Mütter- und Schwangerenforum

Selbstverletzendes Verhalten in der Pubertät!

Anonym 1 (211091)
0 Beiträge
19.03.2024 20:31
Langsam bin ich etwas am Verzweifeln, aber ich weiß nicht so richtig, wie ich damit umgehen soll/ muss.
Ignorieren oder darauf ansprechen?

Sie ist mitten in der Pubertät, hat ziemlich Stress in der Schule ( da sind wir dran, hab regen Kontakt mit der Schule usw.)

Stresst permanent ihre Schwester, respektiert nicht ihre Privatsphäre.

Sie bekommt Wutanfälle,wo sie schreit alles durch die Gegend wirft ( auch ihre teures Make Up) nicht vor Zimmer ihrer Schwester halt macht, so das auch sie nicht begeistert ist ( Und Wutanfall bekommt), Teufelskreis.

Und was mir am meisten Sorgen macht, sie ritzt sich an den Armen oder kneift sich.

Spreche ich sie auf das Ritzen an oder ignoriere ich das einfach.
( das es sicher nur eine Phase ist und wieder vorbei geht, weiß ich aber , aber der Umgang fällt mir gerade schwer).

Man hat permanent keinen Bock immer nein Phase.

Ich rede viel mit ihr.
Nehme mir Zeit nur für sie.

Lass sie mit mir kuscheln, aber ich weiß nicht mehr weiter.

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Da es ein Sensibles Thema ist.

nilou
14322 Beiträge
19.03.2024 20:36
Ritzen in den Armen/selbstverletzendes Verhalten dieser Art würde ich nicht als Phase in der Pubertät mehr ansehen. Da würde ich schnellstmöglich das Gespräch mit ihr suchen und auch einen Termin beim Arzt machen. So was kann man dich nicht ignorieren.
Anonym 2 (211091)
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19.03.2024 20:41
Ich würde es definitiv ansprechen und auch nicht davon ausgehen, dass es nur eine Phase ist. Das kann ganz schnell zur Sucht werden und wird es immer schlimmer.

Versuch auf jeden Fall mit ihr zu reden und tu nicht so als wäre nix. Das ist ein unbewusster Hilfeschrei deines Kindes und den solltest du definitiv Ernst nehmen.
Wenn sie nicht wollen würde das du es weißt, dann würdest du es auch nicht wissen.

Unser Kind hatte sich vor ca einem Jahr angefangen zu Ritzen. Nach vielen Gesprächen und noch mehr Tränen und viel Reflexion haben wir rausgefunden warum sie damit begonnen hat bzw wie es dazu kam, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste.
Im Oktober kam dann von unserem Kind die Ansage, es sei mittlerweile zur Sucht geworden, aber wir müssen uns keine Sorgen machen, denn sie ist da alleine reingerutscht und daher schafft sie es auch alleine wieder raus. Wir haben ihr den nötigen Freiraum und das Vertrauen gegeben, aber immer signalisiert, dass wir jederzeit für sie da sind.
Seit Oktober ist sie nun Ritz-Frei und wieder viel offener geworden.
Es war eine schwere Zeit für uns Allen, aber das Schlimmste haben wir gemeinsam geschafft.
Anonym 1 (211091)
0 Beiträge
19.03.2024 20:48
Ich habe gerade gelesen das es durch aus sein kann, das es an der Therapieform liegt die sie gerade macht um die Schulprobleme in den Griff zu bekommen.

Das ich geschrieben habe das es wahrscheinlich eine Phase ist, hat seinen Grund auf was ich nicht näher eingehen werde.

Aber ich nehme es definitiv ernst.

