aber wahr... weil er eben anders denkt und seine Mathelehrerin nicht mit Kindern kann, die entweder vorneweg oder auch hinterher kommen... heute nun die Vertretung... ich habe ein strahlendes Kind abgeholt... Mathe war toll, toll, toll....... die Lehrerin ist der Elternschreck der Schule.... die Eltern, die schon größere Kinder an der Schule haben, bibbern jedes Jahr aufs neue, ob sie in ieiinen Fach Frau K. bekommen..... leider nein... sage ich. Für meinen Sohn war sie genau richtig... klare präzise anweisungen und erklärungen, kurzes beispiel dazu und schon hatte er verstanden... so seine worte... und es hat ihm spaß gemacht... also warum nicht solche speziellen lehrer zusätzlich für spezielle Kinder einstellen?????? Weil es kostet... und nein, kosten darf unser Bildungssystem nicht mehr, aber ein haufen deutsche ingeneure, das möchte die politik gern. Ohne Aufwand... so gehts aber nicht. Von daher, der Gedanke an eine inclusion ist schon gut.... aber die umsetzung wird einfach an den kosten scheitern und eben auch am engemant der meisten alten lehrer.

LG Zaubi


Mir gefällt, was Du schreibst. Obwohl ich nicht ganz so "schwarz" sehe, weil ich hier einige Schulen kenne, an denen das Prinzip "Inklusion" schon gut umgesetzt wird.

Nur eine Korrektur: nicht Sozialpädagogen sollen an die Schulen, sondern Sonderpädagogen .


Meinetwegen Sonderpädadogen auch noch.,.. ich meine aber was ich schreibe... es gehören schulsozialpädagogen an die schulen.. und zwar an jede einzelne... denn die fangen letztlich die verhaltensauffälligkeiten ab und die kümmern sich um Erziehung und nicht um Bildung... beides zusammen wäre natürlich ein Traum... zu den Lehrern, die dann ausreichend und engagiert vorhanden sein müssen.... SO mag es gehen...

Und wenn es bei euch an einigen Schulen funktioniert..ist super... glaub ich so aber nicht. ausser es sind vll. vorzeigeschulen... bzw. diese testschulen an denen das neue erstmal getestet wird.

LG Zaubi
SarahBS1982
5541 Beiträge
14.09.2012 23:51
Zaubi,

das liegt vielleicht daran, dass NDS Vorreiter ist was das Thema Inklusion angeht. Die Universitäten hier haben nämlich zum Beispiel ihre Sonderpädagogik-Studenten seit einigen Semestern darauf vorbereitet an Regelschulen zu gehen statt Lehrkräfte in Förderschulen zu werden.

Hier ist jede Grundschule mit Sonderpädagogen versorgt. Pro Kind werden 2 Wochenstunden Sonderpädagoge angesetzt. In einer Klasse, in der also 3 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sitzen, ist also 6 Stunden in der Woche ein Sonderpädagoge. Außerdem "zählen" diese Schüler mehr als die anderen Schüler. Bei einer Schülerzahl von 24 Schülern pro Klasse (das ist hier so der Schnitt) sind es dann "nur" noch insgesamt 18 Kinder, weil die Kinder mit festgestelltem Förderbedarf doppelt zählen.

Sozialpädagogen helfen leider nicht besonders in Sachen Förderbedarf. Es geht ja um Förderpläne, Feststellung eines Bedarfes und mögliche Therapien. Das fällt alles in den Bereich der Sonderpädagogen, nicht in den der Sozialpädagogen.

Wobei der Einsatz von Sozialpädagogen natürlich ein toller Einstieg ist!!! Ganz klar! Ich kenne hier auch keine Grundschule ohne sozialpädagogische Mitarbeiter...

Achja - in einigen Fällen haben Kinder mit Förderbedarf einen Schulbegleiter. Das können gelernte Erzieher/innen sein, Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, ... Die sitzen dann auch noch mit im Unterricht und wirken unterstützend.

Ich denke, das könnte wirklich step by step in die richtige Richtung führen!

Das Umdenken der Grundschullehrer ist hierfür natürlich Voraussetzung! Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass die angehenden Lehrkräfte bereits im Studium darauf vorbereitet werden, dass sie nicht immer "allein" vor einer Klasse stehen, sondern dass die Tendenz in Richtung Mehrfachbesetzung im Unterricht geht.

15.09.2012 00:37
So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.
SarahBS1982
5541 Beiträge
15.09.2012 00:59
Zitat von Mamota:

So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.


zu 1.:
Bei einer festen Schul-SoPäd kann das passieren. Allerdings wirklich nicht regelmäßig. Bei den SoPäds, die aus den Förderschulen angefahren kommen passiert das nicht - ist ja auch gar nicht möglich, da die ja ihre Stunden in der Förderschule auch noch reißen müssen.

zu 2.:
Es ist sooo schwer zu sagen, wie groß die Dunkelziffer ist! Puh, also in einer der Grundschulen gab es in jeder Klasse mindestens 4 Förderkinder, die als "Risikokinder" gehandhabt wurden. Bei denen also noch kein Bedarf festgestellt war, die aber mit dem Tempo der Klasse Schwierigkeiten hatten.

Intensiven Förderbedarf hatte mindestens ein Schüler des Jahrgangs (verhaltensauffällig und lernschwach). Das wäre noch vor einigen Jahren der klassische "ab auf die Förderschule"-Fall gewesen. Die Eltern waren aber nicht sonderlich kooperativ und wollten davon nichts wissen. Ein sehr schwieriger Junge, der allerdings durch die Lehrerin auch nicht das Gefühl vermittelt bekam, in irgendeiner Form in der Klasse willkommen zu sein. Das war noch eine Dame der alten Schule *grmpf*. "Nehmt mir doch endlich dieses unangenehme Kind ab!"

Wichtig hier: die Klasse hat den Jungen voll akzeptiert und fühlte sich durch ihn weder gestört noch bedroht noch irritiert!

Der Junge hat als einziger aus dem Jahrgang die 1. Klasse wiederholt und ist nun besser aufgehoben.

Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist:

Die SoPäds (vor allem die schuleigenen) sind für die ganze Klasse Ansprechpartner. Wenn also Freiarbeitsstunde ist und die SoPäd eine Fördereinheit macht, dann sitzen da nicht nur die 3 Kinder mit Förderbedarf bei ihr, sondern auch noch 2-4 andere SchülerInnen, die das erlernte noch einmal wiederholen oder auf andere Art erklärt bekommen müssen.

Manchmal sitzt auch keins der Kinder mit festgestelltem Förderbedarf bei ihr, dafür 7 andere SchülerInnen.

Die Grenzen zwischen Förderkindern und nicht-Förderkindern sind fließend. Das hat leider viel mit der subjektiven Wahrnehmung von Klassen- und Fachlehrern zu tun, mit Tagesformen der Beobachterphasen und mit Lebensphasen des Kindes.

Der oben beschriebene Junge ist vor Schuleintritt übrigens nie auffällig gewesen! Die Erzieherinnen seiner KiTa sind aus allen Wolken gefallen als sie hörten, was für Probleme es in der Schule gibt!

