Mütter- und Schwangerenforum

Abgeguckte "Sprachfehler"

Nuya
10638 Beiträge
02.12.2016 20:40
Ich krieg die Kriese...

Minimann spricht sehr deutlich, selbst fremde Leute verstehen ihn auf Anhieb, selbst wenn er leise, oder in die falsche Richtung spricht, sämtliche Laute (auch sch, s und ch - beide), oder auch Lautfolgen, Doppelkonsonanten, sind korrekt.

In seiner KiTa-Gruppe ist ein Junge, der spricht anstatt ich-is, anstatt, nicht-nis, und so weiter. Keine Ahnung, wie man das nennt, aber jedenfalls ersetzt er das ch und das sch durch ein s.
Und ehrlich, ich krieg so die Kriese, seit einer Weile bringt mein Minimann das mit heim, sprich er macht den "Sprachfehler" des anderen Kindes nach...
Am Sonntag ist er dann so weit gerebootet (also mein Kind), dass er dann wieder normal spricht, also alle Laute korrekt bildet. Und kaum kommt er Montag aus der KiTa wieder heim, geht das wieder los...

Er kommt sowieso immer total überreizt aus der KiTa heim, und nun auch noch das, seit einigen Wochen. Manche Tage hab ich wirklich das Gefühl, ein "fremdes" Kind abzuholen, ich erkenne ihn dann kaum wieder, so anders verhält er sich.

Ich weiß schon, dass Kinder sich in der KiTa anders verhalten als daheim, aber erstens diese mit nach Hause gebrachte Sprachauffälligkeit NERVT tierisch, weil es einfach nicht nach ihm klingt, er klingt echt total ähnlich wie dieses andere Kind dann, er macht es halt nach...
Und zum anderen sind manche Diskrepanzen im Verhalten wirklich groß. z.B.: daheim malt er schon seit geraumer Zeit erkennbare Bilder, in der KiTa nur Krikelkrakel. Er kann sich die Schuhe richtigrum anziehen, und in der KiTa kann er es plötzlich nicht, sprich, wenn er feststellt, dass er "versehentlich" den richtigen Schuh am richtigen Fuß hat, wechselt er den Schuh und grinst sich einen und zieht ihn absichtlich falsch an, und behauptet dann er könne es nicht. Uuuuuuund so weiter...

Und wenn es nur ist, dass ihr mir sagt, dass eure Kinder das auch gemacht haben (insbesondere das mit dem abgucken von "Sprachfehlern"), sagt mir, dass das vorbei geht, und idealerweise hätte ich auch gerne die Patentlösung dafür von euch, falls es die gibt.
Falls es keine gibt, dann beruhigt mich bitte einfach, dass es bei euch auch so war, und dass es vorbei geht (wann?!).

02.12.2016 20:43
Mach dir keinen Kopf. Mein Sohn konnte auch sehr gut sprechen bis er einen besten Freund im Kiga fand der lispelte. Jedes Mal wenn die beiden zusammen waren nahm mein Sohn seine Aussprache an. Er macht es nach aber er kann ja normal sprechen. Heute ist mein Sohn in der Schule und durch einen Umzug haben die beiden keinen Kontakt mehr miteinander und mein Sohn hat nie wieder gelispelt. Außer das es nervt wenn man man weiß das sie richtig sprechen können ist es nicht weiter schlimm.
shelyra
69230 Beiträge
02.12.2016 22:02
das sit alles nur eine phase! die kommt und geht wieder...

tim ist 6 und er redet zur zeit nur in "geheimsprache" kein mensch versteht ihn dann (außer seinen freunden. die können auch fach-chinesisch)... das ist auch sehr lustig!