Ich werde versuchen ihre da eine alternative anzubieten.
Anonym 3 (211091)
0 Beiträge
19.03.2024 20:52
Wie kommst du darauf, dass es nur eine Phase ist, die vorbei geht? Selbstverletzendes Verhalten ist eigentlich immer ein Ausdruck einer starken seelischen Belastung. Da sollte man definitiv nicht warten, dass es von alleine wieder weg geht. Daher auf jeden Fall ansprechen, Hilfe anbieten, auf Ursachenforschung gehen, bevor es zur Sucht wird, wirklich ernsthafte Verletzungen entstehen oder es sich zu einer ernsthaften psychischen Störung entwickelt.
Mein Kind hat das auch über einen längeren Zeitraum gemacht. Um sich selbst zu spüren und Druck abzubauen. Die Hauptdiagnose war letztendlich eine Depression sowie eine Angstörung. Hier hat letztlich eine Psychotherapie geholfen, da wurden auch Alternativstrategien vermittelt.
Ich würde das echt nicht auf die leichte Schulter nehmen und eher früher als später Hilfe suchen. Die Wartelisten bei Therapeuten sind leider lang.
Dream1992
1909 Beiträge
19.03.2024 20:55
Liebe TE, ich schreibe als eine mittlerweile vernünftige Erwachsene Frau und Mutter und gleichzeitig aber auch als ehemaliger Teenager der sich exakt so verhalten hat.

Ich habe mich selbst verletzt, habe rumgeschrien, Türen geknallt, Drogen ausprobiert, Alkohol getrunken bis zum Blackout, Geklaut, Gelogen, mich geprügelt und einfach alles mitgenommen was man so falsch machen kann.

Warum ? Weil ich mein Leben gehasst habe. Weil ich, wie ich heute weiß, eine chronische Depression habe und zeitweise schwere depressive Phasen.
Weil ich Hilfe gebraucht hätte, aber nicht bekam.
Weil meine Mutter das alles ignoriert hat.

"Geht von alleine weg", "Ist nur eine Phase", "Die wird sich wieder beruhigen", "Nachher kommt sie wieder angekrochen und Entschuldigt sich" waren Standardsätze, wenn sie sich bei Ihren Bekanntschaften über mich unterhalten hat (Natürlich in meinem Beisein, damit ich mitbekomme wie "Böse" ich aktuell wieder bin, oder aber so laut, dass ich es in meinem Zimmer hören konnte)

Das hat nicht geholfen. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich nicht gesehen gefühlt. Nicht verstanden und vor allem nicht Ernst genommen. Belächelt und abgewunken als "Teenager halt".

Wenn ein Teenager, oder Kind oder Erwachsener. Völlig egal welche Altersklasse, sich so Verhält, steckt meiner Meinung nach immer mehr dahinter als "nur" die Hormone.

Das muss angesprochen, muss ernst genommen werden.
Muss unter Umständen behandelt werden.

Natürlich auf eine sehr sanfte Weise. Es bringt nichts, wenn du sie mit Vorwürfen bombardierst warum sie das macht.
Gleichzeitig sollte sie aber schon merken, dass es dir Sorgen bereitet.
Als meine Mutter erfahren hat, dass ich mich selbst verletzt habe (Damals hatte ich mir "I HATE U" (Deutsch: Ich hasse dich) eingeritzt und es war an sie gerichtet) kam nur der Spruch: "Hab ich früher auch gemacht". wow..

Ich wollte Hilfe, ich wollte zum Psychologen.
Diese Einsicht, das ich Hilfe brauche hatte ich damals mit "grade mal" 16 Jahren. Und von ihr kam nur der Satz, dass Psychologen alle nur Pillen verschreiben wollen und mir nicht helfen werden. Das sei nur eine Phase und geht von alleine weg.

Wäre sie damals mal etwas auf meine Probleme eingegangen und hätte mich ernst genommen, hätte ich mir eine Jahrelange Therapie als bereits Erwachsene sparen können.

Das ich heute keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter habe ist glaube selbstredend. Heute weiß ich was alles schief gelaufen ist aber es wäre schade um die Beziehung zu deiner Tochter wenn es ähnlich liefe.