Meiner Ansicht nach gibt es in der Schulkarriere fast jedes Kindes Episoden, in denen es stärkerer Betreuung bedarf. Und das ist auch das Denken, das ich beibehalten will. Kein Stempel auf des Kindes Stirn mit "Förderschüler", "Risikokind", "Durchschnittsschüler" und "Gymnasialempfehlung"

Oh Gott, ich glaub ich geh ins Bett. Ich hoffe, Du kannst verwertbare Informationen aus dem Wortsalat da oben rausziehen

LG
SarahBS1982
5541 Beiträge
15.09.2012 01:00
Zitat von Mamota:

So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.


Weißt Du, warum das so ist? Es gibt doch soooo viele SoPäds?
15.09.2012 01:20
Zitat von SarahBS1982:

Zitat von Mamota:

So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.


zu 1.:
Bei einer festen Schul-SoPäd kann das passieren. Allerdings wirklich nicht regelmäßig. Bei den SoPäds, die aus den Förderschulen angefahren kommen passiert das nicht - ist ja auch gar nicht möglich, da die ja ihre Stunden in der Förderschule auch noch reißen müssen.

zu 2.:
Es ist sooo schwer zu sagen, wie groß die Dunkelziffer ist! Puh, also in einer der Grundschulen gab es in jeder Klasse mindestens 4 Förderkinder, die als "Risikokinder" gehandhabt wurden. Bei denen also noch kein Bedarf festgestellt war, die aber mit dem Tempo der Klasse Schwierigkeiten hatten.

Intensiven Förderbedarf hatte mindestens ein Schüler des Jahrgangs (verhaltensauffällig und lernschwach). Das wäre noch vor einigen Jahren der klassische "ab auf die Förderschule"-Fall gewesen. Die Eltern waren aber nicht sonderlich kooperativ und wollten davon nichts wissen. Ein sehr schwieriger Junge, der allerdings durch die Lehrerin auch nicht das Gefühl vermittelt bekam, in irgendeiner Form in der Klasse willkommen zu sein. Das war noch eine Dame der alten Schule *grmpf*. "Nehmt mir doch endlich dieses unangenehme Kind ab!"

Wichtig hier: die Klasse hat den Jungen voll akzeptiert und fühlte sich durch ihn weder gestört noch bedroht noch irritiert!

Der Junge hat als einziger aus dem Jahrgang die 1. Klasse wiederholt und ist nun besser aufgehoben.

Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist:

Die SoPäds (vor allem die schuleigenen) sind für die ganze Klasse Ansprechpartner. Wenn also Freiarbeitsstunde ist und die SoPäd eine Fördereinheit macht, dann sitzen da nicht nur die 3 Kinder mit Förderbedarf bei ihr, sondern auch noch 2-4 andere SchülerInnen, die das erlernte noch einmal wiederholen oder auf andere Art erklärt bekommen müssen.

Manchmal sitzt auch keins der Kinder mit festgestelltem Förderbedarf bei ihr, dafür 7 andere SchülerInnen.

Die Grenzen zwischen Förderkindern und nicht-Förderkindern sind fließend. Das hat leider viel mit der subjektiven Wahrnehmung von Klassen- und Fachlehrern zu tun, mit Tagesformen der Beobachterphasen und mit Lebensphasen des Kindes.

Der oben beschriebene Junge ist vor Schuleintritt übrigens nie auffällig gewesen! Die Erzieherinnen seiner KiTa sind aus allen Wolken gefallen als sie hörten, was für Probleme es in der Schule gibt!

Meiner Ansicht nach gibt es in der Schulkarriere fast jedes Kindes Episoden, in denen es stärkerer Betreuung bedarf. Und das ist auch das Denken, das ich beibehalten will. Kein Stempel auf des Kindes Stirn mit "Förderschüler", "Risikokind", "Durchschnittsschüler" und "Gymnasialempfehlung"

Oh Gott, ich glaub ich geh ins Bett. Ich hoffe, Du kannst verwertbare Informationen aus dem Wortsalat da oben rausziehen

LG


Das klingt doch mal spitze. Insobesondere deine Einstellung. Ich kenne es eben auch so, dass nur die gefördert werden DÜRFEN, die den anerkannten Bedarf haben. Das macht mich auch manchmal wütend, wenn ich sehe, dass andere Kinder genausoviel oder mehr Bedarf haben.
Wie ist das denn im Bereich Verhalten? Werden da die nichtgeförderten Stunden mit Schulbegleitern überbrückt? Jemand anders schrieb vorhin das mit dem wegrennenden Schülern. Das ist bei uns so auch Alltag. Wir haben mehrere Schüler, die teilweise die völlige Aufmerksamkeit fordern. Kein anerkannter Förderbedarf. Bei keinem. 1 Sozialarbeiter und 2 FSJler sollen dann dafür sorgen, dass Unterricht stattfinden kann. Brauch ich dir ja nicht sagen, dass das hinten und vorn nicht reicht.
15.09.2012 01:26
Zitat von SarahBS1982:

Zitat von Mamota:

So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.


Weißt Du, warum das so ist? Es gibt doch soooo viele SoPäds?

Ich kann nur raten. Aber ich nehme mal ganz grob an, ihr werdet nach A 13 besoldet, oder? Die eingesetzen Lehrer sind angestellt, nicht verbeamtet. Erzieher verdienen sowieso viel zu wenig und FSJler bekommen nen Apfel und ein Ei für ihre Arbeit. Ich denke, da liegt der Schlüssel. Hier wird an jeder Ecke gespart. Ich hab z.B. gerade ein total schlechtes Gewissen, weil mich mal wieder ein grippaler Infekt niedergestreckt hat. Folge war, dass meine Klasse jetzt 4 Tage aufgeteilt war, weil es mal wieder keine Feuerwehrkräfte gibt. Dabei ist die große Grippewelle noch nicht mal angebrochen. Irgendjemand scheint es eine wirtschaftlich sinnvolle Rechnung zu finden, genau 2 Vertretungslehrer pro Direktionsbezirk bereitzustellen.
15.09.2012 08:46
Zitat von SarahBS1982:

Zaubi,

das liegt vielleicht daran, dass NDS Vorreiter ist was das Thema Inklusion angeht. Die Universitäten hier haben nämlich zum Beispiel ihre Sonderpädagogik-Studenten seit einigen Semestern darauf vorbereitet an Regelschulen zu gehen statt Lehrkräfte in Förderschulen zu werden.

Hier ist jede Grundschule mit Sonderpädagogen versorgt. Pro Kind werden 2 Wochenstunden Sonderpädagoge angesetzt. In einer Klasse, in der also 3 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sitzen, ist also 6 Stunden in der Woche ein Sonderpädagoge. Außerdem "zählen" diese Schüler mehr als die anderen Schüler. Bei einer Schülerzahl von 24 Schülern pro Klasse (das ist hier so der Schnitt) sind es dann "nur" noch insgesamt 18 Kinder, weil die Kinder mit festgestelltem Förderbedarf doppelt zählen.

Sozialpädagogen helfen leider nicht besonders in Sachen Förderbedarf. Es geht ja um Förderpläne, Feststellung eines Bedarfes und mögliche Therapien. Das fällt alles in den Bereich der Sonderpädagogen, nicht in den der Sozialpädagogen.

Wobei der Einsatz von Sozialpädagogen natürlich ein toller Einstieg ist!!! Ganz klar! Ich kenne hier auch keine Grundschule ohne sozialpädagogische Mitarbeiter ...

Achja - in einigen Fällen haben Kinder mit Förderbedarf einen Schulbegleiter. Das können gelernte Erzieher/innen sein, Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, ... Die sitzen dann auch noch mit im Unterricht und wirken unterstützend.