tief einatmen, tief ausatmen udn ignorieren. so gehen wir damit um... wenn er merkt keiner reagiert weil wir ihn nicht verstehen kann er plötzlich auch wieder normal reden (aber keine ahnung ob das bei euch auch funktionieren würde. deiner ist ja noch kleiner...)
02.12.2016 22:03
Macht der grosse auch... Da wurde ZB aus trekker - tregger... Und vieles kann er auch angeblich nicht... Bei ihm ist das eine Form, ganz schnell seine akkus an Aufmerksamkeit aufzuladen,wenn er Hilfe einfordert
Ich habe aber auch schon - zb beim hno beim hörtest gemerkt, dass er bewusst Fehler macht, wenn man ihm x-mal erklärt wie etwas geht,also als ob er sich das nicht merken könnte.
Bei deinem kleinen denke ich aber, dass noch etwas dazu kommt. Er ist ja ohne Zweifel in vielem erheblich weiter als gleichaltrige... Inkl der daraus u.u. Resultierenden Probleme... Es würde mich nicht wundern, wenn er versuchen würde sich der Masse anzupassen
02.12.2016 22:04
Meine Tochter hatte sich im Kiga die Babysprache einer Freundin abgeguckt Das hat mich manchmal fast irre gemacht. Hat sich sofort gelegt, als die Freundin aus dem Kiga raus war.
Zusätzlich hatte sie noch eine Erzieherin, die "schlechtes" Deutsch gesprochen hat. Auch das hat sie sich abgeguckt. Mit Schuleintritt wurde das sofort besser und ist jetzt, nach drei Monaten, komplett weg.
Mocca
4459 Beiträge
02.12.2016 22:06
Ich glaube tatsächlich, dass es eigentlich eine große Leistung ist, die anderen Kinder zu spiegeln und sich ihnen anzupassen.
Wir hatten ja schon festgestellt, dass Schnuppi und Dein Sohn viele Parallelen haben.
DAS ist keine Ausnahme.
Er war früher im Kindergarten sehr isoliert, weil er viele Worte genutzt hat, die die anderen Kinder nicht verstanden haben oder das komisch fanden.
Mit der Zeit hat er die Sprache der anderen Kinder angenommen.
Wenn er am Nachmittag bei einem bestimmten Freund spielen war, dann kann ich mich auch immer auf eine Woche "Is mag das nis." einstellen.
Oder beim Brettspiel zählen wie "Eins, Swei, Grei..."
Ich muss mir auch immer auf die Zunge beißen, glaube aber, dass das mehr ist als pures Nachahmen, sondern wirklich versucht wird eine Ebene mit den anderen Kindern zu finden und das ist echt groß.
Nuya
10638 Beiträge
03.12.2016 00:16
Ich bin schonmal beruhigt, dass wir nicht allein damit zu sein scheinen. Danke euch allen dafür. Es nervt nur so unglaublich

@Shelyra: Ok, also ooohhhmmm mal wieder.
Ignorieren war auch mein Gedanke dazu, nur manchmal ist es gar nicht so einfach, wenn sich mir die Zehnägel hoch rollen.
Ich dachte mir, er KANN es ja, es ist ja nicht so, als müsste er die richtige Aussprache lernen. Wenn wir großes Aufhebens drum machen, wird es sicher eher schlimmer, als besser.
Zum Beispiel, wenn wir sehr konzentriert irgendwas zusammen machen, worauf er sich konzentrieren und einlassen muss, und was ihm Spaß macht, oder wenn er alleine was mit viel Konzentration macht, baut, Buch liest, dann vergisst er das falsche Sprechen auch, und spricht plötzlich normal.

@TweeDwargen : Er will ja dann oft auch trotzdem keine Hilfe.^^
Das mit dem Masse anpassen ist halt die Frage, er ist zwar weit, ja, aber er ist auch in der KiTa-Gruppe von den 3-6 jährigen. Es werden ja nicht alle Vorschulkinder Sprachfehler haben und Krikelkrakel malen...
Naja, wobei das Problem bei den Vorschulkindern natürlich ist, dass die nicht unbedingt mit nem 2 jährigen spielen wollen, er wird wohl dennoch vermutlich die meiste Zeit mit den 3-4 jährigen spielen, aber auch bei denen wird es ja nicht nur welche mit Sprachfehler und Krikelkrakel geben...

Sprache und Unterschiede in der Sprache faszinieren ihn aber halt auch. In der S-Bahn wird die Ansage an manchen Bahnhöfen auch auf Englisch wiederholt, und letzlich sprach er ein Paar, welches sich auf Englisch unterhielt an, ob die die Ansage in der S-Bahn machen würden.^^ Es fasziniert ihn, wenn Leute anders sprechen. Er "bayert" (so kann mans nicht nennen, es ist immer noch Hochdeutsch, nur die Schwiema spricht mit leichtem Einschlag, und sein Großonkel mit recht deutlichem Einschlag, Minimann spricht nur in entsprechender Gesellschaft mit seeeehr leichtem Einschlag) auch intensiver, wenn die Schwiema da ist, oder wir in Bayern aufm Dorf sind.

@Mocca: Ja, stimmt, unsere scheinen sich in manchen Punkten zu ähneln.
Zählen waaahhh, da hab ich hier auch so ne nervige Geschichte. Normal guckt er sich kleine Mengen an und sagt auf einen Blick, wie viele Dinger es sind, und wenn er diese "KiTa-Schädigung" da mit heim bringt, dann zeigt er plötzlich mit den Fingern auf die einzelnen Sachen und zählt eeeins, zweeei, dreeei, viiieeer. aahhh...

Einerseits macht mir dein Beitrag Mut, da du es so positiv darstellst, dass mir das im Hinterkopf sicherlich den Umgang damit erleichtern wird, in dem Sinne, dass ich es nicht mehr nur als nervig wahrnehmen muss, sondern eventuell auch als positiv umdeuten kann, aber andererseits machts mir auch bissel Sorge... Da es halt auch zu Frustration führen kann.