Mein Rat: Such das Gespräch. Sprich es an.
Sag ihr, das du dir Sorgen machst und das du sie liebst.
Das du ihr helfen möchtest. Das sie keinen Ärger dafür bekommt.
Frag sie ob sie weiß warum sie das gemacht hat/macht.
Ob sie das schon öfter gemacht hat (und du es villt nur nicht gemerkt hast, war ja Winter, lange Kleidung und so)
Und schlag ihr vor zu einem Arzt zu gehen. Ohne Ärger. Ohne Vorwürfe und ohne Anschuldigungen
-M-Y-A-
23382 Beiträge
19.03.2024 21:07
Bloß nicht ignorieren, dahinter steckt immer ein Grund. Sag ihr, dass du es siehst und wenn sie mit dir reden will, dass du zuhörst. Erkläre ihr, dass es wichtig ist, sterile klingen zu benutzen, damit keine Infektion entsteht. Sag ihr, dass sie zu dir kommen kann, wenn die Schnitte zu tief sind und du verbindest ihre Wunden. Mach ihr keine Vorwürfe. Und überlegt zusammen, ob ein Besuch bei einem Therapeuten nicht die richtige Alternative wäre. Dort lernt sie ggf auch mit welchen Hilfsmitteln sie vom ritzen loskommt (z. B. Gummiband um das Handgelenk und das dann schnalzen)
Marf
28576 Beiträge
19.03.2024 21:26
Nicht ignorieren - sondern gutes Verbandmaterial bereitstellen,zeigen wie man es verwendet und ihr erklären das man da ist für sie.
Ritzen ist Druckabbau.Damit kompensiert sie etwas,gleicht sich aus.
Und eine Phase ist es absolut nicht!
Anonym 4 (211091)
0 Beiträge
19.03.2024 22:59
Nicht weichgucken und ernst nehmen,
Meine Tochter hat es auch gemacht, tatsächlich fing es als Phase an, sie sah es in einem Anime, aber darauf möchte ich nicht eingehen. Das habe ich mir nicht ausgedacht , sie hat es uns selber so gesagt. Irgendwann wurde es normal und sie bemerkte, sie kann Druck damit ablassen. Mir ist es recht schnell aufgefallen und ich habe das Gespräch gesucht. Es war eine sehr schwierige Zeit, sie bzw. wir hatten mit vielen Schicksalsschlägen zu kämpfen und wir konnten ihr da leider nicht alleine helfen. Wir sind dann zum Kinderarzt und haben uns eine Überweisung für den Psychologen geholt. Wir haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen, denn meine Tochter wollte Hilfe. Es hat ihr so sehr geholfen und uns Eltern auch. Sie war ca. 2 Jahre in Therapie und heute geht es ihr richtig gut. Sie sagt selber, es hat ihr sehr geholfen.
Such das Gespräch und biete ihr Hilfe an, sag ihr, dass du für sie da bist.
Nickitierchen
26487 Beiträge
20.03.2024 08:08
Ich habe mich seit ich 15 bin, immer wieder Selbstverletzt. Immer wieder auch als Erwachsene. Hatte nie eine Therapie. Habe meinen selbsthass mit mit Hungern und ritzen ausgedrückt.

Jetzt steht dieses Jahr eine Diagnostik an, weil ich vermute, dass ich adhs habe, welches zu starken überkompensieren und maskieren geführt hat, weil ich mein impulsiv Verhalten verdecken bzw wieder gut machen wollte. Das erzeugte sehr viel Druck und durchaus depressive Episoden. Was ich aber erst jetzt erkenne.

Mein Tipp.
Ansprechen.
Dasein.
Hilfe anbieten.
Skills raussuchen.

Die Therapeuten wegen Schule auch ansprechen, ob evt eine Diagnose dahinter stehen kann.

Anonym 5 (211091)
0 Beiträge
20.03.2024 09:03
Ich würde das Verhalten deiner Tochter auch nicht ignorieren. Selbst wenn es jetzt "nur" eine Phase wäre.
Was ich jetzt schreibe, ist ohne psychologischen Hintergrund, nur meine eigene Erfahrung.
Auch wenn das selbstverletzende Verhalten deiner Tochter bald vorbei ist, ist es vllt. doch irgendwo in ihr drin. Die Angewohnheit, der Hintergedanke, dass das eine Lösung für ein Problem sein kann.