Ich denke, das könnte wirklich step by step in die richtige Richtung führen!

Das Umdenken der Grundschullehrer ist hierfür natürlich Voraussetzung! Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass die angehenden Lehrkräfte bereits im Studium darauf vorbereitet werden, dass sie nicht immer "allein" vor einer Klasse stehen, sondern dass die Tendenz in Richtung Mehrfachbesetzung im Unterricht geht.



Guten Morgen Sarah!

Das was du meinst ( mein fett markiertes) sind die pädagogischen Mitarbeiter an den Grundschulen. Das ist was anderes als Schulpädagogen. Und du hast Recht, Schulsozialpädagogen übernehmen nicht die Aufgaben, die du für die Sonderpädagogen beschreibst. Sollen sie auch nicht.
Hier in Sachsen Anhalt gabs mal ein Pilotprojekt. Schulsozialpädagogen an den Sekundarschulen und teilweise auch an den gyms. Ich selbst habe 2 Jahre als solcher gearbeitet als Schulsozialpädagoge. Was habe ich konkret gemacht? Ich habe mich um die auffälligen Kinder gekümmert. Die, die vom Verhalten auffielen. Flippte beispielsweise ein Schüler in einer Klasse aus, nahm ich ihn zu mir. Einzeln. Ich kümmerte mich um die Schulschwänzer, bin zu ihnen nach Hause gegangen, wenn sie morgens nicht erschienen. Habe Vernetzungsarbeit geleistet, um ihnen Hilfe zu verschaffen. Ich habe präventive Arbeit in Sachen Rauchen, Alkohol, Drogen und Gewalt geleistet. Ich war in den Pausen auf dem Schulhof präsent, habe mich um die gekümmert, die auffällig waren, ob nun extro oder intro...
Ich habe die Kinder zu mir geholt, die zum Beispiel bekannterweise kein Frühstück mit hatten und mit ihnen bei mir im Büro gesundes Schulfrühstück betrieben. Ich bin unterstützend mit auf Projekt- und Wandertage gegangen, und cih bin auch mit auf Klassenfahrten gefahren, wo es nötig war.
Also ich habe ausschliesslich erzieherische Arbeit geleistet, und ein wenig Förderung: HA Stunden und einige AG´s. Also ich denke nur das Letzte hätte ein Sonderpädagoge übernehmen können, wenn denn einer da war.

Leider ist dieses Projekt beim Auslaufen auch eingestellt wurden... was ich sehr schade finde, denn es war eine Bereicherung an den Schulen und bitte nicht zu verwechseln mit den PM´s an Grundschulen... sie machen ganz was anderes.

LG Zaubi
15.09.2012 09:29
Mamota und Sarah... das hier ist unser kleiner Privatthreat geworden...

Ich habe mir nun auch eure Beiträge durchgelesen..... ein Traum wäre, wenn Schulen ausgestattet würden, mit ausreichend Lehrern, die eben nicht von der "alten" Schule sind und mit Sonderpädagogen, die den gesamten Förderbedarf abdecken und mit unterstützenden Schulsozialpädagogen. Mal ganz abgesehen vom Gehalt ( was, wenn ich mein normales Sozipäd- gehalt bekomme, völlig in Ordnung ist) setzt das aber eine Zusammenarbeit zwischen allen voraus.

Als ich damals an die Schule kam ( das war nach meinem Erziehungsurlaub) war ich die Nachfolgerin einer anderen Schulsozipäd. Sie muß wohl nicht so toll gewesen sein und entsprechend war mein Empfang. Die Direktorin begrüßte mich mit den Worten " Was, sie haben also auch ein Kleinkind zu Hause? Na dann bin ich gespannt, wie oft ich sie hier sehe." Das war alles andere als schön, aber ich habe mich durchgebissen. Nach nur 4 Wochen waren die Direktorin und ich ein Herz und eine Seele. Sie entschuldigte sich auch bei mir für ihren Spruch und sagte mir, dass ich ganz arbeiten würde, als meine Vorgängerin. Ich hatte eben keine Scheu bei einer Prügelei dazwischen zu gehen... mein erster Weg morgens war der ins Büro des Direx, die schon Meldung aus allen Klassen hatte, welche Kinder fehlten... mein 2. Weg, war der ans Telefon.... teilweise bekam ich die Schwänzer via Telefon in die Schule... die hartnäckigen suchte ich auf. Und und und... wie oben schon beschrieben. Ich habe und mußte mich eben nicht um den Förderbedarf kümmern... wären da nun noch sonderpädagogen gewesen, wäre es ein traum für alle.

Die Lehrer waren zäher. Schliesslich sind sie Lehrer und ich "nur" ein alberner Sozipäd. Ich stieß lange Zeit auf Ignoranz und Arroganz seitens der Lehrerschaft, bis die ersten Ausnahmen kamen, die wohl nachdachten. Lehrer der "alten" Schule sind einfach nicht bereit umzudenken. Mitzuarbeiten, zusammen zu arbeiten. Versteht ihr was ich meine??? Es war ein echt hartes Los.... aber letztlich hat mich mein Erfolg rehabilitiert. Die Lehrer sahen, dass ich sie eigentlich entlaste und dass ich die schulschwänzer nach und nach wieder zu einem regelm. Schulbesuch bewege. Das ich gewaltbereite Jugendliche nach und nach durch meine eigenen Gruppen oder durch Vernetzung zu anderen Angeboten zur "Ruhe" brachte... es muß einfach ein Verbindungsglied zwischen Jugendamt und Schule her.

Durch meine eigene Geschichte mit meinem Sohn sehe ich das vll. noch notwendiger... die erste Schule erkannte nicht, warum er unkonzentriert war usw... sie wollten ihn ( die PM) in seiner Aufmerksamkeit und Konzentration fördern..... das brauchte er aber gar nicht, er war unaufmerksam, weil ich die steten Wiederholungen einfach nervten.... er ist HB und Wiederholungen sind tödlich... die Lehrer kamen mir mit ganz vielen angeblichen Diagnosen, einfach weil sie nicht offen genug waren. Ich durfte mir sogar Vorwürfe machen lassen, dass ich meinen Sohn keine altersgerechten Bücher lesen lasse. Viel zu viel, zu dick, zu viele Schachtelsätze ( 1. Klasse Harry Potter).... nein eben nicht, denn er las es schnell und flüssig... HB eben...
Nach 2 Jahren wechselten wir die Schule- Privatschule... die nach Freinet arbeitete .... das war noch viel schlimmer.... die Lehrerin rief mich an... mein Sohn Klasse 3 ... Bankrechnen das kleine 1x1. Ich solle üben, er kann das nicht. Meine Antwort... klar kann er... sie nein und er merkt es sich auch nicht... ich frage ihn tgl. wieviel 8x8 ist und er kann sich einfach nicht merken, dass es 64 ist. Ich bekam das Lachen und sagte ihr, dass ich das kläre und mich gleich wieder melde.
Also ging ich in die Stube zu meinem Sohn und fragte nach 8x8... was ich bekam, war ein aufstöhnen, ein augen drehen und den entnervten satz: du nicht auch noch...... er erzählte mir dann, dass die lehrerin ihm tgl. dieselbe aufgabe gäbe und weil ihm das zu fad war, gab er ihr einfach immer die falsche antwort, denn dann regte sie sich so schön auf und es wäre nicht mehr ganz so langweilig in der schule.... ...