Er ist sehr Detailversessen, und hat den entsprechenden großen Wortschatz. Als Beispiel hatten wir letzlich Besuch von einem anderen Kind, und ich hab Minimanns wachsende Verzweiflung beobachten können, mit dem Kind zu sprechen. Er sprach erst von Gleisen, Schwellen, Schotter, Stromschiene für die S-Bahn-Gleise, Oberleitungen für die ICE-Gleise, und dass dann auch nur die entsprechenden Züge auf den entsprechenden Gleisen fahren können, etc. Und das andere Kind kannte nur das Wort Schienen, und nicht die ganzen Details drumherum. Da merkte ich bei meinem schon den Frust, der immer mehr wurde, dann eine einfacher werdende Sprache bei ihm, und schlussendlich hat er angefangen dem anderen Kind Dinge weg zu reißen mit den Worten "Du kannst das nicht". Also erstens ist das Verhalten nicht ok, mit dem Wegreißen, und zweitens wurde er zunehmends unglücklich in dem Kontakt, immer Einsilbiger.
Am Ende hatten sie dann aber beim gemeinsamen Toben, und auf dem Sofa turnen und hüpfen nochmal recht viel Spaß, das war ja aber auch eine rein motorische Angelegenheit. Da war er dem anderen Kind übrigens recht weit hinterher und hat versucht sich da was abzugucken, und ist einmal runter gepurzelt.^^

Das kommt ja dazu, eine große Diskrepanz in der Entwicklung. Kognitiv und sprachlich weit, motorisch und sozial nicht so weit, zumindest instinktiv nicht. Sich kognitiv etwas erschließen und den Bewegungsablauf umsetzen funktioniert. Letzlich wollte er auf einen Holz-Elefanten klettern, und hat sich innerhalb kürzester Zeit eine Strategie entwickelt, um hoch zu kommen. Den Rüssel als Tritt verwendet, erst mit dem falschen Fuß, festgestellt, es würde mit dem anderen besser gehen, den anderen genommen, sehr bewusst sich hoch gezogen, und plötzlich konnte mein zugegeben relativ ungelenkes Kind den größten der Elefanten ohne Hilfe erklettern, was andere Kinder, die motorisch instinktiv offensichtlich fitter waren als er, nicht geschafft haben, weil die Überlegung, die mein Minimann rein gesteckt hat, gefehlt hat (Rüssel als Tritt, welchen Fuß nehm ich, in welche Richtung muss ich mich drehen).

In der KiTa nehmen manche Erzieher ihn als Reaktionslangsam war, aber seine Bezugserzieherin (und auch wir) sehen das eher so, dass er alles erstmal aus allen Richtungen angucken und überlegen und argumentieren muss. Dadurch ja, ist er reaktionslangsamer als andere Kinder, aber deswegen ist er nicht wirklich in dem Sinne "langsam". Immerhin ist er eher auf den Elefanten gekommen, als andere Kinder, obwohl er unmittelbar langsam reagiert, evtl erstmal um den Elefanten herum geht, und sich alles genau anguckt, und schließlich rauf klettert, während ein als reaktionsschnelles Kind beschriebenes Kind direkt versucht hoch zu klettern, es aber dann ggf. nicht schafft.
Seine Bezugserzieherin sieht es auch so, und sagt "er wäre nicht wirklich langsam, in der Pause könnte man es arbeiten sehen, und danach ginge das Lichtlein an, und wäre dann dafür sehr hell".
Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass das insbesondere im schnellen Spiel auf andere Kinder auch langsam bis hin zu leicht vertrottelt, zerstreut wirken kann...

Ja viel blabla um nichts, ich mach mir mal wieder Gedanken um die KiTa-Situation und bin gespannt auf einen Abgleich im März bei den Entwicklungsgesprächen...

Das mit dem abgeguckten Sprachfehler werd ich aber schon mal vorher ansprechen, einfach um die Meinung der Erzieher zu hören. Jedenfalls weiß ich nun schonmal, dass das normal ist, und dass doch einige Kinder das machen, und das beruhigt mich ein Stück weit.
Schaf
12473 Beiträge
03.12.2016 12:12
Achte mal bei Dir selbst darauf, wie Du in verschiedenen Gruppen sprichst.

Ich habe bspw. eine Freundin mit starker Wortmelodie (sie singt also sehr stark beim Sprechen). Nach 2 Sätzen mache ich das auch.

Eine andere Freundin verwendet ein paar Worte, die ich normalerweise nie sage, mit ihr aber ganz oft!

Das ist menschlich, weil wir dazu gehören wollen und eine Meisterleistung vom Hirn sich dem Gegenüber anzupassen. Sei stolz auf Deinen Sohn, dass er schlechter spricht, damit der andere ihn versteht.
03.12.2016 14:39
Imitation und Anpassung im Kleinkindalter gehören zu den großen Stärken der Spezies Mensch. Ich würde mir also keine Sorgen machen. Das ist völlig normal und tatsächlich ein Zeichen dafür, dass er seine Umwelt wahrnimmt und spiegelt.

Total interessant diesbezüglich ist die Kellog-Studie:
http://folio.nzz.ch/2002/dezember/der-schimpanse-i m-kinderwagen
  • Dieses Thema wurde 2 mal gemerkt