Ich habe mich in meiner Jugend auch selbst verletzt. Nie tief und selbst jetzt kann ich nicht wirklich sagen, was genau die Auslöser waren. Und ich habe es sehr verdrängt, sodass ich mich lange gar nicht aktiv daran erinnert habe.
Nach meiner Fehlgeburt ging es mir richtig schlecht, ich habe angefangen mit jemandem zu reden, der einen therapeutischen Hintergrund hat und bin immer tiefer in das Loch gefallen, weil ich begonnen habe, aufzuarbeiten. Er fragte mich nach meiner Kindheit (das war die erste Frage) und meine spannte Antwort: Da brauchen wir nicht drüber reden, das war alles gut.
Bald darauf bin ich dann (im Erwachsenenalter also erst) magersüchtig geworden (und zum Glück körperlich wieder rausgekommen, auch wenn manchmal noch Gedanken in die Richtung kommen) und habe die Selbstverletzung wieder angefangen. Wieder nicht tief. Und das war erstmal Grund genug für mich, mir zu sagen: Ist ja nicht so schlimm!
Es hat lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass das Verhalten alleine schon falsch ist. Und noch länger, bis der Drang danach wirklich aufgehört hat.

Ich mache meinen Eltern dahingehend keinen Vorwurf und sehe es manchmal immer noch nicht als so "schlimm", was in meiner Jugend war, aber manchmal denke ich schon, wenn ich damals schon geredet hätte, dann wäre es vllt jetzt nicht so weit gekommen.
Deswegen nimm das Verhalten deiner Tochter ernst und glaube nicht, nur weil die Selbstverletzung vllt wieder aufhört, dass alles wieder gut ist. Ich dachte 30 Jahre lang dass alles gut ist, bis ich gemerkt habe, dass es doch Schubladen gibt, die geöffnet werden müssen.
Tifa
8592 Beiträge
20.03.2024 09:45
Nur den Eingangspost gelesen.

Als betroffene von selbstverletzendem verhalten rate ich dringend zu psychologischer Hilfe. Das ist nicht „Pubertät“ oder „ein bisschen stress“ in der schule. Sich selbst zu verletzen ist keine Laune, deine Tochter braucht Hilfe. Gib ihr die.
Anja_FFM
2703 Beiträge
20.03.2024 10:35
Dem kann ich mir anschließen.

Sowas darf man nicht ignorieren. Das ist ein Schrei der Seele. Der Druck ist zuviel, die Bewältigungsstrategien fehlen. Wenn sich die Selbstverletzung mehr ubd mehr als Strategie etabliert, ist das ein übler Kreislauf. Ich hab das 20 Jahre lang gehabt, nun bin ich seit über 10 Jahren nicht rückfällig geworden, aber das war ein harter Weg. Das ist keine Mode, wo man mitmacht, weil es gerade hipp ist, sondern dahinter steckt viel Leid. Das sollte man nicht ignorieren.

Es gibt mittlerweile Therapieansätzw. Mir hat DBT total geholfen.
Mommy_CIA
48 Beiträge
20.03.2024 19:54
Ich hab jetzt die anderen Antworten nicht angesehen.

Nimm das selbstverletzende Verhalten deiner Tochter bitte ernst. Ich hab damit mit13 ca angefangen und es war keine Phase, sondern schwere psychische Probleme mit Suizidgedanken. Heißt nicht, dass es bei jedem so ist, aber es kann so sein. Also bitte nicht ignorieren, aber auch keine Vorwürfe machen. Ein verständnisvolles Gespräch führen, ihr sagen, dass du dir Sorgen machst und sie immer zu dir kommen kann.

Ich hab selbst eine 13-jährige Tochter und es ist ziemlich schwierig oft, weil sie nur noch genervt ist und total schnell "abgefuckt" (ihre Worte!) ist, v.a. von den kleineren Geschwistern. Das macht das Zusammenleben oft sehr angespannt. In unserem Fall sag ich ihr aber auch ganz klar, dass ihr Verhalten auch nicht ok ist. Ich finde, nur weil man in der Pubertät ist, kann man sich nicht alles erlauben.
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