Also gut, cih gab diese Info an die Lehrerin weiter und sie fragte mich doch allen ernstes, was sie nun mit ihm machen solle. Hallo??? Bin cih die lehrerin??? Ich sagte ihr dann, dass sie ihn doch einfach das große 1x1 lösen lassen solle, das könne er ( meines wissens nach) nicht.

Am nächsten abend erhielt ich erneut einen anruf... ob ich sie verarschen wolle.... sie sagte meinem sohn heute in der schule, dass sie eine besonders tolle aufgabe hätte, er soll im kopf schnell 13x15 lösen... als antwort bekam sie ein grinsen und :" das kannst du selbst machen ( in der privaten schule wurden die lehrer geduzt) 14² -1 ist dasselbe Ergebnis"... und er setzte sich...
Tja und dann sagte sie mir, dass wir reden müssen, das mein sohn springen solle, denn sie könne das nicht mehr so leisten... wir sprangen dann an eine andere schule... und nicht eine klasse höher.
mein sohn war inzwischen derart neben der spur. durch die privatschule, in der er nebenbei so böse verbal und körp. gemobbt wurde, hat viel in ihm kaputt gemacht.
dann war er an eine speziell für HB Kinder ausgelegten schule... auch hier fehlten die entsprechenden sozipäd, oder sonderpäd. ... er ging nämlich inzwischen nicht mehr zur schule... wenn er da war, war er vom intellekt her richtig an der schule, meinte die lehrerin, aber diese ängste... er müsse erstmal in eine KJP und auf Medis eingestellt werden.... das war ihre lösung!!! GsD dachte das Landesschulamt so wie ich und wir wechselten erneut die schule ( inzwischen war mein sohn Anfang 4. Klasse).. damit er mehr Zeit bekam seine sozialkompetenz zu stärken, nahmen wir ihn ein jahr zurück... in anfang klasse 3... klar mit einem ungutem gefühl, denn eigentlich war ihm eh alles zu langweilig.... aber wir landeten dann auf einer winzigen dorfschule im nachbarort, mit nur 6 lehrern, nur 4 klassen insgesamt und keine klasse stärker als 16 schüler. perfekt!!! der klassenlehrer ein traum... wir erzählten unsere komplette geschichte... alles was er sagte und tat... er nahm meine hand, drückte sie und sagte: " Bringen sie mir den Jungen und sehen sie es nicht Belastung, die sie mit aufbürden, sondern als Herausforderung, die sie mir in die Hand legen. " Ich war so erleichtert. Endlich jemand, der zu verstehen schien und willig war. Der Direktor genauso.... seine Worte: " Besondere Kinder brauchen besondere Massnahmen. Wir kriegen das schon hin"... dann trommelte er sein Kollegium zusammen, nahm mich als mutter dazu, ich erzählte erneut unsere geschichte und alle 6 versprachen uns zu helfen. einzige bedingung... kein schulwechsel mehr. tja und dann zeigten sie eine engelsgeduld und knieten sich rein. Und schafften das unmögliche. Nicht nur, dass mein Sohn wieder regelmäßig zur schule ging, nein er ging sogar sehr gern. Er machte ein affentheater, wenn er wegen krankheit zu hause bleiben mußte. das er so schnell war und vieles schon konnte, lösten sie ganz einfach... entweder wurde er eingesetzt anderen zu helfen, wenn sie schwierigkeiten hatten oder er spielte mit dem lehrer schach, wenn die anderen still arbeiteten und mein sohn fertig war.

dieser lehrer händelte es auch allein in einer klasse.... 1 HB kind, 3 ADHS Kinder ohne Medis.... und ein extrem auffälliges Kind.... er bekam es hin, weil dieser lehrer nicht nur bildung als seine aufgabe sah, sondern auch erziehung. er hatte seine klasse so gut in schuss, dass sie halfen... tickte der junge aus... wußten sie, wer was machen sollte. Gehänselt wurde da niemand... alle wußten, niemand macht das mit absicht... er hat ein problem und macht es nciht, weil er einfach böse ist.... ich bedauer sehr, dass wir da nicht einfach bleiben konnten. zum abschlussfest habe ich soooo geheult... udn als mein kind dann noch die abschiedsrede hielt... war kaum ein halten bei mir. er sprach erst allgemein im namen der klasse, das war schon ergreifend und dann hängte er noch ein wenig in eigener sache dran. er bedankte sich bei den lehrern, dass sie ihn so verständnisvoll aufnahmen und vor allem, dass sie ihm die freude an schule wieder gegeben haben... da heulten dann auch die lehrer... und am ende dankte er mir, weil ich halt nicht aufgegeben habe und mit ihm gegangen bin... naja, da wars dann um mich passiert. ... aber nun bin abgeschweift... also eigentlich wollte ich sagen... die lehrer sind ein großes problem, wenn sie nicht mitmachen, nutzen alle sonderpädagogen und alle sozipäd nichts... und das sehe ich als größtes problem.

LG Zaubi
SarahBS1982
5541 Beiträge
15.09.2012 12:34
Zitat von Mamota:

Zitat von SarahBS1982:

Zitat von Mamota:

So wie du berichtest, freu ich mich langsam richtig auf NDS. 2 Fragen hab ich allerdings noch.
1. Werdet ihr als Vertretungskräfte missbraucht?
2. Wie hoch ist die Dunkelziffer beim Förderbedarf? Also, wie viele Kinder mit eindeutigem Förderbedarf sind nie getestet worden und laufen als Regelschüler?
Das sind nämlich so die Themen in RLP. Plus, dass bei uns Regelschullehrer, Erzieher un FSJler (!!!) eingesetzt werden statt Sonderpädagogen.
Als ich noch in Bayern war, war Inklusion die große Ausnahme, hat aber da, wo sie praktiziert wurde, noch gut funktioniert. Klar, im Versuchsstadium macht man alles korrekt, dann klappt es auch wunderbar. Ich frag mich, wie es mittlerweile da aussieht.


Weißt Du, warum das so ist? Es gibt doch soooo viele SoPäds?

Ich kann nur raten. Aber ich nehme mal ganz grob an, ihr werdet nach A 13 besoldet, oder? Die eingesetzen Lehrer sind angestellt, nicht verbeamtet. Erzieher verdienen sowieso viel zu wenig und FSJler bekommen nen Apfel und ein Ei für ihre Arbeit. Ich denke, da liegt der Schlüssel. Hier wird an jeder Ecke gespart. Ich hab z.B. gerade ein total schlechtes Gewissen, weil mich mal wieder ein grippaler Infekt niedergestreckt hat. Folge war, dass meine Klasse jetzt 4 Tage aufgeteilt war, weil es mal wieder keine Feuerwehrkräfte gibt. Dabei ist die große Grippewelle noch nicht mal angebrochen. Irgendjemand scheint es eine wirtschaftlich sinnvolle Rechnung zu finden, genau 2 Vertretungslehrer pro Direktionsbezirk bereitzustellen.


Ja, mit A13 hast Du Recht. Allerdings müssen sich die SoPäds darauf einstellen, dass es da bald Veränderungen gibt. Und das zu Recht! Denn als Inklusionsfachkraft ohne eigene Klasse und ohne den Aufwand, den jeder Lehrer hat kann es doch nicht sein, dass man 1,5 mal soviel verdient, wie das restliche Kollegium an der Schule! Völlig unrealistisch und unfair!

Ich werde nach dem Bachelor natürlich nicht nach A13 besoldet. Aber da ich 30 werde und bald Mama bin ist es mir einfach wichtiger, nach dem nächsten Sommer zu arbeiten, als dann noch zwei Jahre auf Master zu studieren. Das macht zwar einkommenstechnisch einen riesigen Unterschied, aber dafür stehe ich im Berufsleben falls ich in 2-3 Jahren ein zweites Kind möchte. Denn gegen Ende des Masters noch einmal auszusetzen und ein Jahr dranhängen zu müssen... das geht gar nicht ! Dann bin ich mit 35 Jahren Berufseinsteigerin - und das möchte ich einfach nicht. Ich möchte zeitnah meine Familie versorgen können!

Dass das mit Sozialarbeiter und FSJler nicht klappt kann ich mir vorstellen.

Es ist so, dass es schwierig ist, eine Schulbegleitung zu bekommen wenn keine Diagnose steht.

In meiner letzten Klasse war ein Junge mit Asperger Autismus, der auch hin und wieder zündelte und verschwand. Das war schwierig, klar. Allerdings gab es in der Klasse die ganz tolle Schulbegleitung (Erzieherin) eines anderen Mädchens mit Förderbedarf. Die hat sich natürlich mit um den Jungen gekümmert. Die hat übrigens hin und wieder auch mal den Unterricht übernommen. Es war eine 2. Klasse und sie war eben von Beginn an dabei - sie hatte die Schüler voll im Griff. Ihr Part war es zum Beispiel immer, neue Einheiten mit einem Fingerspiel vor der Klasse einzuführen. Sie hat Freiarbeitsstunden geleitet und ist in Phasen der Stillarbeit mit herumgegangen und hat die Schüler unterstützt.

In den zwei Grundschulen hier im Ort ist die Bürgerstiftung aktiv. Über diese werden dort (Master-)Sonderpädagogik- und Lehramtsstudenten zur Betreuung in die Klassen geschickt. Es gibt eine SoPädStud, die 6x in der Woche die 1. & 2. Klassen (natürlich mit Lehrer) beim Sport begleitet. Und es gibt weitere 3, die Kleingruppenförderung machen (jede der SoPäds an 4 Stunden in der Woche, also 12 Std. insg.). Und in einer Schule ist eine SoPädStud begleitend je 2 Stunden/Woche in jeder 1. Klasse. Dort wird richtige Inklusion betrieben. Es findet viel Eigen- und Gruppenarbeit mit starker Binnendifferenzierung statt. Aber eben im Klassenverband! Und das zusätzlich zu den Stunden der Feuerwehr-Sonderpädagoginnen der Förderschule

Die Studenten können sich dann aussuchen, ob sie sich das als Praktikum anrechnen lassen (SoPäds haben ja jedes zweite Semester Pflichtpraktika über die auch Berichte geschrieben werden müssen) oder es sich bezahlen lassen (400,-- EUR-Job).

Ich habe es damals so gemacht, dass ich mir von der Schule für das Jahr in den 1. Klassen zwei Praktika habe anrechnen lassen. Für das eine Praktikum musste ich einen einfachen Bericht schreiben, das zweite Praktikum war verbunden mit Beobachtung eines Schülers, Diagnostik und Therapieempfehlung. Dieser Bericht wurde in die offizielle Akte des Schülers genommen und als Basis für den Förderplan genutzt! Und das ist kein Einzelfall. Ich weiß von den Kommilitonen, dass ihre Berichte ebenfalls von den Einrichtungen verwendet wurden.

Wir werden sehr früh an die Praxis herangeführt. Natürlich immer unter Aufsicht und mit Begleitung. Kein Student trägt die Verantwortung für die Schulkarriere eines Kindes!

Ich denke, dass Inklusion auch das bedeutet. Schaffung von Netzwerken. Eine Verbindung zwischen Lehrern, Pädagogen, Eltern und Umfeld des Kindes, außerschulischen Einrichtungen (Sportvereinen, Jugendzentren, ...), Therapieeinrichtungen (Logopädie, Ergo-, Reit-, Verhaltenstherapie, etc.), ggf. anderen Schulen und und und.

SarahBS1982
5541 Beiträge
15.09.2012 12:37
Zitat von Zauberfischli:

Zitat von SarahBS1982:

Zaubi,

das liegt vielleicht daran, dass NDS Vorreiter ist was das Thema Inklusion angeht. Die Universitäten hier haben nämlich zum Beispiel ihre Sonderpädagogik-Studenten seit einigen Semestern darauf vorbereitet an Regelschulen zu gehen statt Lehrkräfte in Förderschulen zu werden.

Hier ist jede Grundschule mit Sonderpädagogen versorgt. Pro Kind werden 2 Wochenstunden Sonderpädagoge angesetzt. In einer Klasse, in der also 3 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sitzen, ist also 6 Stunden in der Woche ein Sonderpädagoge. Außerdem "zählen" diese Schüler mehr als die anderen Schüler. Bei einer Schülerzahl von 24 Schülern pro Klasse (das ist hier so der Schnitt) sind es dann "nur" noch insgesamt 18 Kinder, weil die Kinder mit festgestelltem Förderbedarf doppelt zählen.

Sozialpädagogen helfen leider nicht besonders in Sachen Förderbedarf. Es geht ja um Förderpläne, Feststellung eines Bedarfes und mögliche Therapien. Das fällt alles in den Bereich der Sonderpädagogen, nicht in den der Sozialpädagogen.

Wobei der Einsatz von Sozialpädagogen natürlich ein toller Einstieg ist!!! Ganz klar! Ich kenne hier auch keine Grundschule ohne sozialpädagogische Mitarbeiter ...

Achja - in einigen Fällen haben Kinder mit Förderbedarf einen Schulbegleiter. Das können gelernte Erzieher/innen sein, Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, ... Die sitzen dann auch noch mit im Unterricht und wirken unterstützend.

Ich denke, das könnte wirklich step by step in die richtige Richtung führen!

Das Umdenken der Grundschullehrer ist hierfür natürlich Voraussetzung! Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass die angehenden Lehrkräfte bereits im Studium darauf vorbereitet werden, dass sie nicht immer "allein" vor einer Klasse stehen, sondern dass die Tendenz in Richtung Mehrfachbesetzung im Unterricht geht.



Guten Morgen Sarah!

Das was du meinst ( mein fett markiertes) sind die pädagogischen Mitarbeiter an den Grundschulen. Das ist was anderes als Schulpädagogen. Und du hast Recht, Schulsozialpädagogen übernehmen nicht die Aufgaben, die du für die Sonderpädagogen beschreibst. Sollen sie auch nicht.
Hier in Sachsen Anhalt gabs mal ein Pilotprojekt. Schulsozialpädagogen an den Sekundarschulen und teilweise auch an den gyms. Ich selbst habe 2 Jahre als solcher gearbeitet als Schulsozialpädagoge. Was habe ich konkret gemacht? Ich habe mich um die auffälligen Kinder gekümmert. Die, die vom Verhalten auffielen. Flippte beispielsweise ein Schüler in einer Klasse aus, nahm ich ihn zu mir. Einzeln. Ich kümmerte mich um die Schulschwänzer, bin zu ihnen nach Hause gegangen, wenn sie morgens nicht erschienen. Habe Vernetzungsarbeit geleistet, um ihnen Hilfe zu verschaffen. Ich habe präventive Arbeit in Sachen Rauchen, Alkohol, Drogen und Gewalt geleistet. Ich war in den Pausen auf dem Schulhof präsent, habe mich um die gekümmert, die auffällig waren, ob nun extro oder intro...
Ich habe die Kinder zu mir geholt, die zum Beispiel bekannterweise kein Frühstück mit hatten und mit ihnen bei mir im Büro gesundes Schulfrühstück betrieben. Ich bin unterstützend mit auf Projekt- und Wandertage gegangen, und cih bin auch mit auf Klassenfahrten gefahren, wo es nötig war.
Also ich habe ausschliesslich erzieherische Arbeit geleistet, und ein wenig Förderung: HA Stunden und einige AG´s. Also ich denke nur das Letzte hätte ein Sonderpädagoge übernehmen können, wenn denn einer da war.

Leider ist dieses Projekt beim Auslaufen auch eingestellt wurden... was ich sehr schade finde, denn es war eine Bereicherung an den Schulen und bitte nicht zu verwechseln mit den PM´s an Grundschulen... sie machen ganz was anderes.

LG Zaubi


Dann wird das hier doch sehr gewürfelt . Pädagogische Mitarbeiter (die zum Beispiel die Betreuungszeiten übernehmen oder auch mal Vertretungsstunden) gibt es hier an den Grundschulen mehr als je einen. Das kenne ich auch so.

Die Sozialpädagoginnen hier an den Grundschulen habe ich nicht so kennengelernt, aber an jeder weiterführenden Schule gibt es mind. einen, der genau die von Dir beschriebenen Aufgaben erfüllt.

Allerdings kenne ich an weiterführenden Schulen hier nur Integrierte Gesamtschulen - und die sind hier in NDS sowieso meist vorbildlich ausgestattet!
15.09.2012 12:41
Zitat von SarahBS1982:

Zitat von Zauberfischli:

Zitat von SarahBS1982:

Zaubi,

das liegt vielleicht daran, dass NDS Vorreiter ist was das Thema Inklusion angeht. Die Universitäten hier haben nämlich zum Beispiel ihre Sonderpädagogik-Studenten seit einigen Semestern darauf vorbereitet an Regelschulen zu gehen statt Lehrkräfte in Förderschulen zu werden.

Hier ist jede Grundschule mit Sonderpädagogen versorgt. Pro Kind werden 2 Wochenstunden Sonderpädagoge angesetzt. In einer Klasse, in der also 3 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sitzen, ist also 6 Stunden in der Woche ein Sonderpädagoge. Außerdem "zählen" diese Schüler mehr als die anderen Schüler. Bei einer Schülerzahl von 24 Schülern pro Klasse (das ist hier so der Schnitt) sind es dann "nur" noch insgesamt 18 Kinder, weil die Kinder mit festgestelltem Förderbedarf doppelt zählen.

Sozialpädagogen helfen leider nicht besonders in Sachen Förderbedarf. Es geht ja um Förderpläne, Feststellung eines Bedarfes und mögliche Therapien. Das fällt alles in den Bereich der Sonderpädagogen, nicht in den der Sozialpädagogen.

Wobei der Einsatz von Sozialpädagogen natürlich ein toller Einstieg ist!!! Ganz klar! Ich kenne hier auch keine Grundschule ohne sozialpädagogische Mitarbeiter ...

Achja - in einigen Fällen haben Kinder mit Förderbedarf einen Schulbegleiter. Das können gelernte Erzieher/innen sein, Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, ... Die sitzen dann auch noch mit im Unterricht und wirken unterstützend.

Ich denke, das könnte wirklich step by step in die richtige Richtung führen!

Das Umdenken der Grundschullehrer ist hierfür natürlich Voraussetzung! Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass die angehenden Lehrkräfte bereits im Studium darauf vorbereitet werden, dass sie nicht immer "allein" vor einer Klasse stehen, sondern dass die Tendenz in Richtung Mehrfachbesetzung im Unterricht geht.



Guten Morgen Sarah!

Das was du meinst ( mein fett markiertes) sind die pädagogischen Mitarbeiter an den Grundschulen. Das ist was anderes als Schulpädagogen. Und du hast Recht, Schulsozialpädagogen übernehmen nicht die Aufgaben, die du für die Sonderpädagogen beschreibst. Sollen sie auch nicht.
Hier in Sachsen Anhalt gabs mal ein Pilotprojekt. Schulsozialpädagogen an den Sekundarschulen und teilweise auch an den gyms. Ich selbst habe 2 Jahre als solcher gearbeitet als Schulsozialpädagoge. Was habe ich konkret gemacht? Ich habe mich um die auffälligen Kinder gekümmert. Die, die vom Verhalten auffielen. Flippte beispielsweise ein Schüler in einer Klasse aus, nahm ich ihn zu mir. Einzeln. Ich kümmerte mich um die Schulschwänzer, bin zu ihnen nach Hause gegangen, wenn sie morgens nicht erschienen. Habe Vernetzungsarbeit geleistet, um ihnen Hilfe zu verschaffen. Ich habe präventive Arbeit in Sachen Rauchen, Alkohol, Drogen und Gewalt geleistet. Ich war in den Pausen auf dem Schulhof präsent, habe mich um die gekümmert, die auffällig waren, ob nun extro oder intro...
Ich habe die Kinder zu mir geholt, die zum Beispiel bekannterweise kein Frühstück mit hatten und mit ihnen bei mir im Büro gesundes Schulfrühstück betrieben. Ich bin unterstützend mit auf Projekt- und Wandertage gegangen, und cih bin auch mit auf Klassenfahrten gefahren, wo es nötig war.
Also ich habe ausschliesslich erzieherische Arbeit geleistet, und ein wenig Förderung: HA Stunden und einige AG´s. Also ich denke nur das Letzte hätte ein Sonderpädagoge übernehmen können, wenn denn einer da war.

Leider ist dieses Projekt beim Auslaufen auch eingestellt wurden... was ich sehr schade finde, denn es war eine Bereicherung an den Schulen und bitte nicht zu verwechseln mit den PM´s an Grundschulen... sie machen ganz was anderes.

LG Zaubi


Dann wird das hier doch sehr gewürfelt . Pädagogische Mitarbeiter (die zum Beispiel die Betreuungszeiten übernehmen oder auch mal Vertretungsstunden) gibt es hier an den Grundschulen mehr als je einen. Das kenne ich auch so.

Die Sozialpädagoginnen hier an den Grundschulen habe ich nicht so kennengelernt, aber an jeder weiterführenden Schule gibt es mind. einen, der genau die von Dir beschriebenen Aufgaben erfüllt.

Allerdings kenne ich an weiterführenden Schulen hier nur Integrierte Gesamtschulen - und die sind hier in NDS sowieso meist vorbildlich ausgestattet!


Ja das klingt gut. Und wenn dann noch ihr als Sonderpädagogen hinzu kommt, dann ist es perfekt. Mal sehen, wann das dann hier im Osten ankommt. Wahrscheinlich dann, wenn mein Kind Abi macht... aber was soll´s. Wenn sich am system ansich nichts ändert ( was ich ja grundsätzlich noch hoffe) dann kommen meine Enkel immerhin in den Genuss einer kompletten Abdeckung in den Schulen.

LG Zaubi
SarahBS1982
5541 Beiträge
15.09.2012 13:04
Zitat von Zauberfischli:

Mamota und Sarah... das hier ist unser kleiner Privatthreat geworden...

Ich habe mir nun auch eure Beiträge durchgelesen..... ein Traum wäre, wenn Schulen ausgestattet würden, mit ausreichend Lehrern, die eben nicht von der "alten" Schule sind und mit Sonderpädagogen, die den gesamten Förderbedarf abdecken und mit unterstützenden Schulsozialpädagogen. Mal ganz abgesehen vom Gehalt ( was, wenn ich mein normales Sozipäd- gehalt bekomme, völlig in Ordnung ist) setzt das aber eine Zusammenarbeit zwischen allen voraus.

Als ich damals an die Schule kam ( das war nach meinem Erziehungsurlaub) war ich die Nachfolgerin einer anderen Schulsozipäd. Sie muß wohl nicht so toll gewesen sein und entsprechend war mein Empfang. Die Direktorin begrüßte mich mit den Worten " Was, sie haben also auch ein Kleinkind zu Hause? Na dann bin ich gespannt, wie oft ich sie hier sehe." Das war alles andere als schön, aber ich habe mich durchgebissen. Nach nur 4 Wochen waren die Direktorin und ich ein Herz und eine Seele. Sie entschuldigte sich auch bei mir für ihren Spruch und sagte mir, dass ich ganz arbeiten würde, als meine Vorgängerin. Ich hatte eben keine Scheu bei einer Prügelei dazwischen zu gehen... mein erster Weg morgens war der ins Büro des Direx, die schon Meldung aus allen Klassen hatte, welche Kinder fehlten... mein 2. Weg, war der ans Telefon.... teilweise bekam ich die Schwänzer via Telefon in die Schule... die hartnäckigen suchte ich auf. Und und und... wie oben schon beschrieben. Ich habe und mußte mich eben nicht um den Förderbedarf kümmern... wären da nun noch sonderpädagogen gewesen, wäre es ein traum für alle.

Die Lehrer waren zäher. Schliesslich sind sie Lehrer und ich "nur" ein alberner Sozipäd. Ich stieß lange Zeit auf Ignoranz und Arroganz seitens der Lehrerschaft, bis die ersten Ausnahmen kamen, die wohl nachdachten. Lehrer der "alten" Schule sind einfach nicht bereit umzudenken. Mitzuarbeiten, zusammen zu arbeiten. Versteht ihr was ich meine??? Es war ein echt hartes Los.... aber letztlich hat mich mein Erfolg rehabilitiert. Die Lehrer sahen, dass ich sie eigentlich entlaste und dass ich die schulschwänzer nach und nach wieder zu einem regelm. Schulbesuch bewege. Das ich gewaltbereite Jugendliche nach und nach durch meine eigenen Gruppen oder durch Vernetzung zu anderen Angeboten zur "Ruhe" brachte... es muß einfach ein Verbindungsglied zwischen Jugendamt und Schule her.

Durch meine eigene Geschichte mit meinem Sohn sehe ich das vll. noch notwendiger... die erste Schule erkannte nicht, warum er unkonzentriert war usw... sie wollten ihn ( die PM) in seiner Aufmerksamkeit und Konzentration fördern..... das brauchte er aber gar nicht, er war unaufmerksam, weil ich die steten Wiederholungen einfach nervten.... er ist HB und Wiederholungen sind tödlich... die Lehrer kamen mir mit ganz vielen angeblichen Diagnosen, einfach weil sie nicht offen genug waren. Ich durfte mir sogar Vorwürfe machen lassen, dass ich meinen Sohn keine altersgerechten Bücher lesen lasse. Viel zu viel, zu dick, zu viele Schachtelsätze ( 1. Klasse Harry Potter).... nein eben nicht, denn er las es schnell und flüssig... HB eben...
Nach 2 Jahren wechselten wir die Schule- Privatschule... die nach Freinet arbeitete .... das war noch viel schlimmer.... die Lehrerin rief mich an... mein Sohn Klasse 3 ... Bankrechnen das kleine 1x1. Ich solle üben, er kann das nicht. Meine Antwort... klar kann er... sie nein und er merkt es sich auch nicht... ich frage ihn tgl. wieviel 8x8 ist und er kann sich einfach nicht merken, dass es 64 ist. Ich bekam das Lachen und sagte ihr, dass ich das kläre und mich gleich wieder melde.
Also ging ich in die Stube zu meinem Sohn und fragte nach 8x8... was ich bekam, war ein aufstöhnen, ein augen drehen und den entnervten satz: du nicht auch noch...... er erzählte mir dann, dass die lehrerin ihm tgl. dieselbe aufgabe gäbe und weil ihm das zu fad war, gab er ihr einfach immer die falsche antwort, denn dann regte sie sich so schön auf und es wäre nicht mehr ganz so langweilig in der schule.... ...

Also gut, cih gab diese Info an die Lehrerin weiter und sie fragte mich doch allen ernstes, was sie nun mit ihm machen solle. Hallo??? Bin cih die lehrerin??? Ich sagte ihr dann, dass sie ihn doch einfach das große 1x1 lösen lassen solle, das könne er ( meines wissens nach) nicht.

Am nächsten abend erhielt ich erneut einen anruf... ob ich sie verarschen wolle.... sie sagte meinem sohn heute in der schule, dass sie eine besonders tolle aufgabe hätte, er soll im kopf schnell 13x15 lösen... als antwort bekam sie ein grinsen und :" das kannst du selbst machen ( in der privaten schule wurden die lehrer geduzt) 14² -1 ist dasselbe Ergebnis"... und er setzte sich...
Tja und dann sagte sie mir, dass wir reden müssen, das mein sohn springen solle, denn sie könne das nicht mehr so leisten... wir sprangen dann an eine andere schule... und nicht eine klasse höher.
mein sohn war inzwischen derart neben der spur. durch die privatschule, in der er nebenbei so böse verbal und körp. gemobbt wurde, hat viel in ihm kaputt gemacht.
dann war er an eine speziell für HB Kinder ausgelegten schule... auch hier fehlten die entsprechenden sozipäd, oder sonderpäd. ... er ging nämlich inzwischen nicht mehr zur schule... wenn er da war, war er vom intellekt her richtig an der schule, meinte die lehrerin, aber diese ängste... er müsse erstmal in eine KJP und auf Medis eingestellt werden.... das war ihre lösung!!! GsD dachte das Landesschulamt so wie ich und wir wechselten erneut die schule ( inzwischen war mein sohn Anfang 4. Klasse).. damit er mehr Zeit bekam seine sozialkompetenz zu stärken, nahmen wir ihn ein jahr zurück... in anfang klasse 3... klar mit einem ungutem gefühl, denn eigentlich war ihm eh alles zu langweilig.... aber wir landeten dann auf einer winzigen dorfschule im nachbarort, mit nur 6 lehrern, nur 4 klassen insgesamt und keine klasse stärker als 16 schüler. perfekt!!! der klassenlehrer ein traum... wir erzählten unsere komplette geschichte... alles was er sagte und tat... er nahm meine hand, drückte sie und sagte: " Bringen sie mir den Jungen und sehen sie es nicht Belastung, die sie mit aufbürden, sondern als Herausforderung, die sie mir in die Hand legen. " Ich war so erleichtert. Endlich jemand, der zu verstehen schien und willig war. Der Direktor genauso.... seine Worte: " Besondere Kinder brauchen besondere Massnahmen. Wir kriegen das schon hin"... dann trommelte er sein Kollegium zusammen, nahm mich als mutter dazu, ich erzählte erneut unsere geschichte und alle 6 versprachen uns zu helfen. einzige bedingung... kein schulwechsel mehr. tja und dann zeigten sie eine engelsgeduld und knieten sich rein. Und schafften das unmögliche. Nicht nur, dass mein Sohn wieder regelmäßig zur schule ging, nein er ging sogar sehr gern. Er machte ein affentheater, wenn er wegen krankheit zu hause bleiben mußte. das er so schnell war und vieles schon konnte, lösten sie ganz einfach... entweder wurde er eingesetzt anderen zu helfen, wenn sie schwierigkeiten hatten oder er spielte mit dem lehrer schach, wenn die anderen still arbeiteten und mein sohn fertig war.

dieser lehrer händelte es auch allein in einer klasse.... 1 HB kind, 3 ADHS Kinder ohne Medis.... und ein extrem auffälliges Kind.... er bekam es hin, weil dieser lehrer nicht nur bildung als seine aufgabe sah, sondern auch erziehung. er hatte seine klasse so gut in schuss, dass sie halfen... tickte der junge aus... wußten sie, wer was machen sollte. Gehänselt wurde da niemand... alle wußten, niemand macht das mit absicht... er hat ein problem und macht es nciht, weil er einfach böse ist.... ich bedauer sehr, dass wir da nicht einfach bleiben konnten. zum abschlussfest habe ich soooo geheult... udn als mein kind dann noch die abschiedsrede hielt... war kaum ein halten bei mir. er sprach erst allgemein im namen der klasse, das war schon ergreifend und dann hängte er noch ein wenig in eigener sache dran. er bedankte sich bei den lehrern, dass sie ihn so verständnisvoll aufnahmen und vor allem, dass sie ihm die freude an schule wieder gegeben haben... da heulten dann auch die lehrer... und am ende dankte er mir, weil ich halt nicht aufgegeben habe und mit ihm gegangen bin... naja, da wars dann um mich passiert. ... aber nun bin abgeschweift... also eigentlich wollte ich sagen... die lehrer sind ein großes problem, wenn sie nicht mitmachen, nutzen alle sonderpädagogen und alle sozipäd nichts... und das sehe ich als größtes problem.

LG Zaubi


Ja, das weiß ich! Das ist sooo schade, deswegen bin ich ja ein großer Fan von Mamota .

Ein Beispiel aus meinem letzten Praktikum:

Es war das 2. HJ der 2. Klasse. Ich begann mein Praktikum nach den Winterferien. Schon am ersten Tag bat mich die Lehrerin, mich auf den Jungen mit (angeblichem!) Asperger Autismus zu kümmern. Warum nicht, dachte ich...?!

Sie nannte mir einige Probleme, die es gab und ich erwiderte, dass ich in den paar Wochen, die ich da bin, natürlich nicht viel reißen kann. Aber dass ich mir ein, zwei Kleinigkeiten heraussuche und daran mit ihm arbeiten würde.

Diese Kleinigkeit war dann 1. das ständige abhauen (gegen Ende der Praktikumszeit hat er mich sogar "freiwillig" überall hin mitgenommen und nicht mehr versucht, vor mir zu entkommen).

Und 2. war es das Aufschreiben der Hausaufgaben. Ich weiß, es ist eine Kleinigkeit. Aber das Problem war eben, dass er die Hausaufgaben nie aufschrieb und deswegen auch nie machte.

Wenn es also während der Stunde hieß "schreibt bitte die Hausaufgaben in euer Hausaufgabenheft" zückten alle Kinder ihre Hefte - nur er partout nicht.

Ich fasse mich jetzt kurz. Nach 2 Tagen hatte ich ihn so weit, dass er seine Hausaufgaben ins Heft schrieb. Und zwar nicht dann, wenn die anderen Kinder ihre Hefte zückten, sondern ich sagte dann: "R., jetzt ist das Hausaufgabenheft dran." "Nein." "Gut. Wann?" Er blickte dann zur Uhr und sagte: "Wenn der große Zeiger auf der 6 ist." (also kurz vor der Pause) "Versprochen?" "Versprochen."

Er hat jedes Mal seine Hausaufgaben ins Heft geschrieben, wenn der große Zeiger auf der 6 stand. Wer sich ein bisschen mit Asperger Autisten auskennt weiß, dass diese sich häufig feste Regeln und Rituale wünschen. Und dass man manchmal eben etwas Phantasie haben muss. Ziel war es, dass er die Hausaufgaben in sein Heft schreibt. Und das hat er jedes Mal getan.

In den drei Wochen meines Praktikums hatte sich das bei uns schon sehr gut eingespielt. Die Lehrerin verkündet das Rausholen der Hausaufgabenhefte, ich habe meinen kleinen Dialog mit R. und es klappt.

Bis zur letzten Woche. Hausaufgaben wurden genannt, ich hatte mit ihm den Dialog. Da kommt die Lehrerin wütend angeschossen, reißt sein Hausaufgabenheft aus seinem Ranzen und ruft: "nein, R., ich lasse mir das nicht länger von dir gefallen! Immer deine Extrawürste! Du schreibst jetzt sofort die Hausaufgaben ins Heft! Wen willst du hier auf den Arm nehmen?" R. hat es natürlich nicht getan. Dafür hat er in der Pause das Jungenklo (auf das ich ihn bis dahin nie begleiten musste) unter Wasser gesetzt und später in der Betreuung eine Gardine in Brand gesteckt.

Die Lehrerin war der Meinung, dass die Regelung in den vergangenen Wochen doch gezeigt habe, dass R. seine Aufgaben ins Heft schreiben könne und vertrat nun die Ansicht, dass er es auch auf ihr Geheiß hin tun müsse . Das ist prinzipiell ja auch verständlich, aber sie hat dabei nicht beachtet, dass (Zitat Zaubi sinngemäß) "besondere Kinder besondere Maßnahmen" benötigen.

Natürlich ist es das Ziel, dass R. irgendwann sein Hausaufgabenheft herausholt und die Aufgaben einträgt, wenn es alle anderen tun. Aber dieser nächste Schritt hätte ganz anders vorbereitet werden müssen.

Ich habe an dieser Stelle und bei anderen Gelegenheiten vermutet, dass es die Lehrerin manchmal etwas gewurmt hat, dass da eine SoPädStud kommt, die ein Gespür vor den Jungen hat, mit dem sie sich seit 1,5 Jahren "herumschlug". Vielleicht hatte sie aber auch wirklich kein Verständnis für die Besonderheiten, die Kinder mit Asperger Autismus so an sich haben ... Man weiß es nicht. Mit ihrem Ausbruch hat sie den Jungen jedenfalls wieder weit zurückgeworfen. Er war bis zu meinem Praktikumsende nicht mehr zugänglich, konnte dem Unterricht nicht mehr folgen und hat täglich versucht zu stehlen (ein Verhalten, was er schon länger abgelegt hatte).

***

Es sind übrigens nicht nur die Regelschullehrer der alten Schule, die der Inklusion skeptisch gegenüberstehen. Auch die alten Förderschulhasen haben Angst, aus ihrer kleinen Förderschulwelt herausgerissen zu werden und in I-Klassen an Regelschulen gesteckt zu werden.
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